Rage, Nightwish - Ludwigsburg

28.10.2000 | 08:28

12.12.1999, Rockfabrik

Meine Zahl der Woche ist die 3. Nach STRATOVARIUS und DARTAGNAN besuche ich mit POWERWOLF heute am 3. November mein drittes Kontert in dieser Woche. An diesem Abend werden mit POWERWOLF, SERENITY und LORD OF THE LOST drei Bands auf der Bühne stehen.  Zudem sehe ich heute den Headliner nach der Show auf dem "Metalfest"-Festival und dem Summer Breeze heute zum dritten mal.

Wie immer mache ich mich im Vorfeld schlau über die Veranstaltung und stutze, als ich die Details lese. Die Brose-Arena wird um 18:30 Uhr für das Publikum geöffnet, die Symphonic-Metal-Band SERENITY aus Österreich beginnt bereits 20 Minuten später. Wer die Einlass-Situation vor Ort kennt, weiss, dass das nicht funktionieren kann. Ich mache mich auf den Weg nach Bamberg und lasse mich überraschen. 93 Kilometer später erreiche ich die Location und sehe schon eine lange Schlange vor dem Eingang. Ich erledige die üblichen Formalitäten eines Redakteurs und entdecke zum Glück einen bekannten Metalhead ziemlich weit vor dem Eingang und geselle mich zu ihm. Zumindest ich werde wohl pünktlich den Innenraum erreichen.

Auf meine übliche Hopfenkaltschale muss ich vor Konzertbeginn leider verzichten, die Zeit ist einfach zu knapp. Immerhin erreiche ich pünktlich den Fotograben, bevor das Saallicht erlischt. SERENITY macht heute den Anfang. Da die Band an diesem Tag mit "Nemesis A.D." ihr achtes Album veröffentlich hat, bin ich natürlich neugierig, wie die neuen Stücke klingen. Kollege Stefan hat zu dem Silberling ein Review geschrieben und mich interessiert, ob sich dies mit meinen Eindrücken deckt. SERENITY hat eine recht kurze Spielzeit an diesem Abend und von den insgesamt sieben Stücken stammen immerhin vier von der neuen Veröffentlichung. "Nemesis A.D." befasst sich mit dem Werk von Albrecht Dürer, der in Nürnberg und somit gerade einmal knapp 60 Kilometer von der heutigen Spielstätte geboren wurde. Dem anwesenden Publikum scheint die Geschichte dazu, welche Sänger Georg Neuhauser erzählt relativ egal zu sein. Sie machen recht gut Stimmung.

Mag es daran liegen, dass ich die neuen Songs noch nicht kenne? Bei mir zünden diese noch nicht wirklich. Vielleicht muss ich den Langdreher einmal in Ruhe hören, damit ich zu 'Ritter, Tod und Teufel' und Co richtig abhotten kann. Die Gelegenheit dazu wird es im kommenden Jahr geben, wenn sich SERENITY als Headliner durch diverse Hallen spielt. Doch auch für mich haben die Jungs etwas dabei. 'Legacy Of Tudors' und natürlich 'Lionheart' stimmen mich durchaus gnädig und dürfen auf keiner SERENTY-Setlist fehlen. Zusätzlich freue mich über meinen Lieblingslinkshändergitarristen Marco Pastorino, der SERENITY nun auch gesanglich verstärkt. Ich konnte ihn gemeinsam mit Georg schon beim FALLEN SANCTUARY-Projekt erleben. Die beiden harmonieren stimmlich einfach. Als die Band die Bühne verlässt, ist die Halle gerade einmal zur Hälfte gefüllt. Ich besorge mir ein kühles Blondes und schnappe etwas Luft vor der Tür. Hier sind nach wie vor die Schlangen unendlich lang. Zum einen ist dies für die Band traurig, da diese ihr neues Material nur einem kleinen Kreis präsentieren kann. Für die Fans, die sich eine Karte für ein Konzert mit drei Bands gekauft haben ist das alles andere als toll. An der Security hat es definitiv nicht gelegen. Die Jungs und Mädels haben alles getan, was in ihrer Macht stand, ohne auf die vorgeschriebenen Standards zu verzichten. Ich hoffe, dass sich so etwas in Bamberg nicht wiederholt.

