SABATON - München

24.11.2025 | 00:58

20.11.2025, Olympiahalle

The legendary tour mit legendary orchestra.

Es ist Donnerstag, ich schaue morgens aus dem Fenster und bin restlos begeistert - es hat geschneit. Beste Voraussetzungen also, um am frühen Nachmittag Richtung München aufzubrechen. Aber was macht man nicht alles für die Kunst. Um diese Jahreszeit vermeide ich nach Möglichkeit die Strecke in den Süden, aber es nützt ja nichts. Zum einen spielt SABATON, zum anderen mag ich einfach die Olympiahalle in der bayerischen Hauptstadt. Bereits vor einigen Tagen habe ich mich auf den Abend vorbereitet und mir einige Fotos von der Show in Köln angeschaut. Auch heute ist die Stage verdammt hoch, es kommen Erinnerungen an das Konzert 2023 aus München in mir hoch. Ich tausche mich mit mit meiner lieben Fotografen-Kollegin Dany aus, diese wird auch in der Olympiahalle sein. "Nimm den Tritt mit" schreibt sie mir. Verdammt, warum komme ich da nicht selber drauf? Versuchen kann man es ja. Wenn wir ihn nicht nutzen dürfen, haben wir es zumindest versucht.

Die Anreise klappt besser als erwartet und ich erreiche zügig den Parkplatz. Vor der Halle zähle ich dann sage und schreibe elf Nightliner, hier scheint heute etwas größeres zu passieren. Nach und nach treffen einige bekannte Kollegen und Freunde ein und ich freue mich, mal wieder den Hartl und den Manfred zu treffen. Natürlich sind auch wieder die Küchles am Start, welche SABATON schon seit Jahrzehnten unterstützen. Wie gewohnt bei den Konzerten von der schwedischen Band, erhalte ich einen Umschlag mit meinem Ticket sowie dem Fotopass, neu ist jedoch ein kleiner Zettel mit Informationen zur Show. 

Okay, wir Fotografen treffen uns um 20:10 am Fotograben und erhalten weitere Informationen zum Ablauf. Neben den üblichen Pit-Fotos können wir den Rest der Show aus der ganzen Halle fotografieren. In der rechten Spalte steht die Setliste mit entsprechenden Effekten. Zu 'I, Emperor' erwarten uns Kanonen, in 'Christmas Truce' wird SABATON von einem Chor unterstützt, Pyro gibt es unter anderem bei 'Primo Victoria'. Von dieser Informationsweitergabe können sich viele andere Veranstalter eine dicke Scheibe abschneiden. Das ist bei Weitem noch nicht alles, doch dazu später mehr.

Erst einmal geht es Richtung Stage zur "Supportband". Wobei, Band trifft nicht wirklich auf das gleich Dargebotene zu. Uns erwartet das THE LEGENDARY ORCHESTRA, der Name ist angelehnt an "The Legendary Tour 2025" des heutigen Headliners. Dany und ich sind wirklich die einzigen, die einen kleinen Hocker dabei haben. Noch mal ein riesengroße DANKE für den Tipp, liebe Dany. Doch was passiert auf der Bühne? Uns erwarten 13 SABATON-Coversongs in neuem Gewand, dargeboten von einem klassisch besetztem Orchester und Chor. Ich gebe zu, so etwas gefällt mir wirklich gut, bin ich doch auch ein Fan der "Rock meets Classic"-Reihe. Das Ensemble wird durch Solisten verstärkt. Auf der rechten Bühnenseite entdecke ich Mia Asano mit ihrer E-Violine. Die US-Amerikanerin ist mir vor zwei Jahren schon sehr positiv auf dem "Two Steps From Hell"-Konzert hier in der Halle aufgefallen. Virtuosität gepaart mit Ausstrahlung, das passt einfach bei der Frau.

Links steht Patty Gurdy mit ihrer Drehleier und ich freue mich, sie nach dem gemeinsamen Aufritt mit ALESTORM auf dem Rockharz-Festival 2024 zu sehen. Okay, von den Instrumenten passt das soweit, es fehlt noch eine Stimme. Am Mikrofon steht mit Noa Gruman eine mir völlig unbekannte Sängerin. Das dies wohl ein Fehler ist, zeigt sich während der folgenden Songs. 'Sarajevo', 'Sparta', 'Winged Hussars' klingen mit Orchester und Chor anders, aber wirklich gut, denn durch die Stimme von Noa werden die Songs rund. Neben dem Job auf der aktuellen SABATON-Tournee ist die Sängerin Frontfrau der Progressive Metal Band SCARDUST. Das aktuelle Album "Souls" wurde von unserem Rezensions-Monster Björn recht gut bewertet. Auch ich werde da in den nächsten Tagen mal reinhören.

