Ruisrock - Turku

13.07.2008 | 13:31

04.07.2008, Ruissalo

Samstag

Nachdem einige finnische Bands bereits den zweiten Festival-Tag eingeläutet hatten, starten mit OPETH die ersten internationalen Stars. Headbangen ist angesagt, aber die Schweden präsentieren auch getragenere Lieder, die vielleicht an dem strahlenden Sommertag ihre düstere Atmosphäre ein wenig einbüßen, aber trotzdem noch faszinierend wirken. Sänger Mikael ist in Hochform, macht einige Witzchen mit dem Publikum und kann somit noch extra Sympathiepunkte für die Band einheimsen. Viel zu schnell vergeht die Stunde, und das Quintett verabschiedet sich von einem überzeugten Publikum. Zum Glück kommt die Combo zum Ankkarock noch einmal wieder.

Eigentlich sollte man meinen, dass THE 69 EYES schon längst out wären. Trotzdem ist die Menschenmenge vor der Bühne beachtlich, auch viele Nicht-Finninnen sind darunter zu finden. Zu hören gibt es die übliche Setlist. Und zugegeben: Hits wie 'The Chair' oder 'Lost Boys' regen zum automatischen Mitwippen an, doch die Show, die die selbsternannten "Helsinki Vampires" in ihren Lederklamotten hinlegen, wird leider langsam doch etwas peinlich. Fünf Männer, die nicht älter werden können, damit ist dann bereits alles gesagt. Egal, Spaß macht es trotzdem.

Auch bei THE ARK ist der Spaßfaktor hoch, gerade was die Bühnenoutfits aus goldenem Spandex betrifft. Sänger Ola hat seine Androgynität leider eingebüßt, musste er sich für seine Rolle des Jesus im Musical "Jesus Christ Superstar" doch einen Vollbart wachsen lassen. Das hindert ihn allerdings nicht daran, seine anzüglichen Turnübungen auch beim diesjährigen Ruisrock vorzuführen, ob das schon als Blasphemie bezeichnet werden kann? Das Publikum vergöttert jedenfalls die Schweden, die dieses Mal in einer anderen Besetzung spielen, da Bessist Lasse [ist "Bessist" was ganz Gefährliches? - d. Red.] daheim auf die Geburt seines Kindes wartet. 'Prayer For The Weekend', 'Father Of A Son' und der Eurovision-Song 'The Worrying Kind' animieren die Menge zum Tanzen, die Stimmung ist ausgelassen. Ola scheint seine Jesus-Rolle etwas zu Kopf gestiegen zu sein, und so ergeht er sich immer wieder in predigtartigen Ansprachen. Die Überhits 'It Takes A Fool To Remain Sane' und 'Calleth You Cometh I' dürfen natürlich nicht fehlen, und nach 75 Minuten voller Spaß und einigen Kostümwechseln verabschieden sich Ola und seine Mannen – allerdings nicht ohne vorher zu versprechen, nächstes Jahr wiederzukommen.

Und dann ist es auch schon Zeit für die Headliner, und jeder wartet auf die Band, die sich in den letzten Jahren in ihrem Heimatland extrem rar gemacht hat: HIM. Das 'Blood Theme' aus der TV-Serie "Dexter" schafft als Intro die mystische Atmosphäre, dann betreten die Fünf die Bühne, und die Menge flippt aus. Los geht es mit 'Passion's Killing Floor', es folgen 'Wings Of A Butterfly' und 'Buried Alive By Love'. Bam Magera entert mit einer Kamera die Bühne, um seine fünf Minuten Aufmerksamkeit zu bekommen, aber das ist man ja schon gewöhnt. Ville mag vielleicht weg vom Alkohol und den Drogen sein, den Glimmstengel hält er aber trotzdem ununterbrochen in der Hand. Seine Stimme dankt es ihm nicht, und auch die Performance allgemein hat sich nicht gebessert. Man lacht jetzt zwar mehr, steht aber ansonsten noch immer steif in der Gegend rum. Alles beim alten also.

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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