Primal Fear (Listening Session) - Esslingen

25.01.2004 | 06:53

08.11.2003, Eisbär

Obwohl das vierte PRIMAL FEAR-Album "Black Sun" erst im April 2002 das Licht der Welt erblickt hatte, haben die Schwaben bereits am 8. November 2003 erneut eingeladen, um den Nachfolger "Devil's Ground" zu präsentieren. Dieser Einladung kamen selbstverständlich nicht wenige Journalisten aus dem In- und Ausland nach, und so war die PRIMAL FEARsche Stammkneipe "Eisbär" in Esslingen (bei Stuttgart), ein überaus gemütlicher Gewölbekeller, am späten Samstag Nachmittag schon recht gut gefüllt.

Nachdem sich neben der kompletten Band - sogar Neu-Schlagzeuger Randy Black war mit von der Partie - schließlich auch alle geladenen Gäste eingefunden hatten und jeder mit Getränken versorgt war, konnte es auch schon - wenn auch leicht verspätet - losgehen, und das Dutzend neue Songs wurde der Journalistenmeute um die Ohren geblasen. Hier nun meine Eindrücke...

'Metal Is Forever'
Der erste Song beginnt zunächst mit hohen, leicht verzerrten Screams von Ralf, ehe die Gitarrenfraktion um Tom und Stefan mit harten Riffs einsetzt und durchaus Erinnerungen an JUDAS PRIESTs 'Screaming For Vengeance' aufkommen lässt. In den Strophen agiert Ralf in moderaten Sphären, doch bei Bridge und Chorus sieht das ganz anders aus und er dringt in schwindelerregende Höhen vor. Der Rhythmus ist hier ziemlich stampfig ausgefallen, und somit hat dieser Song gute Chancen, die neue Bandhymne von PRIMAL FEAR zu werden.

'Suicide & Mania'
Nicht minder headbang-tauglich ist auch das anschließende 'Suicide & Mania', das erneut mit harten Gitarrenriffs und einem druckvollen Drumming aufwarten kann. Der ziemlich variable Gesang von Ralf ist hier allerdings nicht so hoch wie beim Opener ausgefallen und kann vor allem bei dem sehr eingängigen Refrain punkten. Der Song erinnert zwar ein wenig an 'Silver & Gold' vom Debütalbum, ist aber von einer Kopie weit entfernt. Dafür sorgt nicht zuletzt die Gitarrenfraktion, die insbesondere bei den Soli überzeugen kann.

'Visions Of Fate'
Der nächste Song beginnt zunächst mit dem kräftigen Drumming von Neu-Schlagzeuger Randy, der aber schon bald von der Gitarren-/Bass-Fraktion unterstützt wird. Auch Ralf setzt kurz darauf ein, wobei sich sein Gesang wieder einmal in angenehmen Höhen bewegt. Auch vom Tempo her geht es bei 'Visions Of Fate' eher gemäßigt zu; insbesondere der Refrain ist sehr eingängig gestaltet. Richtig flott geht es aber dann in den Solo-Passagen zur Sache, wo Tom und Stefan mit flitzefingrigen Gitarrenläufen aufwarten können.

'Sea Of Flames'
Bei 'Sea Of Flames' treten PRIMAL FEAR das Gaspedal wieder richtig durch, und so dominieren harte Gitarrenriffs den Song vom Anfang bis zum Ende. Ralfs Gesang ist hier wieder sehr viel screamiger ausgefallen, und so manövrieren sich die Schwaben wieder sehr nah an JUDAS PRIEST heran. Während des gesamten Songs werden immer wieder Assoziationen an 'Painkiller' geweckt, aber das ist ja nicht unbedingt die schlechteste Referenz.

'The Healer'
Waren die ersten Songs noch relativ PRIMAL FEAR-typisch, so geht es mit 'The Healer' in eine ganz andere Ecke. Hier werden zunächst sehr ruhige Töne angeschlagen, und auch wenn sich in Bridge und Chorus die Gitarren etwas kräftiger durchsetzen, so haben wir es hier mit einer sehr melodischen (Power-)Ballade zu tun. 'Tears Of Rage' vom Debüt-Album kommt noch am ehesten als Vergleich in Frage, kann aber im direkten Vergleich auch nicht ganz bestehen. (Laut Mat war dieser Song mit Abstand am schwierigsten - vor allem, da auch Streicher und Chöre unter einen Hut gebracht werden mussten -, aber die Mühen haben sich meiner Meinung nach gelohnt!)

'Sacred Illusion'
Danach geht es aber wieder ordentlich zur Sache, und so beginnt 'Sacred Illusion' gleich mit harten Gitarrenriffs und den für Ralf typischen Screams. Gerade dieses harte Riffing zieht sich eigentlich durch den gesamten Song hindurch, sodass man es hier mit einem regelrechten Nackenbrecher zu tun hat. Das ändert auch nicht die Tatsache, dass beim Chorus eine gehörige Portion Melodie nachgelegt wurde.

