SAXON - Neu-Isenburg

28.01.2003 | 11:54

22.01.2003, Hugenottenhalle

Bei so einem hochkarätigem Package für absolut faire 25 € und nach SAXON´s Festival-Siegeszug in der letzten Zeit, war zu befürchten, dass die Hugenottenhalle in Neu-Isenburg bei Frankfurt dem Ansturm wohl nicht standhalten kann.
Weit gefehlt – die Halle war für die schätzungsweise 1.500 Leute ideal – gut gefüllt, aber trotzdem noch gemütlich. Nur die stickige Luft ließ so manchen das Konzert vom Vorraum aus mitverfolgen (u.a. auch die Schreiberlinge vom Rockhard).
Da ich diesmal mit Kollegen direkt von der Arbeit aus gefahren bin, waren wir rechtzeitig noch vor Einlass da und bekamen die erste Band des Abends noch in voller Länge mit. Überhaupt gab es nur sehr kurze Umbaupausen, so dass der Headliner trotz der vielen Vorbands schon um 21.45 Uhr anfangen konnte.

Dafür mussten WOLF aber auch um 19.45 Uhr anfangen. Die vier Männer hatten mit ihrem rotzigem und kauzigem Metal sichtlich Spaß. Das Publikum nahm dies wohlwollend zur Kenntnis. Allerdings so richtig vom Hocker gerissen hat die Mucke wohl auch nur wenige, zumal der Sound noch etwas verbesserungsfähig zu Anfang war. Geboten wurde hauptsächlich Material der aktuellen zweiten CD “Black Wings“.

Um 20.15 Uhr war dann der Set von WOLF zu Ende und nur 15 Minuten später kamen EVIDENCE ONE auf die Bühne. Diese konnten mit ihrem Melodic Metal größtenteils überzeugen, auch wenn das Gepose des Sängers mit Cowboyhut manchem etwas zu viel war – aber ich denke das gehört einfach manchmal dazu. Dieser setzt seine Röhre übrigens auch noch bei den alten Hardrockern von DOMAIN ein. EVIDENCE ONE ist eine Art deutsche Allstar-Truppe aus Mitgliedern von FRONTLINE, SHAKRA und wie gesagt DOMAIN. Geboten wurde ausschließlich Material der ersten und bislang einzigen CD “Criticize The Truth“ die ja schon gute Kritiken einheimsen konnte.

Danach kamen NOCTURNAL RITES, deren Backdrop mit Schriftzug schon während der anderen beiden Vorbands für jeden sichtbar angebracht war, an die Reihe. Sie dürften wohl etwas mehr Probleme bei der Songauswahl gehabt haben als die anderen beiden Bands, da sie schon auf vier bzw. fünf offizielle CD-Veröffentlichungen zurückblicken können und auch nur eine halbe Stunde Spielzeit hatten. Auch sie spielten ihren soliden Melodic-Power-Metal, der die Fans bestimmt nicht enttäuscht, allerdings nichts wirklich Neues zu bieten hat – aber das muss ja auch nicht sein. So starteten sie überraschenderweise mit einem Lied der zweiten Platte “The Sacred Talisman“. Das Keyboard von Matthias Bernhardsson konnte man nur erahnen. Gesanglich kann man eigentlich keinen großen Unterschied zwischen altem und dem neuen Sänger Jonny Lindkvist festmachen, so dass der Set wie aus einem Guss geklungen hat. Dass NOCTURNAL RITES eher Wert auf Party-Stimmung bei Live-Konzerten legen, zeigte sich zum einen in der Auswahl des T-Rex-Songs “Children Of The Revolution“ (allerdings vermeddelt) und zum anderen an den lustigen Kommentaren des Bassisten Nils Eriksson. Der technisch sehr versierte Gitarrist Nils Norberg schien an dem Abend Geburtstag zu haben, so dass dieser während des letzten Songs beim Spielen von den Roadies im wahrsten Sinne des Wortes auf den Arm bzw. die Ärme genommen wurde. Vermutlich war der Geburtstag auch der Grund, warum die Jungs zwecks Interview vor dem Konzert nicht auffindbar waren. Den Abend können NOCTURNAL RITES auf alle Fälle als Erfolg verbuchen.

