Party.San 2025 - Schlotheim
01.10.2025 | 12:5407.09.2025, Flugplatz Obermehler
Mit Bands wie BLOODBATH und NAPALM DEATH feuert das PSOA eine starke Todesblei- und Grindcore-Breitseite ab – präsentiert von POWERMETAL.de.
SamstagAm letzten Festivaltag tritt SCALPTURE um Punkt 12 Uhr mit viel Feuer, Flammen und dem Titel 'Into Catastrophe' in Erscheinung. Das Festival-Publikum ist bereits zahlreich vertreten, um dem Auftritt der Truppe aus Nordrhein-Westfalen zu lauschen. Frontmann Thorsten berichtet der Menge, dass ihm zu Ohren gekommen sei, sie seien feingeistig geworden. Als Kommentar dazu positioniert er sich mit drei einfachen Worten, von denen man allerdings nichts weiter verstehen kann als ein lautstarkes "Uuuuuhaaaargh!" Mit diesem Kampfschrei schafft er den perfekten Übergang zum nächsten Titel 'Schwedentrunk', bei dem ein leckerer Schluck Bier, um die Kehle zu ölen, selbstverständlich nicht fehlen darf. Wenn man die Jungs auf der Bühne bei der Darbietung von 'Dam Busters' und 'Yperite' beobachtet und nur das Weiße ihrer Augäpfel sowie verzerrte Gesichter sieht, spürt man die rohe Leidenschaft ihrer Performance. Nach dem eingängigen 'Til Jeret Undergang', das zum lautstarken Mitsingen animiert, liefert SCALPTURE – begleitet von einem fetten Kanonenschlag und einer Feuershow – den finalen Songtitel 'Thunder In The East' und beschließt damit sicherlich eines der absoluten Highlights des diesjährigen Party.San.
[Katja Spangenberg]Nach dem Startschuss wird den Franzosen BLOCKHEADS die undankbare Aufgabe zuteil, die gute Stimmung aufrecht zu halten. Sänger Xav versucht es mit einem mehrfachen "are you ready?", marschiert zu den ersten Feuerbällen des Tages durch den Fotograben und lässt sich später crowdsurfend durch die ersten Reihen tragen. Diese sind zwar noch etwas licht, dennoch entsteht schon nach wenigen Minuten ein kleiner Circle Pit. Die Grindcorler aus Nancy und Grand Est zeigen sich zunächst von ihrer groovigeren Seite, ballern dann aber mit 'Face Yourself' ganz ordentlich drauf los. Xav lässt zwischendurch lässig sein Mikro schwingen und punktet mit seinem französischen Akzent. Zudem stellt er das Publikum in bester NAPALM DEATH-Manier auf die Konzentrationsprobe, als er mit seinen Mitstreitern den 16-Sekunden-Song 'Sell Your Flesh' raushaut. Das Publikum dankt es mit kurzen Rudereinlagen. Zum Abschluss macht die Band noch ein Foto mit der jubelnden Menge, Aufgabe recht achtbar gelöst.
[Carsten Praeg]Die Mittagshitze brettert ordentlich vom Himmel, als die nächsten Franzosen NECROWRETCH mit Präzision und musikalischer Vehemenz ihre explosive Mischung aus Death und Black Metal den Party.Sanen um die Ohren pfeffern. "Are your ready for pure Satanic Death Metal?", möchte Frontmann Vlad vom Publikum wissen. Er speit im Verlauf einer amtlichen Performance seine Liedzeilen sehr giftig ins Mikrofon, während er gleichzeitig starke Gitarrenleads vom Stapel lässt. Seine Mitstreiter agieren punktgenau und knallhart an ihren Instrumenten. Oftmals schimmern alte MORBID ANGEL musikalisch durch. Bei aller Brutalität hat NECROWRETCH auch ein feines Gespür für packende Melodien, die geschickt mit den Songs verwoben sind und gekennzeichnet von einem beachtlichen Abwechslungsreichtum. Die Stücke 'Satanic Slavery', 'Putrid Death Sorcery' und das noch recht aktuelle 'Swords Of Dajjal' ragen aus meiner Sicht im Gesamtverlauf des Auftritts heraus, zeigen sie doch Death Metal mit schwarzmetallischen Vibes der besten Sorte. Alles in allem bietet NECROWRETCH am frühen Nachmittag eine hochmotivierte Performance mit mächtig Druck und starken Melodien, die dank des guten Sounds sehr gut rüberkommen. Beide Daumen nach oben.
