Party.San 2025 - Schlotheim
01.10.2025 | 12:5407.09.2025, Flugplatz Obermehler
Mit Bands wie BLOODBATH und NAPALM DEATH feuert das PSOA eine starke Todesblei- und Grindcore-Breitseite ab – präsentiert von POWERMETAL.de.
TentstageAuch in diesem Sommer locken wir die Bands der Tentstage mit Bier und dem Versprechen auf viel Spaß an unseren Autogrammstand gleich neben der Hauptbühne – schließlich präsentiert POWERMETAL.de die Zeltbühne seit Anbeginn. Hier werden auch schon mal blanke Hintern signiert (ganz gleich, ob ein Weiblein oder Männlein daran hängt), für gemeinsame Fotos posiert und eifrig mit den Autogrammjägern angestoßen. Während manche Bandmitglieder noch ihrem Auftritt entgegenfiebern, dürfen andere bereits ihre erfolgreich absolvierte Show begießen. Wir jedenfalls feiern unsere Zeltbands und spendieren ihnen an dieser Stelle wie immer ihre eigene Seite. Und nun rein ins Zelt, ganz egal ob bei stickiger Hitze oder eisigen Black Metal-Temperaturen.
[Carsten Praeg]
DonnerstagAls erste Band auf der Zeltbühne steht die deutsche Band SERVANT. Trotz der frühen Stunde ist es ziemlich voll, die Jungs um Sänger Farago scheinen doch einen gewissen Bekanntheitsgrad zu haben. So wie ich sind im Publikum doch eine ganze Menge Leute, die sich gezielt im Zelt eingefunden haben. Optisch präsentieren sich die Jungs stilecht im Panda-Cosplay. Musikalisch erwartet uns eine packende Mischung aus tanzbaren Black'n'Roll-Parts und ultraschnellem Blastbeat-Geballer. Diese energiegeladene Kombi reißt für die in Hinblick auf den Zeitslot nicht ganz optimalen Bedingungen wirklich ordentlich mit. Was mir auch auf Platte schon aufgefallen ist: Drummer Apophis ist unglaublich schnell unterwegs. Das erinnert stellenweise tatsächlich an das Drumming alter KATAKLYSM-Scheiben: Eine wuchtige, eher langsame Bassdrum trifft auf eine ultraschnelle Snare. Der Sound ist insgesamt in Ordnung, die Instrumente sind größtenteils gut abgemischt. Lediglich die Einspieler sind leider etwas zu laut geraten, was die Performance kurzzeitig überlagert. Das Publikum lässt sich davon nicht beeindrucken, von der ersten Minute an gehen die Fans enthusiastisch mit, Pommesgabeln und Fäuste schießen in die Luft. Songs wie 'Sin' und 'Litany' reißen aber auch einfach richtig mit. SERVANT liefert somit einen mehr als würdigen Auftakt fürs Zelt und beweist eindrucksvoll, wie man auch bei unglücklichen Rahmenbedingungen das Beste rausholt. Am Ende des Festivals antwortet meine Begleitung gar auf die Frage, "was fandest du denn am besten?" - "SERVANT". Ein starker Start ins Festival!
Direkt nach SERVANT betritt dann OUTLAW die Bühne. Es ist noch recht leer, was wohl am
parallelen Auftritt von ...AND OCEANS mit ähnlicher Zielgruppe auf der Mainstage liegt. Zur Abwechslung gibt es dieses Mal rotes Corpsepaint, das noch schnell zwischen Soundcheck und Intro aufgelegt wird, bevor die Jungs spielfreudig loslegen. Es erwartet uns kompromissloser Black Metal, der der willigen Meute um die Ohren gehauen wird. Nicht zuletzt beim Über-Track 'To Burn This World And Dissolve The Flesh' kocht die Stimmung ordentlich hoch: Es bilden sich Moshpits, mit Fäusten und Pommesgabeln wird geschüttelt. Einziger Wermutstropfen: Die Einspieler sind leider diesmal zu leise abgemischt, was im direkten Vergleich zu SERVANT genau das gegenteilige Problem ist. Auch die Leadgitarre könnte für meinen Geschmack präsenter sein. Trotzdem ist es ein verdammt geiler Song vom 2023er Output "Reaching Beyond Assiah" und ein klares Highlight der Show. Sobald der Gig von ...AND OCEANS beendet ist, füllt sich das Zelt schlagartig, und die Reihen werden dichter. Obwohl OUTLAW einen ähnlichen Geschmack wie SERVANT bedient, bleibt die Bewegung im Pit insgesamt etwas verhaltener. Dennoch liefert OUTLAW eine gute und absolut überzeugende Show ab, die durchaus begeistern kann.
