Rock am Ring 2011 - Nürburgring

26.06.2011 | 23:02

03.06.2011,

Regeninferno auf der Rennstrecke - hart, nass und hochprozentig!



Nach dem Geburtstag ist trotzdem Feiertag – 21 Jahre und kein bisschen leise. Auch wenn es in diesem Jahr mit SYSTEM OF A DOWN nur einen metallischen Headliner gibt, lässt sich die Powermetal.de-Crew das dreitägige Megaspektakel nicht entgehen. Zusammen mit 84.000 Besuchern wird gerockt, bis der Asphalt knackt. Also ab auf die Rennbahn am Nürburgring und beschleunigen, bis der Motor kracht!

FREITAG, 03. Juni 2011

Los geht's in unserer rasenden Berichterstattung mit BLACK VEIL BRIDES auf der Clubstage, zu welcher man sich etwas mehr als nur harsch durchkämpfen muss. Während die Sonne uns den Schweiß in die Augen treibt, reißt uns das Quintett mit seinem Düster Rock den Arsch auf. Musikalisch irgendwo zwischen BULLET FOR MY VALENTINE und NICKELBACK angesiedelt, haben sie mal eben noch in die Schminkkiste von den Herren von KISS gegriffen. Vergangenes Jahr erst ihr Debüt auf den Markt gehauen, wurden die Jungs aus Ohio/Cincinnati beim diesjährigen Revolver Golden Gods bereits zum besten Newcomer ernannt. Songs wie 'Legacy' oder 'Perfect Weapon' betören den Rock-am-Ring-Besucher mit knüppelndem Emocore, der hart wie eine frisch aufgeblasene Luftmatratze und gleichzeitig ergreifend wie ein kaputtes Zelt im Wind sein kann. Daumen hoch dafür!

So vielversprechend und reichhaltig riesige Festivals doch sind, hinterlassen sie durch unvermeidliche Überschneidungen leider immer wieder einen Wermutstropfen. So wird an dieser Stelle auf deutschen Indie Rock gepfiffen und sich vor der Centerlstage für SOCIAL DISTORTION aufgebaut. Ärsche hoch, bitte!!!


Mit 'So Far Away' starten sie dabei einen Bombenauftritt, der auch dem unwissenden Zuschauer sofort den unverwechselbaren Stil der Jungs aus Rock, Blues, Rockabilly und Country zu Ohren kommen lässt. Heute mit weißem Hemd, Hosenträgern und Filzhut bekleidet, zeigt sich Fronter Mike Ness von seiner seriösen Seite. Logo, das Publikum besteht ja heute aus mehr als alten, dreckigen Punk-Rockern. Aufgetrumpft wird mit einem Best-Of der Sorte 'Mommy's Little Monster', die erste Auskopplung ihrer aktuellen LP 'Machine Guns Blues' und 'Prison Bound', welcher einen hervorragenden Einblick in die Spannweite ihrer Künste gewährt. Hüften wackeln aufgeregt hin und her, Köpfchen kreisen und Saftpappen fliegen durch die Lüfte. Warum jedoch das beliebte 'Ball and Chain' zwei Takte langsamer gesungen wird und dadurch nur noch schwer wieder zu erkennen ist, bleibt fragwürdig. Als zwei tanzende Vollblutweiber auf die Bühne kommen und ihre goldenen Kehlchen vibrieren lassen, gibt es auch noch eine Wasserflaschenexplosion im Publikum - hier ist was los!!! Aber sei es drum: Beschwingt, leicht und locker, bekömmlich und appetitanregend servieren uns die Jungs eine frische Platte, welche mit einem feinen Nachgeschmack nach THE RAMONES, THE ROLLING STONES und JOHNNY CASH das Wasser im Munde zusammen laufen lässt. Einziger Minuspunkt: Die beste Stimmung kommt leider zum Cash-Cover 'Ring of Fire' auf.