'In Metal'
Das anschließende 'In Metal' wird von Mat als "traditioneller Song" angekündigt, und diese Einschätzung kann man durchaus teilen. Dieser Song ist ein regelrechter Midtempo-Stampfer, der von harten Gitarrenriffs und einem ordentlichen Groove getragen wird und der doch ziemlich stark an ACCEPT erinnert. Durch die "oh, oh, oh"-Chöre gegen Ende - live sicherlich ein potentieller Mitgrölteil - wird diese Parallele noch zusätzlich verstärkt, aber der Qualität dieses 1a-Ohrwurms tut dies natürlich keinen Abbruch.

'Soulchaser'
Bei 'Soulchaser' geben PRIMAL FEAR dann aber wieder richtig Gas, und zwar mit ebenso schnellen wie power-vollen Riffs und einem treibenden Drumming. Ralfs Vocals sind während der Strophen recht klar und nur im Refrain kommen seine typischen Screams zur Geltung. Apropos Refrain - hier zwängen sich irgendwie (?) Erinnerungen an "Chainbreaker" vom Debütalbum auf, und auch in punkto Eingängigkeit steht 'Soulchaser' diesem Song in nichts nach.

'Colony 13'
Bei 'Colony 13' kommen PRIMAL FEAR ohne große Umwege zur Sache, und auch der Gesang setzt bei dieser Uptempo-Hymne sofort ein. Der sehr hohe Groove-Faktor sorgt dafür, dass dieser Song extrem schnell ins Ohr geht, und vermutlich dürfte dieser Song in Zukunft aus dem PRIMAL FEAR-Live-Programm nicht mehr wegzudenken sein.

'Wings Of Desire'
Selbstverständlich haben PRIMAL FEAR auch dieses Mal wieder an die Rock-Tempel unseres Landes gedacht und mit 'Wings Of Desire' eine überaus melodische, supereingängie Midtempo-Nummer auf das Album gepackt. Sägende Gitarrenriffs drücken dem Song ihren Stempel auf, und auch die Doublebass kommt immer wieder zum Einsatz. Der Chorus ist zwar recht klischee-beladen, aber ansonsten geht auch diese Nummer in Ordnung.

'Heart Of A Brave'
Mit 'Heart Of A Brave' setzen die Schwaben dann eigentlich schon zum Endspurt an, da dieser Song wieder in schnellem Tempo daherkommt und noch einmal sämtliche Trademarks von PRIMAL FEAR bzw. "Devil's Ground" aufbietet, also beispielsweise flottes und dennoch recht hartes Riffing auf der einen Seite und eine eingängige Melodieführung auf der anderen Seite. Wenn man einen Vergleich heranziehen wollte, dann wäre wohl 'Future World' (PRETTY MAIDS) die erste Adresse.

'Devil's Ground'
Den Abschluss des Albums bildet der titelgebende Track 'Devil's Ground', der jedoch kein Song im eigentlichen Sinne ist. Hierbei handelt es sich eher um ein kleines Hörspiel (ca. zwei Minuten), das von Mat höchstpersönlich gesprochen wurde und quasi die Geschichte zum Cover-Artwork erzählt.

'Die Young'
"Devil's Ground" wird in Europa auch in Form einer Limited Editon erscheinen, die neben den beschriebenen Songs zusätzlich noch eine Cover-Version des BLACK SABBATH-Klassikers 'Die Young' enthält. PRIMAL FEAR haben sich hierbei zwar relativ nah am Original gehalten, dem Song aber dennoch einen zeitgemäßen Anstrich verpasst.

Unter dem Strich bleibt zu sagen, dass PRIMAL FEAR mit "Devil's Ground erneut eine gutklassige Scheibe abgeliefert haben, die ich insbesondere stärker als den Vorgänger "Black Sun" einschätzen würde. Es gibt selbstverständlich wieder jede Menge Songs, die für PRIMAL FEAR geradezu typisch sind, aber die Schwaben haben sich auch in das eine oder andere Neuland vorgewagt, und das durchaus ganz erfolgreich. Leute, die bislang von der Band begeistert waren, werden von "Devil's Ground" daher garantiert nicht enttäuscht sein, doch ob sich neue Anhängerschaften erschließen lassen, steht dennoch in den Sternen - zu polarisierend wirkt doch gerade der Gesang von Ralf.
Und ob die Band mit dem neuen Album das von Mat gesetzte Ziel, unter die Top 50 in Deutschland zu kommen, erreichen wird, bleibt ebenfalls abzuwarten - nach dem 23. Februar wissen wir mehr...

Redakteur:
Martin Schaich

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