SUMMER BREEZE 2025 - Dinkelsbühl
16.09.2025 | 14:5714.08.2025, Flugplatz Sinbronn
Unser jährlicher Ausflug zu unseren Freunden in Dinkelsbühl. Auf dem Acker von Sinbronn - vier Tage Metal und mehrere Kilometer Bühnenwechsel!
Donnerstag
Tag zwei, wir sind noch frisch, auch wenn es bereits wieder höllisch heiß ist. Da in diesem Jahr überall elektronische Zugangskontrollen aufgebaut sind, können wir vom VIP-Parkplatz direkt ins Infield vor der Main Stage gehen. Eine wirklich kaum genug zu lobende Änderung gegenüber den Vorjahren, als wir einmal komplett um das Geländer herumgehen mussten. Daumen hoch für diese Neuerung.Frank: Wir kommen auf dem Gelände an, verpassen SCHATTENMANN, da die Band schon sehr früh auf die Bretter muss, die die T-Stage bedeuten, aber zu ELVENKING sind wir vor der Hauptbühne. Ich mag die Italiener mit ihrem Folk Metal eigentlich gerne.
Warum ich nur ein Album von den Burschen im Regal habe? Ich weiß es nicht. Die Band hat einen Violinisten dabei, was den Folkaspekt hauptsächlich ausmacht. Und natürlich das Geweih auf dem Kopf von Sänger Damnagoras, das er wohl einem ahnungslosen Rothirsch seiner Heimat mit Gewalt abspenstig gemacht hat. Bereits zum zweiten Song ist die Brunftzeit aber wohl vorbei, weg ist das Gehörn. Was auch weitgehend weg ist, sind die Dissonanzen, die ich im ersten Lied bemerkt habe. Sänger Damnagoras ist live leider weniger überzeugend als auf Konserve und auch die Saitenfraktion scheint immer mal etwas daneben zu liegen. Obwohl die Italiener Musik machen, die in mein Beuteschema fällt, bin ich heute leider nur bedingt begeistert.Aber ich muss dann sowieso weg, ich möchte FROZEN CROWN auf der Wera sehen. Wir sind wieder in Italien, FROZEN CROWN war auch schon einmal mit ELVENKING auf Tour, es bleibt sozusagen alles in der Familie. Diesmal gibt es aber keinen geklauten Tierschmuck, sondern kraftvollen Power Metal aus der paritätisch besetzten Truppe aus drei Damen und drei Herren, von denen insgesamt drei Gitarre spielen. Dafür ist vor allem erst einmal der Sound super!
Genauso überzeugt bin ich von der kleinen Frontdame Giada Etro, die eine kraftvolle Stimme hat und die hübschen Trallala-Melodien souverän serviert. Dahinter laufen die anderen Musiker immer wieder über die Bühne, FROZEN CROWN macht so viel Show, wie das Genre hergibt. Die Lieder sind zumeist zügig unterwegs, das Ganze ist einfach ein überzeugender Auftritt, den ich mir mit Freude bis zum Ende ansehe. Der Bandname ist soeben auf die Watchlist gewandert.
Wie wir alle wissen, ist, wo WARMEN draufsteht, eine Menge CHILDREN OF BODOM drin. Immerhin war Bandleader Janne Wirman mehr als zwei Jahrzehnte Tastenmann der bekannten finnischen Truppe, hatte aber parallel diese Band als kreatives Ventil.
Heute allerdings hält Janne auch das COB-Banner hoch, sodass der Auftritt heute auch mehrere Coverversionen enthält, die ziemlich gut gelingen und beim Publikum Freude auslösen.