Doch Noa hat heute noch eine weitere Tätigkeit: Sie fungiert als Dirigentin für Chor und Orchester und macht das offensichtlich sehr gut. Meine tauben Ohren können keine schiefen Töne erkennen und auch der Takt wird gehalten. Den Fans in der ausverkauften Olympiahalle gefällt das Gehörte anscheinend ebenfalls sehr gut, sie feiern THE LEGENDARY ORCHESTRA ordentlich ab. 'Ghost Division' klingt durch den Chor dramatisch, durch die Orchester-Besetzung bombastisch. Die Solisten rücken immer wieder ins sehr gute Bühnenlicht und lassen sich feiern. Mia lässt immer wieder ihren Geigenbogen kreisen. Apropos Bühne, gab es 2023 auf der "The Tour To End All Tours"-Tour noch einen martialischen Panzer mit Drumpodest, befinden sich die heutigen Protagonisten in einer mittelalterlichen Burg-Kulisse. Das sieht echt gut aus und es gibt noch ein paar andere Besonderheiten. Doch auch dazu später mehr.

Nach den üblichen drei Fotosongs verlasse ich den komfortablen Graben. Dieser ist extrem breit und lang und bietet uns beste Bedingungen, damit wir unseren Auftrag erledigen können. Freundliche Security-Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Diese sind recht entspannt, mit Crowdsurfern ist heute ehern nicht zu rechnen. Sogar an der hinteren Treppe lässt mich ein Mitarbeiter bereitwillig meine Fotos machen und ich habe die Möglichkeit, die komplette Stage aus der Totalen zu fotografieren. Die Halle ist bekanntermaßen sehr groß, am Ende des Abends habe ich tausende Schritte und Treppenstufen absolviert. Mit einem recht teurem Bier bewaffnet, der halbe Liter koste 6,50 Euro, nehme ich meinen mit zugewiesenen Sitzplatz ein und genieße den Rest der Show von THE LEGENDARY ORCHESTRA. Für mich geht das Konzept der orchestralen Coversongs auf und mir gefällt das deutlich besser als BABYMETAL 2023 als Support.

Noch ein Schnack mit den Kollegen, bevor wir uns zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Punkt treffen. Als wären die Details auf dem genannten Infozettel noch nicht genug, erklärt uns Tourmanager Nick knapp 20 Minuten, was in den nächsten Stunden passieren wird. Wir werden in zwei Fotografen-Gruppen aufgeteilt, damit wir uns nicht auf die Füsse treten. Angesichts des hervorragenden Grabens ist die Aktion eigentlich unnötig, aber je mehr Platz desto besser. Wir erfahren, dass die Show auf der Mittelbühne beginnen wird. Nick geht sehr detailreich durch die Setliste und empfiehlt uns die besten Positionen für tolle Fotos. Ich kann mir das mit meinem Erbsenhirn gar nicht alles merken. Aber ganz ehrlich, wo werden wir Fotografen so perfekt behandelt und gebrieft? Bereits 2023 war Nick schon dabei und hat uns ebenfalls gehätschelt und getätschelt.

Nun gut, ich suche mir einen guten Platz auf der Mittelbühne, um den Start hier ablichten zu können. Ein Witz könnte dann so beginnen: "Treffen sich Napoleon, Julius Cäsar und Dschingis Khan...". Viele warten, dass das Konzert von SABATON endlich losgeht. Doch erst einmal treten die genannten Persönlichkeiten ins Rampenlicht. Ungefähr 20 Minuten unterhalten sich die drei und sorgen zumindest im Publikum für einige Lacher. Ich kann der eigentlich interessanten Sache nicht ganz folgen - fotografieren und sich Dialoge merken ist für mich alten Sack nicht mehr so einfach. 

Grob geht es darum, wer denn der größte Herrscher in der Geschichte sei. Okay, Cäsar ist es nicht, wird er doch von den anderen beiden auf der Bühne ermordet. Für mich zieht sich das Ganze etwas zu lang, aber schnell wird klar, dass hier heute deutlich mehr als nur ein Konzert stattfinden wird. Es ist noch etwas Platz auf der kleinen Stage und ein paar behelmte Kreuzritter gesellen sich zu den drei Schauspielern. Nach ein paar weiteren Wortwechseln setzen die Ritter unter großem Jubel aus dem weiten Rund ihre Helme ab: Joakim, Pär, Chris, Thobbe und auch Hannes haben sich in das mittelalterliche Gewand gezwängt.

