Oster Smash Fest - Hückelhoven

24.04.2004 | 09:11

11.04.2004, Haus Sodekamp-Dohmen

Nachdem sich Michael Dohmen und Jan Röder bereits im letzten Jahr mit dem Halloween Smash Fest an ein eigenes Indoor-Festival herangewagt hatten, bei denen diverse Metal- und Hardcore-Acts aus dem deutschen Underground angetreten waren, sollte nach der erfolgreichen Erstauflage nun mit dem Oster Smash Fest ein weiterer Event folgen, der jedoch diesmal mit internationaler Besetzung ausgestattet wurde. So sicherte sich das Veranstalterteam mit den dänischen Melodic-Thrashern von HATESPHERE sowie den ungarischen Ektomorf zwei zugkräftige Headliner, die den bunten Reigen der insgesamt acht aufspielenden Bands beenden sollten.
Leider wurde den Organisatoren in letzter Minute mit der recht merkwürdig begründeten Absage von Ektomorf ein Strich durch die Rechnung gemacht, von dem man sich aber nicht aus dem Konzept bringen ließ, den Zuschauern einen Teil des Eintrittsgeldes zurückgab und jeder anderen Band eine längere Spielzeit gewährte. Sehr gute Lösung, wie ich finde.

HATE FACTOR

Um 18.10Uhr eröffneten die Krefelder Todesmetaller von HATE FACTOR das diesjährige Smash Fest und legten dabei eine astreine Performance hin. Ihr grooviger und recht brutaler Death Metal zündete von der ersten Minute an und lebte vor allem von den kraftvollen tiefen Growls ihres Frontmannes. Ausgestattet mit einem glasklaren Sound (Kompliment an den Mann hinterm Mischpult) knüppelten sich HATE FACTOR eine gute halbe Stunde lang durch ihr Programm und als dann auch schon wieder Schluss war erntete man nicht nur lautstarken und verdienten Applaus sondern direkt schon die ersten Zugabe-Rufe dieses noch jungen Abends.
Von dieser Band werden wir in Zukunft sicher noch einiges hören, denn in dieser Form spielt sie bereits jetzt in der ersten deutschen Dath-Metal-Liga. Beachtlicher Auftritt!

DEAFCON X

Nach diesem starken Einstieg folgte mit DEAFCON X auch gleich wieder die Ernüchterung. Der Crossover dieser Erlanger Gruppe, die mit zwei Rappern agierte und dabei recht unkoordiniert über die Bühne zappelte war einfach alles andere als weltbewegend. Das Publikum sah dies ähnlich und spendete dem Cocktail aus harten Riffs und deutschsprachigen Raps nicht mehr als den obligatorischen Höflichkeitsapplaus. Vielleicht lag es an der Zielgruppe, vielleicht aber auch am schwachen Auftritt von DEAFCON X – der Funke wollte jedenfalls zu keiner Sekunde überspringen.

NEW NOISE CRISIS

NEW NOISE CRISIS zeigten sich von Beginn an sehr motiviert und nutzten als erste Band des Abend die komplette Bühne, um sich dort auszuturnen. Speziell der Sänger war die gesamte Zeit in Bewegung, schrie seine aggressiven Vocals heraus, kniete sich bei den emotionaleren Momenten hin und bangte und tanzte zu den harten Riffs, die ihm seine Kollegen um die Ohren schossen. Mit einer Mischung aus DEFTONES und RAGE AGAINST THE MACHINE wäre der Sound von NEW NOISE CRISIS wohl treffend beschrieben und genau das war es, was viele Zuschauer an diesem Abend auch hören wollten. Zwar konnte die Band nicht ganz so euphorische Reaktionen wie HATE FACTOR erlangen, aber Respekt für diesen tollen kurzweiligen Auftritt gab es allemal.

FALLEN 2 PIECES

Dieser bayrische Act stand ganz klar für die Rock-Schlagseite des Smash Festes und präsentierte uns einen überzeugenden Mix aus groovigem Rock und einzelnen Metal-Riffs, der stellenweise an CORROSION OF CONFORMITY erinnerte. Die Musik war recht eingängig und trat dabei auch noch kräftig Arsch, was leider viel zu wenige Besucher an diesem Abend zu würdigen wussten. Mir fällt jedenfalls nichts ein, was die Band verkehrt gemacht haben könnte, denn es war spürbar Bewegung auf den Brettern, die Band zeigte spürbare Spielfreude und das Songmaterial war auch durch die Bank stark. Was bleibt ist ein sehr guter Eindruck und die Empfehlung, die Band mal dringend anzutesten, sobald sie mal in eurer Gegend gastiert, vielleicht gibt es ja dann den verdienten Zuspruch.