Mit vierzig Minuten ist die Spielzeit nicht allzu üppig bemessen, WARMEN schafft es, dabei neun Lieder unterzubringen. Da ich mit dem Material, weder von WARMEN noch von CHILDREN OF BODOM, ausreichend vertraut bin, kann ich keine Songtitel nennen, bis auf einen: als letztes Stück wird 'Somebody's Watching Me' von ROCKWELL gecovert. Ich bin deswegen aber ein bisschen enttäuscht. Mal davon abgesehen, dass ich die gegrowlte Version eher mäßig gut finde, wäre eine weitere Coverversion von COB sicherlich die bessere Wahl gewesen. Klar, das bekannte Stück singen alle mit und getanzt wird auch, aber ich empfinde das doch eher als vertane Chance in einem ansonsten starken Auftritt.Katharina: Auf die Band HANABIE. bin ich am meisten gespannt. Die Japanerinnen wurden mir zahlreich empfohlen, denn sie verbinden Metalcore und den Stil von Anime-Titelsongs miteinander. In süßen Kostümen hüpft die Band über die Bühne und growlt übers Breeze-Gelände.
Frank: Ich finde ja erwähnenswert, das die kleinen Japanerinnen sich erstmal ausgiebig feiern lassen, bevor sie noch einen Ton gespielt haben. Zu Elektromusik vom Band laufen sie nacheinander auf die Bühne und stellen sich auf ein kleines Podest, um sich den Applaus der Menge abzuholen. Dabei gehe ich davon aus, dass viele hier die Band überhaupt nicht kennen und nur hier sind, weil sie angesagt und aus Nippon ist.Katharina: Das funktioniert aber auch ganz gut, denn das ganze Intro lang wird wild gejubelt und geklatscht. An sich hat die Band überraschend viele Fans auf dem SUMMER BREEZE.
Frank: Als es dann losgeht, klingt HANABIE. zumindest besser als die unsäglichen BABYMETAL, die ich letztes Mal aushalten musste. Dann piepst sich Sängerin Yukina in den Song und growlt plötzlich! Wie kommt denn diese Stimme aus der zierlichen jungen Dame? Das ist, als ob Micky Maus das Krümelmonster trifft. Dazu gibt es durchaus harten Metalcore als musikalische Grundlage.
Katharina: Im Vergleich zu BABYMETAL, die wie K-Pop-Gruppen eine feste Choreo haben, ist die Performance von HANABIE. eine klassische Metal Show. Nachdem ich mich von dem unerwarteten Growlen erholt habe, fange ich an, es zu genießen und höre mir die ganzen fünfundvierzig Minuten an.
Frank: Nein, BENIGHTED lasse ich aus, auch wenn sonst keiner hingeht, das ist mir zu weit, die Band zu derb, ich gehe zu lieber ENSIFERUM. Die Band lässt ein bombastisches Intro vom Stapel und lässt dann gleich den trällernden Wikinger los!
Vor einem Backdrop, das das Cover der letzten Studioscheibe "Winter Storm" zeigt und so richtig deplatziert wirkt. Bei lockeren 34 Grad werden die hochmelodischen Weisen eine nach der anderen ins Publikum gefeuert, aber auch immer wieder mit Folk-Elementen aufgelockert. Dazu gibt es sowohl Growls als auch Klargesang, Keyboards und eine originelle Mischung aus Epischen, rasanten und folkigen Passagen, die mittlerweile typische ENSIFERUM-Mixtur eben. Für selbige sind erheblich viele Metaller in die pralle Sonne vor der Main Stage gepilgert, die immerhin zumindest vorne im Pit regelmäßig mit dem Wasserschlauch abgekühlt werden.
