Rock Hard Festival 2017 - Gelsenkirchen

09.09.2017 | 23:50

02.06.2017, Amphitheater

Schönes Wetter, die Schiffe auf dem Rhein-Herne-Kanal als Kulisse und viele tolle Bands.

Das kalifornische Trio darf den dritten Tag des RHF eröffnen und wie bereits auf den diversen Festivals auf denen Jarvis und seine Mitmusiker dieses Frühjahr aufgespielt haben, gerät auch der heutige Auftritt zum Triumphzug. Man merkt der Band an, dass sie im letzten Monat gefühlt jeden Tag ein Konzert abgerissen hat, denn die Drei sind so dermaßen aufeinander eingespielt, dass es wirklich mitreißt. Dazu gibt es das gewohnte Songmaterial, das vielleicht nicht allzu innovativ ist, aber im Rahmen einer so packenden Liveshow eine ganz eigene Energie entwickelt und schlicht mitreißt. Da ich NIGHT DEMON dieses Jahr bereits auf dem KEEP IT TRUE und dem UP THE HAMMER gesehen habe, ist das Überraschungsmoment zwar weg, doch gute Laune machen Kracher wie 'Screams In The Night', 'Drink From The Chalice' oder 'Night Demon' natürlich immer noch. Dazu der Sonnenschein und das erste Bier des Tages, so funktioniert perfekter Festival-Metal. Das sieht das restliche Publikum ähnlich und NIGHT DEMON hat es folglich geschafft, eine beachtliche Menge an Menschen ins Amphitheater zu locken. Der Platz vor der Bühne ist voll und auch die Ränge sind bereits gut gefüllt. Leider hat dieser Andrang für eine ziemlich lange Schlange am Eingang gesorgt und ich verpasse den Anfang des Gigs, aber meine Freude für die Band, die sich dieses Standing mehr als hart erspielt hat, überwiegt hier klar den leichten Unmut. Zum Abschluss gibt es dann noch 'Wasted Years' als gelungenen Coversong, wie eben auch schon bei den vorigen Auftritten, und NIGHT DEMON zeigt einmal mehr, dass man IRON MAIDEN auch mit nur einer Gitarre super covern kann. Ein nahezu perfekter Liveauftritt der Liveband der Stunde. So freue ich mich durchaus, die Band noch mindestens zwei weitere Male in diesem Sommer zu sehen und blicke entspannt und gut gelaunt dem restlichen Tag entgegen.
[Raphael Päbst]

 

Tja, NIGHT DEMON war mit diesem energetischen Auftritt zwar ganz okay als Opener, gesanglich wie kompositorisch jedoch eher biedere Mittelklasse. Ganz anders nun BLOOD CEREMONY. Ich gebe zu, bei all den Frauen-Retro-Acts, die ich so anbete, ist BLOOD CEREMONY immer etwas aus dem Raster gefallen, doch spätestens dieser hochcharmante Auftritt sollte dies nun endlich ändern. Allen voran Sängerin Alia O'Brien sorgt hier immer wieder für Gänsehaut, dabei steht sie einfach nur mit ihrem samtblauen Oberteil hinter ihrer Keyboard-Orgel und singt. Mehr macht sie nicht. Doch wenn ein Musiker besonders talentiert ist, ist dies auch das einzige, was zählt. Alia spielt zudem allerdings noch die Querflöte, und daraus entstehen oft die Momente, in denen viele Anwesende einfach nur hin und weg sind. Musikalisch ist BLOOD CEREMONY weitaus gediegener, getragener und künstlerischer als der grobschlächtige Opener und vielleicht kommt ein Teil des heutigen Reizes sogar aus diesem Kontrast. So ist dieser Mix aus 70s-Rock, Psychedelic und Folk-Prog vielleicht nicht jedermanns Ding, doch ich möchte wetten, dass die Band für den ein oder anderen mit Songs wie 'Drawing Down The Moon' oder dem magischen 'The Magician' zu den Festivalgewinnern zählt.
Setliste:
Old Fires, Goodbye Gemini, Drawing Down The Moon, Half Moon Street, Lord Of Misrule, I'm Coming With You, The Magician
[Thomas Becker]


