Rockstar Taste Of Chaos - Köln
23.12.2007 | 14:2812.10.2007, Palladium
Zeit für die alljährliche "Taste Of Chaos"-Tour. Letztes Jahr noch mit dem Headliner TAKING BACK SUNDAY in der Stadt der Jecken unterwegs, trieb es den Rockstar-Zug 2007 wieder ins Palladium. Waren der Presseschalter überwunden und die Sicherheitsmänner passiert, konnte man sich auch schon unter die Leute mischen. Aufgrund des frühen Beginns um Viertel vor sieben durften wir uns von dem "Battle Of The Bands"-Gewinner AT THE FAREWELL PARTY nur 'ne gute Viertelstunde langweilen lassen.
Nach fünfzehn Minuten Umbauphase war ich schon gespannt auf die Jungs von THE BLACKOUT, die bei mir schon einen verdammt positiven Eindruck als Support der LOSTPROPHETS letztes Jahr sowie durch die EP "The Blackout! The Blackout! The Blackout!" und das Album "We Are The Dynamite!" hinterlassen haben. Auch hier konnten sie die Crowd in den vorderen Reihen - inzwischen anscheinend ein wenig zu routiniert - aufmischen und gaben auch wieder einmal ordentlich Gas. Man spielte in der halben Stunde hauptsächlich Material des am 1. Oktober erschienenen Albums wie 'Spread Legs Not Lies', 'I've Better Things To Do Tonight Than Die', 'Murder In The Make-Believe Ballroom' und natürlich der aktuellen Single 'The Beijing Cocktail'. Übrigens sprangen die Waliser für ESCAPE THE FATE ein, welche absagen mussten. Wahrscheinlich hat keiner die ursprünglich angekündigte Band vermisst.
Weiterer unumgänglicher Umbau, und die derzeit sehr gepushten GALLOWS standen auf der Bühne - und gingen übel auf die Klötze. Angefangen bei 08/15-Emocore über extrem peinliches Gepose des Sängers bis hin zum matschigen Sound - die Jungs konnten die Masse kaum bis gar nicht mobilisieren. Trotzdem ging die Truppe gut ab. Da raucht man sich lieber 'n Kippchen im Vorraum, denn die Halle durfte man nicht verlassen, wenn man noch mal rein wollte. Und so inhalierten wir Nikotin, bis recht pünktlich um 21.00 Uhr AIDEN auf der Matte standen. Auch hier ging alles andere als die Luzi ab, obwohl Sänger Will Francis vor allem beim weiblichen Publikum sehr angesagt zu sein scheint. Und so servierte man uns fein säuberlich weichgespülten Emocore, wobei hier der Sound weitaus besser war als bei der Vorgänger-Gruppe. Man konzentrierte sich auf das kürzlich erschienene Album "Conviction" und begeisterte den einen oder anderen mit 'One Love', 'Teenage Queen' und 'She Will Love You'. Durchaus erträglich.
Richtig geil wurde es dann bei den heimlichen Headlinern RISE AGAINST: Glasklarer Sound, eine tolle Setlist dank starker Songs im Gepäck und ein charismatischer Frontsänger konnten nur ein unglaublich ausrastendes Publikum hervorrufen. Es wurde gegrölt, gesprungen, gemosht, mitgesungen, geschwitzt. Hach, einfach herrlich! Man begeisterte mit grandiosen Songs wie 'Prayer Of The Refugee', 'Give It All', 'Ready To Fall', 'Heaven Knows', 'Paper Wings', 'State Of The Union', 'Injection' oder 'Behind Closed Doors'. Klasse! Hier gab's echt nichts auszusetzen, trotzdem wünscht man sich die alten Tage in kleinen, stinkenden Clubs zurück. Da war doch alles intimer. Und länger. Man verabschiedete sich schon nach 45 Minuten. Viel zu kurz.
Das Palladium wurde sichtlich leerer, als nach einer langen Wartezeit die Lichter ein letztes Mal ausgingen und die eigentlichen Headliner THE USED das verdammt ausgelaugte Publikum mit dem Überhit 'Take It Away' begrüßten. Mit dem gesundheitlich sehr angeschlagenen Bert McCracken besitzen die Benutzten ebenfalls einen äußerst sympathischen Fronter, der zum überlangen Medley (bestehend aus 'Taste Of Ink', 'All That I've Got', bei dem 'Buried Myself Alive' zwischengeschoben wurde und dem PINK FLOYD-Cover 'Another One Bites The Dust') einen Jungen und ein Mädchen auf die Bühne holte. Es war doch amüsant, anzusehen, wie beide erst verunsichert vor sicherlich 2.000 Menschen standen und später das Mädel – immer noch verschüchtert – ihre Hüften zu den Melodien bewegte und der Junge derbe rockte und auf der Bühne jedes einzelne Bandmitglied mit seiner Handykamera fotografierte. Auch 'Liar, Liar' aus dem aktuellen Album "Lies For The Liars" wurde gespielt und beherzt mitgesungen. Auffällig war die üppige Bühnendeko mit den verschiedensten Pappfiguren wie George W. Bush, Paris Hilton, "We Want You"-Sam oder Mr. T, die vor einem großen Banner der Band posierten. Die Instrumental-Truppe samt neuem Drummer war grundsolide und erstklassig eingespielt, im Vordergrund war, ist und bleibt aber McCracken. Pünktlich gegen Mitternacht wurde die Bühne dann zum Abbauen geräumt.
Tja, was bleibt? Bis auf THE BLACKOUT wenig überzeugende Supportbands, RISE AGAINST, die alles abräumten, THE USED, die sympathisch das müde Publikum rockten, und 2,70 für'n Bierchen plus horrende Merchandising-Preise. Ein bisschen zu wenig für dreißig Euro für einen aber trotzdem lohnenswerten Abend. Freuen wir uns aufs nächste Jahr, hierfür sind schon AVENGED SEVENFOLD, ATREYU, BULLET FOR MY VALENTINE und BLESSTHEFALL bestätigt.
- Redakteur:
- Daniel Schmidt