Ansonsten beschränkt sich die Show der mit einem oder, ganz extravagant, zwei waagerechten, schwarzen Strichen im Gesicht als Bühnenoutfit ausgestatteten Finnen, auf die klassischen Metal-Posen und gereckte Fäuste. Mehr ist jedoch auch gar nicht nötig, ein bisschen Kopfpropeller noch, es entsteht ein Circle Pit, was ich bei dieser Hitze nur mit Falten auf der Stirn quittieren kann, bin ich doch so schon durch. Ich muss leider nach einer Weile echt mal aus der Sonne und mit neue Sonnencreme auflegen. Sorry, ENSIFERUM, unsere Trennung liegt nicht an euch, sie liegt an mir.Auf dem Weg zur T-Stage komme ich natürlich immer an der Wera vorbei, die ja eigentlich hauptsächlich Auf-die-Fresse-Kapellen bietet und wo aktuell eine Band namens ARCTIS das Zepter schwingt. Doch in diesem Augenblick klingt das ganz anders. Das ist Alternative Metal mit weiblicher Stimme! Wieso bin ich nicht früher hierher gekommen?
Die sehr blonde, weißgekleidete Dame hat eine starke, mir manchmal etwas zu sirenige Stimme, das Lied ist klasse. Mist. Aber immerhin habe ich noch ein bisschen davon gesehen und gehört und kann mental ein Kreuz hinter "unbedingt anchecken" machen. Du jetzt auch, lieber Leser.
Okay, eigentlich gehört BETWEEN THE BURIED AND ME auch in die Ausfransungen des Metalcore, weswegen ich bei der Band niemals wirklich tief eingestiegen bin, aber heute wollen die Burschen mich wohl eines Besseren belehren, denn das Gebotene ist vor allen Dingen progressiv.Die Band aus North Carolina zeigt sich zuerst von ihrer zahmen Seite, aber im Laufe des Auftritts gibt es auch noch Heftigeres auf die Ohren, im zweiten Song dafür sogar beinahe funkig. Insgesamt passen gerade einmal sechs lange Stücke in den Auftritt, wenn ich mich nicht verzählt habe, und der Klargesang hat etwa zwei Drittel der Spielanteile und kann damit das Match für sich entscheiden.
Das ist das Schöne an solchen Festivals, man lernt immer wieder Bands kennen, die man sonst verpasst hätte. BETWEEN THE BURIED AND ME kommt auf jeden Fall sofort auf die Watchlist. Wobei ich bei acht Studioalben ganz schön etwas aufzuholen habe. Mal sehen, wann ich das schaffe. Jedenfalls bleibe ich bis zum Schluss an der T-Stage, auf der zu diesem Zeitpunkt ausnahmsweise kein Circle Pit entsteht, sondern konzentriert-wohliges Kopfnicken die Musik begleitet.
Katharina: Lange Lieder? Progressiv? Ich höre genau das Gegenteil: Rum-triefender Piratenmetal bereitet sich darauf vor, die Mainstage zu entern.
Bereits zum sechsten Mal ist MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN auf dem SUMMER BREEZE zu Gast. Dieses Mal, ich meine, es wäre das Debut, sogar auf der Main Stage. Die Folk-Rock Band aus Osnabrück hat ihre, zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so angeheiterte, Fanmeute mitgebracht, die sich sodann aufmacht, Seeräuberweisen wie 'Tortuga' oder den witzig betitelten Song 'Piraten: Megageil' mitzuschmettern oder sich der alten Piratentradition des Saufliedes hinzugeben, wie in 'Leuchtturm' oder 'Blau wie das Meer'.
Ein absoluter Höhepunkt für das Publikum ist das Medley am Ende des Sets aus mehr als einem halben Dutzend Liedern, von denen ich nicht alle identifizieren kann, aber zumindest 'Whiskey In The Jar', 'Barbie Girl', dem ärztlichen 'Schrei nach Liebe' und das Pokemon-Intro erkenne. Links und Rechts neben mir wird gegrölt, beide Male falsch und komplett unterschiedlich. Wenn es nicht so furchtbar heiß wäre, könnte man sich das mit dem Rum wirklich überlegen.