Hach, dafür liebe ich das Rock Hard Fest. Diese Abwechslung. Erst knackiger Metal, dann Psych-Folk-Rock, jetzt was Düster-Schweres. Und alles gut. Bleibt die Crew bei diesem Konzept, bleibe ich Dauergast. Ähnlich wie bei BEHEMOTH am Samstagabend ist der Begriff Black Metal für SECRETS OF THE MOON wohl viel zu eng gefasst. Und bevor Experten jetzt wieder maulen, sage ich, nein, natürlich hat SECRETS OF THE MOON nicht viel mit BEHEMOTH gemein. Allerdings glaube ich, würde die Dunkelheit sich durchaus positiv auswirken, um dem Mond seine Geheimnisse zu entlocken. Dafür ist aber der Sound jetzt tip top und so kann mich SECRETS OF THE MOON sogar mit Blastbeats ('Nemesis') beeindrucken. Das Klang- und Songspektrum der Osnabrücker ist enorm breit, die Vocals wechseln gekonnt zwischen cleanem Gesang, Spoken Word und Gekeife und der Sound ist wie eine Wand. Klar ist SECRETS OF THE MOON keine Mitsing-Band und die Mucke recht komplex, und so ölen manche auch schon ihre Stimmen für MANOWAR und U.D.O., doch auch von solchen Bands lebt der gute Ruf des Festivals. Auch wenn für mich persönlich der Zauber von BLOOD CEREMONY nicht ganz erreicht wird, halte ich den SECRETS OF THE MOON-Gig in Ehren, zumal mich das Nachhören der gespielten Songs jetzt beim Schreiben ziemlich beeindruckt. Das nächste Mal kenne ich hiervon mehr!
Setliste: No More Colours, Dirty Black, Nemesis, Hole, Man Behind The Sun, Lucifer Speaks
[Thomas Becker]

 

Eine schöne Sache ist es, dass uns heute endlich mal wieder die britischen Veteranen von DEMON begegnen. Als tourende Band hat die Truppe um den charismatischen und stets durchgedreht sympathisch wirkenden Frontmann Dave Hill zwar schon seit geraumer Zeit die Segel gestrichen, doch es gibt weiterhin starke Studioalben und natürlich auch die eine oder andere ausgewählte Festivalshow, wie eben hier und jetzt in Gelsenkirchen. Die Herren aus Staffordshire waren und sind ein Garant für gute Stimmung und große Hooks, und genau das beweisen sie auch heute wieder. Zwar steht nur eine recht kurze Spielzeit zur Verfügung, doch das Sextett weiß diese natürlich mit acht Hits der Extraklasse zu füllen, und die stammen eben nicht nur aus der NWoBHM-Frühphase, sondern bedienen zielsicher die Vorlieben eben jener prägenden Ära, aber auch die melodisch-progressiven AOR-Highlights aus späteren Zeiten. So geht es gleich mit einem mächtigen Triple aus den Jahren 1980 bis 1982 los, das gleich mal das Mitsingpotential des Amphitheaters voll ausschöpft, bevor die Band mit zwei neueren Stücken zeigt, dass sie nichts verlernt hat. Danach reisen wir im DeLorean zurück bis ins Jahr 1979, als der erste DEMON-Song 'Liar' entstand, um den regulären Set mit der "Breakout"-Überhymne 'Life On The Wire' zu beenden. Als Zugabe folgt sodann natürlich das obligatorische 'Don't Break The Circle', das natürlich nochmals fast alle mitsingen, so dass im Fazit ein mehr als gelungener Gig der Engländer stehen bleibt, der nur einen einzigen kleinen Wermutstropfen aufweist, nämlich dass keine Songs von "Taking The World By Storm" gespielt wurden. Doch bei der Menge an Hits aus der fast vierzigjährigen Bandgeschichte muss bei einem Gig am frühen Nachmittag halt irgend etwas zwangsläufig auf der Strecke bleiben. So oder so, wir sehen uns beim "Bang Your Head!" und hoffen, dass auch mal wieder ein Veranstalter den Dämon als Headliner sehen will, denn dann gibt's auch mal wieder alle Hits zu hören.
Setliste: Night Of The Demon, Into The Nightmare, Sign Of A Madman, Standing On The Edge Of The World, Cemetery Juction, Liar, Life On The Wire, Don't Break The Circle
[Rüdiger Stehle]

 

