Power Of Doom Festival - Würzburg

11.09.2007 | 23:24

08.09.2007, Soundpark Ost

Ein früher Herbsteinbruch ist eigentlich die beste Vorraussetzung für einen doomigen Tag in Würzburg, und so pilgern die Fans der musikalischen Langsamkeit zu einem besonderen, kleinen aber feinen Festivalereignis im familiären Kreise.

THE LAMP OF THOTH ziehen trotz der frühen Stunde schon viele Fans vor die Bühne und beweisen, dass sie ihren Kultstatus bei einigen Headbangern zu Recht tragen: Die drei Engländer(innen) rocken mit ihrem selbstbetitelten Stück gleich mal ordentlich los, schaffen einen geilen Groove zwischen den doomigen Parts und posen für eine Doomband eigentlich ganz ordentlich. Satan's Doom oder Rock 'n' Doom wäre eigentlich eine gute Bezeichnung für diese durchaus originelle Truppe, die einen tollen Opener für einen Abend voller musikalischer Highlights abgibt.

Die Holländer OFFICIUM TRISTE sind eigentlich genau mein Fall: Funeral Doom mit herzzerreißender Melancholie und traumhaften Melodien steht jetzt auf dem Programm, und auch wenn der Sound um einiges ruhiger und andächtiger ist, so finden sich doch einige Doomster vor der Bühne ein, um sich mit völliger Begeisterung dem Sound von OFFICIUM TRISTE hinzugeben. Und das ist auch nicht weiters schwer, denn der mitreißende Rhythmus, die tollen Melodien und die traurigen, überlangen Songs lassen das Herz eines jeden Funeral-Doom-Fans höher schlagen. Nach dem passenden Abschiedssong 'This Is Goodbye' finde nicht nur ich schnell den Weg zum Merchandise-Stand ... die Entdeckung des Abends!

Der komplette Stilbruch kommt heute in Form von POWERWOLF aus dem Saarland - ähm, Pardon, aus Rumänien ;-)
Die Wölfe haben schon einige Shows der CANDLEMASS-Tour begleitet und haben heute ihren letzten Auftritt vor einer kleinen Gig-Pause, was sich vor allem im exzessiven Posen und in der etwas angeschlagenen Stimme von Sänger und Obervampir Attila Dorn bemerkbar macht. Der Herr hat zwar immer noch ein beeindruckendes Organ, ist bei manchen hohen Passagen im Vergleich zu vergangenen Auftritten aber doch etwas überfordert und entschuldigt sich für die kleinen Patzer auch brav (inklusive putzigem rumänischen Dialekt und der Erkenntnis, dass er sich dadurch nicht "lumpen lässt"). Und die Greywolf-Brüder sind sowieso am Dauerposen und Spaß haben, so dass der teilweise etwas schwächelnde Attila kaum ins Gewicht fällt (lustiges Wortspiel? Nein, keine Absicht). POWERWOLF sind eben eine dieser sympathischen Bands, denen man jeden Ausrutscher verzeiht - und wer so cool post, so viel gute Laune verbreitet und so tolle Ohrwurm-Songs wie 'We Take It From The Living', 'Saturday Satan' oder 'Mr. Sinister' zum Besten gibt, der darf eigentlich (fast) alles, auch sämtliche Metal-Klischees ausreizen und musikalisch mal nicht dazu passen - und natürlich auch exzessiv feiern. Lasst uns mit den Wölfen heulen!

Setlist:
We Take It From The Living
Lucifer In Starlight
Prayer In The Dark
Saturday Satan
In Blood We Trust
Mr. Sinister
We Came To Take Your Souls
Lupus Dei

WARNING sind heute die heimlichen Headliner, schon vor ihrem Auftritt und während der Umbaupausen bei den anderen Bands rufen die Fans nach ihren Helden. Es ist fast schade, dass ich von diesen Herren noch nie etwas gehört habe, denn der andächtige, langsame und mystische Sound rechtfertigt eigentlich jeden Kult und die Begeisterung des Publikums. Hier wird jeder Song abgefeiert, jede Note zelebriert und die feuchten Augen der Anwesenden sagen eigentlich mehr als tausend Worte: WARNING sind etwas Besonderes, das merkt auch jener Doom-Fan, der noch nie etwas von ihnen gehört hat. Epische Langsamkeit gepaart mit einem mystischen Kultstatus machen die Engländer zum musikalischen Highlight des Festivals.

CANDLEMASS ohne Messiah, geht das denn überhaupt? Ja es geht, zumindest auf Platte! Auch wenn die Halle eindeutig etwas weniger voll ist als bei WARNING, so haben CANDLEMASS doch ein anständiges Doom-Publikum vor sich und die aufgebauten leuchtenden Kreuze sowie das riesige Backdrop mit dem düsteren Motiv des neuen Albums "King Of The Grey Islands" geben erstmal eine beeindruckende Bühnenkulisse ab. Als Rob Lowe auf die Bühne kommt, zeigt sich auch sofort, dass sich seine Stimme in keiner Sekunde hinter Messiahs Gesang zu verstecken braucht, was erst einmal eine angenehme Überraschung ist. Dass CANDLEMASS dann auch gleich mit 'At The Gallows End' und dem Klassiker schlechthin, 'Solitude', ins Kult-Regal greifen, ist ebenfalls keine schlechte Sache - so scheint dem neuem Line-Up nichts im Wege zu stehen ... oder? Nicht ganz, denn der schlechte Sound (der seltsamerweise bei den anderen Bands noch einigermaßen okay bis sehr gut war) trübt die Freude am Doom-Spektakel doch sehr arg. Dass Rob einfach nicht so ein charismatischer Frontman ist wie Messiah, wird spätestens nach einer halben Stunde ersichtlich. Klar, bei Doom der Marke CANDLEMASS braucht es eigentlich keinen "Entertainer", doch Rob ist im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger arg schüchtern, flüstert seine Ansagen fast ins Mikro und auch die Scherzversuche gehen etwas nach hinten los ("Hast du einen Vogel im Kopf? Ich habe!" ... was wollte er uns damit wohl sagen?). Die Schweden konzentrieren sich natürlich sehr auf die neuen Songs, so kommen die Doom-Jünger in den Genuss von neuen Stücken wie 'Emperor Of The Void', Robs Favoriten 'Devil Seed' oder dem groovigen 'Of Stars And Smoke'. Dazwischen werden aber auch immer wieder gerne alte Happen der Marke 'Mirror, Mirror' serviert, die besonders gut aufgenommen werden, wobei Rob auch beweist, dass er alte Stücke stimmlich ebenso beherrscht wie neues Material (auch wenn er ab und zu noch dezent in sein an die Monitorbox geklebtes Textbuch schauen muss). Würde der Herr noch etwas mehr aus sich rausgehen und wäre der Sound besser gewesen, so hätte man CANDLEMASS einen zu 100% perfekten Auftritt attestieren können. Es muss ja nicht immer Doom mit Gemüse sein, aber ein bisschen mehr Würze schadet eben auch nicht.

Redakteur:
Caroline Traitler

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