Opeth - Wien

05.01.2006 | 00:18

17.12.2005, Szene

Auf der einen Seite der Stadt spielen OPETH und BURST, auf der anderen Seite sind SUBWAY TO SALLY und LEAVES' EYES zu Besuch. Wien ist an diesem Tag im metallischen Ausnahmezustand und beide Konzerte sind restlos ausverkauft. Vor der Szene in Wien warten die OPETH-Fans in Kälte und Schneetreiben, und wenn man dem Sprachwirrwarr nach urteilt, sind diese aus aller Herren Länder angereist. Italien, Polen, Ungarn...ein internationales Fantreffen der besonderen Art eben! Und die Fans werden für ihre Treue reichlich belohnt, denn neben der gemütlichen Location der Szene Wien gibt es vor allem auch musikalisch ein reichhaltiges Programm:

Den Anfang machen BURST aus Schweden, die mit ihrem neuesten Album "Origo" zumindest mein Herz erobern konnten. Leider sind nicht viele OPETH-Fans mit dem etwas vertrackten und komplexen Material der Jungs vertraut und verziehen sich lieber an die Bar, als der bunte Haufen sich zuerst etwas unmotiviert auf die Bühne wagt. Die vermeintliche Gleichgültigkeit verwandelt sich schnell in einen wahren Wirbelsturm, und BURST fegen mit brutaler Energie über die Bühne und schaffen es sogar, eine kleine Gruppe angereister Polen (inklusive OPETH-Polenflagge) zu begeistern. Neben neuen Songs wie 'The Immateria' werden auch etwas ältere Stücke wie 'Vortex' gespielt, doch konzentrieren sich BURST vor allem auf die "Origo"-Phase. Bassist Jesper versucht nach einiger Zeit das Publikum mit Scherzchen aufzuwärmen und fragt mal in die Runde ob wer Schwedisch kann. Als er nur Schweigen erntet, meint er ganz fies, dass er ja jetzt auf Schwedisch sagen kann, was er will. Doch statt Schwedenvokabular überrascht er mit seinen - zugegeben etwas mageren - Deutschkenntnissen in Form von "Bier, Pizza, Glühwein". Das Publikum quittiert diese Einlage mit herzlichem Lachen. Ganz warm werden die Wiener allerdings nicht mit BURST und der Saal füllt sich erst, als es Zeit für OPETH wird.

Mikael Åkerfeldt ist schon ein besonderer Frontmann. Nicht nur, dass der Herr mit einer unglaublichen Stimme und einem einmaligen musikalischen Talent gesegnet ist, er weiß auch, wie man seine Fans am Besten unterhalten kann und legt einen sehr feinen Humor an den Tag: "Wir sind OPETH und ihr seid hoffentlich eh alle am richtigen Gig?" wirft er gleich mal in die Runde, um sicher zu gehen, dass es nicht aus Versehen einen SUBWAY TO SALLY-Jünger in die Szene Wien verschlagen hat. Mit dem neuen 'Ghost Of Perdition' haben OPETH auch gleich einen tollen Einstieg gewählt. Die Fans sind kaum zu halten, vor allem die Polen freuen sich und schwingen begeistert ihre Fahne. Eine tolle Lichtshow begleitet die bewegenden Melodien und man taucht schnell in die überlangen Meisterwerke des OPETH-Universums ein. Als der erste Klangsturm vorbei ist, zeigt Mikael wieder seine humoristische Seite und kündigt den weiteren Verlauf des Abends mit viel versprechenden Aussagen an: "Wir werden einige Death-Metal-Songs und ein paar Cock-Rock-Songs spielen". Die Antwort darauf ist ein Fan, der gleich mal ein lautes "Dani Filth" brüllt, in Anspielung auf Mikaels Ansagen am BLOODBATH-Gig in Wacken.

Aber ob jetzt das gespielte 'When' mehr in die Death-Metal oder doch eher in die Cock-Rock-Richtung geht, will uns Herr Åkerfeldt dann doch nicht verraten. Sein Kommentar dazu ist kurz und bündig: "Wir spielen jetzt ein Song vom dritten Album". Irgendwer im Publikum brüllt 'Deliverance'. Der war sicher am falschen Konzert...
Als Draufgabe gibt's noch 10 Minuten von "Still Life" mit 'White Cluster'. Mikael dankt auch Tourdrummer Martin Axenrot, der für den erkrankten Martin Lopez eingesprungen ist und preist ihn gleich dem nicht geringen Part an weiblichen Fans an: "Er ist nicht nur ein gut aussehender Junge, er spielt auch ganz toll Drums!" So ist es, und dass die gesamte OPETH-Musikerriege sowieso unangefochten gut ist, braucht man wohl nicht extra zu erwähnen, oder? Mit der "Damnation"-Ballade 'Closure' drückt man ein bisschen auf die Tränendrüse und auch 'Bleak' hinterlässt Gänsehaut pur! "Are You Happy?" fragt Mikael sein Publikum und wirft daraufhin gleich die Frage auf, wie oft sie denn schon in Wien gespielt hätten. Dass diese Frage mit einem "Nicht oft genug" quittiert wird, war ja eigentlich vorhersehbar. "Wir haben sogar mal mit CRADLE OF FILTH gespielt" stellt Mikael fest, woraufhin ein paar Buhrufe durch den Saal gehen. "Dani will kick your ass!", aber wir haben keine Angst...
Besser sind die Reaktionen auf seine Erzählung, dass ein OPETH-Konzert in der Arena in Wien mal von PUNGENT STENCH-Drummer Alex Wank organisiert wurde. Die Band ist also auch beim OPETH-Publikum mit Heimbonus behaftet. Mit einem einfachen "Wir sind hier weil wir euch lieben" beendet Mikael die Geschichtsstunde in Sachen OPETH-Gigs und gibt uns neues Futter für die Ohren. 'The Grand Conjuration' wurde ja schon am Summer Breeze gespielt und war damals, vor Veröffentlichung des Albums, doch etwas schwer zu erfassen. Hat man sich aber in das Stück etwas besser reingehört, wirkt es auch live gleich viel beeindruckender!

"Und jetzt spielen wir was vom ersten Album, damals war ich erst 19. Jetzt bin ich 22" scherzt Mikael und kündigt eine kleine Überraschung an: 'Under The Weeping Moon' vom "Orchid"-Album! Dann kommt endlich das, was die Fans schon lange gefordert hatten: 'The Baying Of The Hounds', ein Song der sich anscheinend zum heimlichen Favoriten des neuen Albums gemausert hat und wahre Begeisterungsstürme auslöst. Nach 'A Fair Judgement' kehrt erstmal Ruhe ein und Mikael startet das lustige "Ihr bekommt eine Zugabe wenn ihr mir drei Fragen beantwortet"-Spiel. Die drei Fragen drehen sich um das Thema BLACK SABBATH und nachdem die Wiener brav mitspielen und sich dem Metal-Quiz mit Erfolg stellen, gibt es noch 'Deliverance' als Abschluss eines wirklich gelungenen Abends zu hören!

OPETH sind live ein Erlebnis, das sämtliche Gefühle anspricht. Ob langsam, aggressiv, traurig oder lustig, beeindruckt oder einfach nur begeistert, dieses Konzert klingt noch lange in den Köpfen der Anwesenden nach. Der gute Sound und die perfekte Lichtshow tun ihr Übriges, um die Schönheit der OPETH-Welt zu untermalen.

Redakteur:
Caroline Traitler

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