Satyricon - Stuttgart
30.01.2009 | 11:1916.12.2008, Röhre
SATYRICON rocken die Stuttgarter Röhre in meisterlicher Manier. Da bleibt kein T-Shirt trocken.
Eine Aushängeschild der Szene wie SATYRICON in einem kleinen Club? Das darf man sich nicht entgehen lassen, so meine Devise. Das haben sich auch viele andere Headbanger gedacht, denn die Röhre in Stuttgart ist gut gefüllt - auch als der Support-Act ZONARIA anfängt. Eingehüllt in spartanisch gehaltenes Licht legen Gitarrist und Shouter Simon Berglund und seine Truppe los mit ihrem Auftritt, der eine halbe Stunde melodischen Black Metal mit einigen Death-Metal-Splittern bietet. In raueren Momenten erinnert die Musik der spielfreudigen Schweden an neuere DIMMU BORGIR, doch ZONARIA agieren zumeist verspielter und glatter als die Norweger.
Obwohl es spielerisch rein gar nichts an der Vorstellung der Truppe auszusetzen gibt, so weicht mein Interesse nach drei oder vier Stücken einem leicht zappeligen Warten auf den legendären Hauptact. Das Publikum scheint meine Stimmung mehr oder minder zu teilen. Es wird applaudiert - und das noch nicht einmal wenig -, doch von der Stimmung, die nachher den Club während des Auftritts von SATYRICON beherrschen soll, können ZONARIA nur träumen.
Als Satyr, Frost und die vier Sessionmusiker die Bühne betreten, bricht lauter Jubel aus. Mit 'Repined Bastard Nation' eröffnen SATYRICON einen achtzigminütigen Set, der an Intensität nur schwerlich zu überbieten ist. Obgleich die Band abgesehen von zwei obligatorischen Stücken des feinen "Nemesis Divina"-Albums ihr frühes Schaffen vollkommen unberücksichtigt lässt, bestätigen die Fanreaktionen SATYRICON in der Songauswahl. Auch die jüngere Schaffenszeit der Band in Form von Stücken wie 'Now, Diabolical' oder 'Havoc Vulture' begeistert live und reißt das Publikum mit, das die Refrains laut mitshoutet.
Frontmann Satyr macht immer wieder einige Schritte nach vorn und betritt die metallene Absperrung vor dem lächerlich schmalen Bühnengraben. Er schüttelt die Hände der Fans, und in Sachen Bewegung ist er gar der Aktivposten der Band. Die Begleitmusiker an den Klampfen, Steinar "Azarak" Gundersen und Gildas Le Pape, schütteln fleißig ihre langen Mähnen, während sie das Liedgut von SATYRICON gekonnt und schnittig reproduzieren. Die Klampfenfront fräst eindrucksvoll, das steht fest. Spirit haucht den Stücken allerdings erst Ausnahmedrummer Frost ein, der hinter einem mächtigen Schlagzeug-Kit verschanzt mit stoischer Energie seine Toms, Snares und die Hi-Hats vermöbelt. Seine Haare fliegen umher, und nur mit etwas Glück kann man einmal das Gesicht des tobenden Norwegers erkennen.
Der heimliche Hit der aktuellen Langrille "The Age Of Nero" hört zweifellos auf den Namen 'Black Crow On A Tombstone' und knattert live noch um einiges stärker als auf Konserve. Ein Blick in das Publikum zeigt allerorts begeisterte Fanreaktionen, ehe dann mit 'Forhekset' ein leicht grimmiger, hymnischer Track einen Schritt in die Vergangenheit wagt.
Ein Grinsen beschleicht mich, wenn ich Keyboarderin Jonna Nikula beobachte, wie sie unentwegt ihre lange blonde Mähne umherwirbelt, als gäbe es kein Morgen. Dass sie spielerisch nur sehr wenige Stücke mit ihrem Instrument untermalen darf, scheint sie nicht wirklich zu stören.
Auch aktuelle SATYRICON-Tracks sorgen für beeindruckende Eruptionen auf und vor der Bühne, was die sehr brutal gebolzten Stücke 'Die By My Hand', aber auch das mächtige 'Commando' eindrucksvoll illustrieren.
Am Ende des regulären Teils der SATYRICON-Darbietung wird es wieder etwas Rock- und Groove-betonter. Satyr schnallt sich eine schick aussehende weiße Gitarre um und intoniert mit den zwei Gitarristen eine wuchtige Version von 'The Pentagram Burns' vom "Now, Diabolical"-Album. Dann verabschiedet sich die Band und verlässt die Bühne.
Natürlich kann es das noch nicht gewesen sein, und für zunächst zwei Zugaben dürfen wir das Sextett noch einmal genießen. Das rockige 'K.I.N.G' funktioniert live prima, doch in einen manischen Rausch versetzt das Publikum am Ende zweifellos 'Fuel For The Hatred' mit seinem wahnwitzigen Grundriff, welches der Menge noch einmal einiges an Kräften abringt. Und noch einmal verlässt die Band die Bühnenbretter. Klar: 'Mother North', der wohl legendärste Hit und einer der ganz großen Klassiker des Black Metal, darf in einer Setlist der Norweger nicht fehlen. Irgendwie scheint es der Mann am Mischpult etwas zu gut zu meinen mit der Lautstärke, denn trotz Ohropax dringt die Performance nun verdammt laut, dafür aber leider breiig aus den Boxen, so dass man am Anfang schon genau hinhören muss, um den Genreklassiker zu identifizieren. Doch dann ist Schädeln angesagt - ein letztes Mal heute Abend, ehe etwa 200 Fans SATYRICON in die Nacht verabschieden. Was für ein Auftritt!
- Redakteur:
- Martin Loga