PSOA Herbstoffensive II - Weimar
21.10.2021 | 15:5224.09.2021, Uhrenwerk
Das Party.San bläst zur zweiten Herbstoffensive in Weimar. Eine kleine Version des Kultfestivals mit Geballer von NIFELHEIM, SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH & Co.
Nachdem auch das diesjährige "Party.San Metal Open Air" Corona-bedingt abgesagt werden musste, kann wenigstens die kleinere Variante im Uhrenwerk zu Weimar stattfinden – präsentiert von POWERMETAL.de. Begrenzt auf jeweils passgenau 666 Fans an beiden Tagen, dafür ohne Maskenpflicht. Endlich wieder richtiges Festivalfeeling, wenn auch ohne Zelten. Der Einlass durch die extrem freundlichen und hilfsbereiten Securities erfolgt reibungslos: Per App einchecken, am nächsten Stand den 3G-Nachweis vorzeigen und schließlich seine Karte gegen ein fast schon ungewohntes Festivalbändchen eintauschen. Der Anblick der mittelgroßen Bühne lässt das Herz höher schlagen und der Betonplatz davor hat das Wichtigste zu bieten: Merchandise, eine Fressbude und zwei Getränkestände, an denen man ganz oldschoolig Dosen und Flaschen erwerben kann. Nur der obligatorische Whiskeystand oder "Brutz & Brakel" samt Cocktails fehlen zum echten Party.San-Gefühl, aber man kann eben nicht alles haben. Und dann kommt endlich die Musik ins Spiel.
Nachdem die Bielefelder (sofern ihre Heimatstadt existiert) WILT um 16 Uhr mit einer ordentlichen Prise Death Metal den Spaß eröffnen dürfen, ist ENDSEEKER als zweites an der Reihe: Standesgemäß bollern die Hamburger mit 'Flesh Hammer Prophecy' los, während der positiv durchgeknallte Sänger Lenny zum schnellen Takt auf seinen Oberschenkel einprügelt. "Seid ihr da?", brüllt der Glatzkopf den ersten Bangwilligen entgegen, ohne die Antwort abzuwarten: "Ich habe schon ein Gehör wie ein 98-Jähriger – was??" Immer wieder fordert er die Fans auf, "exzessiv zu eskalieren". Was diese nach all den Entbehrungen auch dringend nötig haben. Nach einer guten Dreiviertelstunde Death-Gebolze der sympathischen Truppe ist mit 'Possessed By The Flame' Schicht im Schacht.
Der frühe Abend wird dann von den Schwaben REVEL IN FLESH eingeläutet, mit 'The Hour Of The Avenger' und Death Metal im traditionellen Uffta-Uffta-Takt. "Es muss weitergehen!", ruft Sänger Ralf Hauber alias Haubersson den Fans mit Blick auf den langen Lockdown der Veranstaltungsbranche zu. Dann grunzt der Frontman im GOREFEST-Shirt weiter und genießt es sichtlich, zwischendurch breitgrinsend endlich mal wieder auf der Bühne stehen zu können. Songs wie 'Death Kult Legions' oder 'In The Name Of The Flesh' drücken derweil ordentlich vorwärts und lassen allein schon aufgrund ihrer Gitarrenarbeit ein wenig oldschooliges DISMEMBER-Feeling übers Gelände wehen.
Dann kommt der gar nicht mal so geheime Höhepunkt des Tages: Endlich mal wieder HARAKIRI FOR THE SKY live sehen. Mit dem ebenso eingängigen wie vorwärts treibenden Achtminüter 'Sing For The Damage We've Done' legen die Österreicher amtlich los und mancher im Publikum wird die folgende Dreiviertelstunde durchgehend euphorisch mitbangend verbringen. Das anschließende 'Funeral Dreams' ist ebenso mitreißend, auch wenn Sänger Michael alias J.J. mal wieder auf jegliche Ansagen verzichtet und stattdessen wie immer den Post Black Metal für sich sprechen lässt. Angesichts der Songlängen passen gerade mal fünf Nummern ins heutige Set, nach 'Calling The Rain' ist leider schon Schluss. Trotzdem großartig, auch wenn mein persönlicher Favorit 'Fire, Walk With Me' mal wieder fehlt. Den präsentieren die Ösis bedauerlicherweise nur selten außerhalb ihrer Heimat.
Der heutige Co-Headliner hört auf den Namen GOD DETHRONED und konnte sich bereits zwei Wochen zuvor beim kleinen "Wild Boar Wars"-Festival in Frankfurt etwas warmspielen. Mit dem Unterschied, dass Frontman Henri Sattler diesmal keinen Anlass hat, gegen eine etwaige Maskenpflicht vor der Bühne anzustänkern. So ist die Anzahl der Ansagen beim erst dritten Auftritt seit dem ersten Lockdown deutlich minimiert und die Niederländer starten erneut mit dem Opener 'Sigma Enigma' durch. Henri und der noch vergleichsweise neuere Gitarrist Dave erneut in leicht Grufti-lastigen Sweatern mit Leder-Schulterriemen, auch bei der Auswahl der Songs nicht viel Neues – aber GOD DETHRONED kann man sich trotzdem alle zwei Wochen anschauen, ohne dass die Spielfreude leidet.
Nichts gegen die Leder-Schulterriemen von GOD DETHRONED, aber der optische Höhepunkt des Tages folgt zum Schluss – zumindest, wenn man auf teils blutverschmierte, nackte Oberkörper steht. Seit geraumer Zeit firmiert Sänger und Gitarrist Martin Schirenc als SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH mit komplett neuem Band-Line-up. Wobei ich die Vorgängerband mit deutlich gewagteren Outfits, halbnackt mit ledernen SM-Riemen, in Erinnerung habe. Musikalisch knallen die alten PUNGENT STENCH-Songs trotzdem – und es soll nicht als Schönsaufen verstanden werden, dass sich unsere Gruppe zum Abschluss des Abends doch lieber nochmal an den Getränkestand gesellt. Das hauseigene Party.San-Bier ist leider schon ausverkauft – hoffentlich kommt morgen Nachschub!
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- Redakteur:
- Carsten Praeg