[Hagen Kempf]Mit voller Wucht stürmt THEOTOXIN aus Österreich ins Party.San-Zelt und macht sofort klar, dass hier kompromissloser Black Metal regiert. In Corpsepaint und mit maskierter Präsenz wirken sie wie finstere Schattenwesen, die ihre Songs mit eiserner Präzision und Geschwindigkeit abfeuern. Das ständige Nicken und Headbangen der Musiker überträgt sich schnell auf das Publikum, das immer mehr in Bewegung gerät. Die Show ist intensiv, mit einem Schuss Theatralik, der das düstere Gesamtbild perfekt abrundet – nicht übertrieben, sondern genau auf den Punkt. Man merkt den Wienern an, dass sie Bock haben: Jeder Song wird wie ein Ritual zelebriert. Anfangs ist das Zelt nur mäßig besucht, doch mit der Zeit füllt es sich spürbar, und spätestens zur Mitte des Sets kocht die Stimmung. Arme schnellen in die Höhe, Schreie und Fäuste begleiten die donnernden Blastbeats. THEOTOXIN liefert eine Show, die gleichermaßen atmosphärisch wie brachial ist und ein Publikum hinterlässt, das gezeichnet, aber zufrieden aus dem Zelt wankt.
[Felix Bischoff]Mit unverzerrten Gitarrenklängen geht es bei FIRTAN zu Beginn erst einmal gemächlich zu. Doch der Schein trügt: Nach dem Auftakt wird 'Hrenga' düster und brachial. Zur zweiten Strophe gibt es dann auch noch Unterstützung von J.J., Sänger der Bands KARG und HARAKIRI FOR THE SKY. Die Sänger beenden das Lied im Duett. Die Gitarren werden von einer Violine begleitet, Weltuntergangsstimmung wird bei 'Wermut hoch am Firmament' verbreitet. Zu apokalyptisch-rotem Licht mit Stroboskop-Geblitze, steuert die Violine die passende Dramatik bei. Seit einigen Jahren kombiniert FIRTAN erfolgreich Black Metal mit Geigenmusik. Der heutige Abend zeigt, wie nah die Band dabei schon an der Perfektion ist. 'Arkanum' baut Spannung bis zum grandiosen Höhepunkt auf. Den Abschluss bildet der Solo-Auftritt von Violinistin Klara mit 'Wenn sich mir einst alle Ringe schließen'. Dabei kommt Klaviermusik von ihr als Einspielung, während sie in Spotlicht und Nebel spielt. Zur Verabschiedung kommen alle Bandmitglieder noch einmal für ein Foto mit dem Publikum auf die Bühne.
[Stefan Brätsch]Vorab einmal großen Respekt an den Herrn J.J. Kogler, dass er sich mit zwei Bands im Abstand von nur einer Stunde am gleichen Abend auf die unterschiedlichen Bühnen des Party.Sans begibt. Jetzt mit KARG auf der Zeltbühne und ab 21:00 mit HARAKIRI FOT THE SKY auf der Main-Stage. Dementsprechend ist das Zelt auch gut besucht. Viele, die bei HARAKIRI FOR THE SKY mit den Ohren wackeln, finden ihren Einstieg an diesen Abend mit KARG. Der Anfang eröffnet sich uns mit 'Findling' gefolgt von 'Kimm', beide vom neuesten Album "Marodeur". Die Verbindungen zu HARAKIRI FOR THE SKY sind durch die Stimme Koglers natürlich unverwechselbar. KARG kommt persönlicher daher, mit Deutsch oder österreichischer Mundart. So kommt es auch im Zelt vor dem Publikum an – die Hauptbühne wäre für KARG zu groß. Den Abschluss gibt es mit 'Yūgen' ebenfalls von "Marodeur", um sich gerade mal ein frisches Bier zu schnappen und sich dann im Anschluss HARAKIRI FOR THE SKY auf der Hauptbühne zu geben.
