Obscene Extreme - Trutnov (CZ)

29.07.2005 | 20:20

01.01.2000, Stadtpark

Donnerstag, 7. Juli 2005

Jedes Jahr Anfang Juli versammeln sich Fanatiker aus aller Welt in Tschechien, genauer gesagt in Trutnov, um zwei Tage lang gepflegt und friedlich dem Krach zu huldigen. Und wie vergangenes Jahr schon präsentiert POWERMETAL.de auch dieses Jahr wieder das Obscene Extreme – Grund genug für einen kleinen Abstecher in das Land des Bieres.

Die Reise beginnt am Donnerstagnachmittag in Erfurt. Zu Ehren des Großen Lebowski und in Erwartung von drei Tagen Grindcore und Extrem-Metal beginnen wir musikalisch gemäßigt mit Bob Dylan. Das Unwetter ähnlich dem des letzten Jahres ereilt uns 2005 schon kurz hinter Dresden, nach 30 Minuten Schleichtempo auf sächsischen Autobahnen reißt jedoch die Wolkendecke schlagartig auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Sind die Götter dieses Jahr etwas milder gestimmt?

An der Grenze von Deutschland nach Polen winken uns die Zöllner nur durch, anscheinend haben sie genug mit dem schwarzen polnischen BMW zu tun, der vor uns rausgewunken wird. Ja, ihr lest richtig, es finden trotz des EU-Beitritts vor etwas mehr als einem Jahr immer noch Grenzkontrollen statt. Mit einer Karte, auf der man auf einer Seite die Fahrstrecke von Stockholm nach Mailand nachvollziehen kann, quälen wir uns durch Polen – ein Land fast ohne Autobahnen.
Schließlich erreichen wir dennoch ohne nennenswerte Probleme die polnisch-tschechische Grenze.

Bis Trutnov sind es noch 15 Kilometer, doch jäh rückt dieser Ort ans andere Ende der Welt, denn der polnische Grenzbeamte entdeckt, dass mein Ausweis seit sechs Wochen abgelaufen ist und erklärt mir in gebrochenem Deutsch, dass ich nun die Heimreise antreten könne. Vielleicht liegt es am grundsätzlich netten Erscheinungsbild, welches ich wie jeder andere Metaller an den Tag lege, oder am schieren Entsetzen, von dem mein Gesicht gezeichnet ist, jedenfalls lässt sich der nette Beamte erweichen, diskutiert mit seinem tschechischen Kollegen, schaut noch mal im Fandungscomputer der CIA, kontrolliert mein Auto und schickt mich dann mit einem Tadel und guten Wünschen nach Tschechien. Puh! Glück gehabt. Wir erreichen Trutnov unbeschadet und vollzählig wie auch der kurz danach eintreffende Teil der Reisegruppe. Nach kurzer Begrüßungszeremonie trennt sich das Grüppchen jedoch schon wieder, denn nebenan gibt es Schnitzel mit Pommes zu verdrücken, dazu das erste Bier. Ich mag dieses Land.
(Falk Schweigert)

Die als Gimmick für am Donnerstag Angereiste – und das waren fast alle – dargebotene Piercing-Show des "Studio Hell" verstreicht ungesehen. Augenzeugen berichten jedoch von ganz und gar nicht atemberaubenden Szenen auf der Bühne, so dass es eine Art hatte.
(Thomas Fritzsch)

Nach kurzem, schmerzlosem Zeltaufbau entern wir voller Vorfreude den Bierstand. Dieses Jahr gibt es im Gegensatz zum vergangenen Jahr keine Zettel als Coupons, welche gegen Bier und Essen eingetauscht werden können, sondern so eine Art blecherne Kronkorken. Inzwischen ist auf der Bühne Disco, neue und alte Kracher aus den Bereichen Death Metal und Grindcore werden zum Besten gegeben. In entspannter Atmosphäre tauschen wir Geschichten aus und als exakt um 2 Uhr die Disco endet, endet für uns auch dieser Tag.
(Falk Schweigert)

Bemerkenswerterweise kündigt der Super-Ansage-DJ den Rausschmeißer 'California Über Alles', die Coverversion von SIX FEET UNDER, als Punk an. Am Bierstand kann darüber meditiert werden.
(Gretha Breuer)

Redakteur:
Gretha Breuer

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