Frank: Ich hatte ja schon einmal erwähnt, dass man mich hier immer zu den Death-Metal-Kapellen schickt. In diesem Fall ist das RIVERS OF NIHIL auf der T-Stage. In diesem Fall entpuppt sich der technische Death der US-Amerikaner allerdings als nicht ganz meine Kragenweite. Das Gebotene klingt fast wie Death Metal mit Djent-Einflüssen, die von einem Rudel Kaninchen begleitet wird, die sich auf den Drums der Vermehrung hingeben, während ein Leslie-Mandoki-Lookalike ins Mikro röhrt. Ich mag meinen Death mit fetten, nachvollziehbaren Riffs, aber damit wird mir bei diesem Auftritt nicht gedient. Da schaffen es auch die Hintergrund-Chöre leider nicht, mich an Ort und Stelle zu halten. Ich brauche eine Pause und RIVERS OF NIHIL verschafft sie mir. Zumindest dafür mag ich die Band und ich kann ja auch nicht alles mögen.Noah: Zurück auf die Main Stage. Hier spielt nun LANDMVRKS. Zuletzt habe ich die Franzosen in München gesehen. Jetzt haben sie sogar frisch das neues Album "The Darkest Place I've Ever Been" veröffentlicht. Davon kommen dann natürlich auch einige Lieder, die ich hier das erste Mal live sehen kann.
Wie gewohnt ist der Auftritt solide und mir gefällt die Core-Kapelle unter anderem, weil sie durch die Rapeinlagen von Florent Salfati, die einige Anleihen beim französischen Hip-Hop haben, etwas aufgelockert werden und der Band damit ein Alleinstellungsmerkmal in dem ganzen Core geben. Da gibt es, wie ich weiss, hier im Team aber auch andere Meinungen...Frank: Eben stand Britta Görtz noch mit HEAVEN SHALL BURN als Ersatz für den erkrankten Sänger Marcus Bischoff auf den großen Bühnen, eindrucksvoll und erfolgreich, wie ich anmerken möchte.
Jetzt ist sie mit ihrer Stammband HIRAES auf der kleinen "Wera Tool Rebel Stage" (das schreibe ich jetzt echt nicht mehr, das ist ab jetzt die Wera) Gast auf dem SBOA.
Was für ein Kontrast das sein muss. Aber es dürfte der Band durchaus geholfen haben, es ist sehr voll vor der Wera und die Band wird sofort gefeiert.
Die Frontfrau feuert die Meute an, lässt den Zopfrotor kreisen und brüllt kraftvoll von der Bühne.
Musikalisch klingt der Death Metal der Niedersachsen zu Beginn ungewöhnlich heftig und mit harten Blastbeat-Passagen angereichert, mir ist das anfangs im Schnitt etwas zu hart, aber im Laufe des Auftritts wird es angenehmer.
Man hat eben alle auf Betriebstemperatur bringen wollen, wie es scheint. Mission gelungen, es fliegen die Schweißtropfen beim Bangen wie auch vorn im Pit.
Britta lässt es sich nicht nehmen, in der Mitte des Sets ins Publikum zu gehen in das Zentrum des Circle Pits, daraufhin gibt es "Britta, Britta"-Sprechchöre.
Ja, die Sängerin ist eindeutig der Star der Band, speziell nach dem HSB-Intermezzo müssen die Herren sich damit abfinden. HIRAES hat nur dreißig Minuten Spielzeit, viel zu schnell ist der Auftritt vorüber, immerhin bin ich froh, dass mein Lieblingssong der Band, 'Undercurrent', auch noch gespielt wird.
Das ist ein überzeugender Auftritt. Ich bin sicher, in zwei, drei Jahren werden wir das ganze für fünfundvierzig Minuten auf der T-Stage genießen dürfen.Man spricht Deutsch auf der T-Stage. Zumindest für eine Stunde lang, denn nun darf mal wieder dem Thrash gefrönt werden, und zwar mit einer der bekanntesten deutschen Bands dieser Spielart, DESTRUCTION.