[Benjamin Kutschus]Vor der Zeltbühne findet sich eine ordentliche Menge Menschen ein, denn CHAOS INVOCATION ballert direkt und kompromisslos drauf los und die Jungs um Sänger M. zeigen sich sichtlich spielfreudig. Das Publikum nimmt das Dargebotene von der ersten Minute an dankend an. Es wird vehement gemosht, Fäuste werden geschüttelt und reichlich Pommesgabeln sind zu sehen. Doch M. scheint diese rege Beteiligung noch nicht genug zu sein, denn zwischenzeitlich fragt er das Publikum provokant: "Party.San, seid ihr tot? ". Man merkt der Band die Freude am Black Metal an, auch wenn sie sich dabei wortkarg auf das Wesentliche konzentriert. Musikalisch bekommen wir unter anderem den Song 'This World Wants Us Dead' vom aktuellen Album "Wherever We Roam..." zu hören. Der Sound ist durchgehend solide und auch die Lichtshow ansprechend. Nach kurzem Überziehen ist es dann auch schon wieder vorbei. Insgesamt liefert CHAOS INVOCATION eine energiegeladene und absolut überzeugende Show ab, die das Publikum in Bewegung hält und definitiv Lust auf mehr macht.
[Hagen Kempf]Gut dreieinhalb Stunden, nachdem er bei THOTOXIN den Bass bearbeitet und zwischendurch noch eine Autogrammstunde an unserem Stand gegeben hat, steht Unhold Torsten mit seiner Band AGRYPNIE auf den Brettern. Düster schleppend geht's mit dem Song 'Wir Ertrunkenen' los, der aber im Laufe seiner knapp sieben Minuten deutlich an Geschwindigkeit zulegt. Torstens Stimme klingt heute recht heiser, was dem Ambiente-lastigen Schwarzmetall aber eine ziemlich raue Kante verleiht. Diesmal greift der Tausendsassa nicht selbst zur Gitarre und feuert stattdessen unentwegt das zahlreiche Publikum an, während sich seine beiden Saitenkollegen die Rübe abschrauben und abwechselnd die Boxen im Bühnengraben als Tritterhöhungen nutzen. Auch ohne Bass erzeugt das Quartett eine ziemlich dichte Soundkulisse. Nachdem 'Grenzgänger' mit seinen stakkatoartigen Riffs einen ersten Höhepunkt bildet, folgt bei 'Blut' der nächste: dann kommt nämlich erneut P.G. von GROZA als Gastsänger auf die Bühne, um mit Torsten gemeinsam die zweite Songhälfte zu schmettern. Angesichts der durchschnittlichen Songlängen passen immerhin sechs Titel auf die Setliste, zum Abschluss gibt es mit 'Der tote Trakt' noch den Bandklassiker schlechthin. Von den vorderen Reihen ein letztes Mal inbrünstig mitgeschmettert. Nach Torstens Stammband NOCTE OBDUCTA darf auch endlich AGRYPNIE auf dem Party.San ran und gleich als Zelt-Headliner – alles richtig gemacht!
[Carsten Praeg]
FreitagDie Zeltbühne wird am heutigen Freitag von HERETIC WARFARE aus Nordrhein-Westfalen eröffnet. In der Schnittmenge von Todesblei und Thrash Metal mit leicht brülligen, aber primär eher growligen Vocals legen die Herren motiviert los. Dabei präsentiert das Quintett heute Nachmittag unter anderem zwei Stücke des im Juni 2025 erschienen, neuen Albums "Perpetual Fire", ss sind die Stücke 'The Eightfold Path' und 'The New Divine'. Zu Beginn der Performance ist das Zelt schätzungsweise zu zwei Dritteln gefüllt, doch ab der Hälfte des 35-minütigen Gigs leeren sich die Reihen doch sichtbar. Mich persönlich überzeugt das Liedgut der Münsteraner trotz leidenschaftlicher Performance nur mit Abstrichen. Obgleich sich HERETIC WARFARE live sehr ins Zeug legt, so fehlt es der Band für mein Empfinden an musikalischem Wiedererkennungswert.
[Martin Loga]Während draußen die Temperaturen weiter anziehen, wirkt es im Zelt plötzlich kühler – zumindest wenn wir von der Atmosphäre sprechen. Mit gefühlt über 30 Grad gleicht das Zelt eher einer Sauna, doch mit dem Erklingen des Intros ist das schnell vergessen. NAXEN stehen zunächst mit dem Rücken zum Publikum, dichter Nebel wabert über die Bühne – eine Szenerie, die sofort in den Bann zieht, bevor es direkt mit 'To Welcome The Withering' losgeht. Der Einstieg in das Set leidet unter einem problematischen Mix: LNs Stimme ist zu prominent, die Instrumente klingen verwaschen – das bremst die Stimmung etwas. Mit 'To Welcome The Withering' und 'A Shadow In The Fire PT III' entfaltet sich dennoch das volle Potenzial der Band. Ihr Mix aus skandinavischem Black Metal, düsteren osteuropäischen Melodien und atmosphärischen Elementen des US-Black Metal wirkt ebenso dicht wie fesselnd. Die oft zehn Minuten langen Songs ziehen den Hörer hinein – selbst an einem heißen Freitagmittag. Das Publikum spürt diese Intensität und drängt sich immer weiter ins Zelt. Zum Finale steigert sich die Atmosphäre noch einmal spürbar, und 'Triumphant Tongue Of A Thousand Swords' wird zum Höhepunkt. Am Ende jubelt das Zelt, und man fragt sich, wie man bei dieser Hitze in voller Montur samt Lederjacke solch einen Auftritt absolvieren kann.