LORD OF THE LOST entert als nächstes die Bühne. Ich gebe zu, mit dem Dark Rock der Band kann ich wenig anfangen. Dennoch hat sie sich nicht erst seit ihrem Auftritt beim Eurovision Song Contest 2023 eine große Fangemeinde erspielt. Auch in der Brose-Arena wird die Band um den charismatischen Sänger Chris Harms abgefeiert. Ich verlasse den Fotograben nach dem üblichen "Three Songs, no Flash"-Prozedere und überlasse der feiernden Crowd das Infield. Von den Songs kenne ich bis auf die Zugabe 'Blood & Glitter',um welchen man durch den ESC nicht herum kam keinen einzigen. Das klingt jetzt vielleicht aufgrund meines Geschmacks nicht so toll. Objektiv gesehen hat LORD OF THE LOST jedoch einen sehr guten Auftritt abgeliefert und die Fans gut unterhalten.

Die halbstündige Umbaupause für POWERWOLF, dem heutigen Headliner nutze ich für ein weiteres isotonisches Getränk und fröhne der Nikotinsucht vor der Halle. Mittlerweile haben sich die Schlangen am Eingang aufgelöst, die Halle ist nun sehr gut gefüllt. Mit Mühe kämpfe ich mich mit meinem Fotogeraffel durch die Metalheads. Am Wellenbrecher ist jedoch erst mal Pause angesagt. Aufgrund massivem Pyro-Einsatzes zu 'Faster Than The Flame' dürfen wir Knipser den Fotograben erst zum zweiten Song betreten. Somit werden die ersten heißen Fotos aus der Hüfte geschossen. Zu 'Incense & Iron' ist es dann soweit, ab gehts in den Pit. Bereits jetzt herrscht eine bombastische Stimmung in der Brose-Arena. Die Band geht wie gewohnt in die Vollen und bietet den Fans mit der heiligen Metal Messe etwas für Aug und Ohr.

Es heißt mal wieder raus aus dem Graben, zum dritten Song dürfen sich einmal mehr die Pyrotechniker austoben. Die Flammenwände sorgen auch am uns zugewiesenen sicheren Platz für wohlige Wärme. Zu 'Army of the Night' geht es dann noch einmal in den Bereich zwischen Wellenbrecher und Bühne. Wie schon auf der Festivalreise sticht das LED-Backdrop mit wechselnden Animation ins Auge. Immer wieder werden die Pommesgabeln in die Luft gereckt und die Songs lauthals mitgesungen. auch ich lasse mich von der Stimmung anstecken und suche bestens gelaunt nach guten Motiven. Das ist wieder einmal recht einfach. Die beiden Greywolf-Brüder posen mit ihren Gitarren sehr gerne für die Kamera. An Organist Falk Maria Schlegel ist definitiv ein Schauspieler verloren gegangen. Natürlich kommt ein Attila Dorn nicht ohne „Vielen Dankeschön, meine Freunde!“ nach Bamberg. Der mehrfach gebrachte Spruch gehört zum Sänger einfach wie die Bolognesesauce zu Spaghetti.
Die Technikcrew bemüht sich sehr um die Gesundheit der Fotografen und zwängt uns vor 'Dancing With The Dead' zwischen die Tieftöner, auf denen die Konfettikanonen platziert wurden. Somit verfehlen uns die pinkfarbenen Papierschnipsel und fliegen unter großem Jubel weit in das feiernde Infield. Nach dem Song verlasse ich endgültig den Graben und mache es mir auf dem Rang gemütlich, um die restliche Show zu geniessen. Die Setlist ist bis auf einige Ausnahmen identisch mit den Festivals. Auch in Bamberg schneit und brennt es bei vielen Songs. Immer wieder werden die Kanonen geladen und Fackel-tragende Mönche erscheinen auf der Bühne. Soweit nichts neues. Dennoch bin ich immer wieder fasziniert von der Show, die POWERWOLF regelmäßig auf die Beine stellt. Natürlich bleibt die Spontanität dabei auf der Strecke. Aus dem üblichen Rahmen auszureissen ist bei diesen Dimensionen aufgrund zahlreicher Timecodes und Clicktracks auch nicht möglich. Mit 'Werewolves Of Armenia' endet nach 18 Songs das Konzert von POWERWOLF in Bamberg. Ich lasse mich überraschen, wie Stefan den Abend in Leipzig erlebt hat und freue mich auf die angekündigte Tour im kommenden Jahr.

Redakteur:
Andre Schnittker

Login

Neu registrieren