Soilwork - Wien
02.11.2005 | 22:1622.10.2005, Planet Music
Herbst in Wien bedeutet immer eine Konzertflut, die ihresgleichen sucht. Und dass bei der großen Event-Auswahl das Planet Music an diesem Tag voll war, war wirklich eine positive Überraschung. Schon in ihrer Heimatstadt Stockholm sorgten SOILWORK für eine ausverkaufte Halle und eine Show, die schwer zu schlagen war, doch auch in Wien schafften es die Schweden (und vor allem auch HATESPHERE!) die gute Konzertlaune rasend schnell zu verbreiten und kollektives Headbangen, Mitsingen und Feiern heraufzubeschwören.
Eröffnet wurde der Abend von ARS MORIENDI, einer jungen und motivierten Truppe aus der Steiermark, die sich selbst die Stilbezeichnung "Fucking Thrash Metal" gibt. Rätseln sollte man darüber nicht, einfach nur hinhören und sich davon überzeugen lassen, dass es hier tatsächlich mächtig aus den Boxen thrasht. ARS MORIENDI legten auf jeden Fall ein gutes Tempo vor, kamen mal groovig, mal mit schönen Death-Metal-Parts und mal mit gnadenlosem Thrash bei den Fans gut an und konnten sich lediglich über die etwas unglückliche Einlasszeit ärgern. So mussten die Jungs vor einem recht spärlichen Publikum spielen, während viele noch darauf warteten, endlich in die Halle zu kommen.
Bei CONSTRUCDEAD sah das Bild schon anders aus, und die Schweden erwartete ein gut gefülltes Planet Music mitsamt einigen Freaks in der ersten Reihe, die es nicht lassen konnten auch schon vor der Show laut zu brüllen. Eine ziemlich brachiale Soundwelle überrollte uns als CONSTRUCDEAD endlich loslegten und auch die "Neuen" im Bunde, Bassist Viktor und Sänger Jens, die erst seit diesem Jahr mit an Bord sind, fügten sich perfekt ein. Im Gegenteil, die beiden wirkten als hätten sie nie was anderes getan, als bei CONSTRUCDEAD die Sau rauszulassen: Viktor ließ die Rastas wild kreisen und suchte den Kontakt zu den Fans (was er übrigens auch nach der Show gerne tat) und Jens brüllte sich die Seele aus dem Leib und sprang über die Bühne wie ein Wilder. Fast konnte man meinen, er hätte bei Jacob von HATESPHERE Unterricht in Sachen Posen genommen, doch dieser zeigte uns dann noch, wie die ultimative Posing-Liga der Sänger aussieht.
Eigentlich unglaublich, da touren sich HATESPHERE förmlich den Arsch ab und es wird einfach nie langweilig. Die Dänen werden bei jeder Show besser und auch ihre Popularität schien seit der Tour mit DARK TRANQUILLITY im Februar enorm gestiegen zu sein. Kaum hatten CONSTRUCDEAD die Bühne verlassen, wurde schon lauthals nach den Dänen gerufen. Der kollektive HATESPHERE-Chor überraschte sogar die Band selber, die mit einem breiten Grinsen Ihre Instrumente auf die Bühne schleppte und dabei immer wieder von Fans in den ersten Reihen um Fotos gebeten wurde. Was mich aber wunderte, war die große Uhr, die man sich vors Drumkit klemmte. Vergessen HATESPHERE gerne die Zeit beim Spielen? Bei der Energie, die da losgelassen wird, eigentlich kein Wunder - und wer HATESPHERE schon mal live gesehen hat, weiß was ich meine. Vom ersten Ton an wurden die Nackenmuskeln strapaziert und ein drückend genialer Sound aufs Publikum losgelassen. 'Lowlife Vendetta', das neue 'Reaper Of Life', der Hit 'Murderous Intent' oder das gnadenlos groovige 'Vermin' waren nur einige der Highlights dieser Dänenwalze! Jacob gab wie immer alles, unterstützt von einer gnadenlos posenden Gitarrenfraktion, die mittlerweile ein perfektes Zusammenspiel erreicht hat und ihre irren Riffs in einem Tempo runterballert, dass man nicht selten nur mehr beeindruckt ist. Pepe machte sich den Spaß und beklebte seine Gitarre mit lustigen Sprüchen, die ich leider aufgrund der dänischen Sprachbarriere nicht entziffern konnte. Doch der große "bring back my czech boy"-Sticker erzählt eine traurige Geschichte: An dieser Stelle klebte sonst immer eine Spielkarte mit einem "Herzbuben" (wohl ein transsexueller Herr), die seit bestimmt einem Jahr die Front von Pepes Gitarre zierte. Doch wurde der arme Pepe in Schweden bestohlen und vermisst seitdem seinen Herzbuben, Hinweise werden gerne entgegen genommen! Wenig beeindruckt von diesem Verlust machte Jacob seine gewöhnliche Mördershow, sprang in den Fotograben und warf sich sogar crowdsurfend während dem Singen ins Publikum. Da kann man nur noch sagen: HATESPHERE sind irre und das bewiesen sie auch bei der Aftershowparty, wo man mehr oder weniger freiwillig in den Anblick von Jacobs Allerwertesten kam (wohl nicht das erste Mal, wir erinnern uns alle an die Jägermeister-Vernichtung am Up From The Ground...).