[Dennis Trabandt]Als nächstes zieht es mich zu MASS WORSHIP ins Zelt. Anfangs ist es vor der Bühne noch überschaubar, füllt sich jedoch recht schnell. Die Jungs um Sänger Claes Nordin servieren uns eine interessante Mischung aus Death, Sludge, Grind und Doom. Das Publikum, ist zunächst noch etwas zögerlich, es dauert ein wenig, bis die Menge in Fahrt kommt. Nach den ersten beiden Songs taut die Meute dann aber doch ein wenig auf und man sieht immerhin die Köpfe nicken. Ein besonderer Höhepunkt der Show ist dann der Titeltrack 'Portal Tombs' vom gleichnamigen Album. Im Original hören wir da keinen geringeren als Barney Greenway, seines Zeichens Sänger bei NAPALM DEATH. Auch ohne Barney kickt der Titel ordentlich, das geniale Solo am Ende des Songs geht sofort in die Beine. MASS WORSHIP performt insgesamt sauber und solide, ist aber auch eher einer der Außenseiter auf dem PSOA 2025. Ob es daran liegt, dass dem Publikum schon zu viel Festival in den Beinen steckt oder die Musik nicht so resoniert – man weiß es nicht. Auf jeden Fall eine gute Show, auf die man durchaus auch mehr hätte moshen können.
Am frühen Freitagabend steht man dann bei FRIISK und ist da absolut nicht allein. Das Zelt ist von der ersten Minute an ziemlich voll, die Jungs um Sänger T. gelten als Geheimtipp und haben sichtlich viele neugierige Zuschauer angezogen. Musikalisch präsentiert sich FRIISK mit atmosphärischem Post Black Metal, der sich durch die Verwendung teilweise plattdeutscher und saterfriesischer Texte auszeichnet. Die Stimmung ist von Anfang an gut, sas Publikum geht gut mit und macht Stimmung – mehr, als man das eigentlich von Black Metal dieser Sorte gewöhnt ist. Die Lichtshow ist ausgesprochen gut, ebenso wie der Sound. Man merkt, dass die Dame an den Reglern genau weiß, was sie tut: Die Strobos passen punktgenau auf die Blasts und die Lichtwechsel sind exakt auf die Musik abgestimmt. Der Sound ist sehr gut, ich würde fast sagen, einer der besten des Festivals – großer Respekt vor der Leistung der Tontechnikerin! Im Laufe der Zeit wird es immer voller, das Zelt ist wirklich bis zum Bersten gefüllt und das begeisterte Publikum lässt sich sogar zu spontanen "Ostfriesland"-Chören hinreißen. Ein Highlight des Sets ist unter anderem das geniale 'Torügg bleev blot Sand', bei dem man in einem gesprochenen, ruhigeren Teil in der Mitte den Dialekt von FRIISK ganz gut hören kann. Zusammenfassend liefern die Friesen einen sehr guten, technisch einwandfreien Auftritt ab, der viel Spaß macht und ein eindrucksvolles Beispiel für die Stärke der aktuellen deutschen (Post) Black Metal-Szene darstellt.
[Hagen Kempf]Die Inder GUTSLIT liefern eine furiose Death-Grind-Attacke, die kaum Zeit zum Luftholen lässt. Das Tempo ist hoch, die Riffs technisch versiert und das Schlagzeug treibt mit chirurgischer Präzision voran. Dazu das typische "Wackelhände"-Gefuchtel, das zeigt: Hier wird's ernst. Das Zelt ist zwar nur mäßig gefüllt, viele Nachzügler kommen direkt von der Mainstage nach SUFFOCATION herüber, aber das stört die Stimmung kaum. Ironisch eingestreute indische Samples sorgen für grinsende Gesichter, während die tiefen, fiesen Groove-Passagen das Publikum immer wieder zum rhythmischen Nicken zwingen. Grindcore-übliches Chaos mit Dildos, Kostümen und anderen absurden Requisiten bleibt diesmal fast komplett aus, was den Fokus klar auf die Musik legt. Dennoch herrscht gute Laune, vorne startet sogar ein kleiner Circle Pit. Der vielleicht unerwartetste Moment des Sets: Band-Supporter Christian betritt die Bühne, kniet nieder und macht seiner Partnerin vor allen einen Heiratsantrag. Sie sagt "Ja" – und das Zelt jubelt lauter als bei manchem Breakdown. GUTSLIT verwandelt den Auftritt damit in eine wilde Mischung aus technischer Brutalität und unvergesslicher Festivalanekdote.
