Stone Sour - Köln
02.11.2006 | 11:2823.10.2006, Live Music Hall
Mein Gott, was hab ich die Jungens aus Iowa über die Decke gelobt. Meine Rezension zum aktuellen Langspieler "Come What(ever) May" glich einem Heiratsantrag, und auch sonst habe ich kein schlechtes Haar an ihnen gelassen. Ich sollte mich schämen, ich kleiner Fanboy. Tu ich aber nicht. Viel mehr habe ich begeistert auf die angekündigten Tourdaten für unsere Heimat gewartet. Und tada, da waren sie! Den 23. Oktober also ganz fett im Kalender angestrichen und meinen Platz reserviert. Eine gute Freundin geschnappt und auf ging's zur Live Music Hall. Eine Stunde vor Anpfiff hat sich schon eine kleine Warteschlange gebildet, alles ging aber recht zügig voran. Das sich in der Nähe befindliche Underground hatte mit etwas schlechterem Zulauf beim parallel laufenden DRAGONFORCE-Konzert zu kämpfen, was bei einer populären Band wie STONE SOUR allerdings auch nicht verwunderlich ist.
Den Weg vor die Bühne freigekämpft, die Musik, die aus den Boxen dröhnte, bis zum Start von FLYLEAF genossen und schon sprang das Quintett relativ pünktlich um 20 Uhr auf die Bühne. Frontfrau Lacey Mosley sah in ihrem Schwarzen Etwas mal wieder überaus reizend aus. Nicht nur äußerlich, sondern auch musikalisch befand man sich in Höchstform. Der Funke wollte aber anfangs noch nicht so recht auf die schon jetzt gut gefüllte Halle überspringen. Natürlich, es wurde frenetisch applaudiert, die Stimmung war aber nichts gegen die des Hauptacts. Wirklich gepowert haben nur ich und mein Nebenmann, den ich bis zu dem Zeitpunkt nicht mal kannte. Musik verbindet also doch Menschen ...
Man spielte alle Hits aus dem aktuellen, selbstbetitelten Album in einem glasklaren Sound runter, inklusive 'Perfect', 'I'm So Sick', 'Red Sam', 'Cassie' (spätestens hier hob sich etwas die Stimmung des Publikums), 'Fully Alive' und auch die Halbballade 'All Around Me'. Die Band rastete völlig aus, unterhielt gut, Ansagen waren außer einer winzig kleinen aber sehr rar gesät. Geniale Truppe, und sie kann sich live wunderbar präsentieren. Nach einer guten Dreiviertelstunde verabschiedete man sich auch schon wieder in Richtung Backstage-Bereich, die Hintergrundmusik läutete die halbstündige Pause ein. Zeit, sich etwas in dem Auftrittsort umzusehen, besonders haben mich die Preise für Durstlöscher, Alkoholpegelsteigerer und Merchandising interessiert. Und ich wurde umgehauen. Knapp 2,50 Euro für ein Kölsch, war das billigste alkoholische Getränk, welches man dort kriegen konnte. Je exotischer, natürlich desto teurer. Nicht anders sah das beim Merchandising aus. Fast 30 Euro für ein T-Shirt, 50 Euro für ein Kapuzenpulli und satte 15 Euro für ein Schweißband waren mir dann doch zuviel, obwohl ich schon seit geraumer Zeit nach etwas Vergleichbarem suche. In Online-Shops werden mir teilweise die gleichen Produkte für die Hälfte angeboten, da werde ich jetzt zuschlagen. Das nächste Problem zeigte sich um 21:15 Uhr, als die Herren von STONE SOUR die Bühne betraten. Nein, keine Angst. Die Truppe war geil, gleich mehr dazu, allerdings hat man den Club derartig vollgehauen, dass es kein ein und aus mehr gab. Wir wurden kurz vor dem Auftritt von obszönen Gestalten angesprochen, ob wir denn Karten benötigen. Der Schwarzmarkt lässt grüßen ...
Der Fünfer betrat die Bühne, die Lichter gingen aus, und nach dem ungewollt lustig wirkenden Intro 'The Final Countdown' von EUROPE ging das Publikum schon beim Opener '30/30-150' dermaßen ab, dass es eine Freude war. Die gesamte Setlist wurde von den Fans auswendig mitgesungen, es wurde gepogt, gebrüllt, die Hände wund applaudiert, gesprungen - oder um es in Corey Taylors Worten auszudrücken: "The crowd lost their heads".
Eine unglaublich tolle Stimmung, der Saal brodelte, kochte und die Temperaturen stiegen ins Unermessliche. Die Songauswahl von den beiden Alben war sehr ausgeglichen, inklusive den beiden Zugaben 'Hell & Consequenzes' und 'Get Inside' gab es vom Debüt sieben und von der 2006er-Platte sechs Songs zu hören. Zudem bewies der Frontmann wieder einmal seine sympathische Art und die tolle Fannähe. Es gab herrliche Ansagen, in denen er behauptet, wir Europäer schätzten die Rockmusik mehr als die Amerikaner, die Crowd wurde noch mehr angeheizt oder für das komplette Ausrasten gelobt. Das unaufhaltbare Abfeiern wurde lediglich durch die extrem geilen Balladen 'Bother' und 'Through Glass' ein wenig abgebremst, was aber durch entspanntes Mitgrölen der Textzeilen ersetzt wurde. Toll. Der Abend endete zwar schon nach etwa einer Stunde, was im Grunde zu wenig ist. Für mich aber genau richtig, irgendwann begann ich meine Beine nämlich nicht mehr zu fühlen. Die beste Anspache war allerdings, dass uns eine Rückkehr versprochen wurde. Im Glauben an Coreys Ehrlichkeit freue ich mich schon auf einen weiteren unvergesslichen Abend.
Setlist:
Intro ('The Final Countdown' von EUROPE)
30/30-150
Orchids
Take A Number
Made Of Scars
Reborn
Come What(ever) May
Your God
Inhale
Bother
Through Glass
Blotter
Cardiff
Tumult
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Hell and Consequences
Get Inside
- Redakteur:
- Daniel Schmidt