Sauna Open Air - Tampere
11.07.2009 | 16:5705.06.2009, Eteläpuisto
Der alljährliche Auftakt der finnischen Sommerfestivalsaison.
Wenn die Finnen für eine Sache bekannt sind, dann dürfte das wohl die Sauna sein. So verwundert es auch nicht, dass eins der unzähligen finnischen Sommerfestivals danach benannt wurde. Jedes Jahr Anfang Juni versammeln sich in Tampere Musikfans aus ganz Finnland und Europa, um der härteren Musik zu frönen und zugleich die Saison der finnischen Sommerfestivals einzuläuten. Das Festival selbst ist nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum Tamperes entfernt und mit zwei Bühnen sehr überschaubar und gemütlich.
Während auf der kleineren Bühne DEUTERONOMIUM ihr Set spielen, stehen die meisten Besucher draußen noch in der Schlange, um das Gelände zu betreten. Pünktlich zum ersten Akt auf der Hauptbühne hat sich dann allerdings doch bereits eine beachtliche Menschenmasse angesammelt. Kein Wunder, denn mit AMORPHIS betritt hier eine der finnischen Metalsäulen die Bühne. Man präsentiert viele Lieder des aktuellen Longplayers "Skyforger", und Stücke wie 'Sampo' oder auch die unvermeidliche Single 'Silver Bride' können live ebenso einheizen wir alte Favoriten. 'House Of Sleep' darf im Set genauso wenig fehlen wie 'Towards And Against', 'Cast Away' oder auch das wunderschöne Schlusslicht 'Alone'. Die Stimmung vor und auf der Bühne ist gut, und die Combo um Sänger Tomi Joutsen (dessen Dreadlocks immer länger werden) kann wieder einmal auf einen gelungenen Gig zurückblicken und sich selbst auf die Schulter klopfen, dass sie bereits am frühen Nachmittag so viele Menschen haben locken können.
45 DEGREE WOMAN haben da weniger Glück, lediglich drei Reihen stehen vor der kleinen Bühne, die meisten Besucher checken die Band nur im Vorbeigehen oder beobachten das Geschehen vom Alkoholgelände aus. Dabei ist die gradlinige Rockmusik der Finnen gar nicht mal schlecht. Voller wird es dann wieder vor der Hauptbühne, denn DUFF MCKAGAN'S LOADED haben sich angekündigt. Der ehemalige GUNS N' ROSES-Bassist ist zwar doch ziemlich alt geworden, kann aber noch immer rocken, das beweisen er und seine Kumpanen in der einstündigen Spielzeit. Old-School-Rock wird mit frischen Punk-Elementen gemixt und sorgt für gute Laune - daran kann auch der aufkommende Nieselregen nichts ändern. Als Special Guest kommt für die letzten Lieder Michael Monroe, Sänger der kürzlich in den Ruhestand gegangenen Rock-Ikonen HANOI ROCKS, auf die Bühne und gibt die GNR-Klassiker 'It's So Easy' und 'Welcome To The Jungle' zum Besten. Natürlich muss der Herr auch wieder einmal seine Sportlichkeit beweisen, und so klettert er die Bühne hoch und wieder herunter, um sich zum Abschluss mit einem perfekten Damenspagat zu verabschieden. Respekt.
Für die Enttäuschung vieler Fans zeigen sich dieses Jahr MESHUGGAH verantwortlich, denn viele Fans sind extra nach Tampere gereist, um ihre Lieblinge wieder einmal live erleben zu dürfen, nur um dann mitgeteilt zu bekommen, dass die Band leider ihren Auftritt canceln musste. Als Ersatz wurden kurzfristig die Finnen von MEDEIA verpflichtet, die ihre Sache zwar gut machen, aber dennoch die Enttäuschung nicht wettmachen können. SOILWORK-Fans hingegen müssen keine langen Gesichter machen, denn die Schweden sind nicht nur pünktlich auf der Hauptbühne, sondern präsentieren sich auch noch in absoluter Topform. Kein Wunder, dass der erste Moshpit nicht lange auf sich warten lässt - in Pfützen macht so was ja immer noch einmal besonders Spaß. Die Stimmung ist bestens, und der Band scheint ihr Ausflug nach Tampere wirklich Spaß zu machen, was mit guter Publikumskommunikation belohnt wird.
Optisch würde man VIIKATE nie der Metalszene zuordnen, dennoch gehört die auf Finnisch singende Combo zu den beliebtesten Bands des Landes und spielen nun - dank der MESHUGGAH-Absage - als Headliner auf der kleineren Bühne. Das Publikum ist enthusiastisch und freut sich über einen musikalischen Querschnitt der Bandgeschichte. Den präsentieren auch APOCALYPTICA, die das Schlusslicht des Tages bilden. Neben altbekannten und geliebten METALLICA-Covern spielen die drei Cellisten und ihr Drummer Mikko vor allem auch eigene Stücke wie zum Beispiel 'Bittersweet' und 'Betrayal'. Auch einen Überraschungsgast haben sie im Gepäck, und SONATA ARCTICA-Sänger Tony Kakko betritt im gewohnten Hutzelmännchen-Outfit die Bühne, um die Hits 'I'm Not Jesus' und 'Life Burns' zum Besten zu geben - auch wenn er bei Letzterem nicht textsicher ist. Auch für die Zugabe erscheint er noch einmal auf der Bildfläche und legt mit 'I Don't Care' eine wahre Meisterleistung hin. Das Gleiche kann man auch von Eicca und seinen Mitstreitern sagen, die ihren Auftritt mit Bravour meistern und somit den ersten Tag des Festivals klangvoll zu Ende bringen.
- Redakteur:
- Ricarda Schwoebel