POWER TRIP, DUST BOLT und RAZE - München
01.02.2025 | 22:2030.01.2025, Strom
Eine Dampfwalze plättet München beim perfekten Thrash-Event.
Es sind derzeit die ersten Konzerte in Europa, die POWER TRIP nach dem tragischen Tod von Riley Gale spielt. In der Regel finden diese als Support von PANTERA statt, doch in ihren Tourplan haben die Texaner noch eine Handvoll Clubgigs eingestreut. Einer davon findet in München im Strom statt. Mit RAZE und vor allem DUST BOLT gibt es dabei namhaften Support. Es ist also kein Wunder, dass das Strom ausverkauft und zu Beginn um 20 Uhr schon nahezu voll ist.
Den Anfang macht RAZE. Das Trio kann getrost als Underground bezeichnet werden, denn die aus Berlin stammende Gruppe hat bisher lediglich eine Vier-Track-Demo im Jahr 2023 veröffentlicht. In ihren knapp 25 Minuten Spielzeit bietet RAZE rauen und ungeschliffenen Thrash Metal, der von Sängerin und Bassistin Liv ausdrucksstark intoniert wird. Der Auftritt ist absolut authentisch, weshalb er beim Publikum zu Recht gut ankommt!
Nach einer lediglich zehnminütiger Umbaupause ist DUST BOLT an der Reihe. Für einen Support ist die Gruppe aus Landsberg natürlich überraschend groß, da sie auf ihren letzten beiden Touren das Strom bereits selbst als Headliner gefüllt hat. Aber das macht den Abend natürlich nur umso reizvoller. Ich habe mich sehr über die Ankündigung gefreut, da das Quartett bekanntermaßen eine großartige Liveband ist und ich sie aus terminlichen Gründen bei ihrer Tour zum aktuellen Album "Sound & Fury" leider nicht sehen konnte. Mein letzter Gig von ihnen ist daher leider schon etwas länger her.
Passenderweise startet das Quartett mit der ersten Single 'I Witness' ihres derzeitigen Longplayers. Sofort machen sie die Bühne zu ihrem Terrain. Mit jeder Faser ihres Körpers leben sie ihre Musik, das Stageacting ist einfach unfassbar agil. Was die Band selbst auf dieser kleinen und niedrigen Bühnen an Metern und Sprüngen abspult, ist beeindruckend. So viel Kondition muss man erstmal haben! Die Band spielt sich durch ihre Diskographie und präsentiert auch den erst Ende letzten Jahres veröffentlichten, aber noch aus den "Trapped In Chaos"-Sessions stammenden Song 'Who I Am'. An dieser Stelle gibt es verdientermaßen den ersten Circle Pit des Abends.
Wie es sich für einen guten Support gehört, setzt der Vierer auf schnelle Nummern. Natürlich kann DUST BOLT auf den Studioalben auch anders, aber heute Abend geht es nur ums Anheizen. Und das machen die Musiker perfekt. Sie lassen sich auch nicht davon aufhalten, dass Bassist Nico Liebing nicht dabei sein kann. Sein leider nicht namentlich bekannter Ersatzmann steht diesem jedoch in nichts nach. Er vertritt den Stammbassisten sowohl musikalisch als auch in Sachen Bühnenpräsenz so, als wäre er schon immer in der Band gewesen.
Zum Abschluss des Gigs bietet DUST BOLT einen höllisches Dreierpack. Zunächst wird 'Rhythm To My Mandess' Riley gewidmet und betont, das es dieser Rhythmus ist, der sie alle antreibt. Es ist ihnen eine Herzensangelegenheit, POWER TRIP zu supporten. Anschließend folgt 'Sick X Brain' mit dem obligatorischen Ausflug von Sänger Lenny Bruce ins Publikum. Er lässt alle um sich herum hinknien, damit beim Songstart alle aufspringen und er mitten im Circle Pit steht. Den Abschluss bildet schließlich der Klassiker 'Agent Thrash'. Nach 35 Minuten hört das Quartett leider auf. Es ist der perfekte Support-Gig. Für mich hätten sie gerne noch länger spielen dürfen. Doch der Hauptact an diesem Abend ist POWER TRIP.
Zweimal habe ich die Band in meinem Lebens bereits leider verpasst. Beim ersten Mal bin ich auf einem Festival nicht rechtzeitig zum Auftritt gekommen und beim zweiten Mal wurde die gemeinsame Tour mit KREATOR aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. Daher bin ich gespannt und freue mich sehr, direkt vor der Bühne zu stehen. Gegen 21:30 Uhr betritt POWER TRIP schließlich die Bühne und eröffnet mit 'Soul Sacrifice'. Das ganze Strom ist sofort ein Hexenkessel. Nach wenigen Sekunden fliegen die ersten Crowdsurfer und Stagediver über den Pit, während POWER TRIP mit 'Executioner's Tax' nachlegt. Vor der Bühne gibt es überhaupt kein Halten mehr. Es wirkt so als hätte das Publikum während der Jahre langen Abwesenheit der Band eine riesige Menge Energie aufgestaut, die sich zu Beginn wie eine Explosion entladen muss.
Im Folgenden ziehen die Texaner ihr Set ohne große Ansagen gnadenlos durch. Wie eine Dampfwalze pflügen sie durch Songs wie 'Suffer No Fool', 'Firing Squad' oder 'Manifest Decimation' und plätten alle Anwesenden. Dabei haben sie eine Ausstrahlung als würde ihnen die ganze Welt gehören. Niemand im Raum kann sich diesem mitreißendem Sound und seinem Sog entziehen. Dazu trägt auch der neue Frontmann Seth Gilmore seinen Teil bei, der ein starker Nachfolger von Riley Gale ist und mit dessen Erbe würdevoll umgeht. Nach nicht ganz einer Stunde Ende der Gig schließlich mit dem Lied 'Crossbreaker'.
Sicherlich ist über die Reunion von POWER TRIP viel diskutiert worden. Vielleicht ist dabei im Sinne von Riley oder seiner Familie der eine oder andere Fehler gemacht worden. Dennoch waren sie nie dagegen, dass die Band wieder zusammenkommt. Denn es ist einfach gut, dass POWER TRIP wieder da ist. Diese Band in einem kleinen Club live zu sehen ist wirklich von vorne bis hinten ein beeindruckendes Erlebnis. Wenn dann noch Supports wie DUST BOLT dabei sind, bekommt man einfach den perfekten Thrash-Abend serviert!
Fotocredit: Dominik Feldmann
- Redakteur:
- Dominik Feldmann