Party.San 2011 - Schlotheim
05.09.2011 | 08:1511.08.2011, Flugplatz Obermehler
Dreitägige Vollbedienung auf neuem Gelände. Das Party.San geht in die 16. Runde!
[Thorsten Seyfried]
Eine Band wie ABORTED ist eigentlich zu groß für das Partyzelt und dementsprechend wird es richtig eng vor der improvisierten Bühne. Die Leute drängeln und quetschen, um die Belgier gut anschauen zu können. So kann man von weiter hinten auch eigentlich nur auf Zehenspitzen einen suboptimalen Eindruck von der Performance der Brutal-Death-Metaller bekommen. Allerdings ist der Sound eigentlich auch nichts Weltbewegendes. Die Band bewegt sich zwar viel und scheint auch das Publikum anzuheizen, aber kreativer Death Metal sieht anders aus. Viele Anleihen aus Deathcore und Technical Death werden verwurstet, so dass eine Ansage von Frontmann Svencho, in der die Rede von Old School Death Metal ist, irgendwie unpassend wirkt. Denn auch bei diesem Song alter Schule bleiben die Zutaten dieselben. Dennoch scheint es gerade den ersten Reihen gut zu gefallen, denn sie feiern die Kapelle gebührend ab.
[Adrian Wagner]
Zu den eindeutigen Verlierern des Ausfalls der Hauptbühne gehört NEGURA BUNGET - schon allein deswegen, weil die sechs Black-Metal-Musiker und ihr umfangreicher Instrumenten-Fundus kaum zusammen auf die Zeltbühne passen. Dennoch machen die Rumänen das Beste aus der misslichen Situation, selbst ihr langes Blashorn lassen sie erklingen. So können die Zuschauer einen abwechslungsreichen Gig erleben - mit Songs wie dem wundervollen 'Pamint' und seiner elegischen Mischung aus Flöten- und Kuhglocken-Klängen - oder kraftvollen Stücken wie 'Cunoasterea Tacuta'. Dabei gelingt es NEGURA BUNGET, eisige Black-Metal-Klänge mit wunderschön psychedelischen Momenten in Einklang zu bringen, selbst ein Drum-Solo samt Unterstützung des Wolfs (einer speziellen rumänischen Holz-Trommel) gehört zu dem abwechslungsreichen Konzert der Südost-Europäer, die auf geschwätzige Zwischenansagen gleich ganz verzichten. Vielleicht nagt aber auch die Enttäuschung an ihnen, dass es doch nicht die große Bühne geworden ist - viele der atmosphärischen NEGURA BUNGET-Stücke verpuffen gerade im hinteren Zeltbereich im Trubel des Augenblicks, so dass nur die vorderen Reihen in den Genuss jedes Sound-Details kommen.
[Henri Kramer]
Ebenfalls zu einem Auftritt im Bierzelt ist DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT verdammt. Die ordentliche Masse an Requisiten, die die Schwarzmetall-Theatergruppe mit sich herumschleppt, ist eindeutig nur für die große Bühne geschaffen. Bis zum Aufbau selbiger vergeht auch noch mal eine geraume Weile. Doch als Fans und Biersuchende langsam ungeduldig werden, beginnt das Ritual, das jedes DNS-Konzert darstellt, stilecht mit Fackeln und Kunstblut. Mit letzterem wird gerade am Anfang nicht gegeizt und vor allem die Kameraleute haben Spaß daran, sich die Suppe wieder von den Linsen zu wischen. Aber natürlich lässt die Band sich nicht beirren: Mit ihrem aggressiven Black Metal räumt sie anfangs auch ordentlich auf! Es hat alles, was man von ordentlich okkultem Gekeife erwartet: Laute und heftige Gitarrenriffs, einen Bass, der mehr schlecht als recht zu hören ist, und die gerade im engen Zelt stark wummernden Drums. Der Partyzeltzauber hält aber für viele der Besucher nicht lange. Nach einiger Zeit stellt sich eine gewisse Monotonie im Soundbrei ein und die Songs sind kaum noch auseinander zu halten. Schade eigentlich, denn für sich genommen war der Auftritt überdurchschnittlich. Trotz allem hört man nach Verlassen des Zeltes überwiegend negative Aussagen. DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT fühlt sich auf allem, was kein reines Black-Metal-Festival ist, einfach Fehl am Platze an.
[Johannes Lietz]
DECAPITATED wiederum nutzt das Zelt für eine herrlich intensive Extrem-Metal-Show. Besonders die Songs ihres neuen Albums "Carnival Is Forever" erweisen sich mit leichten Industrial-Einlagen und allerlei progessiven Spielereien als zupackende Death-Metal-Energieböller, die auch beim ersten Hören schon zünden - das fantastische '404' ist da ein gutes Beispiel. Der Sound ist bei dieser Zeremonie ungebremster musikalischer Aggression schlicht als formidabel zu beschreiben, so dass auch ältere Stücke wie 'Winds Of Creation' oder 'Mother War' einen hohen Wirkungsgrad im Nackenbereich entfalten. Dazu ist Sänger Rafał Piotrowski in guter Form und versteht es, die Fans vor der Bühne mitzureißen. Nach den vielen Schicksalsschlägen, die DECAPITATED ereilt haben - unter anderem starb ihr früherer Schlagzeuger vor rund drei Jahren bei einem Tourbus-Unfall - zeigen sich die Polen beim Party.San als runderneuerte Klanggewitterspezialisten, die zwischendurch sogar in Sphären der legendären Prog-Experten CYNIC abzutauchen vermögen.
[Henri Kramer]
So langsam sollte ich mich an das Zelt gewöhnt haben, denke ich. Aber als dann der eine oder andere Zwei-Meter-Hüne vor meiner Nase auftaucht und ich Tom Gabriel Warrior von TRIPTYKON nur noch gelegentlich kurz in der Ferne erspähen kann, wünschte ich, dass dieser Headliner die Hauptbühne zum Beben bringt. Der Sound im Zelt könnte etwas druckvoller klingen, aber die Stimmung ist dessen ungeachtet prima, als mit 'Procreation Of The Wicked' ein absolut sehenswerter Auftritt von TRIPTYKON eingeleitet wird. Mit dem alten CELTIC FROST-Kracher 'Circle Of The Tyrants' und den kultigen "Uh!"-Shouts des Meisters steigt die Stimmung stetig. [In den Fotograben möchten die Herrschaften dennoch keinen einzigen Fotografen lassen. Angst vor kleiner Bühne? - Anm. v. Carsten] Spätestens als sich das unnachgiebig malmende 'Dark Abyss Within My Soul' in die Lauschlappen fräst, ist die Stimmung auf ihrem Höhepunkt angelangt und das viertelstündige 'Synagogue Satanae' ist an Intensität ohnehin kaum mehr zu überbieten. Super!
[Martin Loga]
- Redakteur:
- Adrian Wagner