Rock am Ring 2010 - Nürburgring

11.06.2010 | 14:26

03.06.2010,

Rock am Ring feiert den 25. Geburtstag mit viel Musik, tauben Ohren und jeder Menge Sonnenschein! Wir gratulieren und stürzen uns in die Massen...

 

FREITAG - 04. Juni 2010

Heiß brennt die Sonne – der zweite Tag des Rock am Ring ist nichts für Warmduscher! Bereits in den späten Vormittagsstunden flüchten die Besucher in die schattigen Plätze. Denn bis die erste Band für Abkühlung sorgt, dauert es noch ein wenig. Also hoch die Füße und das Leben genießen. Irgendwann gehen die Äuglein wieder auf und siehe da, die erste Band legt auf der Alternastage los. ROMAN FISCHER sorgt mit seinem Indie-Pop jedoch eher für Bauchschmerzen, vor allem bei der Metal-Hammer-Crew, welche direkt neben der Bühne ihren Stand aufgebaut hat. Wo bleibt der Rock?

Die ersten härteren Töne gibt es eine Stunde später auf der Centerstage mit HALESTORM. Dabei machen die Amis, rund um Sängerin Lzzy Hale eine gute Figur. Zwar gibt es die Band bereits seit knapp 13 Jahren (gut, damals war die hübsche Sängerin erst 13 Jahre alt), doch erst seit ihr aktuelles Album "Familiar Taste Of Poison" auf einem Major-Label erschienen ist, schwappt die Band langsam nach Europa herüber. Netter Gig, der aber noch Luft nach oben bietet. Jetzt heißt es warten auf AIRBOURNE – am besten mit Musik, oder? Doch die Auswahl ist für echte Metaller eher dürftig. Es spielen parallel TURBOSTAAT und LISSIE, wobei die junge Dame sich doch wahrhaftig an METALLICAs 'Nothing Else Matters' vergreift. Der Metal-Hammer-Stand tobt!

Doch dann ist es soweit – unsere zweitliebsten Aussies von AIRBOURNE haben sich in den beiden vergangenen Jahren wirklich den Arsch aufgerockt. Sensationelle Club- sowie Festivalshows haben dazu geführt, dass Joel O’Keeffe und seine Band nun auch auf der großen Bühne vom Rock am Ring ihren Pub-Rock zum Besten geben können. Mit 'Raise The Flag' beginnt eine Stunde voller eingängiger Riffs, tadeloser Mitsing-Refrains und jeder Menge Bier. Das lassen sich auch die Jungs von VOLBEAT nicht entgehen, die bereits einen Tag früher angereist sind und sich nun ganz den Australiern hingeben. Die sorgen für Alarm und Joel bei 'Girls In Black' für Herzinfarkte bei der Roadrunner-Crew. Wie so oft klettert der Teufelskerl das Bühnengerüst hoch, um eines seiner gefürchteten Soli zu spielen - danach folgen noch ein paar Klimmzüge (gibt es alle bei DASDING zu sehen – siehe Seite 1) und eine ausgestreckte Faust, alles in knapp 20 Metern Höhe. Langsam klettert er wieder runter, sodass auch die Promoter wieder hinschauen können. Ob das lange gut geht? Egal, die Fans haben ihren Spaß, was auch an Songs wie 'No Way But The Hard Way' und dem abschließenden 'Runnin'Wild' liegen dürfte. Prost!

Setlist AIRBOURNE:
01. Raise The Flag
02. Hellfire
03. Chewin' The Fat
04. Diamond In The Rough
05. Girls In Black
06. Cheap Wine & Cheaper Women
07. Blonde, Bad And Beautiful
08. Cheap Wine & Cheaper Women
09. Born To Kill
10. No Way But The Hard Way
11. Too Much, Too Young, Too Fast
12. Runnin' Wild

Schnell ausgetrunken und die Fotografin abgeholt. Endlich Live-Bilder! Und wie geil ist es denn, wenn man nach sechs Stunden Autofahrt, seine Karre parkt und keine zehn Minuten später die ersten Griffe von SLASH sehen kann.

