RISE AGAINST, SONDASCHULE und L.S. DUNES - Hamburg
11.03.2025 | 11:2515.02.2025, Alsterdorfer Sporthalle
Ein Abend mit Ska, Punk und Feuer.
Der Konzertabend in Hamburg startet für mich schon ungewohnt früh, denn ich muss bereits um 16 Uhr an der Sporthalle sein für mein Interview mit RISE AGAINST Bassist Joe Principe, welches zeitnah hier bei POWERMETAL.de veröffentlicht werden wird. Danach muss ich dann erstmal realisieren, dass das Restaurantangebot rund um Hamburgs größere Hallen doch recht mau ist – das ist dann doch wieder ein Vorteil der etwas überschaubareren Locations rund um die Reeperbahn. Nach einem Spaziergang mit Schnitzelpause geht es dann trotzdem rechtzeitig in die Halle. Überraschend hierbei ist, dass sich vor der Tür keine wirkliche Schlange bildet. Die Leute scheinen das großzügige Einlass-Zeitfenster in seiner Gänze auszunutzen.
So ist die Sporthalle auch noch bei weitem nicht gefüllt, als L.S. DUNES den Abend eröffnen. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Supergroup, ein Begriff, der hin und wieder auch gerne mal inflationär genutzt wird, in diesem Fall aber durchaus zutrifft. Sänger Anthony Green, der ansonsten bei CIRCA SURVIVE, SAOSIN und THE SOUND OF ANIMALS FIGHTING am Mikro tätig ist, wird dabei von MY CHEMICAL ROMANCE Gitarrist Frank Iero und Travis Stever von COHEED AND CAMBRIA an der zweiten Gitarre unterstützt. Vervollständigt wird das Quintett von Bassist Tim Payne und Tucker Rule am Schlagzeug, beide aus der Band THURSDAY bekannt.
Ein leidiges Problem von Supergroups ist allerdings, dass aufgrund der Vielzahl anderer Projekte oft wenig Zeit für gemeinsame Auftritte bleibt. Auch heute Abend werde ich das Gefühl nicht los, dass, obwohl die Tour bereits seit ein paar Wochen läuft, auf der Bühne noch nicht so die perfekte Harmonie und Eingespieltheit herrscht. Green kommt zwar sehr charismatisch rüber, aber so wirklich scheint der Funke aufs Publikum nicht überzuspringen. Dies mag aber auch einfach an der Musik selbst liegen. Ruhige Passagen wechseln sich unregelmäßig mit Screamo-Gesang ab, aber so ein richtiger "Flow" kommt dadurch nicht rein. Erwähnenswert ist, dass Green immer wieder das Mikro an den Kehlkopf hält während er schreit. Eine, wie ich finde, durchaus bemerkenswerte Technik. Ob sie einem zusagt, muss jeder selbst entscheiden.
Dass Band und Publikum an diesem Abend nicht so wirklich warm miteinander werden, zeigt auch der etwas zeremoniöse Abgang am Ende. Das gibt mir aber die Zeit, ein bisschen durch die Halle zu schlendern und sowohl am Merch-Stand als auch an den Infoständen von Viva Con Aqua und PETA vorbeizuschauen. Ein gutes Zeichen dafür, dass RISE AGAINST ihren Prinzipien auch auf Tour nachkommt und Raum bietet.
Setliste L.S. DUNES: Permanent Rebellion; Fatal Deluxe; Grey Veins; Paper Tigers; Violet; 2022Nach dem Changeover geht es auf der Bühne mit der deutschen Ska-Punk-Band SONDASCHULE weiter. Die Tatsache, dass die Ruhrpöttler im Winter auf der eigenen Headliner-Tour auch hier in der Sporthalle auftreten werden, lässt die Vermutung zu, dass nicht wenige der Zuschauer – von denen ein beachtlicher Teil erst während L.S. DUNES in die Halle kommt, welche nun gut gefüllt ist – auch oder vor allem wegen SONDASCHULE hier ist. Diese Vermutung wird auch nicht durch die gute Stimmung widerlegt, welche vom Start weg in der Halle herrscht. Meine Sorgen, ob den der etwas relaxte Sound von SONDASCHULE zum härteren RISE AGAINST Punk passt, verfliegt so auch recht schnell. Auf der Bühne kristallisieren sich Sänger Costa Cannabis und Chris Altmann an der Posaune als Aktivposten heraus. Das Publikum erweist sich auch als recht textsicher und spätestens bei 'Weit weit weg' klatscht auch die gesamte Halle mit. Ein durchaus gelungenes Einheizen auf den Hauptgang, auch wenn ich persönlich musikalisch nicht ganz abgeholt wurde. Das für dieses Jahr angekündigte Album werde ich mir aber trotzdem mal anhören.
