SHINEDOWN, STARSET, PRESS TO MECO - München

23.11.2018 | 17:58

01.01.1970, Muffathalle

In den USA ist die Band eine ganz große Nummer mit zwölf Charttoppern, bei uns dagegen eher eine Insider-Band. Eine Tatsache, die mir völlig unverständlich ist.

Allerdings scheint es sich zu bessern, denn immerhin ist die münchner Muffat-Halle im Vorfeld ausverkauft. Als ich eintreffe, ist allerdings kaum Gedränge und abgesehen von einer Warteschlange an der Garderobe gibt es keine Probleme, direkt bis in die Halle vorzustoßen. Das Publikum ist bunt gemischt, aber auch eher etwas älter. Interessant, aber auch nicht ganz unverständlich, denn hip sind die Vier sicher nicht, sondern, wie sie heute wieder beweisen sollten: einfach gut!

Doch als ich kurz vor dem angekündigten Beginn eintreffe, empfangen mich die Töne einer Vorband, die ich vorher nicht auf meinem Schirm hatte.  PRESS TO MECO macht allerdings keinen überragenden Eindruck, der Sound ist matschig und die Musik reißt mich nicht recht mit. Die Briten machen einen guten, melodischen Rock, tragen diesen aber wenig energisch vor, doch gerade das letzte Lied, das die Band spielt, klingt eigentlich ganz gut und auch etwas abgedreht. Da muss ich mal in Ruhe reinhören, auch wenn sich die Mischung aus Eintreffen und mäßigem Sound für mein Interesse denkbar ungünstig auf den heutigen Auftritt auswirkt, aber zumindest neugierig macht es dann doch. Hier ist eine Hörprobe, die viel besser klingt als es heute auf der Bühne der Fall ist:

Ja, die Halle ist durchaus gut gefüllt, aber noch nicht übermäßig voll. Als nächste Band darf STARSET ran, die mir ebenfalls noch unbekannt ist. Aber die Band macht sofort Eindruck, noch bevor das erste Lied richtig losgegangen ist, denn drei der Musiker treten in einer Art Raumanzüge auf und die weiteren drei, die klassische Instrumente bedienen, habe eine Art Brillen auf, die bunt leuchten. Sogar Bandleader Dustin Bates erscheint verhüllt und trägt eine merkürdige Gesichtsverdeckung, die aus einer Art Bildschirm besteht. Für die nächsten Lieder werden aber ein paar Accessoires wie diese Gesichtsmaske und die Kutte abgelegt und Dustin wird sichtbar, der Rest der Band behält allerdings die Raumanzüge an. Die Musik ist großartiger Alternative Rock mit großen Melodien und Elektro-Einflüssen. Das macht schon beim ersten Hören Spaß und die energetische Performance der Band tut ein Übriges. STARSET muss ich unbedingt genauer unter die Lupe nehmen, zumal der Fronter ein wirklich toller Sänger zu sein scheint.

Nach einer kurzen Umbaupause kommt dann SHINEDOWN und wird sofort gefeiert. Was nun folgt, ist eine echte Hitparade, denn die Band hat mehr als zwei Dutzend Singles veröffentlicht und bereits nach dem Eröffnungstripplet 'Devil', 'Diamond Eyes' und 'Cut The Cord', letzteres mit Chören vom Band, ist die mittlerweile ein wenig kuschelige Muffathalle auf Betriebstemperatur. Sänger Brent Smith hat Hummeln im Hintern, aber wenn er nichts zu tun hat, überlässt er das Rampenlicht auch mal seinen Mitstreitern. Die stark übertriebenen Gesten des Frontmannes sind aber trotzdem das Auffälligste am Auftritt, denn SHINEDOWN kann sich ansonsten auf die brillanten Rockhymnen verlassen, die sie in schneller Abfolge ins Publikum feuern, sowie das Charisma der Band, die keinerlei Schnickschnack benötigt, um die Musikfreunde vor der Bühne in ihren Bann zu ziehen.

Der Meister am Mikrophon macht sich sogar einmal Platz im Publikum, schafft es, eine Gasse machen zu lassen und singt einen Teil eines Liedes mitten im Saal. Das reißt sogar bis an die hintere Bar mit und fortan ist die Stimmung prächtig, auch wenn die Fans heute eher genießen als explodieren. Was immer die Band in ihrem über 90 Minuten langen Auftritt spielt, ob kraftvoll, romantisch-schön wie 'I'll Follow You' oder sogar wie im letzten Drittel für einige Lieder akustisch, die Jungs sind großartig und können heute wohl gar nichts verkehrt machen. Gegen Ende wird sogar noch eine Coverversion ausgepackt, die SHINEDOWN in ihrer Frühphase als Single herausgebracht hatte, nämlich LYNYRD SKYNYRDs 'Simple Man', bevor die akustischen Gitarren weggelegt werden und noch zwei Lieder das Publikum für den Heimweg aufheizen.

Das war eine sehr eindrucksvolle Vorführung von Ohrwürmern und energetischen Songs, die deutlich machen, warum die Vier in den USA so einen großen Erfolg haben. Es wird Zeit, Europa zu erobern. SHINEDOWN wäre eine geeigete Headlinerband für ein oder mehrere Sommerfestivals. Dieser Sound gehört vor 30000 Leute und ist einfach, um mal das letzte Lied des heutigen Abends zu zitieren, 'Brilliant'. Hört selbst mal rein in meinen Lieblingshit 'Cut The Cord':

Redakteur:
Frank Jaeger
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