Der Gitarrengott hat sich Myles Kennedy und ein paar weitere Musiker gepackt und präsentiert sein erstes Solo-Album nun auch endlich live. Mit 'Ghost' startet die Vorführung aber eher verhalten. Myles sucht noch seine Stimme, während Slash natürlich nichts anderes macht, als mit dem Zylinder locker vor sich hin zu zocken. Kein Ding – immerhin watet Slashs Solo-Album mit jeder Menge Hits auf. Nur leider werden sie hier und heute fast komplett ignoriert. Nun gut, fünf von elf Songs ist kein Ignorieren, aber ein wenig mehr hätte es sein können. Stattdessen werden gleich zwei Songs von VELVET REVOLVER und ein Song von Myles' Band ALTER BRIDGE präsentiert. Das tut der Stimmung nicht wirklich gut. Erst als die GUNS N'ROSES-Klassiker 'Nightrain' und 'Sweet Child O' Mine' angestimmt werden, wird die Meute bewegungsfreudiger. Mit dem abschließenden 'Paradise City' wird der atmosphärische Höhepunkt erzeugt, welcher jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass man sich wohl ein bisschen mehr erhofft hatte.

Setlist SLASH:
01. Ghost
02. Sucker Train Blues (VELVET REVOLVER)
03. Nightrain (GUNS N’ ROSES)
04. Back From Cali
05. Nothing To Say
06. Starlight
07. By The Sword
08. Sweet Child O' Mine  (GUNS N’ ROSES)
09. Rise Today (ALTER BRIDGE)
10. Slither (VELVET REVOLVER)
11. Paradise City (GUNS N’ ROSES)

Bevor mit KAMELOT das nächste Highlight bereits wartet, schaut man sich doch einfach die Jungs von TAKING DAWN an. Große Fresse, nichts dahinter? Vielleicht! Denn heute haben sie mal wieder einen schlechten Tag erwischt. Der Sound der Neo-Glam-Rocker ist eine Katastrophe und auch Sänger Chris verballert fast jeden Ton. Lieber öfter üben, als große Sprüche lernen. Derweil rocken sich KASABIAN auf der Alternastage den Wolf. Wenn nur nicht die großen Entfernungen wären. Während JAY-Z für Partystimmung auf der Centerstage sorgt, wartet die langhaarige Fraktion auf KAMELOT. Bereits vor dem ersten Ton erwarten laute Sprechchöre die Bombast-Power-Metaller. Dann peitscht das Feuer auf der Bühne und Roy Khan samt Konsorten entern. Mit 'Ghost Opera' geht es heiß los (was auch an den vielen Pyro-Einlagen liegen dürfte) – der Sonne wird es wohl zu heiß, denn pünktlich zum Titelsong des im September erscheinenden Albums "The Great Pandomnium" verzieht sie sich.

Im malerischen Rot getränkt verpasst sie 'The Haunting (Somewhere In Time)', 'Karma' sowie 'The Pendulous Fall'. Leider vergehen die 40 Minuten wie im Fluge und so ist nach 'March Of Mephisto' bereits wieder Feierabend. Daher heißt es nun, den lange Fußmarsch zur Hauptbühne in Angriff zu nehmen.

