ONE OK ROCK und PALEDUSK - München

04.11.2025 | 11:16

25.10.2025, Zenith

Die bisher größte Europatour der japanischen Alternative-Rock-Stars von ONE OK ROCK macht auch Halt in der Bayernmetropole.

Japanische Superstars, in Deutschland unbekannt? Sollte man meinen, Charterfolge konnte das Quartett namens ONE OK ROCK, das dieses Jahr sein 20-Jähriges Bestehen feiert, hierzulande jedenfalls noch nicht wirklich vorweisen.

Das höchste hier war bisher ein Platz 73 für "Eye Of The Storm" von 2019. Anders in ihrem Heimatland, wo alle Alben seit 2010 in den Top 3 der Oricon-Charts gelandet sind. 

Und doch: Das bis zu 6000 Leute fassende Münchner Zenith ist heute bis auf den letzten Platz ausverkauft, das letzte Mal hab ich die Halle so voll 2023 bei ihren Landsleuten und ehemaligen Label-Mates von BABYMETAL erlebt.

Das Publikum ist heute überwiegend weiblich und jung, es verspricht also ziemlich laut zu werden auf der nach oben offenen Kreisch-Richterskala - da sag nochmal einer was über überwiegend männliches Publikum bei asiatischen Frauenbands... Anfang diesen Jahres erschien über das Independent-Label Fueled By Ramen ihr zehntes Studioalbum "Detox", mit dem die Jungs seither auf Welttournee sind.

Zu Beginn werden aber erstmal wesentlich härtere Töne angeschlagen. PALEDUSK aus dem südjapanischen Fukuoka, die Ende November nach mehreren EPs ihren ersten selbstbetitelten Longplayer auf den Markt werfen, eröffnen den Abend mit Progressive Metalcore.

Hier finden sich klassischer Metalcore , Industrial Metal, Nu Metal und selbst Elemente aus der EDM wieder. 

Während Rhytmusgitarre und Bass eher konzentriert spielen, fetzt Leadgitarrist Daisuke Ehara, genannt "Daidai", wie von der Tarantel gestochen die ganze Zeit über mit freiem Oberkörper (sehr zur Freude des weiblichen Publikums) über die Bühne.

Kaito wechselt am Mikro zwischen Klargesang, Growls und Rap hin und her. Nach nur zehn Songs, aber einer fulminanten Show machen die Jungs dann die Bühne frei für den Headliner.

Setliste PALEDUSK: Area PD; Super Pale Horse; Black Ice; Slay!!; No!; Happy Talk; Q2; Rumble; HUGs

Wie beschreibt man die Musik von ONE OK ROCK am Besten für Leute, die sie noch nie gehört haben? Es ist, wie nicht selten bei japanischen Künstlern, kein in Ketten festgezurrtes Genre, das gespielt wird, sondern vielmehr ein bunter Schmelztiegel aus verschiedenen Stilen. Mal eher poppig ('+Matter'), mal eher in Richtung jüngere BRING ME THE HORIZON- oder ältere LINKIN PARK-Werke ('Make It Out Alive'), zwischendurch auch mal mit Rap- oder Electro-Elementen, als Basis fungiert dabei eigentlich immer Alternative Rock. 

Hört sich vielleicht erstmal schräg an, funktioniert aber bestens und ist seit jeher das Erfolgsrezept der Band. So auch heute, und auch das oft von Tonproblemen geplagte Zenith ist heute größtenteils erträglich beschallt, ein paar Schwachstellen gibt es ja immer, heute wäre das aber Jammern auf hohem Niveau. Anders als vier Tage zuvor scheint diesmal auch auf der Bühne technisch alles zu funktionieren. Beim Konzert in Köln wurde die letzte Zugabe 'We Are' nicht mehr gespielt, da wohl insbesondere Sänger Taka Probleme mit seinen In-Ears hatte - der war irgendwann verständlicherweise sichtlich entnervt. Und jetzt mal Klischee hin oder her: Wenn die allgemein als gelassen geltenden Japaner aus der Haut fahren, muss irgendjemand schon mächtig was verbockt haben...

Aber egal, zurück nach München. Die Show beginnt mit 'Puppets Can't Control You', die Animation auf dem Backdrop dazu gewohnt eher niedlich ("Kawaii"), ein vieläugiges Comic-Monster, der Songtext aber doch eher ernst.

Sprachbarriere hin oder her (vier Songs werden heute in der japanischen Version anstelle der englischen vorgetragen), die Musik und auch die Message kommt beim Publikum offensichtlich an. 'The Beginning', Soundtrack-Stück zum Film "Rurouni Kenshin", dürfte eins der bekanntesten Stücke der Band sein, aber auch eins der ältesten des Abends, es erschien bereits 2012 und machte die Band international bekannt. 

Zwischenzeitlich findet ein schwarzer BH den Weg in die Hände des recht verdutzt wirkenden Gitarristen Toru - wie sich später herausstellt, eine geplante Aktion polnischer Fans, die davon auch Reels auf Instagram geteilt haben - vermutlich auch auf Tiktok, da bin ich aber nicht unterwegs... Der Song 'Make It Out Alive', der letztes Jahr veröffentlicht wurde, ist einer der Höhepunkte dieses Konzertabends, bei C.U.R.I.O.S.I.T.Y. kommt PALEDUSK zur Verstärkung auf die Bühne. Zwischendurch werde ich von einem Fan angesprochen, was ich denn hier wolle - ich bin erkennbar in "Dienstkleidung" für POWERMETAL.de unterwegs - und ob es mir denn gefallen würde. Den Punkt kann ich definitiv mit "JA!" beantworten. Mit dem Zugabenblock '+Matter' und der Hymne 'We Are' findet der Abend ein würdiges Ende.

Setliste ONE OK ROCK (JV = japanische Version): Puppets Can't Control You (JV); The Beginning; Save Yourself (JV); Nasty; Renegades (JV); Party's Over; Tiny Pieces; Make It Out Alive; C.U.R.I.O.S.I.T.Y. (+Paledusk); Dystopia (JV); Tropical Therapy; The Pilot

Text und Photo Credit: Michael Vogt

Redakteur:
Michael Vogt

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