PSOA Herbstoffensive 3 - Weimar
11.10.2022 | 10:5623.09.2022, Uhrenwerk
Zum dritten Mal bläst das Party.San zu seinem kleinen, aber exquisiten Nebenfestival – mit Headlinern wie Karl Willetts' MEMORIAM und den Norwegern TSJUDER.
Den Auftakt macht heute sozusagen wieder ein gewisser Stefan Dietz, der nach CRESCENT am Vortag bereits zum zweiten Mal auf der Bühne steht. Diesmal wird Blackened Death Metal von seiner zweiten Mainzer Band HORRESQUE serviert. Den völligen Kontrast gibt es sogleich im Anschluss: Nachdem GUNS N' ROSES während der Umbaupause bereits als rockige Einstimmung vom Band dient, servieren die Essener THE NIGHT ETERNAL melodisch-traditionellen Heavy Metal. Während Sänger Ricardo seine Rastas schwingt und die Saitenfraktion synchron ihre Geräte hochreißt, ertönen Songs wie 'Elysion' oder 'Eternal Night'. Bei manchem Riff habe ich irgendwie auch ein bisschen D-A-D im Ohr. Die wohl am wenigsten erwartete musikalische Ausnahme der diesjährigen Herbstoffensive, aber die PSOA-Macher sind ja auch mal für Überraschungen zu haben.
Regierte am ersten Tag Todesblei, weht über dem zweiten Tag bis auf die vorige Ausnahme deutliche die schwarzmetallische Flagge. Als nächstes folgt mit ULTRA SILVAM die rockig-scheppernde Oldschool-Variante. Zwischenzeitliches Geblaste gehört aber gerade beim aktuellen Material ebenfalls zum Repertoire der vier Schweden, die mit Lederkluft, Nieten, Patronengürtel und Panda-Schminke auf die Bühne stürmen. Sänger M.A. reißt euphorisch den Mikroständer in die Luft und das nach einiger Zeit eingeschaltete Rotlicht passt auch deutlich besser als das anfängliche grüngelbe. Bollert ziemlich straight und klirrend vorwärts, die ganze Geschichte.
Um kurz nach Sieben ist es dann Zeit für melodischeren Death Black Metal. Die Senkrechtstarter von THE SPIRIT, die vergangenen Sommer schon in Wacken ran durften, sorgen vom ersten Takt an für beste Stimmung. Egal, ob bei hoher Geschwindigkeit oder im Midtempo-Bereich wie beim aktuellen 'The Climax Of Dejection' – die Saarländer wissen stets, Atmosphäre und klirrende Gitarrenmelodien zu kreieren. Die Jungs scheinen in ihrer erst siebenjährigen Bandgeschichte eine ganze Menge DISSECTION gefrühstückt zu haben. Sänger und Gitarrist Matthias Trautes alias M.T. feuert immer wieder mit hochgereckter Faust die Menge an. Zudem kann sich die ziemlich gute Lichtshow wirklich sehen lassen, eine zwischenzeitliche orangefarbene Beleuchtung verleiht dem Ganzen obendrein einen recht majestätischen Anstrich. Daumen hoch!
Polen ist bekannt für technisch versierten Death Metal, gerne auch mal mit schwarzem Anstrich. Neben BEHEMOTH oder VADER gibt es dort vor allem die Warschauer HATE, die nach einem rhythmischen Intro mit dem neueren 'The Wolf Queen' drauflos ballern. Stilisierte Skelettschädel zieren die blutrot angestrahlte Bühne, auf der die leicht getünchte Saitenfraktion den Dauerpropeller anwirft. Eine bemerkenswerte Kondition, wenn man bedenkt, dass die vier Polen gerade Tag ein, Tag aus durchs Land pilgern. Nervig sind nur die kleinen Soundaussetzer, die sich durch den gesamten Gig ziehen. Sei's drum, eine letzte Hassgranate, bevor sich die vier Polen gemeinsam mit den Landsleuten BATUSHKA in Richtung USA weitermachen.
Mit TSJUDER haben die Party.San-Macher eine kleine Perle des Black Metals als Headliner engagiert. Mit Riesennagelnieten bewaffnet, kreieren die Norweger nur zu dritt jederzeit eine absolut eisige Stimmung. Songs wie 'Helvete' oder das BATHORY-Cover 'Sacrifice' kommen bestens an bei der bis zur letzten Reihe dauerbangenden Meute. Während Basser Nag abwechselnd in zwei Mikros keift, lässt der oberkörperfreie Gitarrist Draugluin permanent die Mähne fliegen. Sorgten vergangenes Jahr die alten Haudegen von NIFELHEIM zu diesem Zeitpunkt für ein Stimmungshoch, steht TSJUDER dem nun kein bisschen nach. Noch ein letztes Mal das hauseigene Party.San-Bier ordern, das diesmal glücklicherweise nicht schon nach dem ersten Tag ausverkauft ist und auf einen gelungenen Festivalabschluss anstoßen.
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- Redakteur:
- Carsten Praeg