Aus dem südwestlichsten Zipfel Badens hat sich die Truppe um Marcel Schirmer, besser bekannt als Schmier, vor nicht weniger als 43 Jahren aufgemacht, ihre schwermetallische Spielart unter das Volk zu bringen.
Heute, sechzehn Alben später, sehe ich die Jungs zum wiederholten Mal auf der Bühne. Allerdings nicht mehr mit der gleichen Begeisterung wie früher, es ist einfach musikalisch viel Wasser den Rhein herunter gegangen.
Wobei dies weitgehend spurlos an DESTRUCTION vorbeigegangen ist. Die einen nennen das gleichbleibende Qualität, die anderen finden es eher langweilig. Die Wahrheit liegt sicher in der Mitte, was das Quartett auch heute beweist, indem die Setliste wild durch die Diskographie hüpft. Ein Augenmerk liegt dabei auf der frühen Phase, klar, Festival ist auch die Zeit für eine Klassiker-Riege.
Obwohl ich kein echter Kenner der Band bin, erkenne ich natürlich die alten Hymnen wie 'Total Desaster' und natürlich den 'Mad Butcher', aber auch 'Invincible Force' vom ersten Langdreher. Die Performance selbst ist nicht besonders aufregend, da Schmier ja immer schon neben seinem Gesang den Bass bedient, aber die Riffattacken sitzen und lassen die Nacken arbeiten. Eine Stunde lang kann man das gut aushalten. Ich bleibe hier und gehe nicht noch rüber zur Hauptbühne, so viel Thrash gibt es ja auch diesem Festival nicht.Katharina: Nachdem ich WITHIN TEMPTATION bereits vorletztes Jahr auf dem SUMMER BREEZE gesehen hab und auf zahlreichen anderen Festivals als Headliner, ist mir die Band gut bekannt, in Kombination mit vielen Pyros. Auf der Bühne stehen als Dekoration alt anmutende Säulen, die der ganzen Bühnendekoration ein antikes Ambiente geben.
Was während des Gigs auffällt: Keine Pyros und fast alles in schwarz-weiß, das ist ein starker Kontrast zu den letzten Malen. Zu 'Stand My Ground' macht die Sängerin Sharon den Adel ein Ukraine-Statement, Flaggen werden geschwenkt und auf den Bildschirmen liegt die Ukraine-Flagge über dem Geschehen.
Frank: Ich war auch überrascht, dass die Niederländer so früh auftreten und schaue ab und zu von der T-Stage rüber, wo ich gerade Thrash "geschmiert" bekomme. Das ist ein starker Kontrast zum letzten Mal. Ich glaube, da müsste mal wieder eine neue Scheibe fällig sein.Jetzt betritt wieder Musikgeschichte die Bühne. AGNOSTIC FRONT ist immerhin eine der Originale der New Yorker Hardcore-Szene und kann die Wurzeln bis ins Jahr 1980 zurückverfolgen. Ihr früherer Hardcore-Punk-Stil schnappte sich über die Zeit Einflüsse aus verschiedenen Richtungen, wurde zu Crossover und konzentrierte sich in manchen Phasen mehr auf Gitarrenriffs, als es für Hardcore allgemein üblich ist. Deswegen passt die Band auch perfekt auf das SUMMER BREEZE, denn AGNOSTIC FRONT ist die Brücke zwischen Core und Metal.
