Party.San 2011 - Schlotheim

05.09.2011 | 08:15

11.08.2011, Flugplatz Obermehler

Dreitägige Vollbedienung auf neuem Gelände. Das Party.San geht in die 16. Runde!

Neuer Tag - neues Geballer. In diesem Fall von den Schweden PUTERAEON, die mit einer ordentlichen Todesblei-Kante und voluminöser Klampfen-Front um die Mittagszeit herum eine solide Show abliefern. Vor der Bühne tummelt sich das Volk zwar noch in überschaubarer Zahl und die Augenringe so mancher Besucher sprechen auch Bände, aber im Großen und Ganzen wird die Show der Band durchaus positiv aufgenommen. Das Set besteht überwiegend aus Stücken des Debütalbums "The Esoteric Order", das im Frühjahr dieses Jahres veröffentlicht wurde. Besonders 'Graverobber' und 'We Are Invastion' rufen gute Reaktionen beim Publikum hervor. Die ebenfalls neuen Stücke 'The End Of All' sowie 'Whispers Of The Dead' beenden schließlich einen kurzweiligen Auftritt.
[Martin Loga]










Manche Bands machen es dem Journalisten leicht, sie zu hassen. Vor einem Jahr kroch eine Platte namens "Salute To The Iron Emperors" auf meinem Schreibtisch hoch, katapultierte sich in die Boxen und zurück blieb ein fassungsloser Schreiberling. TRUPPENSTURM stand auf der CD - und ich konnte es nicht glauben, wie ein tolles Label wie Van Records derartigen (sorry!!!) Müll auf den Markt wirft. Heute spielt die Band beim Party.San und nein, die Meinung hat sich nicht verändert. Nur erhärtet. Es soll wohl Black Metal sein, was da von der Bühne rumpelt. Nein, rumpelt ist zu charmant. Es ist ein musikalischer Offenbarungseid, der auch durch blutige Gesichter nicht wieder wettgemacht werden kann. Songs zu erkennen fällt schwer - man möchte meinen, es falle schwer, Musik zu erkennen. Zum Glück hören sie 15 Minuten früher als geplant auf. Das einzig Positive!

Hach – herrlich! Der Headliner der Herzen gibt sich die Ehre: URGEHAL. Dass die Norwegischen Black-Metal-Magier immer für einen Spaß zu haben sind, ist bekannt. Doch heute ziehen sie ihr ganzes Repertoire: Zu erstklassigen und rumpeligen Black-Metal-Granaten wie ‘Goatcraft Torment’ gibt es feinste Ansagen von Trondr Nefas: "Drink, fuck und fucking bang your heads or i will sodomize you!" Toll. Obendrauf gibt es auch noch ein AUTOPSY-Cover, das es aber nicht gebraucht hätte. Die eigenen Songs sind viel stärker, besitzen mehr Magie, mehr Klasse und sind pure Kunst. Die ersten Reihen gehen kollektiv ab – was sicher nicht an der Blue Jeans von Nefas liegt. Auch ein Anzeichen von Genialität: Als Black Metal-Fronter einfach mal eine blaue Hose anziehen. Hier stimmt wirklich alles. "I will shit in your face!" Was für Ansagen gekommen wären, wenn die Jungs nicht nüchtern gewesen wären, mag man sich gar nicht ausdenken. Mit dem großartigen 'Satanic Black Metal In Hell', bei dem Basser Mannevond die Leadvocals übernimmt, endet ein Konzerto Spektakularo Perversio!
[Enrico Ahlig]


Der Auftritt der Amerikaner SKELETONWITCH ist ein echter Geheimtipp, denn die Jungs aus Ohio zocken eine unglaublich tighte Show. Es werden dabei Lieder aus verschiedenen Schaffensphasen berücksichtigt und gleichzeitig auch Stücke des kommenden Albums "Forever Abombination" dargeboten. Besondere Highlights bleiben aber gerade Klassiker wie 'Fire From The Sky' oder auch 'Beyond The Permafrost'. Die Verbindung aus Extreme-Metal-Vocals und Thrash-Riff-Salven funktioniert wunderbar und begeistert die meisten Besucher. Dafür bedankt sich die Band auch artig und zeigt ihre Dankbarkeit durch sehr viel Spielfreude und Bewegung. Dieser Auftritt ist definitiv einer der Highlights an diesem Freitagnachmittag.
[Adrian Wagner]