[Felix Bischoff]Im Anschluss an BRUJERIA finde ich mich dann bei DRUDENSANG ein und finde ein zum Bersten gefülltes Zelt vor. Von Beginn an ist die Atmosphäre sehr dicht, die Bühne ist in ein unheilvolles rotes Licht getaucht. Der Sänger betritt die Bühne mit einer Sichel, passend zur Musik, die teilweise in süddeutscher Folklore angesiedelt ist. Die Menge feiert DRUDENSANG ganz ordentlich. Sänger Krámpn spritzt im Laufe des Gigs eine Flüssigkeit ins Publikum, die wohl (Kunst-)Blut sein dürfte, was von den Fans mit Begeisterung aufgenommen wird. Es gibt immer wieder "hey"-Rufe aus dem Publikum, ohne dass diese von der Band eingefordert werden müssen. Leider wird der Auftritt vom Sound getrübt, der viel schlechter ist als zuvor bei FRIISK. Man wünscht sich fast die Tontechnikerin des vorherigen Slots zurück. Leider haben die Bayern auch beim Klargesang nicht den besten Tag, heute klingt das wirklich (ungewollt!) schief und schräg. Ansonsten ist DRUDENSANG professionell und engagiert bei der Sache.
Ein weiterer Aspekt, den ich hier nicht verschweigen möchte und der den Auftritt überschattet, ist die Frage, ob DRUDENSANG nun eine "Grauzone"-Band ist oder nicht. Ihre Verbindungen zu in einschlägigen braunen Kreisen bekannten Labels und dem "Under The Black Sun"-Festival sind zwar kein direkter Beleg für eine in einer Demokratie abzulehnenden Ideologie, doch die bewusste Entscheidung für Plattenlabel oder Festivals kombiniert mit Schweigen ist eben auch kein aktives Entscheiden dagegen. (Obgleich die Party.San-Veranstalter bekannt dafür sind, hier ein rigoroses Auge drauf zu haben – Anm. v. Carsten) Musikalisch liefert DRUDENSANG aber einen engagierten Auftritt ab, der das Publikum sehr gut unterhält und entsprechend dafür gefeiert wird.Für den regelrechten Hype um IMPERIAL TRIUMPHANT in den letzten zwei Jahren ist das Zelt überraschend nicht so gefüllt. Die Band aus New York City zieht zwar eine ganze Menge Menschen, aber nie so viele wie im Vorjahr bei KONVENT zu ähnlicher Zeit. Musikalisch bewegt sich IMPERIAL TRIUMPHANT in einem kaum klassifizierbaren Bereich, der sich am ehesten als Experimental-Jazz-Blackened-Death beschreiben lässt. Wie gewohnt betreten die Jungs die Bühne in ikonischen goldenen Masken und langen schwarzen Mänteln. Man kann sagen, was man will, der retro-futuristische Style hat einfach Stil. Nach dem Intro 'Goldstar' im Grammophon-Sound geht's direkt mit 'Lexington Delirium' los. Der initiierte Hörer weiß, der Titel wurde fürs aktuelle Album gemeinsam mit MESHUGGAH- Schlagzeuger Tomas Haake aufgenommen. Wir bekommen eine wunderbare Playlist mit starkem "Goldstar"-Einschlag, wie die Titel 'Gomorrah Nouveaux' und 'Pleasuredome'. Ein Meer von Handys geht in die Luft, die typischen Showelemente der Amis dürfen natürlich nicht fehlen: Zu 'Pleasuredome' wird mit einer Trompete auf dem Bass gefiedelt, Musiker liegen stellenweise auf dem Boden oder traktieren den Bass mit Schlägen. Auch die obligatorische Champagnerflasche, die demonstrativ vorm Publikum ausgeschüttet wird, ist dabei. Das Publikum geht insgesamt sehr gut mit und einige Zuschauer sind sichtlich geflasht von der Darbietung. Der Sound ist leider nur durchschnittlich, was bei der komplexen Musik und den Bandfähigkeiten schade ist. Trotzdem eine insgesamt super Show, die IMPERIAL TRIUMPHANT als unglaublich gute Musiker auszeichnet.
