Nocturnal Culture Night 2018 - Deutzen
10.11.2018 | 18:3907.09.2018, Kulturpark
Das Coming-Home-Festival für die ältere Generation der schwarzen Szene.
Bestes Wetter bietet der letzte Festivaltag. Doch bevor es auf das Gelände geht, steht ein Besuch beim alljährlichen Fußballspiel an. Die "Deutzen-Ultras" haben sich traditionell mit allerlei Equipment am Rand positioniert und feuern die heimische Mannschaft an. Dieses Schauspiel gehört mittlerweile zum festen Bestandteil der Nocturnal Culture Night. Der Sportverein legt das Spiel auch immer so, dass es genau zum Festival dort stattfinden kann. Denn mittlerweise freut es den Verein, dass eine Handvoll der Festivalbesucher die Mannschaft so anfeuert und für gute Stimmung sorgt.
Anfeuern, das macht auch der Sänger von ORANGE SECTOR. Und das klappt auch von Anfang an recht gut und ohne viel Mühe, denn die Fans der Band machen ordentlich mit. Die beiden Musiker geben sich cool und lassen den Fans kaum Zeit, um mal kurz durch zu schnaufen. 'Der Maschinist' oder auch 'Volle Kraft voraus' lassen den Boden unter den Füßen erzittern. Den Besuchern gefällt die Show der beiden und so gibt es eine geballte Ladung Applaus.
Mit der folgenden Band auf der Amphibühne geht es musikalisch in eine ganz andere Richtung. D:UEL (PROPAGANDA) bringt den Klang der achtziger Jahre zurück auf die Bühne. Die beiden Sängerinnen Claudia Brücken & Susanne Freytag treten im schicken golden Gewand vor ihre Fans und können durchaus nicht nur optisch begeistern. Los geht es mit einer Vertonung des Gedichtes von E.A: Poe 'Dream Within A Dream'. Nicht lange dauert es, bis die Klassiker wie 'Dr. Mabuse' oder 'Duel' erklingen. Für viele ist diese Art der Musik zwar schon damals zu soft und kommerzlastig gewesen, doch irgendwie das Ganze mal in echt zu erleben, das hat schon was! Zumal die Band ja eigentlich nicht mehr existent ist, beziehungsweise sich immer mal wieder auflöst und wieder zusammenfindet. Auch das NICO-Cover 'Femme Fatale' erklingt an diesem Abend. Die Show der Band wirkt insgesamt sehr stimmig und man sieht den Mitgliedern an, dass auch sie mit Freude dabei sind. "Ich habe meine Peitsche - jetzt kommt die Peitsche dran!", so wird 'Discipline' durch die Sängerin angekündigt. Bei dem THROBBING CRISTLE-Cover kommt sie zum Einsatz. Dazu noch zwei Trommler und fertig ist ein tolles Lied. Hat durchaus einen gewissen Charme. Die Besucher danken es mit viel Applaus und so ist das Konzert für viele das heutige Highlight.
Mit alten bekannten Klängen geht es elektronisch danach weiter. WELLE: ERDBALL steht auf der Weidenbogenbühne und hat selbstredend den Commodore 64 mitgebracht. Schließlich ist ohne den ein Konzert von WELLE: ERDBALL undenkbar. Aber auch er kann nicht alles und so hat bei 20.000 Meilen unter dem Meer' die Sangesdame einen kurzen Texthänger beziehungsweise -aussetzer. Na ja, das kann durchaus mal passieren und ist nicht weiter tragisch. Die Fans klatschen einfach und singen mit und so ist der kleine Fauxpas schnell vorüber. Sänger Honey wirkt zu Beginn ein wenig schlecht gelaunt, was sich jedoch im Laufe des Konzertes legt. Die beiden Damen präsentieren zu 'Arbeit adelt!' ihre großen Schilder mit diversen Phrasen wie "Kaufen", "Schlaf weiter" oder "Vermehre dich". 'Der Telegraph' oder auch der 'VW Käfer' sind heute mit im Set. Die Fans feiern die Show ausgelassen und mit 'Feuerwerk', einem STEPHAN REMMLER-Cover, geht das Programm zu Ende. Doch für ihre Sympathiebekundungen werden die Fans belohnt. Okay, schließlich fehlen ja auch noch einige Gassenhauer. 'Monoton & Minimal' und der 'Starfighter F-104G' bringen die Menge noch einmal richtig in Bewegung und so geht das kurzweilige Konzert dann zu Ende.