Meine Güte! Den seit einiger Zeit wiedervereinten Schweden-Deathern DESULTORY ist wettertechnisch heute kein Glück beschert. Kaum erklingen die ersten Takte, da öffnet der Himmel sintflutartig seine Schleusen und ein übler, längerwährender Gewitterschauer setzt ein, was den Schreiber dieser Zeilen unter einem Zeltpavillon Schutz suchen lässt. Spätestens angesichts solcher Wetterverhältnisse zahlt sich die neue Festival-Location aus, da die Fläche zwischen FOH-Turm und Bühne asphaltiert ist, sodass ein verschlammtes Festivalgelände wie seinerzeit beispielsweise 2010 der Vergangenheit angehört. DESULTORY bohren - getragen von einem starken Sound - jedenfalls dicke Bretter mit ihrem Groove-betonten, wuchtigen Death-Metal alter Schule. Auch das Material des Comeback-Werkes "Counting Our Scars" wird gut vom Publikum aufgenommen. Schade nur, dass das Wetter Nullkommanull mitspielte. Nicht auszudenken, wie die Band bei halbwegs guten Wetter gefeiert worden wäre.
[Martin Loga]


Viele haben sehnsüchtig auf ABSU gewartet. Und das zu Recht, denn wann hat man schon einmal die Chance, die Amerikaner  live und in Aktion zu sehen und das dazu in heimischen Gefilden? Zwar nur zu dritt, dafür aber mit altbekannter Macht treten ABSU auf die Bühne, um mit thrashigen Riffs und Black-Metal-Drumming genau das zu erfüllen, was man von ihnen erwartet hat: Ordentlichen Black Metal in ihrem Stil! Das beinhaltet sowohl den schon genannten Stilmix, als auch den Gesang des Drummers, der so manches Mal an die Ultraschallgrenze geht. Aber ebenso laufen große Teile des Auftrittes instrumental ab. ABSU legt viel Wert auf Atmosphäre und das spürt man einfach in der Reaktion des Publikums. Doch auch hier ist nicht alles perfekt: Der Bass wummert ohnegleichen und mit nur drei Mann Besatzung lassen die Amerikaner die Bühne etwas leer aussehen, wodurch die Stimmung einfach nicht ganz den Höhepunkt erreicht. Jedenfalls nicht bis 'Highland Tyrant Attack', welches sowohl die Fans als auch die Wolken bewegt. Nach dem heftigen Regenguss kommt selbst die Sonne raus, um sich die Texaner anzusehen. Und das lohnt sich: Occult metal madness at its finest! Macht genau so viel Spaß, wie es klingt.
[Johannes Lietz]






Geht auf die Knie - PRIMORDIAL ist an der Reihe und es ist Zeit, den Königen zu salutieren. Doch beim Opener 'No Grave Is Deep Enough' müssen wir doch wieder aufstehen und unsere Ohren weit aufsperren. Ist das Sound oder ist das Krach? Nichts von Beidem. Lediglich Alans ausdrucksstarke Stimme ist zu hören. Der Rest ist Schweigen. Die Snare ist praktisch nicht vorhanden, die Gitarren ein laues Lüftchen und die Stimmung dementsprechend im Verließ. Offenbar funktioniert das Monitoring auch nicht, denn Alan verpatzt zu allem Überfluss mehrer Einsätze. Einfach wieder ins Bett gehen! Mit 'As Rom Burns' und ‘Bloody Yet Unbound’ wird es zum Glück besser – langsam kann man vor der Bühne von einem Sound sprechen. Ups – plötzlich fällt auch noch das Mikro aus. Nein, auch wenn Alan nach der Show bester Laune ist, am Gig kann es nicht gelegen haben. Mit 'The Coffin Ships' und dem abschließenden 'Empire Falls'geben die Iren heute noch mal Vollgas, aber zu retten ist leider nicht mehr viel. Schade, aber auch eine Überband kann mal richtig in die Scheiße greifen.