[Hagen Kempf]
SamstagAn der Bühne ist die norwegische Flagge dekoriert und macht das Bild perfekt, das die Thüringer TURBONEGRO-Tribute-Band ASS COBRA am Samstag dem bereits früh morgens anwesenden Partyvolk als Genussstückchen darbietet. Sänger Lars Dotzauer erinnert optisch an den 2021 verstorbenen TURBO-Originalsänger und überzeugt zudem mit originalgetreuer Stimmfarbe. Auch wenn er am Ende keine Arschrakete für das Publikum zündet, legt er beim finalen Songtitel eine Percussion-Darbietung mit viel Zungenfertigkeit hin. Die Outfits der beiden Gitarristen in stilechter Denim-Matrosenuniform und die Kostümierung des Leadgitarristen mit Regenbogenarmbinde – der bei der Performance plötzlich seine Uniformmütze ins Publikum schleudert – bereiten den Zuschauern Spaß und lassen die Gassenhauer der Punkrocker in voller Glam- und Rock'n'Roll-Ästhetik miterleben. Angefangen bei bekannten Titeln wie 'All My Friends Are Dead' und 'Selfdestructo Bust' geht es in der Songauswahl weiter mit 'Wasted Again' und 'Boys From Nowhere', bei denen die Band zeigt, dass Punkrock auch einen geradezu metallischen Gitarrensound bieten kann. 'Are You Ready' sorgt für ordentlich Stimmung und mit 'Zillion Dollar Sadist', 'Denim Demon' und 'Sailor Man' erntet die Band kräftigen Applaus. Bei 'I Got Erection' und auch bei 'The Age Of Pamparius' singt das Publikum textsicher mit. Nach 'Get It On' und 'Good Head' setzen die Herren mit 'Prince Of The Rodeo' noch einen drauf und beschließen damit ihr Set als Eröffnungsband des Tages.
"Früh morgens sind die Senioren immer am agilsten, deswegen dürfen wir so zeitig ran", eröffnet Frontmann Oliver Hippauf von MACBETH gut gelaunt den Auftritt in der bereits morgens dicht gefüllten Halle. Angesichts der überraschend vielen Zuschauer, die so früh schon wach sind, fragt er das Publikum scherzhaft, ob es gestern Abend wohl nichts mehr zu trinken gab - ein Spruch, der nicht der letzte bleibt, den er für die Zuschauer parat hat. Auf musikalischer Ebene liefern die Heavy Metal-Urväter aus Erfurt in der darauffolgenden Stunde ein echtes Brett. Der Sound ist perfekt eingestellt, hat Wucht und so sieht man in der Menschenmenge vor der Bühne immer wieder das fliegende Haar der Headbanger. Wer die Band bisher nicht kannte, sollte wissen, dass hier an den Gitarren wahre Götter performen. Die Band setzt mit ihrem gesamten Auftritt ein kraftvolles Statement, das wirklich Klasse hat und nicht unbeachtet bleiben sollte. Allerdings greifen die Songtexte überwiegend die Schrecken und Grausamkeiten von Krieg und Gewalt auf, oft aus einer kritischen Antikriegsperspektive, was bei manchen Zuhörern durchaus einen Kloß im Hals hinterlassen kann. Dennoch bleibt der Auftritt ein beeindruckendes Erlebnis!
[Katja Spangenberg]Es ist Samstagmittag und Zeit für die fünf Jungs von NIGHTBEARER, ihr Können zu zeigen. Wer BURDEN OF GRIEF kennt, weiß in etwa, wo die Reise hingeht. Los geht es in einem gefüllten Zelt mit 'His Dark Materials' vom 2025er-Album "Defiance". Hartes melodisches Geknüppel, was das Publikum schon jetzt voll einsteigen lässt. Frontstimme Torka trifft anfangs nicht jeden Ton, aber wie ein großer V8 muss erstmal alles warm laufen und spätestens im zweiten Song 'The Dragon Reborn' läuft alles wie geschmiert. Bei bisher drei veröffentlichten Alben und nur 35 Minuten Zeit bleibt die Auswahl der Stücke überschaubar. Von allem ist aber etwas dabei. Den Abschluss gibt es nochmal mit 'Defiance' auf die Ohren und ein Selfie von der Bühne für die Ewigkeit gibt es auch.
