SENNA, OF VIRTUE, BEING AS AN OCEAN - München

25.09.2023 | 21:35

20.09.2023, Backstage

Mittwoch Abend - was könnte besser sein, als sich von drei Bands eine Core-Bedienung abzuholen?

Als wir am Backstage ankommen, sind wir etwas zu früh, denn wir haben noch ein kleines Gespräch mit dem OF VIRTUE-Sänger Tyler und dem Schlagzeuger Ryan über ihre Tattoos und das neue Album und drehen ein paar Reels für Instagram. So bekommen wir noch den Soundcheck mit und unterhalten uns mit der Managerin von BEING AS AN OCEAN und der Crew der Bands.

Nach dem Kurzinterview suchen wir die Gästeliste und treffen auf eine große Ansammlung von Fotografen, die ihre Akkreditierungen auf dem Handy vorzeigen. Als wir dann ganz vorne in der Schlange ankommen, erfahren wir auch, warum. Die Gästeliste wurde nicht durchgegeben. Aber das ist nichts, das sich durch einen Anruf und etwas Zeit nicht erledigen lässt und so strömen wir alle zusammen in die mittelgroße Halle des Backstages und sehen als erstes den Merch-Stand. Die T-Shirts und Pullis sind meiner Meinung nach schön gestaltet, nur ein BEING AS AN OCEAN-Shirt mit einem schlafenden Fuchs darauf finde ich nicht so schön. Gut, dass ich das laut äußere und prompt erfahre, dass das der meistverkaufte Merch der Band ist.

Als erste Band läuft SENNA ein und beginnt bereits voller Energie ihr Set. Leider merkt man schnell, dass das Publikum sie größtenteils kaum kennt. Davon lässt sich der Newcomer aus Mannheim, der eine Mischung aus Metal, Pop und Prog spielt, jedoch nicht unterkriegen und nach den ersten paar Forderungen ans Publikum, die noch mit Zögern und Unsicherheit beantwortet werden, klatscht die Menge begeistert mit. Zwischen zwei Liedern erzählt Sänger Simon Masdjedi, der mit seiner Mütze ein wenig an einen Seemann erinnert, dann noch, dass die Band in England während der Tour vor einer Woche leider etwas angeschlagen war, aber dass sie jetzt bereit seien, gesund alles zu geben und sich freuen, heute hier sein zu können. Beim letzten Lied ihres halbstündigen Auftritts ziehen die Menschen dann ihre Handys heraus und bewegen sie mit aktivierter Taschenlampe im Takt der Musik. Die moderne Art des klassischen Feuerzeugs eben.

Während des Umbaus frage ich noch, ob ich vielleicht ein Plektrum haben könnte, was mir der Gitarrist Tobias Stulz nach einem kurzen Gespräch mit dem zweiten Gitarristen Marcel Dürr, der sehr überrascht und glücklich wirkt, dass sich jemand so für die Band interessiert, dann lächelnd übergibt.

Huch? Das Publikum schaut verwirrt umher, als der Drummer Ryan Trinh von OF VIRTUE wider Erwarten früh die Bühne entert und mit erhobenen Drumsticks zu anschwellendem Jubel den Auftritt beginnt. Mit 'Hypocrite' vom kommenden Album "Omen" fängt es schon einmal stark an. Die Musiker harmonieren ausgezeichnet auf der Bühne miteinander. Daher überrascht es mich nicht, dass jedes Mitglied der Band mal im Mittelpunkt steht. So steht bei dem Lied 'Sober' der Gitarrist Damon Austen Tate im Rampenlicht, der das Lied schließlich auch mitgeschrieben und den größten emotionalen Bezug dazu hat, wie er vor dem Song verkündet.

Mit Liedern wie 'Cut Me Open', 'Sinners' und 'Cannibals' kriegt die Band das ganze Publikum lautstark zum Mitsingen und auch an einer Wall of Death bei dem Song 'Surrounded' kommt der Auftritt nicht vorbei. Zu dieser fügt Sänger Tyler Ennis aber noch hinzu, dass das Publikum die Wall of Death unterbrechen soll, sollte jemand stürzen.

Auch lässt es sich Tyler nicht nehmen, immer mal wieder ins Publikum abzutauchen und sich dann zurück zur Bühne tragen zu lassen. Gegen Ende wird dem Publikum dann noch gesagt, dass sie womöglich die beste Crowd ihrer Tour bis jetzt sind und dass die Band das nicht auf jedem Auftritt behauptet. Wirklich? Auch freut sich die Band, alle später am Merch-Stand begrüßen zu dürfen. Für mich ein sehr gelungener Auftritt, der dem des Summer Breezes von diesem Jahr in nichts nachsteht.

Setliste: Hypocrite; Cut Me Open; Alone; Cold Blooded; Sober; Anxiety; Sinner; Torn Apart; Surrounded; Cannibals

 

Als Headliner betritt dann BEING AS AN OCEAN die Bühne. Als erstes sticht mir der Gitarrist David Baqi ins Auge, der eine große Strähne seines schwarzen Haares in ein leuchtendes Rot gefärbt hat. Danach wandert mein Blick zum Sänger Joel Quartuccio, der bereits beim ersten Lied schon im Publikum untergeht und den größten Teil des Auftritts in der Crowd und nicht auf der Bühne verbringt. Die Kalifornier bringen ihr eigenes energetisches Publikum mit. Es scheint voller zu sein als bei den ersten beiden Bands und dementsprechend heiß wird es auch in der Halle. Einige aus dem Publikum lassen es sich nicht nehmen, gen Bühne zu surfen, um dort vom Gitarristen oder Sänger persönlich in Empfang genommen zu werden. Die Fans singen den melodischen Hardcore, vor allem die Refrains, im Chor lautstark mit, scheinen jedoch nicht so textsicher wie bei OF VIRTUE zu sein, bei denen die Menge die Lieder ganz mitgesungen hat.

Nach einigen Songs gehe ich kurz nach draußen, in der kleinen Halle fühlt man sich nämlich wie im Regenwald und die Bühnenshow ist mäßig interessant, denn der Sänger befindet sich zu dem Zeitpunkt etwas länger schon nicht mehr auf dieser und nur den Gitarristen anschauen ist auch doof. Draußen treffe ich dann eine ganze Horde Fotografen, die sich aus der Hitze in den Nieselregen begeben haben und eng unter einer Überdachung zusammenstehen.

Als ich dann nach einigen Liedern wieder hineingehe, kommt mir die Hitze und stickige Luft wie eine Wand entgegen. So putze ich erst einmal meine Brille, um etwas erkennen zu können und stelle mich dann zum etwas höher gelegenen Merch-Stand, damit ich die Band noch etwas sehen kann, denn die Menschenmasse füllt den Raum, dass ich kaum eine Chance habe, etwas zu erkennen. Die Musik gefällt mir ganz gut, aber OF VIRTUE hat mich mehr abgeholt.

Überraschenderweise endet der Gig schon nach 75 Minuten und langsam leert sich die Halle. Die treuen Fans von SENNA und OF VIRTUE warten allerdings beim Merchandise, denn diese beiden Bands haben versprochen, noch Autogramme zu geben.

Redakteur:
Katharina Jäger

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