Die Vorfreude auf den Gig von ROSS THE BOSS war im Vorfeld des Festivals doch ein wenig durchsetzt von der Furcht vor dem Umbruch, den es in den Reihen des Personals seiner Begleitband gegeben hat, seit Ross zusammen mit dem jungen Wundersänger und Eric-Adams-Soundalike Mike Cotoia, NON-FICTION-Basser Kevin Bolembach und Drummer Lance Barnewold im vergangenen Jahr Festivalauftritte beim "Keep It True" und "Harder Than Steel" zu wahren Triumphzügen gestaltete und landauf landab für offene Mäuler gesorgt hat. Offenbar hat Ross durch diese Erfolge richtig Blut geleckt und wieder ausgedehnte Welttouren avisiert, während seine Mitstreiter dafür nicht die nötigen Freiräume hatten. So kam es zum Split, und nun begegnen wir daher einem neuen Line-up, das allerdings auch ein paar gewichtige Pfunde in die Waagschale wirft, und das heuer auch bereits unablässig auf Tour ist. Zu Herrn Friedman gesellen sich anno 2017 nämlich keine Geringeren als ex-MANOWAR-Drummer Rhino und Bass-Tausendsassa Mike LePond, die schon mal dafür sorgen, dass instrumental nichts anbrennt und auch der in Sachen Tightness manchmal wild agierende Gitarrenheld rhythmisch sauber eingebettet wird. Die bange Frage richtet sich jedoch darauf, wie sich der Sänger einbringt. Marc Lopes ist zwar wahrlich kein Schlechter, dessen prominenteste Station bisher MELIAH RAGE war, doch wer nun erwartet, dass Lopes den jungen Adams so gut gibt wie sein Vorgänger Mike Cotoia, der wird enttäuscht sein, denn der Mann mit der Mähne glänzt zwar in den aggressiven und den schrillen Momenten absolut, doch die epischen und kristallklaren Momente sind offenbar nicht ganz so seine Stärke. Das schlägt sich nun vor allem darin nieder, dass Marc mit einigem Hall mehr auf der Stimme agiert, und zudem in der Setlist, die im Gegensatz zu den 2016er-Gigs die ganz großen Epen auslässt. So gibt es keine Todesbrücke, keinen dunklen Rächer, keinen Reverend Jim und auch rein gar nichts von "Into Glory Ride". Bedauerlich? Ja, durchaus. Eine Katastrophe? Nein, mitnichten! Ross und sein Team präsentieren uns heute einfach eine andere Seite des frühen MANOWAR-Schaffens, eine aggressive, angriffslustige und wilde. Dass es auch in dem Segment nicht an überragenden Songperlen mangelt, sollte allgemein bekannt sein, und so hauen uns die Amerikaner heute eben neben des Essentials von "Battle Hymns", "Hail To England" und "Sign Of The Hammer" zusätzlich 'Blood Of The Kings' und das auf der letzten Tour nicht gespielte 'Fighting The World' um die Ohren. Die fehlenden Epen im Set allein auf den Wechsel am Mikro zurück zu führen, wäre indes falsch, denn heute liegt deren Fehlen insbesondere an der kurzen Spielzeit, auf der Headlinertour wurden nämlich durchaus auch 'Gloves Of Metal' und 'Dark Avenger' gespielt. Heute sind meine Highlights des Auftritts jedoch das wirklich brachial und infernalisch krachende 'The Oath' und 'Thor'. Alles in allem haben Ross & Co. auch heute einen feinen Gig abgeliefert, und auch wenn die ganz große Magie der 2016er-Auftritte nicht reproduzierbar ist, sind Ross und die alten MANOWAR-Hits eben doch stets ein Garant für gute Stimmung und tausendfaches Mitsingen, und damit eben auch immer ein gern gesehener Gast auf Festivals.
Setliste: Blood Of The Kings, Death Tone, The Oath, Blood Of My Enemies, Kill With Power, Thor (The Powerhead), Sign Of The Hammer, Fighting The World, Metal Daze, Battle Hymn, Hail And Kill

[Rüdiger Stehle]