[Benjamin Kutschus]AVULSED aus Spanien steht seit vielen Jahren für feinsten Underground Death Metal. Uns erwartet also eine Headbang-Orgie, an der auch der Corpsegrinder seine Freude hätte. Außergewöhnlich und ein echter Hingucker ist auch die genreuntypische Mehrhalsgitarre und nur eine Kleinigkeit fehlt noch, die aber prompt korrigiert wird. Zum zweiten Song packt Sänger Dave Rotten einen mit Blut gefüllten Totenschädel aus und schmiert zunächst alle Bandmitglieder im Gesicht ein, bevor er sich den Rest selbst übergießt (und auch den einen oder anderen Schluck probiert). Nun sieht optisch alles perfekt aus und der passende Soundtrack folgt mit dem einfühlsamen Songtitel 'Stabwound Orgasm'. Eine Wall of Death wird vor 'Gorespattered Suicide' gefordert und trotz der stehenden Hitze im Zelt folgt ein frenetisches Publikum der Aufforderung. Mit dem gefälligen Titelsong des aktuellen Albums "Phoenix Cryptobuosis" biegt die Band nach einem starken Auftritt auf die Zielgerade ein und animiert noch einmal zum kollektiven Headbanging.
[Christian Gaum]NIGHT IN GALES ist seit 30 (!) Jahren nun schon ein fester Bestandteil der Deutschen Melodic Death-Szene. Dass die Jungs aus dem Ruhrpott die Kunst des Eisenschmiedens seit dieser Zeit verfeinert haben, zeigt sich sofort - los geht es mit 'Dawnlight Garden'. Die publikumsnahen Ansagen durch Frontstimme Müller im lässigen MISFITS-Outfit tragen dazu bei, dass die musikalische Reise einem Flug gleicht. So lässig und freundlich die Zwischenansagen auch sein mögen, bei 'Into the Evergrey' gibt es fehlerfreie brutale Knüppel-Vocals begleitet von ebenso perfekt beherrschten Instrumenten. Bei 'Razor' aus dem Jahr 1997 lässt sich bestätigen, dass NIGHT IN GALES damals wie heute ihr Handwerk kennen. Zum Schluss gibt Müller nochmal die Erinnerung an den runden Geburtstag der Band und verabschieden sich mit dem ersten Song der Band 'Sylphlike' aus dem Jahre 1995. Ein Wort: Grandios!
[Benjamin Kutschus]Mein persönliches Highlight steht dann mit DÖDSRIT an. Die Jungs aus Schweden und den Niederlanden mit ihrem Black / Crust Metal sind live einfach eine Wucht! Das erfährt das für diese Uhrzeit ziemlich volle Zelt dann auch am eigenen Leibe, DÖDSRIT haut uns direkt den Kracher und an Melodien überlaufenden Über-Track 'Irjala' vom aktuellen Langspieler "Nocturnal Will" um die Ohren. Der Sound ist okay, die Stimmung prächtig: Sofort bilden sich Moshpits, überall wird getanzt und gebangt, die Fans feiern den Elf-Minüter ordentlich ab. So muss das! Sänger Christoffer gibt sichtlich alles und auch die andern Jungs zeigen sich äußerst gut aufgelegt. DÖDSRIT ballert ordentlich und ich denke mir kurz, dass es schade ist, dass es noch hell ist. Der Klasse der Schweden und Niederländer tut das natürlich keinen Abbruch. So, wie die Show angefangen hat, geht sie dann auch weiter und viel zu schnell zu Ende, eine Melodie jagt die nächste und man fragt sich, wo DÖDSRIT diese Kreativität hernimmt. Da passiert teilweise in einem Song mehr als bei anderen Bands auf einem ganzen Album. Als Rausschmeißer gibt es dann noch 'Nocturnal Fire' um die Ohren, bevor die Show viel zu schnell vorbei ist. Zum kurzem Outro werden die Jungs gefeiert, dann ist Schluss. Geil. Mehr fällt mir dazu auch nicht ein.
