OPETH: Halloween mit Åkerfeldt - München
21.11.2014 | 09:0731.10.2014, Theaterfabrik
(Prog-) Death Metal statt Monsterball, OPETH statt Halloween-Party: die richtige Wahl?
Eigentlich ist dieser Bericht obsolet, da es OPETH betreffend kaum etwas hinzuzufügen gibt, was nicht Kollege Oliver Paßgang in seinem Bericht vom Köln-Gig beschrieben hat. Sogar die Setlist ist identisch. Zudem habe ich OPETH schon ein gutes Dutzend mal live gesehen und war stets - wie Oli vor ein paar Tagen - begeistert; das letzte Mal beim Night Of The Prog 2013.
Doch zunächst ein kurzes Wort zu den Franzosen von ALCEST, die unserem Oli ja entgangen sind. Lieber Oli, da haste echt nix verpasst. Ich habe die Band ja schon im Vorprogramm von KATATONIA gesehen und mich dort schon arg gelangweit. Auch heute konnte ALCEST weder mich noch einen meiner vier Konzertbegleiter mit ihrem langatmigen Schwulst-Rock vom Hocker reissen. Nichts gegen sphärische Klänge und Mut zu repetitiven Sequenzen, aber das war schon äußerst bieder. Wenn es wenigstens einen prägnanten Sänger gäbe! Aber nein, wir mussten uns selber unterhalten und waren erstaunt, wie viel Unfug man über dieses ALCEST'sche Klingklöng drübergröhlen kann. Also holen wir uns noch ein Bier und kämpfen uns in der Pause nach vorne.
Schon auf der Loreley überraschte OPETH das mehrheitliche Prog-Publikum, welches die Band vermutlich erst seit der Post-Growl-Ära so richtig liebt und schätzt, mit einigen harten, älteren Songs. Und auch nach diesem Gig in München ist festzustellen, dass es sich für den Fan dieser Death-Metal-Ära immer noch lohnt, diese Band live zu besuchen. Und das tun diesmal so richtig viele. Die Theaterfabrik ist schon beim Opener ALCEST gut gefüllt, bei OPETH fühlt es sich bis in die hinteren Reihen fast unangenehm eng an. Die Zeiten eines beschaulich-gemütlichen OPETH-Clubgigs scheinen definitiv passé zu sein. Macht nichts, ich kämpfe mich nach vorne und im Gegensatz zu Köln gibt es hier in München durchaus einige fliegende Haare, und rechts von mir gar einen ausgewachsenen Circle Pit, der bei den härten Passagen große Drehzahlen erreicht. Die Freude über Oldies wie 'Advent' oder 'The Moor' (Åkerfeldt subsummiert solche Tracks unter 'old shit') ist groß, aber auch die neueren Stücke werden heißhungrig vom Volk verschlungen.
Es ist müßig, etwas über Mikeal Åkerfeldts Qualitäten als Frontmann zu berichten, denn er ist wie gewohnt lässig und hat immer einen Spruch auf der Lippe. Diesmal erklärt er den Fans im Vorfeld von 'The Grand Conjuration', was es mit der "offenen" Gitarrenstimmung auf sich hat. Man kann demnach mit einem Finger spielen und es klingt gleich gut. Und das soll helfen, wenn man keine guten Ideen mehr für einen neuen Song hat. Tja, Understatement pur. Auch vor 'The Devil's Orchard' wird zunächst darauf hingewiesen, dass es unmöglich sei, diesen Song am heutigen Tage perfekt zu singen (ihn plagt wohl eine Erkältung und in der Tat sieht er etwas hager und abgekämpft aus). Ich vermute, nur ein Profi würde merken, wenn hier etwas nicht passte; ich finde den Gesang aber tadellos! So wird bis auf den notorischen Nörgler wohl wieder jeder zufrieden nach Hause (oder auf die eine oder andere Halloween-Feier) gegangen sein, egal ob Metalhead oder Prog-Opa. OPETH vereint beide Welten auf wundersame Weise. Zumindest live.
Setlist: Eternal Rains Will Come, Cups Of Eternity, Bleak, The Moor, Advent, Elysian Woes, Windowpane, The Devil's Orchard, April Ethereal, The Lotus Eater, The Grand Conjuration. Zugabe: Deliverance.
- Redakteur:
- Thomas Becker