DAYBREAK BOYS

Die DAYBREAK BOYS aus Dortmund erschufen mit ihrem rotzigen Punk Rock die erste Pogo-Tanzfläche dieses Abends. Mit ihrem Gute-Laune-Rock und starken Songs traf man definitiv den Nerv der leicht unterbesetzt vertreten Punk-Fraktion, welche die Band aus den ersten Reihen lautstark anfeuert. Mir persönlich hat die Performance ebenfalls sehr zugesagt, wurde aber leider von einem recht mysteriösen Vorfall überschattet, als eine Freundin plötzlich in volltrunkenem Zustand mit einem Osterei redete. Ob dies an der Musik der DAYBREAK BOYS gelegen hat, weiß ich jetzt nicht, denn die Jungs kickten während ihres knapp 40-minütigen Auftritts ordentlich Arsch und ließen ihre tätowierten Muskeln sprechen – und keine Ostereier...

REDRUM INC.

Als REDRUM INC. um kurz nach zehn die Bühne betraten, wanderten plötzlich alle (vermutlich 250) zahlenden Gäste einige Schritte nach vorne, denn wie schon die zahlreichen Pullis und Shirts im Vorfeld vermuten ließen, war die Truppe um Frontmann Michael „Mighty“ Dohmen der heimliche Headliner dieses Festivals. Nach einigen technischen Problemen stiegen die Hückelhovener mit einem Song ihrer demnächst erscheinenden CD in ihren Set ein. Mit `Hole´ folgte dann der erste bekannte und meiner Meinung nach auch beste Song, zu dem die Menge auch ordentlich abbangte. Nach der Ballade ? `Crown´ (sehr stark!) kam dann mit `Progress´ ein sehr thrashiger Song zum Zuge, bei dem es dann den ersten Circle Pit des Abend gab. Bei `Redemption´ stieg dann Jan Röder von KORODED mit auf die Bühne und teilte sich mit Dohmen die Vocals bevor dann mit dem ebenso verdammt heftigen `Defense Line´ und `Life Is Done´ ein wirklich starker Gig zu Ende ging, der den bandeigenen Anspruch, die deutsche Antwort auf CROWBAR zu sein, nur noch untermauerte. Für mich und für einen Großteil der Anwesenden ganz klar die stärkste Band des Abends, die sicher nicht mehr lange auf den verdienten Plattenvertrag warten muss.

Setlist:
Turning Point
Demons On The Rise
Hole
Haze
Crown
Progress
Redemption
Defense Line
Life Is Done

HATESPHERE

Überraschenderweise lichteten sich die Reihen zum Auftritt des Headliners ein wenig, doch die Dänen ließen sich davon nicht beeindrucken und enterten mit einer Viertelstunde Verspätung endlich die Bühne. Und natürlich ließen HATESPHERE nicht viel anbrennen und bemühten sich redlich das Stimmungslevel von REDRUM INC. aufrecht zu erhalten, was ihnen aber nur partiell gelang. An vorderster Front wurde aber heftigst gebangt, wobei sich vor allem einige Old-School-Metaller ordentlich ins Zeug schmissen. HATESPHERE dankten es ihnen mit melodischen Thrash-Hymnen wie etwa dem obergeilen `Hell Is Here´ und wurden ihrer Rolle als Headliner sowohl in Sachen Stagacting (Sänger J.B. stand keine Hundertstelsekunde auf der selben Stelle), Tightness und Brutalität in jeglicher Hinsicht gerecht. Als dann nach knapp 50 Minuten auch wieder Schluss war, hatten HATESPHERE wieder einen Haufen neuer Fans hinzugewonnen und bewiesen, dass sie neben ARCH ENEMY der wohl heißeste Act im melodischen Death/Thrash sind. Ein mehr als würdiger Abschluss eines erneut sehr gelungenen Festivals.


Fazit:
Mit der zweiten Auflage des Smash Festes haben Michael Dohmen und Jan Röder wieder ein erstklassiges Underground-Festival organisiert, bei dem eigentlich alles stimmte. Seien es nun die recht günstigen Getränkepreise (1,50€ für eine 0,3l-Kaltgerstenschale) die Location, die immerhin Platz für knapp 800 Menschen bietet oder aber die Idee, jede Band nur ein knappes Set spielen zu lassen, um so die maximale Energie herauszukitzeln – hier waren definitiv Leute am Werk, die Ahnung von der Materie haben und genau deshalb wäre es nur wünschenswert, wenn dies von noch mehr Metal-/Hardcore- und Punk-Kids aus der näheren Umgebung wahrgenommen werden würde, so dass die Halle beim nächsten Mal ausverkauft sein wird.

Redakteur:
Björn Backes

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