Sodom - Würzburg
22.12.2007 | 15:2716.12.2007, Soundpark Ost
Zwanzig Jahre lang "Metalbörse" können schon ein Grund zum Feiern sein. Anlässlich dieses Jubiläums statten SODOM der fränkischen Residenzstadt Würzburg am 16.12.2007 einen Besuch ab. Als Support fungieren JUSTICE und FINAL BREATH.
Am Soundpark Ost (früher bekannt unter dem Namen Rockpalast) angekommen, tummelt sich eine große Traube von Leuten vor dem Einlass. Bei garstigen null Grad Celsius und einem ekelhaften Wind schlottert so mancher vor der Eingangstüre. Die Karawane zieht sehr langsam und bedächtig in den Soundpark ein. So mancher Spezialist, der mit bloßem T-Shirt (!) bekleidet schätzungsweise zwanzig Minuten vor dem Einlass wartet, wird seine Entscheidung, sich lediglich einen dünnen Fetzen Stoff überzuwerfen, sicherlich verflucht haben.
Mit ordentlicher Verspätung legen die Franken JUSTICE gegen 19:45 Uhr los. Während die Band bis vor etlichen Jahren eher als gutklassige Coverband denn als Combo mit eigenen Songs bekannt war, so haben JUSTICE heutzutage doch etliche Veröffentlichungen in der Hinterhand. Und so werden Zurufe des Publikums nach einzelnen Coversongs von Sänger Mitch mit den Worten "Wir sind heute nicht zum Covern da" abgeschmettert. Stilistisch bieten JUSTICE heute Abend ein buntes Sammelsurium aus allen möglichen Metalgenres. Von thrashigen über Death-Metal-artige Stücke bis hin zu fast reinrassigen Power-Metal-Songs bietet das Quintett eine breite Palette. Den Anfang machen 'Die Your Life' und '2 Minutes 2 Live', die recht gut beim Publikum ankommen. Einen Vorgeschmack auf das kommende Studioalbum, mit dem die Band gerade zugange ist, bietet 'Bleeding God', ein recht melodisches Power/Thrash-Stück, das recht vielversprechend klingt. Demgegenüber wirkt das aggressive, aber irgendwie nicht gerade mitreißende 'Massacre Of Fear' doch deutlich blasser. Bei dem knackigen 'Future Oppressions' und dem grunzig klingenden Schlussstück gehen die Hundertschaften im Soundpark Ost dennoch ganz gut ab, und die Zeit ist nun gekommen, endlich wieder einem Auftritt der Thrasher von FINAL BREATH beizuwohnen.
Seit dem letzten FINAL BREATH-Album "Let Me Be Your Tank" (2004) ist nun schon einige Zeit vergangen. Und live haben sich die Franken in den letzten zwei Jahren doch sehr rar gemacht. Umso gespannter bin ich auf den Auftritt der Herrschaften, zumal ich im Vorfeld gelesen hatte, dass die Band auch neue Stücke spielen wird. Doch diese Aussage bewahrheitet sich leider nicht. Das macht aber nichts, denn auch so ist der Auftritt von Sänger Eumel (alias Jürgen Aumann) und Co. ein Vergnügen. Der Funke springt vom ersten Moment an auf das Publikum über, denn FINAL BREATH präsentieren sich arschtight und sehr motiviert. Eumel ist super bei Stimme und hat seine ehemals sehr hektisch wirkende Bühnenperformance zugunsten eines cooleren Stageactings abgelegt. Mit Thrash-Granaten der Güteklasse 'Greed For Revenge' und 'Eyes Of Horror', die dank des wuchtigen Sounds umso intensiver zur Geltung kommen, kann denn auch absolut nichts schief gehen. Mit 'Law Of Nature' reanimiert die Band gar ein sehr altes Stück, das für nicht minder gute Publikumsreaktionen sorgt. Alles in allem haben FINAL BREATH eine wirklich tolle Show aufs Parkett gelegt. Spielt wieder häufiger live, Jungs!
