ROCK MANIA 2003 - Marktsteft

27.05.2003 | 11:26

16.05.2003, Festzelt

Freitag
16.05.03

Ein kleines, feines Festival für alle Freunde der harten Musik und das Ganze auch noch für einen guten Zweck - selbstverständlich, dass wir von Powermetal.de sofort begeistert zusagten, als die Macher des ROCK MANIA-Festivals beim Cheffe anfragten, ob wir das Festival nicht präsentieren wollen.
So spielten also insgesamt sieben Bands unter dem Banner von Powermetal.de auf, um Geld für die Regenbogenstiftung Würzburg e.V. einzusammeln und nicht nur nebenbei den angereisten Fans eine schöne Zeit mir guter Musik zu bescheren.
Für und von Powermetal.de waren am Freitag Ulrike und am Samstag Kathy und meine Wenigkeit mit von der Partie, und was uns im Fäschtzelt von Marktsteft wiederfuhr, werden wir euch nun mitteilen.


VOODOO

Nach einer längeren Zeit des Wartens in dem doch nicht allzu warmen Zelt konnte man endlich erleichtert die ersten Töne von der Bühne vernehmen: Es handelte sich um theatralischen Orgelsound, erzeugt von Christian Seynstahl, seines Zeichens Keyboarder und Sänger der Band. Bis jetzt hätte man - vor allem mit der Zusatzinformation, dass auch noch eine Querflöte zum Equipment der Combo gehört - denken können, dass sich der VOODOO-Zauber eher in der mystischen, melodischen Gothic-Richtung bewegt. Dies war aber keineswegs der Fall, denn nach dem besagten Intro ging es gleich los mit dem von STEPPENWOLF gecoverten 'Born To Be Wild', dem weitere Cover wie zum Beispiel 'Dead Or Alive' von BON JOVI, 'Into The Fire' und 'Smoke On The Water' von DEEP PURPLE folgten. Auch an neuere Songs wie 'Watching Over Me' von ICED EARTH und 'Warriors Of The World' von MANOWAR wagten sie sich heran. Diese geballte Ladung von Coverstücken wurde nur ein einziges Mal durch die rockige Eigenproduktion 'The Gnome' unterbrochen.
Eigentlich hört sich das Ganze ja nach einem recht spaßigen Konzert an, wenn da nicht der Haken gewesen wäre, dass sich die meisten Besucher der Veranstaltung noch etwas zurückhaltend von der Bühne fernhielten. Den Jungs und Mädels auf der Bühne fiel dazu jedoch leider nichts weiter ein, als darauf hinzuweisen, dass vor der Bühne noch Platz sei und ansonsten weiterhin wie zu Steinsäulen erstarrt dazustehen und ihre Setlist abzuspielen.
Doch in Anbetracht der Tatsache, dass die 16-20jährigen Musiker und Musikerinnen noch nicht so ganz die alten Hasen im Musikgeschäft sind, wollen wir ihnen das mal nachsehen.
[Ulrike]

DESTINATION’S CALLING

Nach einer Umbaupause und einem kurzen Soundcheck kündigte ein Intro vom Band die strahlenden Helden von DESTINATION’S CALLING an, die auch sogleich über die Bühne fegten. Aufgrund der zeitlichen Verzögerungen hatten DESTINATION’S CALLING die beste Zeit des Tages erwischt und wussten die nun schon etwas zahlreicher vorhandene Zuhörerschaft zu begeistern, die bereitwillig in Richtung Bühne pilgerte. Los ging es mit den neueren Songs 'Never Surrender', 'Walls Of Babylon' und 'Rescuer From Darkness', die alle nicht mehr auf dem letzten Silberling "Mastery Of The Light" zu finden sind, weshalb auch der Publikumschor noch etwas zu wünschen übrig lies. Dies änderte sich jedoch gleich, als die ersten Takte des DESTINATION’S CALLING-Klassikers 'Still Believin’' ertönten, bei dem schon ein paar mehr Leute aus dem Publikum anfingen, Sänger Chris bei seiner Arbeit zu unterstützen. Der für DESTINATION’S CALLING so typische Headbangzwang wurde jedoch erst von dem darauffolgenden 'Judgement Day' erzeugt und es flogen nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne eine ganze Menge Haare durch die Luft. Weiter ging es dann mit dem eher langsameren 'Bleeding Again', das sich leider ein wenig als Moshbremse auswirkte. Nach dem Neuling 'Saviour', der mit 'Never Surrender' und 'Walls Of Babylon' auf der neuen Demo-Scheibe zu hören ist, heizten die furchtlosen Recken von DESTINATION’S CALLING der Meute nochmal so richtig ein, wobei der neu dazugestoßene Basssaitenklampfer Steffen Singler den anderen in nichts nachstand. Nachdem die Nackenmuskeln 'Candle In The Night' und die Bandhymne 'Destination’s Calling' unbeschadet überstanden hatten, dachten die jungen Kämpfer wohl, sie könnten das Schlachtfeld räumen, was sie aber nach lauten Schrei- und Pfeifattacken seitens des Publikums schnell aufgaben und mit 'Mastery Of The Light' noch einmal voll durchstarteten.
[Ulrike]