Als die Band die Bühne betritt, reckt Bandgründer Vinnie Stigma seine Gitarre, die seinen Namen zeigt, in die Luft, fordert die Menge zur Reaktion auf und beginnt dann mit seinen Mitstreitern zu riffen. Erst mehr als eine Minute später stößt Frontmann Roger Miret dazu und es beginnt sogleich die Hardcore-Reise. Anfangs ist Roger sehr schlecht zu verstehen, das Mikro ist zu leise und er scheint beim Bangen und Moshen zu vergessen, es gleichmäßig an den Mund zu halten. Das stört aber niemanden, der Moshpit vor der Bühne beweist, dass die Fans hier sind, um zu feiern, obwohl es immer noch sehr heißt ist.Auf der Bühne ist immer Bewegung, vor allem die beiden Urgesteine Stigma und Miret sind der Blickfang. Die Songauswahl ist großartig, nahezu aus jeder Phase der Band hat ein Stück seinen Weg in die Setliste gefunden, nur von "Victim Of Pain" meine ich, nichts gehört zu haben. Dafür gibt es mit 'Friend Or Foe' einen ganz alten Klassiker von der Debüt-EP "United Blood".
Trotz der Sprünge zwischen den Alben und Jahrzehnten fließt der Gig hervorragend, es gibt keine Pause. Die Stunde wird mit mehr als einem Dutzend kurzer, mitreißender Songs gefüllt, bis dann mit einer Coverversion der RAMONES, natürlich der Hit 'Blitzkrieg Bop', ein feiner Auftritt sein Ende findet, der zu meinen diesjährigen Festival-Highlights zählt.Ich komme zu spät zum Gig der Franzosen GOJIRA. Das hatte ich aber erwartet, denn ich habe zuerst noch AGNOSTIC FRONT zu Ende geschaut. Aber GOJIRA meint es gut mit mir, denn kurz nachdem ich eintreffe, spielt die Band 'Flying Whales', den ich für einen der besten Songs im Katalog der Mannen aus Ondres halte, unterstützt von beeindruckenden Bildern großer Wale. Allerdings bin ich mit den Jungs nur am Rande vertraut, ich finde "From Mars To Sirius" stark, aber war nie so ein Fan, dass ich mich an den Rest der Diskographie gewagt hätte.
Das scheint angesichts der intensiven Performance eventuell ein Fehler zu sein, andererseits sind die Live-Umgebung und die Tonkonserve zu Hause zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. Die Show besteht weitgehend aus den Einspielern auf den großen Leinwänden, die die Musik unterstützen. Wenige Stücke später erklingt auch noch 'From The Sky', ich glaube, ich habe meinen Besuch zeitlich wirklich gut abgestimmt. Insgesamt bin ich aktuell aber ein wenig überfordert mit GOJIRA, vor allem nach dem Hardcore-Spaß zuvor. Ich beschließe, nochmal auf der Wera vorbeizuschauen.Kevin: Uh Frank, ich beneide und leide gleichermaßen mit dir. Dass sich GOJIRA ausgerechnet mit meiner größten Entdeckung IOTUNN überschneidet, habe ich bis jetzt noch nicht ganz verkraftet. Auf der anderen Seite war es mir bisher nie vergönnt, GOJIRA zu sehen. Was tun? Ich wäre für die Erfindung des Klonen. Schweren Herzens wird es dann doch GOJIRA. Dann halt beim nächsten Mal wieder erste Reihe bei IOTUNN.
Nach den ersten Tönen von 'Only Pain' wandelt sich meine Reue in die komplette Plättung. Was die Franzosen von nun an abziehen, lässt sich wirklich kaum in Worte fassen. Was für ein mächtiger Auftritt. Absurde Pyros, ein grandioser Bühnenaufbau und eine Band die aus allen Rohren feuert, untermalt von visuell passenden Spielereien. 'Backbone' zerstört kurz darauf das gesamte Infield und ich bin einfach nur platt. Als Frank dann zu 'Flying Whales' eintrifft, hätte ich im Rausch mehrere Wellenbrecher durch die Gegend werfen können. Von 'Mea Culpa' fang ich gar nicht erst an. Kurzum: Das war für mich wohl das Beste, was ich meinen fast zehn Jahren SUMMER BREEZE gesehen habe. Eine komplette Machtdemonstration.Frank: Ja, Kevin, das ist wirklich die blödeste Überschneidung des ganzen Festivals. Zwar kann ich nur noch dem Ende des Auftrittes beiwohnen, aber IOTUNN habe ich auch vor zwei Jahren an gleicher Stelle erst gesehen, ich erinnere mich noch gut, das war klasse. Deswegen: Einmal reinlauschen in den Rest ist Pflicht, auch wenn das Programm auf den Bühnen heute Abend mehrere Attraktionen parallel bietet.
