Steve Vai - Stuttgart
16.11.2005 | 01:0028.09.2005, Longhorn
STEVE VAI, einer der Gitarrengötter schlechthin, gibt sich am heutigen Abend in Stuttgart die Ehre. Wer ihn je auf der Bühne erlebt hat, der wird das so schnell auch nicht vergessen. Das Longhorn ist bei unserem Eintreffen um kurz vor halb neun rappelvoll und ERIC SARDINAS ist auch schon gut im Gange, so dass wir nur noch die letzten Minuten von ihm mitbekommen und sehen, wie er seine Gitarre mit Benzin übergießt und ansteckt. Offenbar entsprach das Dargebotene vollends dem Geschmack des Publikums, die den schlaksigen Gitarristen überschwänglich applaudierend in den wohlverdienten Feierabend schicken.
In der Umbaupause schweift mein Blick ins Publikum und ich muss feststellen, dass das Longhorn schon lange nicht mehr so gut gefüllt war, obwohl STEVE VAI und Co. eigentlich nur sogenannte "Musik für Musiker" spielen. Wobei die Musikerfraktion und -Polizei schon überdurchschnittlich vertreten ist. Mit einem breiten Kopftuch als Stirnband und Mantel betritt STEVE VAI mit seiner doppelhalsigen, auf der Oberfläche verspiegelten Ibanez-Gitarre die Bühne und wird standesgemäß von seinen Jüngern empfangen. Das Klangfeuerwerk wird zugleich mit 'Glorious' von "Real Illusions: Reflections" gezündet und von Anbeginn sorgt der Meister der sechs bzw. sieben Saiten für offen stehende Münder. "Herzlich Willkommen zur Lehrstunde!" wäre hier als Anmoderation sehr treffend gewesen, den was die Herren in den nun folgenden zweieinhalb Stunden auf der Bühne zelebrieren, sucht Seinesgleichen. Ein Orgasmus für Auge und Ohr! Gerade bei den Soli setzt Vai neben seinem handwerklichen Geschick auch noch seine gekonnte Gestik und Mimik ein, die durch das effektvolle Licht und das vor ihm positionierte Gebläse kunstvoll in Szene gesetzt wird. Es ist ein wahrer Genuss hier zu fotografieren.
Unterstützung findet STEVE VAI dieses Mal in seinem alten Weggefährten aus den seligen DAVID LEE ROTH-Zeiten: Billy Sheehan (Bass) sowie Tony MacAlpine (früher hauptberuflich Gitarrist, heutzutage überwiegend am Keyboard), Dave Weiner (Gitarre) und Jeremy Colson (Drums). Musikalisch ist diese Besetzung nur schwer zu toppen. Gerade mit Billy Sheehan liefert sich Vai immer wieder Solo-Duelle und beide stellen ihr Können mit einer fast schon an Arroganz grenzenden Leichtigkeit unter Beweis, was sicherlich so manchen Musiker im Publikum die Tränen in die Augen getrieben haben dürfte. Obwohl STEVE VAI als Perfektionist gilt, nutzt er immer wieder die Gelegenheit das Publikum in die Show mit einzubinden. Wie auch schon bei den anderen Shows zuvor ist das Programm in drei Teile eingeteilt, wobei der mittlere Teil ein Akustikset ist.
Zweifelsohne ist das Spektakel auf der Bühne unterhaltsam, mir persönlich fehlt jedoch ein Sänger, der hier und da sporadisch eingesetzt das Ganze ein wenig auflockern würde, auch wenn es im Mittelteil etwas entspannter zugeht. Die Setliste lässt keine Wünsche offen und deckt nahezu die volle Schaffensphase von STEVE VAI ab. Zweifelsohne eine gute Show, aber zweieinhalb Stunden Gitarrenvirtuosität ist dann doch nur was für Liebhaber, mir hätten in dem Fall auch schon neunzig Minuten gereicht.
Setliste STEVE VAI:
SET 1:
Glorious
The Audience Is Listening
Band Introduction
Building The Church
Crying Machine
Km Pee Du Wee
Solo Dave Weiner
The Reaper
Whispering A Prayer
Answers
Solo Tony MacAlpine
ACOUSTIC SET:
Strumming
Melissa's Garden
Sisters
Rescue Me
The Boy/Girl song
Red Bull
Call It Sleep
Pusa Road
Drum Solo
SET 3:
Midway Creatures
Bass Solo - The Suspense Is Killing Me (von Billy's Solo album "Cosmic Troubadour")
Becoming
Lotus Feet
I'm The Hell
ZUGABE:
Liberty
My Guitar Wants To Kill Your Mama
For The Love Of God
- Redakteur:
- Frank Hameister