[Martin Loga]Um 14:45 Uhr legt SCHIZOPHRENIA auf der Hauptbühne los – trotz sengender Mittagssonne, die dem Publikum zusetzt. Mit 'Souls Of Retribution' und 'Sea Of Sorrow' startet die Band um Frontmann Ricky Mandozzi mit voller Wucht. Der Sänger in offener Lederweste, die seine auffällig tätowierte Brust zur Schau stellt, beherrscht die Bühne mit rauer Stimme, während er gleichzeitig die Bassgitarre spielt und teils nahtlos mit dem Rest von SCHIZOPHRENIA verschmilzt. "Are you fucking tired?", brüllt Mandozzi bei 'Schizophrenia'. Einem Song, der den Bandnamen widerspiegelt und womöglich von SEPULTURAs gleichnamigem Album von 1987 inspiriert ist. Die anfangs zurückhaltende Menge kommt im Verlauf des Songs immer mehr in Bewegung, bis 'Divine Immolation' sie in wildes Headbanging versetzt. Eine Feuershow bleibt bei 'Onwards To Fire' wegen der Hitze aus, doch 'Mortal Sin' entfacht einen energischen Circle Pit. Als die Fans per Applaus SLAYER statt MORBID ANGEL wählen, zockt SCHIZOPHRENIA 'Necrophiliac' und löst damit eine epische Wall of Death aus. Mit 'Cranial Disintegration' und 'Structure Of Death' endet die Show in einem finalen Circle Pit, der die Ausdauer der Metalheads unter Beweis stellt.
[Katja Spangenberg]Die Portugiesen ANALEPSY treten am Nachmittag im prallen Sonnenschein auf und bringen ihren technisch versierten Brutal Death Metal auf die Party.San-Bühne. Die vier Jungs wirken konzentriert, fast ein wenig statisch, als stünden sie mehr im Proberaum als auf einem Festival. Auch wenn ihre Riffs messerscharf sitzen und die Breakdowns im Magen grummeln, fehlt der Show ein wenig das Besondere – vieles wirkt etwas generisch. Dennoch sammeln sich einige Fans vor der Bühne, die trotz der Hitze für Bewegung sorgen: Ein kleiner Circle Pit entsteht, in dem kurzzeitig sogar ein Rollstuhl als Stagediver auftaucht und für kollektives Jubeln sorgt. Das Publikum will Party, auch wenn die Band selbst nur wenig Interaktion und Animation bietet. So bleibt der Auftritt solide, handwerklich stark, aber ohne die großen Highlights, die ANALEPSY live durchaus setzen könnte. Für einen kurzen Moment schafft es die Mischung aus Technik, Schwere und Publikumsenergie aber doch, den Nachmittag richtig in Fahrt zu bringen.
[Felix Bischoff]Während AVULSED noch das Zelt aufmischt, mache ich mich auf, um die Performance der Schweden EREB ALTOR von Anfang an erleben zu können. Nach 2014 ist dies heute das zweite Gastspiel auf dem Party.San. Sänger und Gitarrist Mats alias Crister Olsson zeigt sich erfreut und meint sinngemäß, dass das Publikum auf dem PSOA dieses Mal viel stärker mitgehe, als er es von 2014 her in Erinnerung habe. Hymnenhafte Viking Metal-Stücke wie 'Queen Of All Seas' oder das famose 'Vargtimman' können heute sehr gut beim Publikum landen. Dies liegt zum einen an der tollen Melodieführung der Stücke und dem sehr abwechslungsreichen Gesang von Frontmann Mats, zum anderen an den tollen Backing Vocals der weiteren beiden Herren an den Saiten. Mats pendelt zwischen leidenschaftlichem, hohem Klargesang und leicht growligen Vocals, was den Sound von EREB ALTOR einfach ausmacht. Die Band bietet heute Nachmittag eine insgesamt starke, hingebungsvolle Performance, die beim Publikum gut ankommt und darüber hinaus eine willkommene musikalische Abwechslung im Verlauf des heutigen Festivaltages bildet. In aller Kürze: sehenswert.
[Martin Loga]Die kalifornische Band SKELETAL REMAINS startet mit dem Titel 'Void Of Despair' vom aktuellen Album "Fragments Of The Ageless", dessen knalliges Cover als riesiger Backdrop im Hintergrund der Bühne zu sehen ist. Der Sound klingt messerscharf und die Reihen vor der Bühne füllen sich rasch. Beim Song 'Beyond Cremation' vom 2015 erschienenen Album "Condemned To Misery" vermisse ich ein wenig die etwas giftiger wirkenden Vocals, wie sie auf dem Album zu hören sind. Dennoch ist Sänger Chris Monroy mit seiner auffälligen rot-schwarzen Leadgitarre, die er in der ersten Hälfte des Sets spielt, am Gitarrengriffbrett ein wahrer Meister. Einigen ist er vielleicht als Leadgitarrist bei FUELED BY FIRE bekannt, wo er von 2007 bis 2016 aktiv war. Aber auch Mario Salcedo an der zweiten Gitarre liefert ebenso starke Riffarbeit. Bei 'Relentless Appetite' und 'To Conquer The Devout' kommt die musikalische Aggressivität von SKELETAL REMAINS gut zur Geltung und der Sound ist wuchtig. Leider nehmen mehrere kurze Spielpausen und ein Gitarrenwechsel zwischen den einzelnen Songs den Fluss ein wenig heraus. Zwischendurch beheben zwei Personen eilig ein Problem am Schlagzeug, ohne dass die Show dadurch beeinträchtigt wird. Der Circle Pit, den die Titel durchweg auslösen, wirkt zeitweise eher wie ein gemütlicher Spaziergang, was vermutlich der Hitze und Brutalität der Sonne geschuldet ist. Die Vorstellung und vor allem die starken Gitarrensoli waren jedenfalls beeindruckend und SKELETAL REMAINS haben einen bleibenden Eindruck an diesem Festivaltag hinterlassen.
