RELOAD Festival 2023 - Sulingen
14.09.2023 | 22:0917.08.2023,
Immer wieder gern!
Willkommen in Sulingen, willkommen auf dem "Reload"-Festival. 2005 habe ich zum ersten Mal ein größeres Festival besucht und blicke somit auf 18 Jahre Festivalerfahrung zurück. Und wie schon im vergangenen Jahr, mausert sich auch 2023 das "Reload"-Festival zu einem der best-organisierten Festivals, das ich jemals miterlebt habe. Alles geht unkompliziert vonstatten, es gibt auch bei brütender Hitze genügend Trinkwasserstände, reichhaltige Verköstigungsmöglichkeiten, mehr als freundliches Personal und generell macht Jeder und Jede auf mich einen entspannten, sehr guten Eindruck. Und mit Blick auf die Bands könnte die Vorfreude ob der diesjährigen Sause nicht größer sein.
So kommen wir am Mittwochnachmittag auf das Gelände, platzieren uns problemlos neben sehr freundlichen Nachbarn und öffnen die ersten Biere. Nun, vielleicht hätten wir vorher auch Zelte und Pavillons aufbauen sollen, aber angetrunken und ohne Zeitdruck macht dieser lästige Bau ohnehin mehr Freude. Und bei angewärmten Ravioli und sehr tiefsinnigen Gesprächen legt sich auch langsam unser Anreisetag schlafen und macht Platz für den Donnerstag. Und die Tore öffnen sich.
Wie ein kleines Kind springe ich aus dem Zelt, die Sonne strahlt mir ebenso ins Gesicht wie die Vorfreude im Camp. Und während wir uns mit der nächsten Dose Ravioli und dem einen oder anderen Hopfengetränk für den Tag stärken, blicken wir auf das Line-up des heutigen Donnerstags. Es kann losgehen. Wie schon im vergangenen Jahr ist die Plaza Stage, die etwas kleinere Bühne im vorderen Infield, für jedermann geöffnet und das wird auch dankend angenommen, da sich schon früh eine beachtliche Zuschauermenge, mit Bier und einem Grinsen auf den Lippen, vor der Bühne versammelt hat.
Den "Reload"-Festivalreigen eröffnen die bunt geschminkten Hannoveraner Superhelden von GRAILKNIGHTS, die mit jeder Menge Show-Appeal sich und ihren melodischen Power Metal gut zu inszenieren wissen und für den einen oder anderen Lacher, Trainingseinheiten sowie Jubler sorgen, als sie in epischer Bühnenschlacht Dr. Skull in die Knie zwingen und den heiligen Gral zurückerobern. Danach dürfen die Iren von THE SCRATCH zeigen, wie gut sie ihren Heavy Irish Folk in Sulingen in Szene setzen und selbstverständlich darf bei amtlicher Spielfreude und einem tollen Sound auf der Plaza Stage auch das Bier nicht fehlen. Die Jungs aus Dublin kommen hierbei ähnlich gut an wie SLOPE aus Duisburg.
Und während das erste Interview des heutigen Tages angegangen werden darf, toben sich die Crossover-Punks aus dem Ruhrgebiet ordentlich ab und machen Appetit auf mehr. Danach dürfen meine Grevenbroicher Buddies von PLANLOS einmal zeigen, wo der Punk-Hase langläuft. Der Menge gefällt der Mix aus locker flockigen Melodien und Energie und sind hellauf begeistert, was Pino und Co. heuer abliefern. Auf mich wartet derweil das zweite Interview des heutigen Tages – beide sind selbstverständlich auch bald an üblicher Stelle zu lesen – ich bin allerdings rechtzeitig zu ORBIT CULTURE zurück. Und die Schweden halten, was sie versprechen, hat mich der Mix aus Groove-, Death und Thrash Metal doch schon auf Platte begeistert. Und so wissen Niklas Karlsson und Co. auch das Sulinger Publikum in den Bann zu ziehen.