Auch im Anschluss gibt es wieder einen Stilbruch. I LIKE TRAINS aus LEEDS begeistert mit verträumten aber druckvollen Post-Rock die Besucher vor der Parkbühne. Selten erlebt man eine Band, die mit einer solchen Intensität auf der Bühne agiert und der man jeden einzelnen Ton nachfühlen kann. Wow, das ist Gänsehaut pur! Allein schon der Opener 'Terra Nova' ist dafür ein Paradebeispiel. Sänger David Martin kann mit seiner markanten Stimme das Publikum wunderbar verzaubern. 'A Rook House For Bobby' aus den Anfangsjahren der Band ist eines der Highlights des Auftrittes. Das ruhige 'Reykjavik' kann die Fans ebenso überzeugen, aber mit 'Spencer Perceval' ist leider schon Schluss. Das Ganze hätte ruhig noch so weiter gehen können. Alles in allem jedoch ein ganz starkes Konzert von einer Band, die ihre Musik auf der Bühne lebt. Hier bedarf es keiner weiteren Bühnenshow, um die Musik dem Publikum näher zu bringen.
Langsam aber sicher geht das diesjährige NCN zu Ende. So richtig mag man daran zwar nicht denken, aber es wird langsam dunkel und die letzten Bands stehen an. Auf der Kulturbühne hat sich STALINGRAD VALKYRIE angekündigt. Die Formation besteht aus Mitgliedern der Band KIRLIAN CAMERA und ist deren Nebenprojekt. Am Mikrofon steht auch hier Elena Fossi. Musikalisch erinnert vieles an die Hauptband, doch der Sound ist nicht so poppig. Böse Zungen behaupten sogar, dass es mittlerweile die bessere Band der Band ist. Aber na ja, das ist Ansichtssache. 'Borders Of Salt' kann kommt jedenfalls super bei den Fans an und die beklatschen die Formation sehr gut.
Ein letztes Mal wird es voll vor der Amphibühne, denn mit ZEROMANCER steht eine gut bekannte Band des Festivals auf der Bühne. Schließlich sind die Jungs aus Norwegen nicht das erste Mal hier. Mittlerweile hat sich die Band zum absoluten Frauenmagnet gemausert und so befinden sich in den ersten Reihen vornehmlich kreischende Damen, die für einen Augenblick dem Teenie-Dasein frönen. Das hat auch Sänger Alex erkannt und freut sich über die vielen Anhänger. Ob er deswegen (für seine Verhältnisse) zur Plaudertasche avanciert, das bleibt ungeklärt. 'Auf Wiedersehn Boy' oder 'Opelwerk' lassen die Menge abzappeln und eine bessere Stimmung zum Abschluss des Festivals kann man sich wirklich nicht wünschen. Mit gewohnter Coolness zocken sich die Musiker durch ihr Set und 'The Hate Alphabet' treibt die Menge schön voran. Auch 'Fade To Black' kommt richtig gut an. Am Ende erklingt das DEPECHE MODE-Cover 'Photographic' und wird richtig abgefeiert. Als Nachschlag wird 'Dr. Online' serviert und die Fans feiern mit der Band zusammen den krönenden Abschluss.
Für das gebührende Ende des NCN versammeln sich im nach dem Konzert noch einmal alle Beteiligte: Sprich die Crew des Festivals. Eine schöne Geste, die mittlerweile zur Tradition geworden ist.
Das war es also mit der 13. Auflage des Festivals. Musikalisch gab es, wie man es von dem Festival kennt, eine gute Mischung aus bekannten Bands und kleinen, feinen Perlen, die es zu entdecken galt. Da bleibt von der Sache her nicht mehr viel zu sagen. Außer: Bis nächstes Jahr!
- Redakteur:
- Swen Reuter