[Katja Spangenberg]Was passt bei schönem Wetter besser zum Bier als Spaß mit gediegenem Grind von den Urgesteinen PIG DESTROYER? Weit gereist sind die Herren aus Amerika, um ihre Version des friedvollen Schlachtens darzubieten. Der Tanz geht los mit 'Gravedance' und schon da zeigt sich Alex Cha an der Sample-Machine als eifriger Headbanger. Bei den Bewegungen und der Statur kommen unweigerlich Vergleiche mit Corpsegrinder George Fisher von CANNIBAL CORPSE auf. Cha ersetzt den 2024 leider verstorbenen Harrison als Sound-Designer. Wer glaubt, als Herr der Samples in einer Grindcore-Band wie PIG DESTROYER steht man nur da und drückt wild Knöpfe, der irrt gewaltig. Cha ist überall auf der Bühne mit seinem Keyboardgestänge unterwegs. Bei so viel Engagement bleibt das Publikum natürlich nicht unbeweglich stehen und betreibt ab dem Song 'Crippled Horses' einen aktiven "Circle Pig". Grind-üblich sind die Songs kurz und so schafft es Frontmann Hayes und seine Mannen in 40 Minuten fast 20 ihrer Stücke unterzubringen und aus dem Mikro zu quetschen. Genug Reserve ist seit 27 Jahren ja auf Platte gebannt, da wundert es nicht, wenn auch Älteres wie beispielsweise 'Starbelly' kommt. Bei diesem Wetter ist man nach solch einer aktiven Mittagsbeschäftigung durchaus bereit zum Trocknen der Bekleidung. Hat sich gelohnt!
[Benjamin Kutschus]Gegen 20 Uhr sorgt GRAVE für eine grobe Kelle Schwedentod ohne Mätzchen. 'Into The Grave' und 'Day Of Mourning‘ markieren den Einstieg in ein ruppiges Set, das zahlreiche Zuschauer erleben. Das Zusammenspiel ist allerdings nicht immer fehlerfrei, einige Proben mehr wären sicher auch kein Fehler gewesen. Die Schweden holzen sich dennoch recht kompromisslos durch ein 45-minütiges Programm, das gespickt ist von Band-Klassikern wie 'You'll Never See' und 'Soulless‘. Lead-Sänger und Bassist Jörgen Sandström liefert eine ganz gute Performance ab und die versammelten Party.Sanen haben durchaus Spaß. Ich persönlich hatte mir von dem Auftritt jedoch eine tightere Performance erhofft, sie in dieser Form aber nicht wahrgenommen. Dennoch ist der Auftritt durchaus sehenswert. Der "aha"-Effekt bleibt für mich jedoch aus.
[Martin Loga]Die Jungs aus Schweden rund um TIAMAT noch mal Live zu sehen, klingt für mich verlockend, ist es in den letzten Jahren doch eher ruhig um die Band geworden. Die Eröffnung gibt es am heutigen Abend direkt mit einem alten Klassiker 'In A Dream' aus dem Jahre 1992. Schon hier macht Johan Edlund einen gezwungenen und teilweise kraftlosen Eindruck. Die Stimme klingt aber dennoch wie immer. Wenn wir schon im Jahr 1992 sind, bleiben wir mit dem zweiten Titel 'Clouds' beim gleichnamigen Album. Neben Iwers (hier Anders und nicht Peter) am Bass und Sköld am Schlagzeug zeichnet Edlund dennoch ein körperlich sehr schwaches Bild. Häufiges Singen im Sitzen, das Verlassen der Bühne während Solos und das Benutzen des Mikrofonständers als sprichwörtliche Stützhilfe durchziehen den Gig. Die Bewegungen fühlen sich beeinträchtigt an. Natürlich soll hier erwähnt sein, dass TIAMAT um das Jahr 2014 schon kurz vor der Auflösung stand. Schon damals aufgrund gesundheitlicher Probleme Edlunds. Das TIAMAT nur noch mit halber Kraft weiterläuft, zeigt sich auch mit der letzten Plattenveröffentlichung "The Scarred People" aus dem Jahre 2012, was immerhin schon dreizehn Jahre sind. Neue Platten erwarte ich von TIAMAT somit kaum noch. Atmosphärisch ist 'Wildhoney' gefolgt von 'Whatever That Hurts' für mich dennoch, auch 'Vote for Love' und 'Gaia' sind für mich hervorzuheben. Ich mag TIAMAT wirklich, aber dennoch will hier und heute das gesehene Bild nicht mit dem Gehörten zusammenpassen. So schwer es vielleicht klingen mag, aber vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, TIAMAT 2014 ruhen zu lassen oder einen Ersatz für Edlund zu finden.