Nach der hervorragenden Vorarbeit von FINAL BREATH ist es nun an der Zeit, dass SODOM den Soundpark Ost richtig zum Kochen bringen. Tom Angelripper, der sich nach eigener Aussage eine üble Magen-Darm-Sache eingefangen hat, kündigt gleich an, trotz alledem eine fette Party mit den Zuschauern zu feiern und es richtig krachen lassen zu wollen. Der Einstand mit 'Blood On Your Lips' klingt zunächst alles andere als prickelnd, da der Mann am Mischpult wohl ein Nickerchen eingelegt hat. Die Gitarre von Bernemann ist zunächst tot, und der Sound klingt ausgesprochen matschig. Doch dieses Manko ist nach etwa zwei Minuten beseitigt, und einer starken Show der Ruhrpott-Legende steht nichts mehr im Wege. Bei 'Outbreak Of Evil', das messerscharf heruntergeholzt wird, tobt der Moshpit bereits. Tom ist bestens bei Stimme, und er shoutet und röhrt eindrucksvoller denn je. Der Grooveshredder 'Napalm In The Morning' schlägt prächtig beim Publikum ein, ehe wieder ganz alte Klassiker wie das frenetisch mitgebrüllte 'Sodomy & Lust' und das drumtechnisch besonders rabiat geprügelte 'Blasphemer' den wohl etwa 600 Zuschauern entgegengepustet werden. Als echte Überraschung ist das Auftauchen von 'Obsessed By Cruelty' in der Setlist zu werten, das laut Tom vorher nicht geprobt wurde. Davon ist jedoch nichts zu hören, denn dieser Track killt!
Nun wird der erste deutschsprachige Klassiker zum Besten gegeben: 'Wachturm'. "Der nächste Song geht über die Zeugen Jehovas. Ich will gar nicht ablästern über die Scheiße. Ich hab mit denen schon genug Ärger gehabt", so der SODOM-Frontmann. Die Publikumsresonanzen sind hervorragend. Irgendwie scheint sich dann aber der Magen-Darm-Infekt bei Tom bemerkbar zu machen, und so begibt er sich für einige Minuten aufs Örtchen. Als er wieder auf die Bühne kommt, wird er mit etlichen "Ausgeschissen!"-Rufen begrüßt, was der Meister mit einem breiten Grinsen quittiert. Tom Angelripper entgegnet den Fans stattdessen 'Ausgebombt', das für mächtig Stimmung im gut besuchten Soundpark Ost sorgt. Im Zugabenteil geht noch einmal mächtig die Post ab, und manche Fans singen bei der 'Stummen Ursel' sogar den darin eingebauten kurzen Udo-Jürgens-Part mit - unglaublich! Das unablässig eingeforderte 'Bombenhagel' mit dem kultigen Bassgeschredder muss jetzt natürlich folgen. Mit ordentlich Rumms ist nach knapp 70 Minuten dann aber Schicht im Schacht.
Die Ruhrpott-Legende hat heute Abend wahrhaftig die Vorlage für eine fette Thrash-Party geliefert. An der Show selbst gibt es nichts zu bemängeln. Der Sound stimmte, die Songauswahl war superb, und spielerisch gehört das SODOM-Trio ohnehin zu den besten und eindrucksvollsten Dreiergespannen, die mir auf Anhieb einfallen [du machst Witze, oder? - d. Red.]. Egal ob Bernemann an seiner Sechssaitigen (der spielerisch mehr Druck macht und teilweise abgefahrenere Licks bringt als manches Gitarren-Duo), Bobby mit seiner präzisen und brutalen Schlagzeugarbeit oder Meister Tom Angelripper - SODOM sind nach fünfundzwanzig Jahren im Geschäft für mich immer noch der Inbegriff der deutschen Thrash-Szene.
Setlist:
Blood On Your Lips
Outbreak Of Evil
Napalm In The Morning
Sodomy & Lust
Blasphemer
Obsessed By Cruelty
Agent Orange
Wachturm
Ausgebombt
City Of God
Witching Metal
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Remember The Fallen
Die Stumme Ursel
The Saw Is The Law
Bombenhagel
- Redakteur:
- Martin Loga