Setliste SONDASCHULE: Gute Zeiten; Schöne Grüße vom Meer; Neue Welt; Amsterdam; Waffenschein bei ALDI; Beverly Hills; Ich verspreche mir selbst; Weit weit weg
Nach einer angenehm kurzen Umbaupause von nur 30 Minuten und einer kleinen Sicherheitseinweisung für uns Fotografen, Feuer betreffend, geht es dann für RISE AGAINST los. Mit 'Satellite' wird dann auch direkt Vollgas gegeben, das Publikum ist vom Start weg dabei und ist bester Stimmung. Selbst im Fotograben komme ich spätestens ab 'Worth Dying For' ins Schwitzen – von vorne die Flammen auf der Bühne und von hinten die Crowdsurfer, so muss das!Als ich dann die Kamera zur Seite legen und mir den Rest der Show anschauen kann, bin ich erstmal überaus positiv vom guten Sound in der ganzen Halle überrascht. Wer öfter in der der Sporthalle zu Gast ist, weiß, dass dies beileibe keine Selbstverständlichkeit ist. Die Bühne selbst ist dabei recht aufgeräumt gehalten, was bei Bands dieser Größe heutzutage ja auch mal anders sein kann. Zwar gibt es ein ganzes Arsenal an Flammenwerfern, ansonsten kommt die Bühne in fast schon klassischem Design daher, mit großem Transparent und zwei großen Videoleinwänden an den Seiten.
Die Band selbst ist auf der Bühne nicht sehr mobil. Dies mag natürlich zum Teil den ganzen Flammenwerfern und drei Wochen Tour in den Knochen geschuldet sein, ich persönlich hätte mir dennoch etwas mehr Action gewünscht. Der Stimmung im Publikum tut dies jedoch keinen Abbruch und bei 'Hero Of War', welches akustisch nur von Sänger Tim McIlrath und Zach Blair an der Gitarre performt wird, singt selbst in der hintersten Reihe jeder mit – Gänsehautmoment!
Dies ändert sich auch nicht, als McIlrath alleine 'Swing Life Away' anstimmt, wiederum unterstützt von der ausverkauften Sporthalle. Danach gibt es ein längeres Video welches die Wichtigkeit sozialen Zusammenhalts in Zeiten von Rechtsrücken und imperialistischen Tendenzen betont, bevor man mit der neuesten Single 'Nod' und 'Prayer Of The Refugee' nochmal die Härte reinbringt. Nach drei Zugaben verabschieden sich die Punks aus Chicago dann mit 'Savior' von der Bühne, bevor zum Abschied noch 'Broken Dreams, Inc.' vom Band gespielt wird.
Alles in allem ein toller Abend bei großartiger Stimmung. Und wenn ich mir die Gesichter im Publikum so ansehe, dann bin ich nicht der einzige, dem es so geht.
Setliste RISE AGAINST: Satellite; Injection; Worth Dying For; Re-Education (Through Labor); The Black Market; Whereabouts Unknown; Paper Wings; Dancing For Rain; I Don't Want To Be Here Anymore; Hero Of War (Akustisch); Swing Life Away; Nod; Prayer Of The Refugee; Zugaben: Nowhere Generation; Six Ways 'Til Sunday; Savior
Text und Fotocredit: Chris Schantzen
- Redakteur:
- Chris Schantzen