Ich erinnere mich zurück. Es war vor elf Jahren auf dem Rock Hard Festival. Selten ist bei mir die Freude so herausgesprudelt wie bei dem Gig von FATES WARNING, damals für mich auf dem Thron des Prog Metal. Selten jedoch ist eine Lieblingsband über die Jahre so bei mir aus der Gunst gepurzelt wie die Band um Jim Matheos und seine diversen Mannen. Der lange Leerlauf nach "FWX", das ganze Trara um die Reunion mit John Arch, dessen Stimme und Musik heute wie gestern für mich völlig uninteressant ist, dann zwei Alben, die vielleicht Kritiker und traditionelle Prog-Metal-Fans zufrieden stellten, bei mir aber nur Enttäuschung und Schulterzucken hervorrufen. Tja, und das macht für mich aus FATES WARNING elf Jahre später eine Band wie jede andere. Die Vorfreude beschränkt sich allenfalls auf erwartungsloses "Warten was kommt". Ich sitze neben dem Kollegen Stehle, dem bei den ersten Songs die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben stehen und der zugibt, dass er hiermit nur sehr schwer zurecht kommt [Wenn die halt auch den Arch und die ersten drei Scheiben nicht dabei haben... RS]. Auch mich verwirrt einmal mehr das völlig verzettelte, technokratische Schlagzeugspiel bei 'From The Rooftops'. Auch das auf CD so harmonische 'Life In Still Water' wird zerspielt, was machen die nur mit ihrer tollen Musik? Zu allem Überfluss kommt auch noch das von mir seit jeher ungeliebte 'Pleasant Shade Of Gray Pt. III' mit dem mittelprächtigen Fieptonriff. Määh. Ich will schon gehen. Doch Bier bei einem der zwar netten, aber doch irgendwie farblosen neuen Songs hilft. Auch eine völlig überraschende, freudige Begegnung mit einer lieb gewonnenen Person trägt bei, in die richtige Stimmung zu kommen. Dazu kommen am Ende drei Songs, die für mich nach wie vor zu den Besten aller Zeiten gehören. Wer hintereinander 'The Eleventh Hour', 'Point Of View' und 'Monument' spielen kann, gehört eben doch zu den Großen. Und zu meiner Freude halten sich Drums und Leadgitarre hier auch so gut es geht an die Original-Versionen, zerstören sie zumindest nicht. Das reicht mir heute, um FATES WARNING zu feiern.
Setliste: From The Rooftops, Life In Still Water, Pleasant Shade Of Gray Pt. III, Seven Stars, Firefly, The Light And Shade Of Things, The Eleventh Hour, Point Of View, Monument (ggf. unvollständig)
[Thomas Becker]

 

Udos Abschied von der eigenen ACCEPT-Vergangenheit zieht sich merklich in die Länge, denn seit geraumer Zeit ist sie schon ins zweite Jahr gegangen, die Tour unter dem Namen DIRKSCHNEIDER, auf welcher der Mann im Tarnanzug zum letzten Mal die ACCEPT-Klassiker mit seiner eigenen Band präsentieren möchte. Im Februar 2016 ist es losgegangen und anderthalb Jahre, 120 Gigs und zwei Livealben später läuft sie immer noch. Sie ist ganz offenbar ein voller Erfolg, diese Retro-Tour. Bereits im Juli des vergangenen Jahres, als ich den Tourstop in Balingen erleben durfte, gingen wir davon aus, dass das wohl das letzte Mal gewesen sein dürfte, doch ein Welle der Sympathie und der unglaublichen Unterstützung der Fans hält die Welle am Laufen, so dass es einfach zu schade wäre, jetzt schon den Stecker zu ziehen. So ist es auch heute, denn Udo und seine Mannen - das sind neben seinem langjährigen Basser Fitty und seinem Sohn Sven am Schlagzeug noch der Russe Andy Smirnov und der brasilianische Neuzugang Bill Hudson an den Klampfen - rocken das Amphitheater als gäbe es kein Morgen. Klar, das Ruhrgebiet ist Udo durchaus ergeben, und die Gassenhauer, die er im Gepäck hat, lassen kein halbwegs traditionell ausgerichtetes Metalauditorium kalt. Da ist es fast schon gleich, welche der zahllosen Klassiker er aus dem Fundus greift. Im Tourprogramm hat die Band ausweislich der Live-CD insgesamt 24 Songs, viele davon sind natürlich obligatorische Standards, die bei jedem Gig zu hören sind, an anderen Stellen wird ein wenig variiert. Auch heute gibt es natürlich alle großen Hits, angefangen von 'Starlight' über 'Breaker', 'Princess' und 'Restless And Wild' bis hin zu 'Metal Heart' ist alles am Start, was Rang und Namen hat, wobei für mich die besten Resonanzen bei 'Son Of A Bitch' zu vernehmen sind, das ein gut gelauntes Publikum aus vollen Rohren anfeuert und mit heiserer Kehle mitsingt. Dass nach 'Metal Heart' nicht Schluss sein kann, das versteht sich von selbst, denn da fehlt noch was. Der Mann mit der Reibeisenstimme kehrt zurück auf die Bühne und fängt an zu dirigieren, und da weiß das Publikum natürlich, was es zu tun hat. "Heidi heido heida..." schallt es von den Rängen der proppevoll gepackten Örtlichkeit, und sie sängen noch heute, würde der Frontmann sie nicht mit einem schrillen Schrei unterbrechen und eine brachiale Version von 'Fast As A Shark' abzufeuern, der sich letztlich nur noch eine weitere Zugabe anschließen kann, und das ist das nochmal von allen mitgegrölte 'Balls To The Wall'... eh klar, oder? Diese Tour ist unfassbar erfolgreich, und es bleibt zu hoffen, dass Udo dabei nicht vergisst, dass die Tour eigentlich der Auftakt dazu sein sollte, sich künftig wieder mehr dem U.D.O.-Material zu widmen. Mal schauen, was kommt, denn beides ist fein, und heute lässt der Gig eigentlich nur eine Frage offen: Warum war DIRKSCHNEIDER heute denn nicht der Headliner, denn eigentlich kommt ja nichts mehr, oder? Ach doch, OPETH! Na dann, viele haben schon genug, denn es wird schon merklich leerer. Dass man nach ACCEPT, pardon, nach DIRKSCHNEIDER nur verlieren kann, das weiß auch OPETH-Frontmann Mikael Åkerfeldt, denn er entschuldigt sich zu Beginn seines Auftritts artig beim Publikum dafür, dass er keine Hits wie 'Balls To The Wall' im Köcher habe. Ob sich die Schweden trotzdem achtbar aus der schwierigen Affäre ziehen, das erzählt euch jetzt der liebe Thomas.
Setliste: Starlight, Living For Tonite, Flash Rockin' Man, London Leatherboys, Midnight Mover, Breaker, Princess Of The Dawn, Restless And Wild, Son Of A Bitch, Up To The Limit, Screaming For A Love-Bite, Losers And Winners, Metal Heart, Fast As A Shark, Balls To The Wall

