SPIRITBOX, PERIPHERY und STRAY FROM THE PATH - München

01.03.2025 | 16:32

22.02.2025, Tonhalle

Die Band SPIRITBOX macht ihrem Ruf alle Ehre!

So langsam hält SPIRITBOX das Versprechen ein, welches dem Ruf der Band in den Jahren 2020 bis 2022 vorauseilte. Es war nichts geringeres, als dass das Quartett die Zukunft des Metals ist. Kurz vor Release ihres zweiten Albums "Tsunami Seas" ist SPIRITBOX auf der ersten eigenen europäischen Headlinertour unterwegs. Dafür sind die Locations bereits überraschend groß und durchgehend seit Monaten ausverkauft. Dies gilt natürlich auch für die Tonhalle in München.

Doch bevor SPITIRBOX die Bühne entert, tritt zunächst STRAY FROM THE PATH auf. Wie nicht anders zu erwarten ist, geht es direkt voll auf die Zwölf. Etwas anderes können die New Yorker sowieso nicht und etwas anderes will das Publikum in den 30 Minuten auch nicht hören. Einen Song nach dem anderen pfeffert die Band den Zuschauern um die Ohren. Der moderne Hardcore, der eher nicht meins ist, kommt fantastisch an, schnell bildet sich ein recht großer Pit. Auf die Frage, wer schonmal STRAY FROM THE PATH gesehen habe, antwortet überraschenderweise ein großer Teil des Publikums mit "Ja". Allerdings wird das von der Band vorgegebene Ziel, der 50 Crowdiver binnen eines Songs, dann doch nicht erreicht, was den Auftritt aber in keiner Weise schmälern soll.

Die folgende Umbaupause kann ich etwas merkwürdig nutzen. Mein Platz ist am Ende der Tonhalle auf der Empore, von dort kann auf den Merchandise-Stand geblickt werden. Der Mercher von PERIPHERY hat nicht gerade viel zu tun und schaut auf einem Laptop tatsächlich Fußball. Genauer gesagt ist es die englische Premier League. Das habe ich so auch noch nicht gesehen, ist aber mit einem Auge ein guter Zeitvertreib, bis PERIPHERY auftritt. Bei PERIPHERY geht der erste Gedanke natürlich in Richtung des hervorragenden Namens des aktuellen Albums "Periphery V: Djent Is Not A Genre". Da muss man unwillkürlich schmunzeln. Ehrlicherweise muss ich auch gerade deswegen zugeben, dass ich etwas skeptisch bin, wie PERIPHERY beim Publikum ankommen wird. Denn der Progressive Metalcore der Truppe samt den Djent-Einflüssen ist ohne Vorkenntnisse nur teilweise eingängig. Zumal die Band direkt einen Kontrast zu STRAY FROM THE PATH bildet. Während deren Sänger im typischen NY-Hardcore-Outfit mit Bandana und Muskelshirt auftritt, steht nun Sänger Spencer Sotelo im knallbunten Blümchen-Anzug auf der Bühne.

Doch meine Bedenken sind unbegründet und es bildet sich auch hier direkt ein Pit, der allerdings kleiner als bei STRAY FROM THE PATH ausfällt. Trotzdem ist dem Publikum anzumerken, dass es voll bei der Musik ist und aktiv zuhört. Das ist auch notwendig, denn diese kommt gewaltig daher und ist vor allem durch die vielen vom Band eingespielten Soundeffekte durchaus fordernd. Als etwas skurril empfinde ich die Situation, als ein Saxophon-Part eingespielt wird, während die Bühne von der Band nahezu komplett verweist ist und nur der Drummer an seinem Becken herumschraubt. Kurz vor Ende des Auftritts gibt es noch ein lauthals gesungenes Ständchen für Frontmann Spencer. Dieser hat nämlich Geburtstag und dürfte äußert happy an seinem Ehrentag sein, dass das Publikum sowohl ihn als auch seine Band so gut goutiert.

Um 21:15 Uhr eröffnet mit SPIRITBOX endlich der Headliner des Abends. Als Opener erklingt 'Fata Morgana', was auch der erste Song vom kommenden Album "Tsunami Sea" sein wird. Es ist eine mutige Wahl. Da der Track noch unveröffentlicht ist, sorgt er nicht gerade für einen Stimmungsausbruch. Doch das ändert sich sofort mit dem anschließenden 'Cellar Door' und natürlich mit dem folgenden Hit 'Jaded'. Immerhin war die Band mit dem Lied bereits für einen Grammy nominiert.