Wir bleiben geografisch im hohen Norden, denn mit den Finnen von BLIND CHANNEL hat sich nun auf der Plaza Stage eine derzeit sehr angesagte Band angekündigt, die ihr Heimatland bereits vor zwei Jahren beim ESC vertreten durfte. Nun, im August 2023 heizen sie die kleine Bühne ein, zeigen sich so wie ich sie kennengelernt habe: quirlig, eingespielt, spielfreudig und äußerst publikumsnah. Das kommt bei dem nun sehr gut gefüllten Platz vor der Stage enorm gut an. Nachdem sich Joel und Niko mit einem breiten Grinsen verabschiedet haben, darf nun GATECREEPER zeigen, wie man authentischen US Death Metal auf die Bühne bringt. Und diese wackelt gewaltig, als Frontmann Chase und Co. zum Brutalo-Tanz bitten. Dem Publikum gefällt es jedenfalls, von der wuchtigen Dampfwalze aus Arizona plattgedrückt zu werden. Langsam aber sicher stehen wir uns allerdings auf den Füßen vor der Plaza Stage, denn auch beim folgenden, nicht minder heftigen Gig, wird es voller und voller.
Ein bisschen Hardcore, ein wenig Metalcore, sehr viel Groove und noch mehr Beatdown – MALEVOLENCE macht dem Bandnamen heute alle Ehre und zerlegt die Plaza Stage in ihre Einzelteile. Die Briten hauen einen Brecher nach dem nächsten raus und verlangen dem Publikum einiges ab. Dieses bereitet sich moralisch schon einmal auf ein weiteres Tages-Highlight vor: CALLEJON. Während der Platz vor besagter Stage bis auf den kleinsten Millimeter besetzt ist, geht es für uns ein paar Schritte zurück, um die Rheinländer aus sicherer Entfernung zu bestaunen. Ihr Auftritt ist gut, kommt bisweilen nicht an jenen vom vergangenen Dezember in ihrer Heimat heran, hat aber mit 'Blitzkreuz', 'Dunkelherz' und dem DIE ÄRZTE-Cover 'Schrei nach Liebe' sowie der tollen Bühnenpräsenz der Jungs auch einige Highlights zu bestaunen. Und so drücken sich schmissige Melodien und eine amtliche Härte, genauso wie die Souveränität aus mehr als 20 Jahren Bühnen-Know-How, mit der Agilität von Jugendlichen gegenseitig die Klinke in die Hand. Nach 'Snake Mountain' ist Schicht im Schacht und Schritt für Schritt löst sich die dichte Menschenmenge etwas auf. Puh.
Wollte nicht noch COCKNEY REJECTS auftreten? Richtig, jedoch müssen die Jungs anreisebedingt ihren Auftritt auf der Plaza-Stage verschieben und spielen zwei kleinere Slots im Infield auf der Breakstage. Ein Highlight haben wir allerdings noch vor uns und mit Pizza im Magen freuen wir uns auf PENNYWISE. Auch wenn es zunächst etwas ungewohnt erscheint, diese Punk-Legenden auf der kleineren Bühne zu sehen, machen Jim, Fletcher und Co. zu sehr später Stunde eine noch bessere Figur und verlangen mit aggressiver Melodic-Hardcore-Note den wackeren und nimmermüden Anwesenden noch einmal alles ab. Der Auftritt macht Spaß und auch wenn langsam die Augen zufallen und ich mein Zelt herbeisehne, erfreue ich mich an typischen PENNYWISE-Gassenhauern der Marke 'Pennwise', 'Fuck Authority' sowie 'Same Old Story' und 'Perfect People'. Ein toller Abschluss und Bilderbuch-Sahnehäubchen eines trotz beängstigend vollen Vor-Platzes rundum gelungenen, ersten Festivaltages. Irgendwann um 1:30 Uhr bin ich dann auch endlich im Camp und nach dem obligatorischen Abschluss-Dosenbierchen im Zelt angekommen. Gute Nacht und bis Morgen!
Ein großes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle Markus Hillgärtner für die tollen Bandfotos aussprechen. Weitere Bildergalerien findet ihr hier.
Und hier geht's zum Freitag.
- Redakteur:
- Marcel Rapp