STORMWARRIOR, WIZARD, STEEL SHOCK - Oberhausen

01.11.2021 | 11:22

01.10.2021, Helvete

Heavy Metal Fire over Oberhausen

Endlich wieder Live-Musik, endlich wieder ein wahrhaftiger Live-Bericht für POWERMETAL.de. Offen gesprochen habe ich, wie ihr wahrscheinlich auch, die Bühnenkünste unserer Helden wohl am meisten vermisst, doch allmählich kommen sie wieder. Als jedoch die ersten Shows der "Norsemen"-Tour wieder abgesagt wurden, stellte sich bei mir auch ob des Oberhausener Gigs im Helvete die Befürchtung ein, wieder lange warten zu müssen. Doch dann wurde es bestätigt und heute klimpert der Stahl, wenn STEEL SHOCK, WIZARD und STORMWARRIOR die Hunde von der Leine lassen.

Es ist ein besonderes Gefühl, unter Gleichgesinnten und im leichten Nieselregen Richtung Helvete zu stampfen und nach dem Vorzeigen des Impfnachweises nach solch einer langen Zeit wieder in den heiligen Hallen angekommen zu sein. Ein besonderes Gefühl, diese unbändige Vorfreude in jedermanns Gesicht zu sehen, mit Stahljüngern gleicher Liebe zum Metal am Merchandise-Stand zu stehen, sich ein, zwei Bier zu bestellen und dann frohen Mutes vor die Bühne zu gehen.

Und da ist sie: Live-Musik – ein Gefühl, das ich so schnell nicht vergessen werde.

STEEL SHOCK soll es also sein, die erste Band, die ich nach meiner anderthalbjährigen Abstinenz von Live-Konzerten wieder auf der Bühne sehen kann. Und die niederländisch-deutsche True-Metal-Riffmaschinerie macht ihre Arbeit wirklich mehr als gut.

Ein ordentlicher Sound, ein gut gefülltes Helvete und eine bestens aufgelegte Band, der man die Freude ob des heutigen Abends sichtlich anmerkt und die kräftig im Stereotypen-Regal kramt. Mit zwei Alben im Gepäck kann man schon den einen oder anderen Brecher ins Publikum werfen, das die "With Fire & Steel"-Songs wie das beginnende 'Hammer Battalion' oder die mehr als starken 'Blade Of Flames' und 'Anointed With Steel' dankbar aufnimmt.

Es wird zugeprostet, mitgeklatscht und überall wohin man blickt sieht man lächelnde Gesichter ob der Tatsache, endlich wieder stahlkräftige und voller Inbrunst vorgebrachte Live-Musik zu bekommen. Frontmann Nima MetalHeart hat die ersten Reihen gut im Griff und verwöhnt die Massen mit der astrein mitgesungenen Hymne 'The Blood On Thy Shield' sowie dem abschließenden 'Shockwave Of Steel' mit astreinem Headbang-Material. Hier klirren die Schwerter, die Kehlen sind geölt und STEEL SHOCK erlebt einen kleinen Siegeszug. So kann der Abend weitergehen!

Setliste: Intro; Hammer Battalion; Blade Of Flames; Desolation Angels; Night Of Steel; Break Down The Walls; With Fire & Steel; The Blood On Thy Shield; Anointed With Steel; Shockwave Of Steel

Nach einer kurzen Umbaupause stürmen die Bocholter Jungs und ehemaligen Gäste unseres Pommesgabel-Podcasts von WIZARD die Bühne und haben ein enorm breites Grinsen auf den Lippen. Allen voran Sven D'Anna kommt aus dem Strahlen kaum noch heraus, endlich wieder Live-Publikum vor der Nase zu haben. Mit ihrem noch aktuellen Album "Metal In My Head" und dem neuen Klampfer Tommy Hartung auf der rechten Bühnenseite geht es gleich zu Beginn gut ab: Nach einem verheißungsvollen Intro bringen Sven und Co. gleich zu Beginn viel Licht ins Dunkle, recken sämtliche Metalfäuste in den Oberhausener Himmel und lassen anschließend die 30 Jahre des WIZARD-Metals Revue passieren, kommen die neuesten Appetithappen aus der verkopften Metalküche doch verflixt gut an.

Generell macht WIZARD trotz der zweijährigen Bühnenpause einen unheimlich eingespielten und vor allem spielfreudigen Eindruck, setzt die Legion of Doom seine Songs sehr gut in Szene und lässt die Helvete-Massen ein ums andere Mal kräftig jubeln. So gibt es inmitten der knapp einstündigen Spielzeit einen guten Querschnitt des 32-jährigen Schaffens: Thor persönlich verkündet lautstark die Wächter Midgards, heißt seine Besucher herzlich willkommen, ehe das legendäre "Odin"-Album mit 'Betrayer' und 'Hall Of Odin' für sehr viel Stimmung bei den Anwesenden sorgt. Hier wird mitgesungen, dort bleiben die Fäuste noch minutenlang in der Luft und die Band selbst kommt aus dem Grinsen kaum noch heraus.