Setliste:
Lowlife Vendetta
Deathtrip
Reaper Of Life
Murderous Intent
Sickness Within
Vermin
Downward To Nothing
The Fallen Shall Rise In A River Of Blood
Disbeliever
Heaven Is Ready To Fall
Hate
Insanity Arise
SOILWORK freuten sich über eine nicht minder enthusiastische Fangemeinschaft und dankten es mit einer motivierten Show, die dem Auftritt den ich in Schweden sehen konnte um nichts nachstand. Eigentlich unglaublich, wie die gesamte Mannschaft nach so einer langen Tour noch dermaßen viel Energie zum Vorschein brachte, denn Wien war das vorletzte Konzert. Nur der etwas miese Sound trübte das Schweden-Death-Spektakel ein wenig, der Gesang war teilweise viel zu leise und die feinen Gitarrenmelodien gingen auch zu oft im Soundbrei unter. Bei einer Setliste mit Hits wie 'Figure Nr. 5', 'The Bringer' oder 'Rejection Role' konnten SOILWORK aber nicht viel falsch machen, und einige behaupteten am Ende sogar, die Band sei heute das, was IN FLAMES mal waren. So krass würde ich das zwar nicht darstellen, einen würdigen Headliner-Status hatten SOILWORK aber auf jeden Fall - und das bewies nicht nur ein proppevolles Planet Music, sondern auch die Begeisterung der Fans, die zu jedem Song abgingen wie Sau! Selbst die anderen Bands, die am Merch-Stand ihr Zeug verkauften, mussten hier mitmachen und waren nach ihrem eigenen Auftritt nicht müde, noch zu den SOILWORK-Klängen zu bangen und zu feiern. Auf der Bühne herrschte dafür gute Laune ohne Ende, Björn sang zwar aufgrund des matschigen Sounds ab und zu einen krummen Ton, doch seine Begeisterung und die Energie seiner Mitstreiter machten die kleinen Fehler wieder wett. Bassist Ola tobte mit einem fetten Grinser über die Bühne und auch Drummer Dirk, der sonst bei SCARVE die Stöckchen Schwingt, schien wieder in Bestform zu sein (in Hamburg hatte ihn ja eine verletzte Hand außer Gefecht gesetzt). Als es nach 'Blind Eye Halo' vorläufig zu Ende war, ließen sich die Wiener nicht lange bitten und heizten den Schweden mit Zugabe-Rufen ein, bis SOILWORK noch mal zum letzten Hit-Trio ansetzten und mit 'As We Speak', 'Sadistic' und dem Mitsing-Stück 'Follow The Hollow' die letzten Begeisterungstürme aus den Fans kitzelte.
Setliste:
Stabbing The Drama
Figure Nr. 5
Flameout
Needlefeast
One With The Flies
Chainheart
Overload
The Bringer
Nerve
Bastard Chain
Rejection Role
Room #99
Blind Eye Halo
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As We Speak
Sadistic
Follow The Hollow
Wie schon bei anderen Konzerten zuvor, stand nach dem Gig eine Aftershowparty im Planet Music Cafe auf dem Plan, dieses mal lautete das Motto "Let's get drunk and naked" und erstaunlicherweise passte das auch wirklich gut. Nach ein paar Flaschen Hochprozentigem entkleideten sich die Herren bis auf die Unterhose und saßen so gemütlich in der Runde, um dem Rausch zu frönen...wie weit diese Entkleidungsaktion führte, weiß ich leider (besser gesagt zum Glück!) nicht mehr, da ich nach ausgiebigem Nutzen der Happy Hour (wir erinnern uns: Schnaps um 1 Euro) das Weite suchte.
- Redakteur:
- Caroline Traitler