[Benjamin Kutschus]Als die Sonne verschwunden ist und es merklich kälter wird, passt der frostige Black Metal von GORGOROTH zwar perfekt zur Stimmung – doch die Show bleibt trotz starkem Sound eher durchschnittlich. Nach ein paar technischen Problemen zu Beginn legt die Band los, allerdings wirkt die Performance schnell etwas routiniert. Sänger Hoest ist zwar ein Aktivposten, fuchtelt mit dem Mikroständer, wirft Wasser und Papier ins Publikum und trägt sein martialisches Outfit mit dem auffälligen Nieten-Suspensorium, doch wirklich fesselnd ist das Gesamtbild nicht. Der Rest der Band bleibt nahezu bewegungslos, fast teilnahmslos, und auch das permanent rot-weiße Lichtgeflacker mit vereinzelten Flammen kann die fehlende Dynamik nicht ausgleichen. Songs wie 'Revelation Of Doom' und 'Destroyer' zünden beim Publikum, doch abseits davon fehlt es an Energie und echter Leidenschaft. Negativ fällt zudem das divenhafte Verhalten in Bezug auf die Fotografen auf – Bilder aus dem Graben sind strikt verboten, was unnötig distanziert wirkt. Als GORGOROTH den Auftritt dann auch noch rund zehn Minuten zu früh beenden, entsteht endgültig der Eindruck, dass sie an diesem Abend wenig Lust haben und dass ihnen die Fans nicht besonders wichtig sind. Schlecht ist das Konzert nicht, aber im Vergleich zu anderen Acts des Festivals bleibt es eher blass und hinterlässt ein faderes Gefühl, als man es sich von einem solch großen Namen erhofft hätte. GORGOROTH legt auf dem Party.San einen soliden, aber nicht überragenden Auftritt hin.
[Felix Bischoff]Samstagnacht und es erwartet uns der letzte Headliner. Es dauert allerdings etwas und ist spät geworden, bis endlich die ersten Riffs von 'So You Die' aus den Boxen erklingen. Und sogleich fällt auf: BLOODBATH ist derzeit nur zu viert. Auch wenn es der schwedischen Allstar-Death-Metal-Combo gelingt, mit einer richtig starken Songauswahl aufzutrumpfen, wäre eine zweite Gitarre schön gewesen. An der einen oder anderen Stelle bleibt es heute merkwürdig schwer, die gewohnten Kracher zu identifizieren. Schade ist auch, dass BLOODBATH fünf Minuten später beginnt und fünf Minuten früher aufhört. Die aktuelle Setliste ist perfekt und so bebt die Bühne unter den offenen Hieben von 'Zombie Inferno und 'Breeding Death'. Ich kann mich inzwischen mi Nick Holmes' düsteren Growls sehr gut anfreunden und das dezente Stageacting reißt das Publikum trotzdem mit. Die Performance wirkt energiegeladen und präzise, als würde jeder Song wie ein blutiger Hammer sitzen. Aber: Wenn man einen Headliner-Slot von 80 Minuten hat, könnte man ihn auch entsprechend ausfüllen. Das Set an sich hat epische Dichte und zum Ende bringt 'Cry My Name' die perfekte Mischung aus Melodie und Tod, bevor man sich mit 'Eaten' verabschiedet. So ist es ein knapper, aber gnadenlos effektiver Auftritt von BLOODBATH beim Party.San 2025: keine Schnörkel, keine Experimente – voll ausgefahrene Death Metal-Power, perfekt gepackt in eine kompakte Tour-Setliste. Also wahrlich kein schlechter Gig, sondern ein solider Festivalabschluss... aber sie können es noch besser.
[Christian Gaum]
Texte: Martin Loga, Hagen Kempf, Benjamin Kutschus, Katja Spangenberg, Felix Bischoff, Christian Gaum, Carsten Praeg, Stefan Brätsch, Dennis Trabandt
Photo Credits: Carsten Brand, Toni Gunner, Felix Bischoff, Martin Dannehl
Hier geht es zur "Tentstage".
- Redakteur:
- Carsten Praeg