Sounds Of Extreme Tour - Mühltal
04.03.2012 | 16:4508.02.2012, Steinbruch Theater
Die Death-Metal-Konzert-Saison beginnt 2012 verheißungsvoll. Denn mit KRISIUN, MALEVOLENT CREATION und VITAL REMAINS sind gleich drei Großmeister des Todesblei in deutschen Landen unterwegs, um zu beweisen wie lebendig der extreme Untergrund noch ist. Auf ihrer Eroberungstour haben sie dabei auch am Mühltaler Steinbruchtheater halt gemacht.
Extreme Temperaturen jenseits der Minus zehn Grad draußen und extreme Sounds im Inneren. So oder so ähnlich kann die Lage zusammenfassen, als wir am Steinbruchtheater in der Nähe von Darmstadt ankommen. Leider verpassen wir die belgischen PESTIFER knapp, die wegen Zeitmangels bereits zum Zeitpunkt des Einlasses auf die Bretter steigen mussten und laut Veranstalter gerade mal 20 Nasen gegenüber gestanden haben.
Dafür kommen wir gerade pünktlich, um TRUTH CORRODED zu erleben. Die Australier sind gut aufgelegt und zocken vor einer inzwischen gewachsenen Zahl an Besuchern ihren brutalen Death Metal herunter. Die Band freut sich scheinbar wie verrückt, auf der Bühne stehen zu dürfen und legt sich um so mehr ins Zeug. Dabei kullert der Bassist zwar fast von der Bühne, kann sich aber noch mal fangen. Besonders erwähnenswert sind auch die technischen Soli, die angenehm im Ohr hängen bleiben.
KARNAK können im direkten Vergleich nicht so gut mithalten. Denn ihr Geballer ist ziemlich gleichförmig und macht es schwer, Unterschiede zwischen den einzelnen Songs herauszuhören. Das scheint auch anderen Besuchern so zu gehen, weswegen einige den Gang in Richtung Raucherbereich vorziehen.
Danach erwartet die Zuschauerschaft aber bereits der erste Höhepunkt des Abends. Mit VITAL REMAINS kommt eine amerikanische Band auf die Bühne, die die brachiale Szene mitgeprägt hat. Da ist es kaum verwunderlich, dass es kuschelig wird in den ersten Reihen, während die Todesblei-Combo mit dem Intro von 'Hammer The Nails Down' einläuft. Als die ersten Riffs die Boxen verlassen gibt es kein Halten mehr, es wird gebangt und gefeiert, was das Zeug hält. In Darmstadt fällt Death Metal ja generell auf fruchtbaren Boden, aber heute ist die Atmosphäre besonders gut. Das merkt auch die Band und holt immer wieder Fans auf die Bühne. "My stage is your stage, don't be afraid to come up here!", gibt Fronter Scott Wily unmissverständlich zu verstehen und feiert mit jedem, der die Bühne erklimmt, die eigene Darbietung. Trotzdem findet er auch die Zeit, um MALEVOLENT-CREATION-Sänger Brett Hoffmann zum Geburtstag zu gratulieren und anschließend dem Publikum mit den Bandklassikern 'Hammer The Nails Down' und 'Dechristianised' sämtliche Birnen auszublasen.
Leider scheint auch die PA einiges abbekommen zu haben und beim folgenden Gig von MALEVOLENT CREATION kommt es immer wieder zu Soundproblemen. Schade, denn Geburtstagskind Hoffmann ist ebenfalls super aufgelegt und möchte sein Wiegenfest gebührend begehen. Anfangs wird es aber beim möchten bleiben. "We work our asses off and you can't hear it", gibt der etwas deprimierte Fronter zwischen zwei Songs zu verstehen. Denn teilweise kann man nur eine Gitarre und das Schlagzeug hören, während Hoffmann zwar wie ein Irrer ins Mikro schreit, aber kein Ton aus den Verstärkern dringt. Später kommt aber dann doch der volle Klang wieder und mit den relativ aktuellen Titeln 'Slaughterhouse' und 'United In Hate' neigt sich der Gig dem Ende zu. Der Abschluss ist triumphal und die anwesenden Zuschauer werden mit der Bandhymne 'Malevolent Creation' zufriedengestellt.
Und so geht es langsam auf Mitternacht zu, aber der offizielle Höhepunkt des Abends betritt in Form von KRISIUN jetzt die Stage. Diese bedanken sich brav fürs kommen und senden Grüße in Richtung Soundmann Oscar, der es schließlich doch noch geschafft, hat einen vernünftigen Sound hinzubekommen. Songs wie 'Ravager', 'Descending Abomination' und 'Vicious Wrath' bekommen so den Klang, den sie verdienen, und begeistern den immer noch sehr gut gefüllten Steinbruch. Der Powerlevel ist extrem hoch und die Brasilianer geben richtig viel Gas. Die rausgehauenen Riffs sind sauber gespielt und sind trotzdem schnell wie ein Lichtblitz. Weitere Hits wie 'Sentenced Morning' und 'Bloodcraft' begeistern vor allem die erste Reihe, die fast durchgehend die Birne schwenkt. Diese Leistung wird auch von der Band gewürdigt und immer wieder sehr dankbar in den kurzen Ansagen zwischen den Liedern erwähnt. Vor allem ein Besucher in der ersten Reihe mit einem KRISIUN-Tattoo auf dem Arm ringt den Südamerikanern einigen Respekt ab.
Einen weiteren Höhepunkt stellt auch das Drum-Solo dar, das Schlagzeuger Max Kolesne zum Besten gibt, während sich die beiden Saitenhexer eine kleine Pause gönnen. Für die Die-Hard-Fans ist die musikalische Klimax jedoch erst mit dem Bandklassiker schlechthin 'Black Force Domain' erreicht, der von Anfang laut stark gefordert wurde. Der Opener der gleichnamigen ersten KRISIUN-Platte führt dazu, dass die Menge noch einmal vollends ausrastet und alles gibt. Obwohl durchweg viel Bewegung in der Menge zu verzeichnen war und bereits alle Hits der Kapelle zu hören waren, fordern viele Besucher noch eine Zugabe – aber wie kann man ein solches Set noch toppen? Die Brasilianer lösen dieses Problem, indem sie Brett Hoffmann anlässlich seines Geburtstages noch einmal auf die Bühne holt und zusammen mit ihm die unsterbliche VENOM-Hymne 'In League with Satan' covern. Ein unerwarteter Leckerbissen, der durch den Überraschungsmoment noch süßer schmeckt und einen denkwürdigen Abend im Steinbruchtheater umso würdiger abschließt.
- Redakteur:
- Adrian Wagner