SILENCE

Nach DESTINATION’S CALLING enthüllten dann SILENCE ihr Banner, um ihren Suicidal Metal Rock zu präsentieren. Ein Intro mit mystischem Sprecher leitete den melodischen Gothic Metal ein, den SILENCE zum Besten gaben. Bei Gothic Metal ist jedoch das Wörtchen "Metal" deutlich zu betonen, denn die sechs Musiker verhielten sich alles andere als still, was sich von ihrem Namen her hätte vermuten lassen. Schon beim Einstiegssong 'Lady Farewell' schafften sie es, die angeheizte Meute vor der Bühne zum Bangen und Mitklatschen zu bewegen. Weiter ging es im Set mit 'You First, Than Me' und 'The Razorblade-Rattle', wobei es aber offensichtlich immer wieder Probleme mit dem Bühnensound gab, weshalb sich der Sänger nach jedem Lied mit dem Mischer absprechen musste. So was dämpft natürlich die Euphorie und vermittelt eher den Eindruck von lästiger Arbeit als von einem Gig, der Spaß macht. Nachdem die Soundprobleme dann weitestgehend beseitigt wurden, konnten SILENCE mit 'The Razorblade-Rattle' weitermachen, welches auf dem Silberling "Enola" zu finden ist. Danach folgte der neue Song 'Grief Dancing Eternal', den SILENCE noch dieses Jahr auf ihre neue Scheibe bannen wollen. Davon waren wohl einige Mädels so angetan, dass man - von hinten nicht eindeutig identifizierbare - Kleidungsstücke auf die Bühne fliegen sehen konnte. Vielleicht waren die Werferinnen auch nur gut angetrunken, man weiß es nicht. Die Bandmitglieder hatten sich jedenfalls ordentlich mit Bier eingedeckt und ließen es auch reichlich fließen. Nach 'Distress', was ebenfalls erst vor kurzem das Licht der Welt erblickt hat, wurde ein alter Kumpel der Band auf die Bühne geholt, um bei 'Suicidal Angels' den Bass zu bedienen. Doch der fand eher weniger Beachtung beim Publikum, weil mit ihm noch zwei Mädels die Bühne erklommen und dort eine spontane Showeinlage abzogen, die schließlich darin gipfelte, dass sich die beiden nach Aufforderung von Sänger Thomas küssten - eine Beurteilung dessen sei jedem selber überlassen. Danach folgte noch 'Life’s Bastard', das schon länger nicht mehr live gespielt wurde und 'Thousand Times Goodbye'. Nach ihrer Zugabe 'Shadowseason' räumten SILENCE dann aber doch endgültig das Feld und gaben die Bühne frei für CHINCHILLA.
[Ulrike]

CHINCHILLA

Endlich - es dürfte so ungefähr halb zwei gewesen sein - machten sich CHINCHILLA ans Werk. Doch da hatte sich das Zelt natürlich schon deutlich geleert und nur noch einige hartgesottene Metalfans harrten aus, um dem beizuwohnen, was sich einen CHINCHILLA-Gig nennt. Vermeintlich los ging es mit 'Father Forgive Me', bei dem die Anwesenden auch gleich voll dabei waren. Doch der Spaß war nur von kurzer Dauer, denn es handelte sich offensichtlich nur um einen letzten Soundcheck vor dem Auftritt. Aber nach einer kurzen Wartezeit konnte man dann das Intro vernehmen, das die Powermetaller aus Böblingen ankündigte. Die eroberten dann sogleich auch mit 'Our Destiny', dem ersten Lied ihrer brandneuen Scheibe "Madtropolis", die Bühne und die Herzen der anwesenden Fans. Vor allem beeindruckte gleich schon zu Anfang der heftige Gitarrensound von Udo Gerstenmeyer, der einen schon mal wegblasen kann, wenn man nicht drauf gefasst ist. Aber nicht nur der Sound erwies sich als beeindruckend, sondern auch das Solo-Gefrickel, das Udo auf seiner Gitarre abzog. Als nächstes gaben CHINCHILLA 'A Dance With The Devil' zum Besten, das ebenfalls auf dem neuen Tonträger zu finden ist. Überhaupt enthielt das Set des Abends zum Großteil Songs von erst seit dem 5. Mai im Handel erhältlichen "Madtropolis", weshalb das Mitgrölen vor der Bühne nicht so ganz klappen wollte, da gerade mal zwei der anwesenden Metalheads den neuen Silberling kannten. Aber für den Rest waren ja auch noch 'Queen Of The Rain' und das KISS-Cover 'I Stole Your Love' von der "Madness" und einige Songs von "The Last Millennium" mit von der Partie. Auch am Stageacting sparten CHINCHILLA nicht - so konnte man während 'When The Sand Darkens The Sun' beobachten, wie Sänger Thomas Laasch von hinten an Udo herantrat und anfing, dessen Saiten mit seiner Zunge zu bearbeiten. Auch seinem Bandkollegen und altersbedingtem Kurzhaarbanger Artur Diessner an dem etwas abseits gelegenen Keyboard stattete Thomas des öfteren einen Besuch ab, um eine Weile mit ihm den Kopf kreisen zu lassen. Bevor CHINCHILLA aber nach einer aufgrund der Uhrzeit verkürzten Spielzeit die Bühne verlassen mussten, ließen sie noch einige ihrer Stücke erschallen. So zum Beispiel 'Entire World', bei dem die Basslinie auffällig der von 'Warriors Of The World' ähnelt oder 'Father Forgive Me', das ebenfalls gebührend abgefeiert wurde. Nach den beiden Zugaben 'War Machine' und 'Demons We Call' - beide auf "The Last Millennium" zu finden - machten sich CHINCHILLA dann endgültig vom Acker. Zu meinem Leidwesen hatten sie aber die wunderschöne Ballade 'Satellite' nicht gespielt, die - wie ich später erfahren musste - noch nachträglich von der Setliste gestrichen wurde. Aber wahrscheinlich hätte sich eine Ballade zu dieser späten Stunde ja sowieso nur als Schlaflied ausgewirkt.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass CHINCHILLA bis zur letzten Minute alles gaben, um ihre Zuhörerschaft zu begeistern, was ihnen auch hundertprozentig gelang.
[Ulrike]

Redakteur:
Philipp von dem Knesebeck

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