Dabei bleibt man natürlich bei all den leckeren (na, ja) Ständen stehen und verpflegt sich mit Kaffee, Eis und diversen anderen Köstlichkeiten. Als wir endlich auf der Tribüne ankommen, setzen RAGE AGAINST THE MACHINE bereits schon zum großen Finale an. Der rote Stern leuchtet, Frontmann Zack strahlt um die Wette und inmitten des Publikums kann man die ersten bengalischen Feuer beobachten. Was für Bilder (wenn man doch nur wüsste, dass dies alles am nächsten Abend um das zehnfache getoppt wird)!?! Nach 'Wake Up' ist zunächst Sense. Haben wir etwa 'Killing In The Name' verpasst? Zum Glück kehren die Kalifornier noch einmal zurück, um mit 'Freedom' und eben 'Killing In The Name' das Publikum komplett zum Ausrasten zu bringen. Ein Schlachtfeld ist nichts dagegen. Arme, Beine und andere Körperteile fliegen durch die Luft – da kann Gunter von Hagens ordentlich für seine Körperwelten sammeln. Als sich der Staub verzieht, bleibt nichts als ein Trümmerfeld zurück. Darf man dennoch fragen, wann ein neues Album erscheint?

Setlist: Rage Against The Machine
01. Testify
02. Bombtrack
03. People Of The Sun
04. Know Your Enemy
05. Bulls On Parade
06. Township Rebellion
07. Bullet In The Head
08. White Riot
09. Renegades of Funk
10. Guerrilla Radio
11. Sleep Now In The Fire
12. Wake Up
- - - - -
13. Freedom
14. Killing In The Name

Feierabend auf der Centerstage. 100.000 Menschen laufen in der Folge in die gleiche Richtung – ein Stau auf der Autobahn ist Kindergarten dagegen. Das Argument vieler Kollegen, dass solche Megaevents einfach zu groß und stressig sind, beginnt, sich zu bewahrheiten. Vielleicht empfängt uns am anderen Ende wenigstens gute Musik. Doch Pustekuchen. Die SPORTFREUNDE STILLER geben sich mit ihrem Unplugged-Set die Ehre. Grusel! Es knallen Songs Marke 'Ich war noch niemals in New York' (im Original natürlich ganz groß!!!), 'Siehst du das genauso' (Ohrenkrebs!!!) und das finale '54, 74, 90, 2010' auf Metaller-Ohren. Satan, wo bist du?

Und ja -  er erscheint in Form von JAN DELAY & DISKO NO. 1 (was ist das denn?) und trällert auf der Bühne. Lieber Gott, mach, dass ich in den Himmel komme!!! Eine Stimme wie ein Tritt in die Weichteile – und warum soll dieser Typ auch eigene Songs präsentieren? Also greift er in die Kiste und holt Klassiker wie 'Backstreets Back' oder 'Türlich, Türlich' heraus. Ohne Worte!

Nach diesen spektakulären Gigs freut man sich umso mehr auf HAMMERFALL. Warum die Schweden allerdings auf der kleinen (für Rock-am-Ring-Verhältnisse) Bühne auftreten müssen, ist mir unklar. Als sie die Bühne mit fetten Pyros entern, wird sofort klar, wer hier heute Abend als Tagessieger ins Bett geht. Jaocim hat die Meute sofort im Griff und als frühzeitig 'The Dragon Lies Bleeding' erklingt, hat man völlig vergessen, dass es bereits 2 Uhr in der Nacht ist. HAMMERFALL machen die Nacht zum Tag und aus müden Festivalgängern muntere Partylöwen. Hits der Sorte 'Renegade', 'Bloodbound' oder 'Heeding The Call' werden tierisch abgefeiert – zur Freude der umstehenden Bierstände. Joacim fragt in die Runde, wie viele Leute HAMMERFALL heute zum ersten Mal sehen würden – überraschenderweise ist dies der Großteil der Besucher. Daher legen die Schweden nun noch eine Schippe drauf und mit 'Riders On The Storm' und 'Any Means Necessary' weitere Kracher zum Besten.

Nach 'Let The Hammer Fall' erzählt Joacim, dass er aufgrund des enthusiastischen Publikums gerade einen Hammer in der Hose hat, bevor mit 'Last Man Standing' und dem obligatorischen 'Hearts On Fire' das beste Konzert des Tages abgeschlossen wird. Gute Nacht! Möge die Macht mit Euch sein!

Redakteur:
Enrico Ahlig

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