PENTAGRAM und MONDO DRAG - München

10.04.2016 | 22:24

07.04.2016, Backstage

45 Jahre voller Originalität!

Bobby Liebling und seine Truppe vom fünfzackigen Stern kommt mal wieder auf Tour, und das nach vier einhalb Jahrzehnten des Bandbestehens. Das geschieht zwar mittlerweile relativ regelmäßig, aber nicht häufig. Und wer kann sich sicher sein, wann man die Truppe um den schrägen Frontmann wieder zu sehen bekommt? Deswegen gibt es bei der aktuellen Gastspielreise natürlich Anwesenheitspflicht.

Zuvor dürfen die US amerikanischen Newcomer MONDO DRAG ran, deren gleichnamiges neues Album von Thomas Becker mit viel Lob bedacht wurde. Ich kenne von den Jungs noch nichts und lasse mich mal überraschen. Was dann folgt, ist eine recht eintönige Performance von rumstehenden Musikern mit monoten Riffs und Geräuschcollagen. Einzig bemerkenswert ist, dass der Keyboarder singt. Zugegeben, Thomas hat recht, wenn er von "Kuschelsound" redet. Alles fließt, alles ist so furchtbar belangloser Retro-Rock mit psychedelischen Einflüssen, dass mich ab der Setmitte schwer die Langeweile packt. Zwar sind zwischendurch einige ordentliche Songideen zu hören, aber im Großen und Ganzen finde ich die vernebelten 45 Minuten doch zum Vergessen, vor allem die Teile, die nur aus einigen langgezogenen Tönen bestehen, die mal hier und mal da ein wenig verzerrt werden. Daher: breiten wir das Mäntelchen des Schweigens über den Auftritt.

Dann kommt PENTAGRAM, und alles ist vergeben und vergessen. Der erste Eindruck ist, dass Bobby bei weitem nicht so verstrahlt rumhampelt wie beim letzten Auftritt, den ich gesehen habe. Wie es scheint, ist er besser bei Gesundheit und macht auch nicht den Eindruck, irgendwie unter Drogen zu stehen. Wobei ich nicht sicher bin, dass ich das überhaupt erkennen würde. Von Anfang an liegt ein Augenmerk vor allem auf zwei Alben: dem Debüt "Relentless" und dem aktuellen "Curious Volume", die zusammen 60% des Abends ausmachen sollten. 'Death Row' und 'All Your Sins' sind auf jeden Fall zwei großartige Lieder, um zu beginnen, und da ist es grundsätzlich kein Problem, etwas Neues hinterher zu schicken. Bobby ist natürlich der Blickfang, aber da Victor Griffin wieder dabei ist, erhält auch dieser seinen Teil des Rampenlichts. Es ist schön zu sehen, wie die zwei Musiker harmonieren. Augenscheinlich haben die beiden Spaß, was sich auf die Fans überträgt. Der Applaus ist jedenfalls laut, ausdauernd und von allen Fans, die ich sehe, getragen.

Zwischen einigen Songs gibt es Ansagen von Bobby Liebling, die ich zu meinem Leidwesen größtenteils nicht verstehe. Und es liegt ausdrücklich nicht daran, dass es Probleme mit der Akustik gäbe. Nur nuschelt Bobby dermaßen, dass ich einfach trotz geübter Ohren chancenlos bin. Aber immerhin lacht der sympathische, schräge Frontmann und scheint einfach bester Laune zu sein, was ansteckend wirkt. Geübte Posen, außerordentliche Mimik und dazu starke Doom Metal Songs – was will man mehr? Im Verlauf des Sets werden auch andere Alben zumindest kurz gestreift, nur "Last Rites" wird völlig ignoriert. Warum nur? Doch sonst ist die Setlist klasse und steigert sich immer weiter bis zum Highlight 'Dying World' kurz vor Ende des regulären Sets. Natürlich gibt es noch Nachschlag, doch empfinde ich die Zugabenauswahl als wenig spektakulär. Nach einigen echten Brechnern im Hauptteil wird ein Gang zurückgefahren, eventuell auch, weil Liebling nicht mehr ganz so taufrisch scheint und nach 70 Minuten einfach nicht mehr kann. Okay, akzeptiert, und während '20 Buck Spin', das ich schon immer nur mittelmäßig fand, verlasse ich die Halle, zufrieden und in der Hoffnung, dass PENTAGRAM noch eine Weile weitermachen können. Ich finde ja immer, die Band sollte mal auf ein paar Festivals gebucht werden, sie wäre eine Bereicherung für nahezu jedes Billing. Warum das nicht stattfindet, ist mir ein Rätsel. Ich könnte sie jedenfalls gerne mehr als einmal im Jahr erleben.

Setliste: Death Row, All Your Sins, Close the Casket, Sign of the Wolf, Forever My Queen, The Tempter Push, When the Screams Come, Dead Bury Dead, Curious Volume, Dying World, Devil's Playground, Relentless Zugabe: Last Days Here, Be Forewarned, 20 Buck Spin

Redakteur:
Frank Jaeger

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