Helmuth!!! Der Gott der Ansagen ist zurück auf dem Party.San. Endlich! Was haben wir ihn vermisst, seit seinen übermenschlichen Ansagen auf dem diesjährigen Metalfest. Aber erst spricht die Musik, denn mit 'In Blood – Devour This Sanctity' gibt es einen Opener, der auch den musikalischen Stellenwert von BELPHEGOR zeigt. Fett, pervers und höllisch breit. Dazu lecker Pyros, dicke Feuerwände und ein Sound, nach dem man sich die Uhr stellen kann. So macht Metal Spaß. "Party.San you Fuckoooos!" Warum Helmuth seinen Akzent heute wieder mit der englischen Sprache mischt, bleibt sein Geheimnis. Dennoch - auch angelsächsisch kann ihm niemand das Wasser reichen. "Heil, Heil!", "Fuck Off Party.San Hail Hail"  oder das beeindruckende "Deutschland, Deutschland, Party.San, Hail Hail – You rule!" - Spruch folgt auf Spruch und Hit auf Hit. So spucken 'Impaled Upon The Tongue Of Sathan', 'Luzifer Incestus' und 'Justine: Soaked In Blood' Gift und Galle. Wie schon bei den vergangenen Festivalshows lädt sich Helmuth beim finalen 'Bondage Goat Zombie' eine halbnackte Dame auf die Bühne - schick anzusehen ist es nicht, aber darum geht es nicht. Es ist eklig, es ist irgendwie anal und daher das absolute Highlight des Tages. Ab in den Oarsch! "Party.San, burn in hell - fuck you Germania". Epic!
[Enrico Ahlig]



MELECHESH konnten mit ihrem aktuellen Album "The Epigenisis" vor kurzem ein ausgefeiltes Werk vorlegen, das in Sachen Variabilität wohl mit das stärkste ist,  was die seit langen Jahren in Europa lebenden Assyrer je aufgenommen haben. Umso gespannter war ich also, die Band live zu erleben. Frontmann Ashmedi und seinen Mannen setzen ihre Stücke präzise und mit Leidenschaft auf der Bühne um und die Präsenz des Bandkopfes sowie sein spielerisches Können sind schlicht und ergreifend beeindruckend. Das spielt es gar keine Rolle, ob das überrangende 'Grand Gathas Of Baal Sin' oder starkes Material vom Studiowerk "Sphynx" (2003) wie beispielsweise das mächtige 'Triangular Tattvic Fire' zum Besten gegeben wird. Die Dreiviertelstunde verrinnt leider viel zu schnell. Alles in allem bot die Band einen äußerst sehenswerter Auftritt. Wer die Möglichkeit hat, MELECHESH live zu erleben, sollte diesen Event der Extraklasse keinesfalls verpassen. Danke an die Veranstalter für die Verpflichtung von Asmedi und Co.!
[Martin Loga]  


Fünf Schwarzmetaller und der Beweis, dass 1349 nach dem eher schleppenden "Revelations Of The Black Flame" wieder zur alten Klasse zurück gefunden haben. Mit ärmellosem Shirt, riesigen Killernieten und einem lang gezogenen Jammerschrei torkelt Sänger Ravn auf die Bühne, dann prügeln die Norweger los. Basser Seidemann miemt wie immer den Kapuzenmönch, dafür fehlt mal wieder die immer noch offiziell auf der Band-Homepage gelistete Schlagzeug-Bestie Frost. Außer der SATYRICON-Drummer trägt neuerdings kurze Haare. Hab ich seinen Edel-Reservisten nicht schonmal bei DIMMU BORGIR hinter der Schießbude gesehen? Jedenfalls gerbt dieser mehr als anständig die Felle, was bei diesen von Meister Haraldstad vorgegebenen Hyperblast-Salven was heißen will. Ein Wunder, dass der Mann sich in seinem Kapuzenpulli nicht zu Tode schwitzt. Ob 'I Am Abomination', 'Riders Of The Apocalypse' oder dem immer noch genialen, hochtechnischen 'Chasing Dragons' - aus jeder ihrer Schaffenszeiten hauen die Schwarzmetaller etwas raus. Die Bühne ist mal ganz in rot, grün oder blau getaucht, mal von Strobolicht überzogen. Verwunderlich, dass sich nicht mehr Fans in den ersten Reihen zum Bangen animiert fühlen. Dafür luken einige Gesellen ganz finster hinter ihren Sonnenbrillen hervor. Jungs, es ist Nacht und die Bühne ohnehin schon dunkel genug. Kann sich jeder in unserem bald erscheinendem Festivalfilm selbst von überzeugen. Überflüssig zu erwähnen, dass 1349 von Anfang bis Ende die passende Show dazu serviert.
[Carsten Praeg]