Im Hier und Jetzt zeigt sich das Helvete beim aktuellen Titelstück und 'Firesword' äußerst textsicher, freut sich aber auf den Old-School-Overkill, der mit der Tempo-Hymne 'Hammer, Bow, Axe And Sword' und standesgemäß mit 'Defenders Of Metal' seinen Höhepunkt erreicht, was auch den einen oder anderen weiteren Bühnengast animiert, noch lauter den Refrain zu brüllen. Eigentlich sollten die Stahlverteidiger das Ende des WIZARD-Auftritts markieren, doch nach kurzer Abstimmung spreizen D'Anna und Co. zum großen Finale ihre dunklen Flügel und zeigen sich dem Publikum noch einmal bound by Metal. Was am Ende bleibt sind glückliche Lokalmatadore, ein mehr als zufriedenes Publikum und ein abschließendes Gruppenfoto, das diesen durch und durch tollen Auftritt festhält. Das hat enormen Spaß gemacht und hätte die folgenden Taten der Sturmkrieger nicht besser einleiten können.

Setliste: Intro; I Bring The Light Into The Dark; Metal Feast; 30 Years Of Metal; Midgards Guardian; The Visitor; Betrayer; Hall Of Odin; Metal In My Head; Firesword; Hammer, Bow, Axe And Sword; Defenders Of Metal; Dark Wings

Um kurz vor 23 Uhr, also recht spät für einen Club-Headliner, ist der Platz vor der Bühne brechend voll, erfolgt doch nun ein Auftritt, auf den nicht nur ich knapp zwei Jahre gewartet habe: STORMWARRIOR! Das Drumkit wird umgebaut, Gitarren auf die Bühne gebracht, es kann losgehen!

Nach einem typisch hochatmosphärischen Intro entern Lars, Björn und Yenz gemeinsam mit dem wiedergekehrten Falko – es kann nur einen geben, schön, dass du wieder da bist! – die Bühne und legen nach einer kurzen Begrüßung gleich mit dem Klassiker 'Signe Of The Warlorde' los wie die Feuerwehr. Apropos, bei passend warmen Temperaturen vor und auf der Bühne lassen die Nordlichter mit 'Heavy Metal Fire' weitere Taten sprechen, ehe das Titelstück des noch aktuellen Albums "Norsemen" diesem rasanten Start die Krone aufsetzt.

Der Sound drückt wie Bolle, die Texte werden mitgesungen und das Publikum feiert seine Sturmkrieger mit lautstarken Sprechchören und jenen gen Himmel gestreckten Fäusten, die schon seit WIZARD und STEEL SHOCK oben sind. Richtig, das heutige Package wurde im Vorfeld bestens aufeinander abgestimmt und so zeigt sich auch STORMWARRIOR von der bandeigenen Schokoladenseite: Pfeilschnelle Riffs fliegen den Anwesenden reihenweise um die Ohren, die Rhythmusfraktion bestehend aus Yenz und Falko unterstützt Frontmann Lars nicht nur bei den Chören und wenn wir schon beim Herrn an der Schießbude sind: Nach zehnjähriger Abstinenz hat einer der besten Drummer Deutschlands nichts an Tightness, Schlagkraft und Wumms verloren.

Der "Heading Northe"-Gassenhauer 'Metal Legacy' sowie 'The Axewielder' vom Debüt glänzen wie Goldstücke und 'Ragnarök' sorgt sogar für etwas Bewegung in den Massen. Einzig 'Fyre & Ice' nimmt ein wenig die Luft heraus, doch auch das "Heathen Warrior"-Album soll gewürdigt werden. Danach geht es aber noch einmal rund in der Diskographie der Jungs: 'Thunder & Steele' ist knackig wie eh und je, bei 'Thunderer' kommen die wunderbarsten Jugenderinnerungen hoch und obwohl WIZARD einen Song identischen Titels heute präsentiert hat, sind die sturmkriegerischen Verteidiger des heiligen Stahlgutes ein wenig knackiger und zackiger als die der Bocholter. Lange musste ich warten, habe ich mein "Northern Rage"-Shirt aber nicht umsonst angezogen, als plötzlich die Krieger Odins vorbeischauen und STORMWARRIOR danach zum Finale ansetzt.

Das besteht leider nur aus dem superben Titeltrack des Drittwerkes sowie – wir bleiben bei 'Heading Northe' – dem quasi abschließenden 'Into The Battle', das noch zu viel Lust auf mehr macht. Aber leider wünschen uns Lars und Co. mit Blick auf die Uhr danach eine gute Nacht und verabschieden sich von einem dennoch sehr glücklich dreinblickenden Publikum. Am Ende haben absolute Brecher und stilsichere Nummern wie 'Valhalla', der Song, der STORMWARRIOR für mich auf meine musikalische Landkarte brachte, sowie 'Iron Prayers' gefehlt, das laut Setliste zwar geplant, jedoch letztendlich nicht umgesetzt wird, obwohl es auch lautstark gefordert wird.

Setliste: Intro; Signe Of The Warlorde; Heavy Metal Fire; Norsemen (We Are); Metal Legacy; The Axewielder; Fyre & Ice; Ragnarök; Thunder & Steele; Freeborn; Thunderer; Defenders Of Metal; Odin's Warriors; Heading Northe; Into The Battle

Am Ende hat dieses in Stahl getränkte Package dennoch unheimlich viel Freude bereitet und sinnbildlich steht unter anderem STORMWARRIOR als erste Band für mich bereit, wenn es nach der viel zu langen konzertfreien Zeit wieder in die Hallen dieser Republik geht. Wohin ich auch während dieses Abends geblickt habe, sah ich frohe und zufriedene Gesichter, ausgelassene Stimmung und durch die Bank weg Menschen, die Bock auf Konzerte, Bock auf Metal, Bock auf STORMWARRIOR, WIZARD und STEEL SHOCK hatten. Es war mir eine Freude!

Redakteur:
Marcel Rapp

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