Rhapsody / Angel Dust - München

21.04.2002 | 04:48

18.04.2002, Georg Elser Halle

Eigentlich freute ich mich schon auf das Package hier - ANGEL DUST, Powermetal allererster Kajüte und die Bombast Metaller aus Italien, RHAPSODY, deren neues Album “Power Of The Dragonflame” sogar mir zusagt. Doch erstens kommt es anders - zweitens als man denkt.
Was schon mal angenehm auffiel, waren die Merchandising-Preise. 15€ für ein Longsleeve sind ein absolut günstiger Preis. Der Kapuzenpulli kostete 25€ und ein Poster 5€. Daran sollten sich andere namhafte Bands ein gewaltiges Beispiel nehmen.
Doch nun zum Konzert...

AT VANCE
Als Einheizer in der halb gefüllten Georg Elser Halle zu München fungierten die deutschen Powermetaller AT VANCE. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir die Band trotz vier full length Outputs gänzlich unbekannt war. Allerdings: Was das Quintett spielerisch abgeliefert hat, kann man getrost als gelungen ansehen. Die beiden Gitarristen duellierten sich anständig, und Leadgitarrero Olaf erwies sich als wahrer Flitzefinger in seinen Soli.
Der glatzköpfige Frontman wirkte nicht verkrampft, hatte aber in höheren Tonlagen ein paar kleine Schwierigkeiten. Nun gut, ich weiß nicht, wie er auf CD klingt, von daher möchte ich mir kein Urteil erlauben. Jedenfalls schien mir der Bassist und Backgroundsänger ein wenig besser bei Stimme zu sein. Wie dem auch sei, dem Publikum wurde mächtig eingeheizt. Dafür sorgten powervolle Songs wie „Only Human“, "Die In Your Arms“, „Heart Of Steel“ oder „ Flying High“. Alles in Allem brachten AT VANCE einen 30minütigen, grundsoliden Gig auf die Münchner Bretter.

ANGEL DUST
Nach gut 10 Minuten Umbaupause erklommen die Mannen um Frontröhre Dirk Thurisch die Bühne und legten, wie ich vermutet hatte, mit „Of Human Bondage“ standesgemäß los. Das Hauptaugenmerk legten die Teutonen auf ihr neues Album „Of Human Bondage“, aus dem man vier Songs zum Besten gab. Ansonsten gab es einen guten Mix aus den alten Songs zu hören. Nackenbrecher wie „Nightmare“ oder „Border Of Realitiy“ kommen logischerweise immer gut an. Auffallend war die hervorragende Spiellaune, die ANGEL DUST verbreiteten. Sänger Dirk Thurisch hüpfte mit schwarzem Wollkäppi, das tief in die Augen gezogen war umher; Basser Frank Banx legte die Gesichtsmimik eines Schauspielschülers an den Tag und Axeman Ritchie Wilkinson hüpfte wie ein Angus Young mit Spitzbärtchen über die Bühne. Ersatzschlagwerker Nick Seelinger (SILENCER) glänzte durch arschtightes Drumming. Umrahmt wurde die ganze Chose von einem glasklaren, kernigen Sound. Die Audience hatten ANGEL DUST jedenfalls vom ersten Ton an voll im Griff. So war es auch nicht verwunderlich, dass sich beide gegenseitig hochschaukelten. Das Publikum sang begeistert mit und die Band animierte und spielte, was das Zeug, besser gesagt die Spielzeit von 50 Minuten, hergab.
So und nicht anders, soll es auch eigentlich sein!

Setlist ANGEL DUST
Of Human Bondage
Inhuman
Nightmare
Let Me Live
Unreal Soul
Disbeliever
Border Of Reality

Bleed
Cross Of Hatred

RHAPSODY
Nun denn, eines gleich vorweg. Ich persönlich war noch nie der große RHAPSODY Fan, was auch nicht weiter schlimm ist. Es gab schon öfters Bands, die ich nicht sonderlich mochte, aber dennoch darüber berichtet habe.
Nun verhält es sich bei mir so, auch wenn mir eine Band nicht sonderlich zusagt (in dem Fall möchte ich aber betonen, dass ich „Power Of The Dragonflame“ eigentlich recht gut finde), versuche ich dennoch die Band objektiv zu beurteilen - man möge mir verzeihen, wenn dies nicht immer so ganz gelingt.
Was sich aber im Fall RHAPSODY ereignet hat, verschlägt sogar mir, als Alt-Metaller die Sprache. Nun aber der Reihe nach.
Nach gut 20 Minuten Umbaupause, mit kurzem Soundcheck - der sich noch ganz gut angehört hat - wurde die Bühne vernebelt und die Show begann. Zum Intro kam von rechts eine weißgekleidete (war ziemlich transparent das Kleidchen), verschleierte Dame auf die Bühne, die nach kurzem theatralischen Gesten auch wieder entfleuchte. Dann kam von links ein alter Zauberer, der eine kurze, vom Band kommende, Laudatio (nachzulesen im Booklett der neuen Scheibe) hielt.
Dann krachte es auch schon los, allerdings ist das Wort Krach keineswegs fehl am Platz. Was beim Soundcheck noch ziemlich klar klang, verschwamm in einem wahren Soundbrei. Hinzu kam ein absolut dumpfer Drum-Trigger Sound, bei dem sich mir die Zehennägel aufstellten. Dabei tat mir Alex Holzwarth, der für mich einer der besten deutschen Schlagwerker ist, extrem leid. Sänger Fabio Lione ging in diesem Soundgewirr fast völlig unter, und dies änderte sich auch nicht, außer bei den Chören, die allesamt vom Band eingespielt wurden. Urplötzlich war auch Fabio wieder klar und deutlich zu hören - schon irgendwie komisch?!
Ebenso saumäßig schlecht war der Gitarrenbrei, der sich aus den Boxen quälte, außer - einmal mehr - bei den Bandeinspielungen.
Nun ist mir schon klar, dass gerade der RHAPSODY-Sound nicht einfach auf die Bühne zu zaubern ist und dass Bandeinspielungen generell auch kein Problem darstellen. Wenn es sich aber, so wie in diesem Fall, um ein Halb-Playback handelt, dann fühle ich mich als Metal-Fan ganz gehörig verascht.

Ich für meinen Teil bin nach dem 5. Song („Holy Dragon“) ziemlich enttäuscht aus der Halle gegangen und dabei war ich nicht alleine. Etliche Metalheads - mit RHAPSODY-Shirt - verließen ebenfalls die Georg Elser Halle und zwar mit nicht druckreifen Kommentaren auf den Lippen!
Allerdings waren wir Gegangenen, eine Minderheit, dies möchte ich auch noch anfügen, denn ansonsten wurden RHAPSODY ziemlich gut abgefeiert.
Ich denke, ich werde mir jetzt sicherlich den Unmut etlicher RHAPSO-Fans zuziehen, aber versteht mich bitte auch. Ich fühlte mich veräppelt und gelangweilt - und langweilen kann ich mich zu Hause auch!

Redakteur:
Alex Kragl

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