ProgPower Europe 2005 - Baarlo (NL)
22.10.2005 | 19:0601.10.2005, JC Sjiwa
Raaah!
Das ProgPower-Festival in Baarlo (noch kleiner als Wacken) ist seit der ersten Veranstaltung anno 1999 mittlerweile eine feste Institution gegen Ende der Festivalsaison geworden, was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man sich die bisher dort aufgetretenen Bands anschaut: Unter anderem haben bereits ANATHEMA, DEAD SOUL TRIBE, DEVIN TOWNSEND BAND, EVERGREY, KATATONIA, OPETH, SPIRAL ARCHITECT, THE GATHERING oder THRESHOLD das kleine, aber sehr feine Jugendzentrum zum Kochen gebracht. Insgesamt sind in den sieben Jahren des Bestehens sage und schreibe fünfzig verschiedene Truppen auf die Bühne geklettert. Das Event wird dabei von lediglich drei Leuten unter der Leitung von Prog-Chefkoch Rene Janssen auf die Beine gestellt und geplant.
Wenn man dann den fast reibungslosen Ablauf, die sehr angenehmen örtlichen Gegebenheiten und das ganze Drumherum ins Auge fasst, so ist schnell klar, warum auch dieses Jahr wieder einige hundert Proggies teilweise aus der ganzen Welt anreisten - unter Anderem waren Besucher aus Australien, den US of A, Skandinavien und dem Vereinigten Königreich zu Gast, und auch AYREON-Mastermind Arjen Lucassen ließ sich am Sonntag blicken.
Am Freitag gab es sogar noch eine kostenlose (!) Pre-Party mit TIMELINE und MIND KEY - jedoch zogen es die anwesende Redaktion vor, nach der Ankunft in Aachen (unsere Berliner Fraktion war schließlich quer durch die Bundesrepublik gegurkt) einen gemütlichen Abend in deutschen Landen zu verbringen.
Ebenso gemütlich, ruhig und angenehm wie Baarlo selbst präsentierte sich auch das Drumherum ums Jugendzentrum, allem voran die Pommesbude, welche als Hauptnahrungsquelle fungieren sollte. Fritten spezial für 2,25, den Hamburger für zwofuffzich, so lässt sich's doch wunderbar leben - wenn auch nicht sonderlich gesund. Das dünne Heineken-Bier im putzigen 0,2er-Becher war zwar nicht wirklich der Bringer, stellte sich aufgrund der suboptimal eintretenden alkoholischen Wirkung aber als sehr festivaltauglich heraus.
Als Headliner fungierten freitags die in ihrem Heimatland offensichtlich sehr beliebten Gothic-Metalller von EPICA, die einen stilistisch bunt gemischten und recht "heftigen" Tag abrundeten (auch wenn sie dabei nicht wirklich den Geschmack der anwesenden Redakteure trafen), während am fast reinen Prog-Samstag die Großmeister von PAIN OF SALVATION ebenso groß aufspielten. Die insgesamt 90-minütige Verspätung aufgrund massiver technischer Probleme war zwar mehr als verdammt ärgerlich, aber die Ruhe im Publikum während der unerträglichen Wartezeit spiegelte die relaxte und überaus angenehme Atmosphäre auf dem ProgPower bestens wider. Aber nicht nur die Headliner, auch der Rest der verpflichteten Bands konnte voll und ganz überzeugen. Das tolle an einem progressiv ausgerichteten Festival ist nämlich, dass hier mit Sicherheit keine Instrument-Vergewaltiger zugegen sind, und auch wenn nicht alle Truppen das Prädikat "herausragend" verdient haben, so konnte man sich zumindest über ein unheimlich hohes musikalisches Niveau freuen. Ich glaube, so viele teure Klampfen, Becken- und Tom-Phalanxen sowie sechssaitige Bässe habe ich in so kurzer Zeit noch nirgendwo zu Gesicht bekommen. Neben PAIN OF SALVATION stachen noch die unendlich sympathischen Israelis von ORPHANED LAND hervor, die ihren Auftritt als Erfolg auf ganzer Linie feiern dürfen und ihre Fanschar um ein Vielfaches erweitert haben. Aber auch bisher unbeschriebene Blätter wie THE AURORA PROJECT oder DYNAMIC LIGHTS konnten starke Akzente setzen und wussten sehr zu gefallen. Doch nun genug der einführenden Worte, der geneigte Leser möge jetzt die POWERMETAL.de-Redaktion (in Holland vertreten durch Elke Huber, Peter Kubaschk, Gastautor Thomas Becker, Programmiernutte Thomas Woinke sowie meine Wenigkeit) auf ihrer Reise durch die anspruchsvollen musikalischen Gefilde begleiten.
Ein dickes Dankeschön geht noch an unseren Gastgeber Frank Zurheide, der so freundlich war, uns eine Schlafgelegenheit zu bieten und das Festival mit seinen treffenden Kommentaren noch lustiger gestaltet hat.
- Redakteur:
- Rouven Dorn