ROME, UTOPIAE - Dresden
04.11.2023 | 18:4826.10.2023, Bunker
Kraftvoll und laut, trotz leiser Töne.
Es ist schon erstaunlich, mit welchem Fleiß und Enthusiasmus der luxemburgische Musiker Jerome Reuter mit seiner Band ROME immer wieder neue Alben herausbringt und dabei nie müde wird. Vor allem nicht, was den Inhalt seines Schaffens betrifft. Der bekennende Europäer und freiheitsliebende Künstler hat schon länger den Krieg in der Ukraine in seinen Songs aufgegriffen, die daraus logische Schlussfolgerung ist das aktuelle Album "Gates Of Europe". Mit diesem im Gepäck, stattet er auch dem Bunker in Dresden einen Besuch ab.
Es ist Donnerstagabend und der Saal im Bunker ist etwas verkleinert worden, damit sich das Ganze nicht verläuft. Somit stellt sich eine kuschelige Club-Wohlfühlatmosphäre ein, die absolut zum heutigen Konzertabend passt. Los geht es mit dem Musikprojekt UTOPIAE. Der Musiker Konrad Schubert hat sich dem Dark-Folk verschrieben und stellt Songs aus seinem Debütalbum "Ostblock Bohème" vor. Die kommen bei den Anwesenden ziemlich gut an und so ist die Einstimmung auf den eigentlichen Gig sehr gut gelungen.
Gegen 21 Uhr ertönt das Intro und das ROME-Konzert kann beginnen. Fast schon unspektakulär betreten Jerome Reuter und sein Mitstreiter die Bühne. Der Beifall ist da doch noch recht verhalten und es ist auf jeden Fall Luft nach oben! Während der Frontmann zunächst die Akustikgitarre zur Hand nimmt, greift sein Kollege zu den Percussions. Ab und an unterstützt er auch gesanglich den Sänger. Das aktuelle Album wird logischerweise ausgiebig beackert und spätestens bei 'Eagles Of The Trident', als beide Musiker zu den Trommeln greifen, wird deutlich, dass ROME in einer eigenen musikalischen Liga spielt. Perfekt aufeinander abgestimmt wird das Publikum in Ekstase versetzt, nein vielmehr getrommelt. Und so langsam steigt damit auch die Stimmung und der Beifall. Bereits jetzt ist gut zu spüren, dass der Gig einfach nur genial werden kann, so können sich die Besucher im Verlaufe des Abends über viele hervorragend dargebotene Songs freuen. 'Celine In Jerusalem', beispielsweise, jagt einem einen wohligen Schauer über den Rücken. Es ist schon erstaunlich, wie der Musiker so total ruhig und stoisch den Gästen ein Lächeln nach dem anderen ins Gesicht zaubern kann. Es geht eben auch ohne die allgemein bekannten Sätze und Fragen, ob es allen gut geht und sie Spaß haben. In diese Kerbe haut natürlich auch 'The Brightest Sun' vom aktuellen Album. Einer der stärksten Songs von "Gates Of Europe" hört sich vor der Bühne einfach nur wunderschön an. Im Publikum wird nun auch langsam das Tanzbein geschwungen und die Stimmung könnte nicht besser sein. 'Kali Yuga über alles' oder auch 'Der Wolfsmantel' kommen mit etwas raueren Tönen daher, fügen sich aber perfekt in das Abendprogramm ein. Als das erstklassig dargebotene Stück 'One Lion's Roar' den regulären Teil beendet und sich die Musiker von ihren Fans verabschieden wollen, wachen endlich auch die letzten Anwesenden auf, um ROME mit dem gebührenden Applaus zu bedenken, den sie sich selbstredend verdient haben.
So dauert es auch nicht lange, bis Jerome Reuter erneut die Bühne betritt. Vorerst nur alleine und er meint dazu, dass sein Kollege erst einmal rauchen wäre. Überhaupt ist der Sänger heute in bester Laune und meint selbstironisch: "Ich bin ja für meine langen Ansagen bekannt…". Die Menge lacht darüber und freut sich über den gut gelaunten Sänger. Also stellt er bei 'The Ballad Of Mariupol' allein sein Können unter Beweis und erntet dafür auch den Applaus. Doch eine Zigarette ist nicht allzu lang und so taucht sein Mitstreiter bald wieder auf. Gemeinsam geben sie 'One Fire' zum Besten, eines der stärksten Stücke der Band. Nun hält es niemanden mehr im Saal ruhig und als die letzten Töne verklungen sind, gibt es eine wahre Begeisterungswelle, die bis auf die Bühne schwappt. Davon sind die beiden Protagonisten sehr angetan und lassen sich zu einem letzten Lied in Form von 'Swords To Rust - Hearts To Dust' erweichen. Noch ein letztes Mal feiert die Menge die zwei Künstler, die sich Arm in Arm ein wenig feiern lassen, ehe sie von der Bühne entschwinden.
Damit geht ein geniales Konzert und ein wunderschöner Abend hier im Bunker zu Ende. ROME hat wieder einmal bewiesen, dass die Band für eine hohe musikalische Qualität steht und durchweg zu begeistern weiß. Musikalische Längen sind an diesem Abend fehl am Platze und gerade die spartanische Interaktion mit dem Publikum lässt die Besucher im Fluss der Musik treiben. Niemand wird hier herausgerissen, um zu überlegen, ob er auch wirklich Spaß hat. Was der Frontmann zu sagen hat, dass tut er in Form seiner Songs, was er heute Abend bestens getan hat. Von daher ist die Vorfreude auf ein nächstes Konzert schon wieder groß. Hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft!
- Redakteur:
- Swen Reuter