Scheddelspalter Pt. 1 - Leipzig
21.04.2006 | 10:0507.04.2006, Kulturbundhaus
Samstag, 08.04.:
Am Samstag war es ein wenig voller als den Tag zuvor. Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich die ersten beiden Bands (HATE THE PLAYERS und NORTHSHORE) verpasst habe. Sorry dafür, aber ein ordentliches Viererpack stand ja trotzdem noch an.
MYRA war dann von den verbliebenen vier Bands wohl diejenige, die dem Metal noch am nächsten stand. So stand hier lupenreiner Metalcore auf dem Programm, der allerdings ausschließlich die gängigen Strukturen bediente. Insgesamt ging der Auftritt auf Grund des Engagements der Beteiligten dennoch voll in Ordnung. Hier konnten sich die Death-Metal-Sympathisanten (so denn an diesem Abend welche da waren - das Billing war da stilmäßig ja ziemlich fest gelegt) gleichermaßen wie die Hardcore-Freaks im Moshpit ein paar blaue Flecken holen.
Und auch wenn MYRA noch nicht so lange existieren, so besteht die Band doch aus erfahrenen Musikern, die z.B. schon in THINK ABOUT MUTATION oder FULL SPEED AHEAD tätig waren. Eine gewisse Routine merkte man den Jungs deshalb auch an, was ich jetzt allerdings nicht negativ verstanden wissen will.
PARIS IN FLAMES zeichneten sich durch ihre brachialen und stampfenden Riffs und den sehr präsenten Bass aus, wodurch die Darbietung äußerst heftig geriet. Stilistisch würde ich das Ganze als Hardcore mit einem Schuss Punk Rock bezeichnen. Die Jungs machten ordentlich was her und mischten das Publikum nach allen Regeln der Kunst auf. Über den Gesang hatte ich vorher nicht so viel Gutes gehört - konnte dies aber dann an Hand des Live-Eindrucks nicht bestätigen, da Sänger Ralf eine ordentliche Leistung am Mikro ablieferte. Man muss zwar ganz klar sagen, dass es durchaus Bands gibt, denen PARIS IN FLAMES musikalisch sehr ähneln, aber die Refrains und Melodien sind zumindest ziemlich einprägsam, wodurch die fehlende Originalität wieder wett gemacht wird.
SIX POUND GOD wurden dereinst von den S.F.O.C.-Mitgliedern (die werden einigen noch was sagen) Michael und Stephan gegründet. Witzigerweise war es ausgerechnet Björn von S.F.O.C., der vor über den Daumen gepeilten sechs Jahren ungewollt den Namen "Heavy Metal - nix im Scheddel" erfunden hatte. So schließt sich der Kreis...
Geboten wurde brachialer Hardcore mit Metal-Gestampfe, der aber auf Dauer auch etwas eintönig rüberkam. Einen Gastauftritt als Shouter hatte dann ein gewisser Kai, wobei ich nicht mitbekommen habe, welche Funktion im Bandumfeld dieser einnimmt. Allerdings war es nicht unbedingt ein Ohrenschmaus, als sich besagter Kai als Gastbrüller bei SIX POUND GOD betätigte, da er hierbei doch ein wenig Bedarf zum Üben offenbarte. Dennoch gefielen mir SIX POUND GOD eine Ecke besser als PARIS IN FLAMES davor, vor allem da sie eine tüchtige Ladung Aggressivität unter das langsam müde werdende Publikum pumpten.
Setlist:
Heart-Shaped Coffin
To Die A Bitter Love
And Light Will Break The Darkness
River Of Blood
Glowing Vein
The Curse Of The Crown
With Upraised Blade
Shattered Picture
Platoon
Doomed
Und dann warteten alle auf KHMER. Los ging es damit, dass bereits in der Umbaupause etwas vom Band eingespielt wurde, das so klang, als würde jemand aus einem kambodschanischen Wörterbuch vorlesen. Schließlich musste man dann in Dauerrotation folgendes über sich ergehen lassen: "Guten Tag. Khmer, Wort für Wort, einige wichtige Eigenschaftsworte" (Khmer ist die Amtssprache in Kambodscha - Anm. d. Verf.). Eigentlich eine witzige Sache, wobei es, wenn man das dann zum hundertsten Male in monotoner Gleichförmigkeit hört, doch ein wenig an den Nerven zerren kann (sogar in den Pausen zwischen den Songs ging diese Beschallung weiter).
Doch zur Musik. Und da langten KHMER voll zu, und stellten die anderen Bands des Abends klar in den Schatten. Ihr aggressives Hardcore-Brett ließ den Sabber im Mund zusammen laufen, zugleich kam die Band aber auch locker und lustig rüber. Das machte zum Finale noch mal mächtig Spaß und beim abschließenden RAMONES-Cover 'Blitzkrieg Bop' war dann natürlich noch mal komplettes Ausrasten angesagt.
Setlist:
Ostwind
Search The Smurf
Pornstar 69
Filthy Sanchez
Marabu
Mofo
20.000.000
Advice
Merrioneth
Wise Up!
Karli
Satan
Gimp
Holiday
Can't Close My Eyes
Skinhead Mädel
Blitzkrieg Bop
Fazit:
An beiden Abenden gab es von musikalischer Seite Licht und Schatten, wobei aber doch die guten Darbietungen das Übergewicht hatten. Ansonsten verdient es auf jeden Fall Respekt, so ein Zwei-Tage-Festival ausschließlich mit lokalen Bands durchzuziehen und auf zugkräftige große Namen zu verzichten. Aber der Erfolg gibt den Scheddel-Jungs und -Mädels auf jeden Fall recht und somit dürfte einem Scheddelspalter Part 2 im nächsten Jahr eigentlich nichts im Wege stehen.
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer