Solemnity / Ligeia - Crailsheim

27.04.2002 | 05:57

19.04.2002, Eiche

Vor ein paar Wochen ist mir zufällig die SOLEMNITY-CD "Reign In Hell" in die Hände gefallen - dass ich sie ziemlich gut finde, kann man ja auch in der Review-Sektion nachlesen (...). Als ich dann vor kurzem erfahren habe, dass SOLEMNITY nach einer fast eineinhalbjährigen Bühnenabstinenz wieder live spielen sollen, war für mich klar, dass dieses Konzert nicht ohne mich ablaufen darf. Gesagt, getan. Und so habe ich mich am frühen Abend des 19. April, mit zwei langhaarigen Bombenlegern im Schlepptau, auf den Weg in die Eiche nach Crailsheim gemacht, um mir dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen.

Als Support-Act waren LIGEIA am Start (ob das wohl daran liegt, dass LIGEIA-Dani und SOLEMNITY-Sven ein Pärchen sind?), die - so wie ich - aus dem Ulmer Raum kommen. Deshalb war es auch nicht das erste Mal, dass ich diese Band zu sehen bekam. Doch auch dieser Auftritt hatte für mich seinen Reiz - schließlich haben sich LIGEIA vor einem Weilchen von ihrem Schlagzeuger getrennt, und in diesem Zuge hat dann auch gleich der Bassist die Band verlassen. Inzwischen wurde zwar in Form von Michael (b.) und Sascha (dr.) Ersatz gefunden, doch live haben LIGEIA in dieser Besetzung bislang nicht gespielt. Man durfte also gespannt sein... Nach dem obligatorischen Intro legten sie mit "Wings Of Fire" erstmal recht ordentlich los, und schoben auch gleich noch "Beyond The Sky" hinterher, dass zwar etwas ruhiger anfängt, aber dann doch gut abgeht. Die beiden Neuen gaben sich relativ zurückhaltend, machten ihre Sache dafür aber ziemlich gut. Jörg agierte an der Gitarre gewohnt souverän, und Dani zeigte sich an diesem Abend in guter Verfassung - vor allem in stimmlicher Hinsicht, denn der Gesang kam angenehm rauh daher (auch wenn einige der anwesenden Männer wohl nicht nur auf Danis Stimme geachtet haben ;-)). Nach einer kurzen Ansage ging es mit "Here We Are" weiter, das wie gewohnt dazu verwendet wird, die Stimmung ein wenig anzuheizen, da es sich ausgesprochen gut zum Mitsingen/-gröhlen eignet. Doch das war an diesem Abend gar nicht so einfach, da sich zum einen nur recht wenige Leute in die Eiche verirrten - um die 50 dürften es wohl gewesen sein -, und zum anderen gaben sich die Anwesenden größtenteils recht zurückhaltend (mit diesem Problem hatten später auch SOLEMNITY zu kämpfen). LIGEIA machen dann mit "Gloria", in das sie ein nettes Happy Metal-Instrumental eingebaut hatten, und "Angelwitch" weiter, und ließen sich von der mäßigen Stimmung im Publikum kaum verunsichern. Oder vielleicht doch, denn zu Beginn des nächsten Songs gab es ein kleines Missverständnis zwischen Schlagzeuger und Sängerin (Dani: "Trommelschlumpf"), das aber ziemlich schnell abgehakt werden konnte, und es konnte planmäßig mit "Mistress Of The Night" weitergehen. Natürlich durfte auch dieses Mal die Ballade "Noise Of Silence" nicht fehlen, die wie üblich nur von Jörg und Dani präsentiert wird. Anschließend gaben LIGEIA mit "Last Desire" und dem abschließenden "Walpurgis Night" nochmal ordentlich Gas, und ernteten dafür verdientermaßen einen ordentlichen Beifall. Auch wenn es sich der Großteil des Publikums nicht anmerken ließ, so schienen LIGEIA doch ziemlich gut angekommen zu sein, und so gab es auf Wunsch mit "Night Of The Cross" dann auch noch eine Zugabe, die mit der allseits bekannten Sesamstraßen-Melodie abgeschlossen wurde. Wenn man bedenkt, dass die Band erst seit vier Wochen in dieser Form zusammenspielt, dann kann man LIGEIA einen durchaus guten Auftritt bescheinigen - schließlich hatten es die vier Musiker auch mit erschwerten Bedinungen zu tun: schlechter Sound und nicht viel besseres Publikum.