Sofort bei den ersten Tracks fällt auf wie perfekt inszeniert die Show ist. Videoleinwände, Licht und sogar der schwarze Kleidungsstil von SPIRITBOX sind haargenau aufeinander abgestimmt. Zwischen jedem Song erklingt ein kurzes Interlude, während die Band die Bühne verlässt. Dadurch betreibt sie ein bewusstes Spiel mit Distanziertheit, das Quartett wirkt zu der Beginn der Show absolut unnahbar und unantastbar. Die erste kurze Ansage erfolgt erst nach fünf oder sechs Liedern. Passend dazu besitzt Courtney LaPlante selbst bei den tiefsten Growls eine anmutige und erhabene Ausstrahlung. Die Flexibilität ihrer Stimme, von Gesang über Screaming bis hin zu Growls, ist beeindruckend. So spielt sich SPIRITBOX durch die eigene Diskographie, die überraschend groß ist. Ihre drei EPs "Spiritbox", "Rotoscope" und "The Fear Of The Fear" werden genauso bedacht wie das Debütalbum "Eternal Blue" und mit insgesamt vier Songs ebenso das anstehende Release "Tsunami Sea".

Auffällig ist, wie viele Hits, wie beispielsweise 'Perfect Soul', 'Eternal BLue', 'Circle With Me' oder auch das brandneue 'Soft Spine', die Band bereits in ihrem Repertorie hat. Die Stimmung ist dadurch großartig. Das sehr diverse Publikum ist überraschend textsicher, wenn es nicht gerade am springen, moshen und crowddiven ist. Angeheizt wird dies durch die extrem hohe musikalische Qualität, die von der Bühne kommt. Selbst die auf Platte leicht träge wirkenden 'Rotoscope' und 'Sew Me Up' besitzen live einen fantastischen Groove, sodass man nicht stillstehen kann. SPIRITBOX kann es sich sogar (leider) erlauben auf so starke Tracks wie 'Yellow Jacket' oder 'Hurt Me' zu verzichten. Ein weiteres Zeichen, wie qualitativ hochwertig der Output der Gruppe ist.

Erfreulich ist, dass die zu Anfang zur Schau gestellte Distanziertheit wirklich nur Teil der Show ist. Denn nach gut 2/3 des Konzertes wird es dunkel auf der Bühne und Courtney spricht zum Publikum. Das gesamte Konzept wird bewusst unterbrochen und sie hält eine sympathische kurze Ansprache, wieviel ihnen die erste eigene Headlinertour bedeutet und dass sie sich freuen, dass so viele Menschen sie nun zum ersten Mal live sehen können. Danach geht es munter weiter, bis der ganz große Knall am Ende erfolgt. Nach dem eher langsamen 'The Mara Effect, Pt. 3' kracht es heftiger als ein Gewitter. Erst kommt 'No Loss, No Love' zusammen mit Andrews Dijorio von STRAY FROM THE PATH, bevor das Breakdown-Monster 'Holy Roller' wirklich keine Fragen mehr offen lässt. Oder doch nicht? Eine Frage bleibt noch übrig. Können Courtney und ihre Jungs auch akustisch? Natürlich! Den Beweis tritt das abschließende 'Constance' an, das als akustische Version beginnt, um dann mit voller Band und tiefsten Growls den Abend zu beenden. Ein großartiges und beeindruckendes Konzert geht somit nach 75 Minuten Spielzeit zu Ende.

SPIRITBOX habe ich vor zwei Jahren schon einmal auf einem Festival gesehen. Doch es fällt schwer, diese Auftritte zu vergleichen. Was das Quartett in München abgeliefert hat, ist ein ganz anderes Level gewesen. Die ganze Show und die Reaktionen des Publikums schreien gerade zu nach größeren Bühnen. So wird es wohl der einzige Besuch der Kanadier in der Tonhalle sein, man hört das große Zenith bereits rufen. Denn SPIRITBOX ist nach aktuellem Stand einfach viel zu gut, um nicht noch weiter zu wachsen.

Fotohinweis:
Leider lässt SPIRITBOX keine externen Fotografen zu. Die hier gezeigten Bilder wurden uns von der Band zur Verfügung gestellt und stammen vom bandeigenen Fotografen, der als einziger die Show fotografien durfte. Allerdings besitzen wir daher leider keine Fotos von STRAY FROM THE PATH und PERIPHERY.


Fotocredit: Alexander Bemis

Redakteur:
Dominik Feldmann

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