Für eine Portion modernen Post Black Metal geht es am Abend zu MØL. Die Dänen um Sänger Kim Song Sternkopf sind bekannt für ihren an DEAFHEAVEN erinnernden Blackgaze-Sound, der live ziemlich gut funktioniert. Eine Stunde vor dem Gig haben wir Kim noch zufällig am Asia-Nudelstand getroffen, wo er sich scheinbar für die anstehende Show gestärkt hat. Und diese Stärkung war wohl auch nötig, denn Kim – bekannt für seine extrovertierte und energiegeladene Performance – enttäuscht auch heute nicht. Er rennt unermüdlich auf der Bühne auf und ab, schwingt den Mikrofonständer durch die Gegend und füllt die Songs mit ausladender Gestik. Leider startet die Show mit einem Wermutstropfen: Der Sound ist zu Beginn katastrophal. Als Opener hören wir 'Vestige' vom 2021er Album "Diorama", das aufgrund der Akustik leider mehr zu erahnen als zu hören ist. Glücklicherweise bekommt die Technik das Problem im Laufe des Sets in den Griff, sodass sich die Qualität deutlich bessert und die Songs besser zu erkennen sind. Wir hören unter anderem 'Serf', bei dessen Intro Sänger Kim sehr weitsichtig auf die Notwendigkeit ausreichender Hydration beim Moshen hinweist. Die Fans lassen sich von den anfänglichen Schwierigkeiten nicht beirren, es bilden sich immer wieder Moshpits und es werden Fäuste in die Luft gereckt, die Kim dankend entgegennimmt. Die Lichtshow ist für die frühe Stunde ansprechend und sorgt für eine atmosphärische Untermalung der Show. Als Rausschmeißer kündigt Kim dann 'Bruma' als einen für die Band besonders wichtigen und bedeutsamen Song an. Insgesamt liefert MØL eine gute und engagierte Show ab, am Ende umarmt ein sichtlich gerührter Kim noch einige Zuschauer in der ersten Reihe. Ein sympathischer und energiegeladener Auftritt.
Als nächstes steht dann KVAEN auf meiner Liste. Hinter diesem Namen verbirgt sich das Solo-Projekt des ehemaligen THE DUSKFALL-Gitarristen Jacob Björnfot aus Schweden, der sich für seine Live-Auftritte natürlich von einer vollen Band unterstützen lässt. Die Truppe legt von der ersten Minute an energiegeladen los und heizt dem Publikum mit ihrem Sound ordentlich ein. Das Zelt ist dabei ziemlich voll und die Mischung aus schnellen, unerbittlichen Blastbeats und eingängigen, fast schon hymnischen Melodien kommt bei den Fans sichtlich gut an. Jacob Björnfot erweist sich als exzellenter Frontmann, der die Menge immer wieder anstachelt und zum Mitmachen animiert. Das Publikum lässt sich nicht lange bitten und macht bereitwillig alles mit, überall schießen die Pommesgabeln in die Luft und die Stimmung ist durchgehend hervorragend. Der Sound geht dabei absolut in Ordnung, sodass die energiegeladene Performance und die melodischen Gitarrenleads gut zur Geltung kommen. Insgesamt liefert KVAEN eine absolut überzeugende Show ab, die die Fans ordentlich in Bewegung bringt und keine Wünsche offenlässt – ein starker Auftritt, der die Anwesenden restlos begeistert.
[Hagen Kempf]Mit den Worten "welcome into Italian horror Death Metal experience , buona sera!" werden die Gore-Verehrer FULCI als letzte Band auf der Tentstage angekündigt. Das Zelt ist zu drei Vierteln gefüllt und die Menge steht dicht an dicht. Inszeniert von einem knochentrockenen Klangbild, das dem Sound der Studioalben der Italiener sehr nahekommt, starten die mit dem Eröffnungsstück 'Rotten Apple' amtlich durch. Im Hintergrund sorgen großflächige Filmprojektionen der Zombie-Filme des Namensgebers Lucio Fulci für eine stimmige Szenerie. Vor allem Frontgrunzer Fiore Stravino überzeugt mit kellertiefen, massiven Growls, während die Gitarrenfraktion mit ihrem voluminösen Riffing die oft Groove-betonten Gore-Hymnen eindrucksvoll in die Menge pustet. Dank unwiderstehlicher Stampfer, wie beispielsweise 'Apocalypse Zombie', wird hier ein Splatter-Dinner im Breitwandformat aufgefahren, das sich sehen und hören lassen kann. Die Band erhält eine gute Resonanz beim Publikum und beendet mit 'Tropical Sun' ein starkes Set, das die Erwartungen vieler Zuschauer zum Abschluss mehr als erfüllt haben dürfte.
[Martin Loga]
Texte: Martin Loga, Hagen Kempf, Benjamin Kutschus, Katja Spangenberg, Felix Bischoff, Christian Gaum, Carsten Praeg, Stefan Brätsch, Dennis Trabandt
Photo Credits: Carsten Brand, Toni Gunner, Felix Bischoff, Martin Dannehl
- Redakteur:
- Carsten Praeg