SYMPHONY X und MYRATH - München
20.03.2016 | 16:2710.03.2016, Hansa 69
Prog Power in einem mehr als gut gefüllten Feierwerk.
Donnerstag Abend in München – wer immer die Idee hatte, SYMPHONY X ins Hansa 69 zu buchen, unterschätzte wohl die Anziehungskraft der Band, denn der Laden ist dicht bepackt, voll und heiß. Das ist, was zuerst auffällt, und die Tatsache, dass die erste Band, MELTED SPACE, bereits spielt, als wir eintreffen. Eine Unart ist das, aber es greift immer weiter um sich, einfach noch eine Band mit auf Tour zu nehmen und dann irgendwann vor dem angekündigten Beginn und vor noch lichtem Publikum auf die Bühne zu schicken. Die Franzosen spielen einen gefälligen, passenden Heavy Metal mit symphonischen Elementen, die gut klingen, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Außer dass ich die männlichen Vocals deutlich gelungener finde als die weiblichen. Trotzdem eine sehr ordentliche Performance, die erst in retrospekt an Glanz verliert.
Das liegt aber vor allem an den folgenden beiden Bands. Den Anfang macht MYRATH aus Tunesien, die gerade ihr viertes Album "Legacy"veröffentlicht hat. Auf diesem Album stehen die arabischen Einflüsse wieder stärker im Vordergrund und unterstreichen damit den Eindruck des Ungewöhnlichen, den sie schon auf dem Debüt "Hope" verbreiteten. Doch ist das Songwriting deutlich reifer und effektiver geworden, und auch wenn der Sound einige Feinheiten schluckt, vermögen die Nordafrikaner Begeisterung zu verbreiten. Die Setlist besteht nahezu ausschließlich aus neuen Liedern, auch wenn es am Merch alle vier Alben zu kaufen gibt, so möchte sich die Band mit ihrem aktuellen musikalischen Stand präsentieren. Das gelingt mit jedem Song besser, und nach ihren 35 Minuten hat MYRATH das ganze Hansa 69 auf ihre Seite gezogen. Im Vergleich zum letzten Mal, als sie mit ORPHANED LAND in der bayerischen Landeshauptstadt gastierte, hat die Band deutlich an Professionalität im Auftreten gewonnen. Das ist heute ein ganz starker Auftritt, der sie eigentlich für eine eigene Headlinershow empfiehlt. Vor allem, weil dann der Sound auf sie abgestimmt ist. Leider können dadurch nicht alle Lieder optimal glänzen, aber der Fokus liegt natürlich auf dem Headliner.
Und der hat leichtes Spiel. Das Publikum ist enthusiastisch und erwartet Michael Romeo und Russell Allen sehnsüchtig. Ist es tatsächlich bereits wieder fünf Jahre her, dass SYMPHONY X auf Deutschlandtour war? Na, dann mal los. Die Band beginnt mit dem Intro und den ersten beiden Songs vom aktuellen Album "Underworld". Das Werk erzählt eine konzeptionelle Geschichte und SYMPHONY X fühlt sich dadurch inspiriert, das ganze Album am Stück zu präsentieren. Das scheint ja gerade Mode zu sein. Und wäre üblicherweise auch eine gute Idee, wenn man trotzdem Platz in der Setlist hätte für Bandklassiker, von denen die Jungs mittlerweile ausreichend komponiert haben. Doch mit einer Länge von über einer Stunde bleibt dafür viel zu wenig Zeit, insbesondere in Anbetracht der oben genannten Tatsache, dass bereits einige Jahre ins Land gegangen sind seit dem letzten Besuch. Das ist der ganz große Kritikpunkt in einer sonst nahezu makellosen, energetischen und mitreißenden Performance der US Amerikaner. Denn Russell hat das Publikum fest im Griff bis in die hinteren Reihen gehen die Fans mit, und wenn Michael Romeo nach vorne tritt, was auf der kleinen Bühne nur erfolgen kann, wenn Russell Allen Platz dafür macht, beeindrucken seine Soli ausnahmslos. Trotzdem erfahre ich nach dem Gig von einigen, dass sie sich wie ich eine gemischtere Setlist gewünscht hätten, die mehr als vier Nicht-"Underworld"-Lieder enthalten hätte. Andererseits: Wenn es nicht wieder fünf Jahre dauert, bis SYMPHONY X zurückkehrt, dann haben wir einen interessanten Abend erlebt mit einer sicher einmaligen Setlist und einer spielfreudigen Band, die eigentlich noch größere Hallen füllen sollte.
(Anmerkung: diesmal gibt es nur wenige Fotos, da es keinen Fotograben gab und Bilder aus der feiernden Menge schwierig sind)
- Redakteur:
- Frank Jaeger