[Rüdiger Stehle]



Nach BLUES PILLS und BEHEMOTH ist auch OPETH ein Headliner, über den man streiten kann. Und ich denke, jeder headbangende Festivalbesucher wäre auch nach dem DIRKSCHNEIDER/ACCEPT-Gig als ultimativem Schlusspunkt glücklich nach Hause gegangen. Doch Mikael Akerfeldt wäre nicht Mikael Akerfeldt, wenn er genau dies nicht auch selbst erkannt hätte und findet es dementsprechend "gemein", dass er nach uns Udo spielen muss. Doch hiergegen gibt es eben nur ein einzig wahres Mittel: "We try to be ourselves".
Doch was ist OPETH? Death Metal? Prog Rock? Art Rock? Cock Rock? Fest steht, mit einer derartigen stilstischen Vielfalt kann OPETH alle Arten von Festivals headlinen, von Extrem-Metal- über Prog- bis hin zu den großen kommerziellen Events. Und so wünscht sich uns Oli freudig erregt vor dem Gig ein "ganz besonderes buntes Set". Und ich denke, das hat er auch bekommen. Bei glasklarem Sound darf man sich zu 'Sorceress' ein wenig warm frickeln, was auch nötig ist, denn mit fulminanten Versionen der beiden Prog-Death-Brecher 'Ghost Of Perdition' und 'Demon Of The Fall' geht es gleich voll mitten rein ins Gewühl. Einmal mehr erstaunlich wie fließend OPETH von brachialen Ausbrüchen zu zärtlichen Streicheleinheiten und zurück wechseln kann.
Die musikalische Klasse auf der Bühne ist atemberaubend, vor allem "Axe" Axenrots Drumming hat es mir angetan. Er spielt groovy und dennoch gefühlvoll, eine Kunst, die nur wenige beherrschen und die viel ausmacht bei progressiver Musik. Nicht ganz unumstritten in Metaller-Kreisen ist die kraut-proggige Ausrichtung der neuen Scheiben ab "Heritage", aber ich für meinen Teil genieße auch die Darbietungen dieser Songs ('The Wilde Flowers' , 'Cusp Of Eternity', 'Era') in vollen Zügen, vor allem weil man hier die Nuancen, die diese Musiker auch live auslancieren, noch besser mitbekommt als bei den metallischeren Songs. Und es macht die Sache bunt und damit Oli glücklich. Zum Dahinschmelzen ist die Ballade 'In My Time Of Need' von "Damnation", welches Mika wohl immer noch besonders zu lieben scheint. Was für ein Kontrast ist dazu das brachiale 'Heir Apparent', bei dem ich auf einmal wieder in die dunkle Stimmung des Vorabends komme, wo BEHEMOTH mit Gewalt geregelt hat. Und über 'Deliverance' muss man nun nun auch nicht mehr viel sagen. Dieser Schlusspart ist eine Sternstunde des Prog-Metal und wird die Fans auch in 30 Jahren noch euphorisieren. Für mich war OPETH folgerichtig das würdige Highlight eines wieder einmal enzückend schönen Rock Hard Festivals.
[Thomas Becker]

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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