Okay, die Mittelbühne in der Mitte der Halle ist sehr weit von der Mainstage entfernt. Da Taxis in der Location verboten sind, fährt von der Hallendecke eine ellenlange Brücke auf die Stage-Ebene, über die SABATON nun den Hauptarbeitsplatz erreicht. Für mich wird es Zeit, mich auf dem Weg zum Graben zu machen, gehöre ich doch der Fotogruppe A an. 'Templars' und 'The Last Stand' erleben wir noch vom Bühnenrand, zu 'Hordes Of Khan' geht es dann mit dem kleinen Hocker in den Pit. Natürlich schauen die Kollegen nicht gerade begeistert auf unseren "Vorteil" und versuchen, auf dem Wellenbrecher ebenfalls eine erhöhte Position zu erlangen. Leider ist dies nicht erlaubt und die Fotografen müssen wieder runter. Doch es gibt auch hierfür eine Lösung. Binnen Sekunden taucht Nick auf und versorgt die Kollegen ebenfalls mit Trittstufen. Was bitte ist das für ein traumhafter Service?

Selbstredend, dass die Crowd bereits zu Beginn der Show vollkommen ausrastet und jeden Song lauthals mitsingt. Die Band zeigt sich in allerbester Spiellaune und hat offensichtlich Spaß in München. Immer wieder schießen Flammensäulen Richtung Hallendecke und sorgen für angenehme Wärme auch im Graben. Vom Sound her passt das für mich, auch wenn ich mittlerweile gelesen habe, dass manche Fans nicht ganz damit zufrieden waren. Aber okay, ich tauber Uhu bin nun wahrlich keine Referenz in Sachen Sounddesign. 

Allerdings sehen meine Augen noch ganz gut, und das, was ich heute sehe, stellt showtechnisch alles andere in den Schatten. SABATON hat 2023 angekündigt, dass die "The Tour To End All Tours"-Produktion die größte der Bandgeschichte sei. Zwei Jahre später werden hier noch mal ein paar Schüppen draufgelegt. Es regnet Konfetti, Kanonen werden zu 'I, Emperor' abgefeuert, immer wieder wechselt die Band ihre Kostüme. Dazu die genannte, ungefähr 50 Meter lange Brücke, die mehrmals an dem Abend runtergelassen wird.

"Noch ein Bier!" ruft das Publikum Richtung Bühne und während ich mit trockenem Hals im Graben stehe, ext Sänger Joakim ein Helles - ich glaube nicht, dass er die 6,50 dafür zahlen muss. Dafür lobt er den Gerstensaft mit "Bavaria has the best fucking beer in the world!". Liebe Hanne, du bist Dienstag in Frankfurt. Achte bitte mal drauf, ob es auch in Hessen das beste Bier der Welt gibt. Es nützt nix, ich muss auch meine Kehle befeuchten, deshalb mache ich auf dem Weg zu verschiedenen Fotospots einen kurzen Halt an einer Tränke. Aus der Halle vernehme ich eine bombastische Stimmung. Ich lobe das Bier mit den Worten "Bavaria has the best fucking beer in the world", komme aber nicht um eine Bezahlung des Hopfenkaltgetränkes herum.

Wieder einmal lande ich am Hallenende, um die Totale aufzunehmen. Nach wie vor gibt es ordentlich Feuer, scheinbar sind die Gaspreise wieder gesunken. Zu 'Christmas Truce' wird die Halle von tausenden Handylichtern erhellt, auch der Chor kann sich bei dem Track noch einmal in Szene setzen. Der Song sorgt nicht nur bei mir für Gänsehaut. Schuld ist sowohl die Atmosphäre gerade in der Halle, als auch das dazu passen Video, was ich mir in Erinnerung rufe. 

Mein Schrittzähler lobt mich und ich suche wieder meinen Sitzplatz auf. Auf den Stages geht es munter weiter. Zu 'Attack Of The Dead Men' läuft Joakim mit Gasmaske und Rauchkanone über die Brücke, die Axtmänner folgen ihm. Zurück geht es dann unter frenetischem Jubel durch das Publikum Richtung Mainstage.

Es passiert extrem viel während der ganzen Show und ich könnte über den Abend ein ganzes Buch füllen. Doch irgendwann hat sowohl ein Bericht, als auch eine Show ein Ende. Mit 'Masters of the World' endet ein für mich sehr spektakulärer Abend. Ungefähr zehn Minuten wird die Band nach dem Track abgefeiert und verteilt fleißig Drumsticks, bevor die Metalheads in die kalte Münchener Nacht geschickt wird.

Natürlich wird auch im Nachgang über SABATON im Allgemeinen und über die Tour diskutiert. Die einen möchten nur ein einfaches Konzert sehen, die anderen lieben die aufwendig produzierte Produktion. Den Gesichtern der anwesenden Fans entnehme ich, dass sie zur zweiten Fraktion gehören.

Text und Photo Credit: Andre Schnittker

Redakteur:
Andre Schnittker

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