Was mir zuerst auffällt: Sänger Jón Aldará, der vor zwei Jahren noch in Kapuze und Umhang am Mikrofon litt, ist heute nah- und sichtbar und trägt Bart. Das ist doch noch der gleiche Sänger, oder? An die Musik kann ich mich nicht erinnern, die Band hat mittlerweile ein zweites Album namens "Kinship" veröffentlicht, das ich noch nicht gehört habe. Ja, ich weiß, sollte ich tun, hat bei uns immehin den Soundcheck im Oktober 2024 gewonnen, und was ich heute und hier höre, gefällt mir auch gut, aber momentan müssen mich die Jungs eben erst einmal live überzeugen. Leider höre ich nur noch eineinhalb Lieder, zu wenig, um ein wirkliches Bild zu bekommen, aber das Gefühl, gerne noch mehr gehört zu haben, ist ja ein deutliches, positives Zeichen.
Wieder Death Metal, wieder die T-Stage und wieder ich mit der Aufgabe, Bericht zu erstatten. Die Griechen SEPTICFLESH sind mir tatsächlich nur dem Namen nach ein Begriff, obwohl es sie seit mehr als drei Jahrzehnten gibt. Es ist kaum zu glauben, dass sich unsere Wege noch nicht gekreuzt haben, aber das ändern wir jetzt.
Schon während des ersten Liedes stelle ich fest, dass wir es hier nicht mit der reinen Todesblei-Lehre zu tun haben, SEPTICFLESH integriert nämlich auch doomige und sogar gotische Einflüsse in ihre nachvollziehbaren Stücke, lassen aber auch mal die Leinen locker und verdienen sich ihr musikalisches Etikett. Dazu kommt ein Schuss Bombast und ich bin angenehm überrascht, das ist für Death teilweise schon beinahe poppig, sodass ich den Auftritt auch ohne größere Vorkenntnisse genießen kann. Ob ich das auch vom Tonträger hören würde, weiß ich noch nicht, aber live ist das schon sehr unterhaltsam.
Kevin: Nach so einem kräftezehrenden Tag sollte es eigentlich unter Strafe stehen, einige Bands um zwei Uhr nachts auf die Bühne zu schicken. Nur absurderweise will oder kann sich bei mir um die Zeit noch nicht die Müdigkeit einstellen und so bin ich noch in der Stimmung, vom Bremer Abriss-Duo MANTAR ordentlich die Leviten gelesen zu bekommen. Der Platz vor der T-State ist auch erstaunlich gut gefüllt, als Hanno und Erinç mit beeindruckender Lautstärke ihr Set herunterrotzen. Sei es der Assi-Track 'Spit', die Abrechnung von 'Halsgericht' oder einer meiner Favoriten in Form von 'Hang'em Low (So The Rats Can Get'em)'. Hier wird nicht geklotzt, es wird gerotzt. Da verkommen die beschaulichen Ansagen von Hanno zwischendurch schon fast zu einem Aufenthalt in der Bizarrowelt. Kopf ausschalten und einfach mittreiben lassen. Das funktioniert auch um derartig unchristliche Uhrzeiten.
Damit ist die Crew endlich vollständig in Richtung Nachtruhe verschwunden. Zeit wird's!
Texte: Frank Jaeger, Katharina Jaeger, Andre Schnittker, Noah-Manuel Heim, Kevin Hunger, Manuel Schmitt
Photo Credits: Andre Schnittker, Noah-Manuel Heim
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- Redakteur:
- Frank Jaeger