Passend zum Sonnenuntergang ist es nun ganz warm ums kleine Herzl bestimmt. Östrogen wird ausgeschüttet, die Füße können kaum noch still stehen und nicht nur kleine Mädels werden ganz nervös bei dem Gedanken an die charmante Combo von MANDO DIAO aus Borlänge, Schweden. So erfrischend wie der See in ihrem Heimatort und so liebreizend wie die dort ansässige Bevölkerung steigen die ersten Takte ihres heutigen Akustikkonzerts ohne Umwege in das menschliche Gefühlszentrum. Stilecht mit roten Vorhängen und englischen Lampen wird das Auge betört, sodass sogar die Securitys schon völlig ergriffen Freigetränke an das austrocknende Publikum verteilen. Das Ampelsystem lässt tanzende Menschen in den vorderen Bereich des Geländes. Kurort bei Depressionen? Aufenthalt an der Nordsee wegen Keuchhusten? Drauf geschi**en! Die Therapie lautet: Ein MANDO DIAO-Konzert und alle Sorgen purzeln ganz von alleine von den Schultern. Wunderschöne Streicher, der bluesige Charakter und die unverkennbare Klangfarben von Björn und Gustaf lassen für einige Zeit unsagbares Glück auf allen Ebenen aufkommen. Nun gut, Neid ist leider nicht bei jedem so einfach auszuschalten. Während die Jungs über emotionale Ergriffenheit philosophieren (der Anblick der Menschenmassen ist aber auch unbeschreiblich), brechen im Publikum "Scheiß Tribühne"-Rufe aus. Nachdem die Masse bei 'If I Don't Live Today, Then I Might Be Here Tomorrow' (an dieser Stelle den Opfern Afghanistans gewidmet) sich bedrückt in den Armen liegt, schwebt sie anschließend wieder auf einem Teppich leichtfüßiger Geborgenheit. "It's a Way to the Heaven".

Bei ALL THAT REMAINS muss der Tonmann wohl noch im Tiefschlaf gewesen sein. Vorne keine Stimme, hinten nur Brei wahrnehmend, kommt von dem sonst so kompromisslosen Metalcore heute so gar nichts an. Schade, schade. Dennoch: Im vorderen Bereich wird gemosht, bis die Schädel krachen. Nach dem Motto: Man hört immer nur, was man hören will. An dieser Stelle hier leider nicht sehr viel. So heißt es auf zurück zur Hauptbühne.

Hier sollen nun KINGS OF LEON den anwesenden Radio-Rockern so richtig den Marsch blasen. Ziel erreicht, denn die Fans des Followill-Clans schreien sich bei den Überhits 'Use Somebody' oder 'Sex On Fire' den Rachen wund. Weich, weicher am weichesten könnte man den zarten Southern Rock bezeichnen. Sinnlich werden die Hüften der Fans geschwungen, lieblich flattert Calebs Stimme im Wind. Trotzdem enttäuscht der Gig - zu wenig tut sich auf der Bühne. Die so oft gelobte Stimme verpufft im Regen. Nein - das geht besser. Etwas verwirrt im Weg stehend, ziehen Lotentonys aber bald zur Clubstage los, um einen ganz besonderen Auftritt nicht zu verpassen.

Denn der Schinkengott hat sich angekündigt. Natürlich gibt es mal wieder ein absolutes Fotoverbot – Securitys laufen sogar in der Masse hin und her, um böse Fotografen zu erwischen. Doch DANZIG bleibt einfach Gott. Als Team steht dem Schinkengott Tommy Victor (PRONG) sowie Johnny Kelly (TYPE O’ NEGATIVE) zur Seite. Fett!

Leider haben sich die meisten der Abiturbesucher schon in die Zelte verzogen, aber die alte Fraktion steht geschlossen vor der Bühne und erlebt einen sauberen, jedoch unspektakulären Auftritt. Aber allein schon die Statur verzeiht ihm seinen Gesang. Jedoch wird es am Ende bei 'Mother' doch noch einmal richtig laut. Wann habt ihr das letzte Mal bei diesem Song live laut mitgrölen dürfen? Genau! Kniefall!

(Nadine Ahlig)

Redakteur:
Enrico Ahlig

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