Sommer - du bist ein Arschloch! Kurz vor ENSIFERUM öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Zum Glück nur kurz denn pünktlich zum Intro beruhigt sich der Wetterteufel wieder. 'From Afar' kann daher halbwegs trocken genossen werden – wenn auch nicht mit optimalem Sound. So bleibt das Sprach-Sample im Matsch stecken. Also müssen die Finnen selbst für Action sorgen. Bis auf Petri klappt das auch. Denn dies ist das einzige Manko jeder ENSIFERUM-Show: Frontmann Petri ist so steif wie zwei zusammengesteckte Einkaufswagen. Schade, denn die Songs strahlen vor Energie und Power. Heute haben sie sich ein etwas härteres Set zusammengebastelt, weswegen Frauenstimmen heute nix zu melden haben. Dafür der wilde Westen ('Stone Cold Metal'), Orkane ('Before The Storm') und Partymonster ('Ahti'). Da fliegen die Haare um die Wette und einige Schuhe auf die Bühne. "Vermisst jemand seine Schuhe?" Nööööö! Auch wenn ENSIFERUM für viele heute als Fremdkörper auf der Bühne agiert und mit Sicherheit der poppigste Act des Tages ist, darf die Band ihren Gig als Sieg einstufen. Selbst wenn er durch das mangelhafte Zeitmanagement der Veranstalter gekürzt werden muss. Also fix 'Iron' angestimmt und runter von der Bühne!
[Enrico Ahlig]




Kaum eine Scheibe dürfte diesen Sommer so heiß diskutiert worden sein wie das Industrial-lastige "Illud Divinum Insanus" von MORBID ANGEL. Beim nachmittäglichen Interview gibt sich Frontman David Vincent, trotz dichter Regenwolken mit dicker Sonnenbrille bewaffnet, noch recht unbeeindruckt von der Kritik. Zur fortgeschrittenen Stunde scheinen die vier Florida-Deather bei ihren Fans aber doch etwas gutmachen zu wollen und metzeln mit den beiden Klassikern 'Immortal Rites' und 'Fall From Grace' als Doppelgranate los. Trotz des kübelartigen Regens geht die Menge mit und schmettert Vincents mönchsartige "Ooooh-oh"-Einlage zurück. "Party.San, we're MORBID ANGEL, what's fucking on?" begrüßt Evil D die Anhänger und schiebt sogleich 'Rapture' hinterher. Von Industrial-Klängen wird Schlotheim verschont, an neuem Material kommen lediglich 'Existo Vulgore' und 'Nevermore', die immerhin noch an die gute, alte Florida-Schule zu erinnern wissen. Ansonsten regiert mit Songs à la 'Pain Divine' oder 'Maze Of Torment' der Knüppel. Das aufkommende Gerücht, Gitarrist Trey Azagthoth würde gar nicht auf der Bühne stehen, zerstreut dieser recht eindeutig mit schnellen Flitzefingern [Der Gerüchtestreuer ist der Redaktion namentlich bekannt. - augenzwinkernd, d. Verf.]. Derweil rockt auch Thor Anders mit Pudelmützchen ordentlich hinter seinem Sechssaiter, während Tim Yeung dermaßen präzise seine Schießbude zerdeppert, dass es eine wahre Freude ist. Ein Gig wie eine Wiedergutmachung, womit MORBID ANGEL zumindest ein wenig ihren Ruf in der Szene wieder hergestellt haben dürfte. Ein Sonderlob gebührt übrigens der Crew im Tonturm, Stiefel und Partner: Die beiden durften vor dem Gig noch in Windeseile das komplette Mischpult umprogrammieren, um den Wünschen des bandeigenen Tourmanagers und Tonmischers zu entsprechen.
[Carsten Praeg]

Redakteur:
Johannes Lietz

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