Rock Hard Festival 2004 - Gelsenkirchen
01.06.2004 | 07:2229.05.2004, Amphitheater
Samstag, 29.05.2004
Tag zwei begann genauso, wie der erste Tag endete. Aufstehen, Zähne putzen und erst mal zwei Bierchen. Mit leichtem Standgas wohnte ich dann der feierlichen Festivalansage von RH-Cheffe Götz Kühnemund bei, der die italienischen Doomer THUNDERSTORM das Spektakel eröffnen ließ. Der zähflüssige Sound brachte jedoch mein Blut nicht in Wallung. Obwohl sicherlich qualitativ nicht schlecht, war die livehaftige Darbietung statisch und lahm.
DEAD SOUL TRIBE lieferten mit ihren leicht psychedelischen Klängen eine sehr ordentliche Leistung ab. Sicherlich sind diese nicht jedermanns Sache, was sich auch an den Besucherzahlen im weiten Rund ausdrückte. Denjenigen, die anwesend waren, machten DEAD SOUL TRIBE aber Spaß.
Dann wurde es Zeit für Black Metal und NAGLFAR enterten mit infernalischer Brachialität die Bühne. Leider Gottes definiert sich dieses Genre live durch einen guten Sound, da sonst sämtliche Feinheiten der Musik im Nichts verschwinden. Bei den Blackies war das Schlagzeug dermaßen in den Hintergrund gemischt, dass man nur vermuten konnte, wo im Lied sich die Jungs gerade befanden. Trotzdem kamen Knaller der Marke 'I Am Vengeance' mit einer höllischen Wucht aus den Türmen, die mehr als Appetit machte.
So viel Fun wie GLUECIFER bereitete allerdings keine andere Band des Festivals. Locker anzuhörender Schweinerock, der immer auf die Zwölf geht. Der Sound war klasse, die Band auch und der Darbietung konnte man auch nichts Mangelhaftes nachsagen.
Mein persönliches erstes Highlight folgte mit DESTRUCTION, die wie immer kamen, sahen und siegten. Unerklärlich nur, dass der Sound von Lied zu Lied schlechter wurde und am Ende regelrecht dumpf und matschig rüberkam. Mir egal! Bei einer Band, bei der man jede Textzeile auswendig mitbrüllen kann, ist auf den Sound großzügig geschissen. Ansonsten stimmte alles. Die Setlist war vom Feinsten, die Band in Spiellaune und das Aggressionslevel bis über den roten Bereich hinaus.
KROKUS habe ich großzügig überspringen müssen, da es Zeit für ein paar Happen war. Dazu gesellte sich eine Mütze voll Schlaf, damit ich mich mit voller Kraft dem stellen konnte, was jetzt kam.
EXODUS feuerten von der ersten Sekunde an alles in Grund und Boden und machten aus dem Innenraum einen Hexenkessel. Im Minutentakt wurden die Crowdsurfer aus dem völlig entfesselten Pit gezogen. Die Band spielte sich in einen absoluten Rausch. Jedes Riff saß wie zementiert und Tom Hunting erspielte sich mit leichtfüßiger Eleganz den Platz des besten Festivaldrummers. Jungs, das war höllisch geil!
Kai Hansen und seine Mannen konnten dieses hohe Niveau nicht ganz halten. GAMMA RAY boten dennoch den Beweis, dass sie der perfekte Co-Headliner des ersten Tages waren. Ein Hit jagte den nächsten, von 'Send Me A Sign' bis 'Armageddon' war alles vetreten. Die Stimmung war bombastisch und das Publikum ging jederzeit voll mit. Das einzige, was zumindest mich nervte, waren die ellenlangen Mitsingpassagen. Geschmacksache!
IN EXTREMO rundeten den ersten Tag ab und blieben im Gegensatz zu GAMMA RAY den Beweis eines würdigen Headliners schuldig. Die musikalische Präsentation ging zwar in Ordnung, doch das flügellahme Acting ließ in mir eine unwiderstehliche Sehnsucht nach meinem Schlafsack aufkommen. Und so gönnten wir uns am Zelt noch ein paar Bier, die mich dann friedlich einschlummern ließen.
- Redakteur:
- Alex Straka