Es dauerte dann etwa 20 Minuten, bis das Licht wieder ausging, und das Intro "Ave Satani" aus den Boxen dröhnte. Nach und nach kamen die Musiker auf die mit Festungsmauern, Steinsäulen, Kerzenständern und vielem mehr dekorierte Bühne, wobei vor allem Bassist Andy auffiel, da er sich als Sensenmann verkleidet hatte (in diesem Aufzug spielte er dann auch den gesamten Gig). SOLEMNITY stiegen dann mit Pauken und Trompeten, äh, mit "Solemnity", das auch auf der CD als Opener fungiert, und zahlreichen Pyros perfekt in ihren Set ein, und legten mit "Open Fire" auch gleich noch einen ordentlichen Kracher nach. Passend zum Titel holte nun Sven The Axe sein großes Schwert auf die Bühne, und natürlich sprühten auch hieraus Funken in alle Richtungen. Es folgte anschließend der Titeltrack der CD, "Reign In Hell" (überhaupt hatten SOLEMNITY die Reihenfolge der Songs auf der CD 1:1 übernommen), der im Vergleich zu seinem thrashigen Vorgänger weitaus melodiöser daherkam, und selbstverständlich wurde der Refrain - zumindest von einigen Leuten - lauthals mitgegröhlt. Doch auch bei SOLEMNITY kam keine wirklich gute Stimmung auf - das will ich aber keinesfalls der Band in die Schuhe schieben, Sven & Co. bemühten sich sehr und hatten sich auch allerhand einfallen lassen (während "Reign In Hell" verbrannte er zum Beispiel sehr show-mäßig eine Bibel). Für den nächsten Song, "Vampire´s Dance", der ausnahmsweise nicht auf der CD enthalten ist, hat sich Sven dann als eine Art Hexenmeister verkleidet - mit Hut, Umhang und Stab, KING DIAMOND lässt grüßen -, und während des Songs sprang er von der Bühne und schnappte sich LIGEIA-Dani, um ihr das Shirt im wahrsten Sinne des Wortes vom Leib zu reißen, über sie herzufallen und dann mit ihr hinter der Bühne zu verschwinden. Als er zurückkam, hatte er ein blutendes Herz in der Hand, das er ins Publikum schleuderte (und zwar mir direkt vor die Füße - vielen Dank, Sven!). Weiter ging es anschließend wieder mit einem Song von der CD, nämlich der Power-Ballade "Chalice Of Blood", zu dem natürlich passenderweise auch ein mit Blut gefüllter Kelch zum Einsatz kam. Da Sven jedoch eine soziale Ader hat, wollte das Blut nicht alleine trinken und gab daher großzügig an einige Leute im Publikum ein bisschen Blut ab. Mit "King Of Dreams" hatten SOLEMNITY dann noch einen ganz neuen Song am Start, den sie auch zum ersten Mal live spielten. Nach einem verhaltenen Beginn (der Song wurde schließlich auch als Schlaflied angekündigt) ging der Song dann ganz gut ab und entwickelte sich zu einem absoluten Nackenbrecher. Anschließend folgte eine Cover-Version des SWORD-Klassikers "F.T.W.", den laut Sven "sowieso keine Sau kennt". Mit dieser Vermutung lag er auch gar nicht so verkehrt, denn außer mir kannte den Song wohl wirklich fast niemand. Etwas bekannter ging es danach weiter, denn SOLEMNITY widmeten sich wieder dem Songmaterial auf ihrer CD. Es folgte "Blood Will Prevail" und gleich danach "Ritual Of The Beast", das wieder von ordentlich vielen Pyros begleitet wurde. Nach diesem Song verschwand die gesamte Band hinter die Bühne, doch das Ende des Gigs sollte das noch nicht gewesen sein, da vom Band ein Betweentro eingespielt wurde (wenn ich mich nicht täusche, dann war das wohl vom Godzilla-Soundtrack). SOLEMNITY kamen dann auch wieder rechtzeitig auf die Bühne zurück, und wie nicht anders zu erwarten hatte sich Sven mal wieder umgezogen - diesmal kam er als Henker verkleidet mit einer Axt auf die Bühne. Damit war dann auch klar, dass nun "Axekiller" folgen sollte. Damit wollten SOLEMNITY dann eigentlich ihren Auftritt beenden, doch damit waren die Leute im Publikum keineswegs einverstanden - schließlich fehlte ja auch noch der Abschlusstrack von der CD. Und folgerichtig gab es dann nach der obligatorischen Bandvorstellung (u.a. "am Bass der Tod") als Zugabe auch noch "Walpurgis Night" zu hören. Dass es auch hier nicht an den obligatorischen Pyros fehlte, versteht sich ja von selbst. Damit war der vor allem von der Bühnenshow her großartige SOLEMNITY-Gig dann aber endgültig vorbei, und man konnte zum gemütlichen Teil des Abends übergehen.

Unter dem Strich war es ein hervorragendes Konzert, das die leider etwas wenigen Leute in der Crailsheimer Eiche gesehen haben. Daneben fiel eigentlich nur der sehr mäßige Sound negativ auf, der bei LIGEIA ziemlich katastrophal und bei SOLEMNITY nicht viel besser war. Aber ansonsten war es ein gelungener Abend - und bei einem Eintrittspreis von 7 EUR war auch das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut in Ordnung. Deshalb kann ich mich auch immer wieder nur wiederholen: SUPPORT THE UNDERGROUND!


Setlist SOLEMNITY:

Ave Satani (Intro)
Solemnity
Open Fire
Reign In Hell
Vampire´s Dance
Chalice Of Blood
King Of Dreams
F.T.W.
Blood Will Prevail
Ritual Of The Beast
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Axekiller
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Walpurgis Night

Redakteur:
Martin Schaich

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