NOCTURNAL RITES-Setlist:
1. King´s Command
2. The Sinners Cross
3. Iron Force
4. Wake Up Dead
5. Children Of The Revolution
6. When Fire Comes To Ice


Um 21.45 Uhr durften dann endlich die “Jungspunde“ von SAXON auf die Bühne, die sich dann logischerweise nach hinten etwas vergrößert hat. Vor Beginn konnte ich mir glücklicherweise noch die geplante SAXON-Setlist notieren; und zwar deshalb weil Kollegen von www.evilrockshard.de vorher ein Interview mit den Herrschaften geführt haben und so an diese herangekommen sind.
Im Laufe des Abends sollte sich dann aber herausstellen, dass bei einer großartigen Live-Band wie SAXON einer Setlist keine größere Bedeutung zukommt. So reagierten sie auf Zuruf des Publikums und spielten z.B. spontan “Crusader“ oder irgendeine andere Nummer, die gewünscht wurde. Später hat Biff Byford dann demonstrativ das Papier mit der Setlist durchgerissen. Aus diesem Grunde gibt es für die unten stehende Setlist auch keine Gewähr auf Richtigkeit, da es bei dem immensen Fundus an SAXON-Songs fast unmöglich war, sich alles 100%ig zu merken. Größtenteils müsste diese aber stimmen.
Genau diese Spontaneität, die eingängigen Live-Lieder und das Gespür, das Richtige mit dem entsprechenden Wumms zu spielen, spielen SAXON fast alle anderen Bands an die Wand. Als BLIND GUARDIAN-Fan muss ich gestehen, dass SAXON dies auch damals bei den Guardian-Christmas-Parties gelang. Da macht sich halt die Erfahrung der alten Haudegen bezahlt. Biff war trotz einer angeblichen Erkältung ganz gut bei Stimme, ließ sich nichts anmerken und ließ sich auch nach über zwei Stunden Spielzeit zu Zugaben hinreißen. Er hatte wie fast immer das Publikum fest im Griff. Auch die anderen Musiker ließen nichts anbrennen und zeigten sich sehr gut aufeinander eingespielt (wäre ja schlimm wenn das bei so einer alten Band, trotz Line-Up-Wechsel nicht der Fall wäre). Bei manchen Intro-Passagen übernahm der Bassist Nibbs Carter auch mal das an der Seite stehende Keyboard. Bei dem obligatorischen “Eagle“ leuchtete dann das hinten stehende Adlergerüst auf, was dann auch den Höhepunkt der Show darstellte. Der Aufbau war zwar nicht so groß wie beim Bang Your Head-Festival, aber trotzdem beeindruckend.
SAXON haben an diesem Abend mal wieder bewiesen, dass mit ihnen noch lange zu rechnen ist und sie live ein Garant für urwüchsige Hardrock-Power sind.


SAXON-Setlist:
1. Heavy Metal Thunder
2. Dogs Of War
3. Motorcycle Man
4. Still Fit To Boogie
5. Court Of The Crimson King
6. This Town
7. Cut Out The Disease
8. Broken Heroes
9. 20.000 Feet
10. Dragon´s Liar
11. Crusader
12. Forever Free
13. Battle Cry
14. Eagle
15. Requiem (We Will Remember)
16. Princess Of The Night
17. Solid Ball Of Rock
18. Ride Like The Wind
19. Dallas 1 P.M.
20. Denim & Leather

21. 747
22. Strong Arm Of The Law

23. Guitar-Solo (Doug Scaratt)
24. Wheels Of Steel

(Dank an Frank für die Komplettierung!)

Redakteur:
Tilmann Ruby

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