Rage, Nightwish - Ludwigsburg

28.10.2000 | 08:28

12.12.1999, Rockfabrik

Es ist schon ein komisches Gefühl, so einen Tag nach den Geschehnissen in Paris selbst zu einem Konzert zu gehen. Okay, Glauchau ist nun nicht die französische Metropole an der Seine, aber so unbeschwert wie sonst sind wohl heute die Wenigsten unterwegs. Also gilt der gute, alte Spruch: Machen wir das Beste draus!

Den Anfang an diesem Abend macht die Band JADED STAR. Female-Metal mit Guter-Laune-Garantie kredenzt uns die Band um Frontdame Maxi Nil (ex-VISION OF ATLANTIS. Und in der Tat, das tut die Band. Vor der Bühne sind zwar noch nicht viele Zuschauer, aber die machen gut mit und haben sichtlich Spaß an dem Gig. So soll es ja auch sein! Leider ist der Sound etwas übersteuert, was mit der Zeit etwas nervig wird. Hier will man wohl mit aller Macht zu viel herausholen. Im Gepäck haben die Musiker Songs von ihrem Debütwerk "Memories From The Future". Neben 'Wake Up' erklingt auch 'Keep On Fighting' an diesem Abend und Fans und Musiker haben eine gute Zeit. Also ein solider Einstieg in den Abend.

Nach einer kurzen Umbaupause geht es musikalisch komplett anders weiter, denn Melodic-Death-Metal passt von der Sache her nicht so wirklich zum Rest des Abends. Das hält die französische Band DAGOBA jedoch nicht ab, von Anfang an 110 Prozent zu geben. Sänger und Frontmann Shawter jagt wie ein Derwisch über die Bühne und kann seine Energie auf das Publikum sehr gut übertragen. 'Eclipsed' eröffnet den Gig und schon bald starten vor der Bühne die ersten rhythmischen Bewegungen seitens der Gäste. Ohne viel Reden zockt sich der Vierer durch das Set. Mr. Shawter bedenkt seine Fans schon bald mit einer kleinen Dusche, da er sich eine Flasche Wasser übergießt und dann die Haare fliegen lässt. Erfrischung einmal anders. Die brauchen durchaus einige, denn es wird recht gut zu 'When Winter…' oder 'I, Reptile' gepogt. Vor und auf der Bühne geht es also ausgelassen zu. Nach gut vierzig Minuten geht der schweißtreibende Auftritt von DAGOBA zu Ende.

Ein letztes Mal geht es in die Umbaupause, ehe endlich die portugiesische Band MOONSPELL auf die Bühne kommt. Schon oft waren die Jungs in Glauchau zu Gast und es gab da schon Abende, an denen nicht wirklich viele Besucher da waren. Heute ist das zum Glück anders. Es ist gut gefüllt und genug Platz für alle sich zu bewegen. Damit herrscht von Beginn an eine super Stimmung. Die steigt noch einmal, als Fernando endlich vor seine Fans tritt. Mit ' Breathe (Until We Are No More)' vom aktuellen Album "Extinct" beginnt die Show. Im Saal ist es schon recht warm aber Fernando halt tapfer in seiner schweren und langen Lederjacke aus. Mit viel Beifall begrüßen die Gäste in Glauchau die Portugiesen und alle freuen sich auf einen schicken Abend. Und in der Tat, es ist auch einer, denn alle sind bester Laune und feiern mit.

Bemerkenswert ist auch die Bühnendekoration. Das Keyboard erinnert mehr an eine Orgel und das Schlagzeug wird von überdimensionalen Hörnern geziert. Mit viel Liebe zum Detail ist auch die Licht-Show an diesem Abend gestaltet. Aber kommen wir zurück zur Musik. Die neuen Stücke, wie 'Medusalem' oder 'Malignia' begeistern die Zuschauer genauso sehr, wie die älteren Stücke. Mit 'Herr Spiegelmann' geht der Ausflug in die alten Zeiten los. Immerhin von 1996 ist das gute Stück, welches vom Album "Irreligious" stammt. Selbstredend dürfen 'Mephisto' und 'Vampira' an diesem Abend nicht fehlen. Der Sänger legt seinen diabolischen Blick auf und das Publikum ist ganz verzückt. Besonders die Damen geraten ins Schwärmen.

Als Fernando "Alma" in die Menge ruft, antwortet diese "Mater". Dieses Szenario wiederholt sich ein paar Mal und so groß die Freunde auch ist, dass nun 'Alma Mater' folgt, trübt es die Stimmung, da es schon der letzte reguläre Song ist. Daran denkt jedoch erst einmal niemand, sondern alle genießen dieses Lied. Die Band erhält viel Beifall und schon bald werden die ersten "Zugabe!"-Rufe laut. Allzu lange lässt MOONSPELL auch nicht auf sich warten und es geht in die letzte Runde. Krönender Abschluss ist das grandiose 'Full Moon Madness'. Genial vorgetragen wie immer könnte man sagen. Und doch ist es immer wieder ein besonderes Erlebnis, dieses Stück Live zu erleben. Als die letzten Töne verstummen, bricht noch einmal frenetischer Jubel aus und die Band verabschiedet sich von ihren Fans in Glauchau.

Damit geht ein gelungener Abend zu Ende. MOONSPELL konnte einmal mehr unter Beweis stellen, dass die Formation eine konstante Größe ist, die auch mit neuem Material weiter überzeugen kann. Aber auch die Gigs der anderen beiden Bands waren toll. Sicher konnten JADED STAR und DAGOBA heute einige neue Fans dazu gewinnen. Und so soll es ja schließlich sein.

Redakteur:
Swen Reuter

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