Strapping Young Lad - Münster-Breitefeld
29.06.2005 | 22:0409.06.2005, Live-Arena
Strapping Young Lad
Nachdem ich exakt um 19.07 Uhr an der Live Arena ankomme gibt es schon Mal die erste Überraschung: Es gibt noch keinen Einlass und ohrensichtlich haben STRAPPING YOUNG LAD noch ihren Soundcheck. Was aber sofort auffällt: Für nur zwei Deutschland-Dates ist es erstaunlich leer. Um 19.30 Uhr werden dann endlich die Tore geöffnet. Beim Gespräch mit den Tüstehern erfahre ich, dass beim Gig gestern in Essen auch nur 200 Nasen gesichtet wurden. Im Laufe des Abends hat sich's zwar gefüllt, doch letztenendes war die Live Arena noch nicht mal halb voll. Schade, denn da haben sich einige trotz Werktag, angenehmen Außentemperaturen und einem frühzeitigem Ende um 23.15 Uhr einen tollen Abend entgehen lassen. Doch der Reihe nach:
Exakt um fünf nach acht legen FEAR MY THOUGHTS los. Leider ist die Live-Arena kaum gefüllt und stageactingtechnisch reißt das Quintett auch keine Bäume aus. Da ist es positiv zu erwähnen, dass der Rhythmusgitarrist noch den aktivsten Posten darstellt. Aber eines muss man den Jungs lassen: Die Musik kann überzeugen! Während ’Sirens Singing’ eine leichte Power-Metal- und UNEARTH-Schlagseite auffahren kann, geht ’Windows For The Dead’ eher in Richtung KATAKLYSM. Abwechslungsreich ist die Chose auf jeden Fall. Vor allem der erwähnte Gitarrist post wie Joe Perry in seinen besten Zeiten. Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Sänger Grimassentechnisch locker mit Martin "Nusshörnsche" Schneider mithalten kann. Auch eine Leistung! Des Weiteren ist noch zu vermelden, dass der aktuelle GURD-Gitarrist bei den Jungs ausgeholfen hat. Was die Publikumsreaktionen angeht, so sind vereinzelt ein paar Kopfschüttler zu sehen, mehr aber auch nicht. Nach genau einer halben Stunde ist Schluss und die Combo wird mit Höflichkeitsapplaus verabschiedet.
Meine Herren! Wenn das nicht amtlich war, dann weiß ich auch nicht. Von den Vorbands an diesem Abend hatte ich mal wenig bis gar nichts erwartet - und dann solch ein Brett. Herrlich. Wie AT THE GATES zu ihren besten Tagen knüppelten sich FEAR MY THOUGHTS durch ein feines Set, das wirklich wenig zu wünschen übrig ließ. Hier und dort wirkte das Ganze noch etwas hüftlahm, und auch einige Übergänge holperten noch ein bisschen, aber das Gesamtbild würde ich mal wahlweise als "absolut klasse" oder "Hurrgha!" bezeichnen. Da freu' ich mich doch mal auf die neue Scheibe! Wer die Möglichkeit hat, den Fünfer mal live zu betrachten: Hingehen!
(Rouven)
Nach genau 20 Minuten Umbaupause betreten END OF DAYS die Bühne, und obwohl die Truppe über die selben beengten Platzverhältnisse verfügt, ist der Sänger in der ersten Minute aktiver als die komplette FEAR MY THOUGHTS-Mannschaft zusammen. Klar, hier geht es auf der Bühne mehr ab, aber musikalisch kann die Truppe nicht überzeugen. Die John Tardy-Vocals sind schon okay, aber dafür ist der musikalische Hintergrund zu monoton und kann keinen Meter an OBITUARY heranreichen. Am amüsantesten war noch der Sänger, der wie ein Maori beim Kriegstanz in die Knie ging und ganz evil das Publikum anstarrte. Außerdem scheint er das eine oder andere HAEMORRAGE-Konzert gesehen zu haben, denn immer wieder schlitzt er sich mit einem imaginären Säbel den Kopf ab. Ich weiß nicht wieso, aber die Truppe kommt in der Live-Arena besser an. Der Sound geht eher in Richtung Metalcore meets MORBID ANGEL mit OBITUARY-Gesang, wobei die Jungs meilenweit von der Klasse der Death-Pioniere entfernt sind. Einer der Gründe ist wohl der Drummer, der nach sechs Monaten Verletzungspause wieder auf dem Hocker sitzt. Die Midtempoparts sind ja noch ganz in Ordnung, aber wenn ein bisschen Gas ins Spiel kommt, dann sieht's eher mau aus.
Stageacting top, musikalisch naja. Hier wurde zwar mehr gebangt, aber über den Höflichkeitsapplaus kamen die Jungs auch nicht hinaus.
Das war jedoch im Vergleich zu STRAPPING YOUNG LAD Kindergeburtstag. Mit Spannung wurde der Einmarsch des "verrückten Kanadiers" erwartet. Und um genau 22.01 Uhr war´s dann endlich soweit. Wie langvermisste Freunde wurde die Band empfangen. Mit den beiden Eröffnungsstücken vom aktuellen "Alien"-Album, 'Imperial' und 'Skeksis', ging´s auch gleich los. Die Reaktionen waren da noch "verhalten", aber spätestestens beim "City"-Klassiker 'All Hail' gab´s kein Halten mehr. Das geniale war, dass für jeden was dabei war: Diejeningen, die Drum-Gott Gene Hoglan bei der "Arbeit" zusahen, wurden genauso wenig enttäuscht wie die Rübenschüttler. Dabei haben SYL es geschafft, genauso tight rüberzukommen wie auf CD - einziges Manko waren die Keys, die im Sound untergingen. Das war aber auch nicht so schlimm, denn die Stücke konnten auch so überzeugen. Vor 'S.Y.L.' bat Devin das Publikum leise zu sein. Als das der Fall war, legte er urplötzlich los wie die Feuerwehr. Allein die kranken Ansagen waren das Eintrittsgeld wert. Der Typ hat 'nen absoluten Sockenschuss! Als ob das nicht genug wäre, hat er wie ein Lama während des gesamten Gigs gerotzt und sich zwei bis drei Mal ordentlich den Riechkolben gereinigt. Da die Truppe ein ordentliches Tempo an den Start legte, wäre die eine oder andere Pause für Meister Devin himself nicht schlecht gewesen. Die Jungs und Mädels in den ersten Reihen haben bestimmt den einen oder anderen Tropfen von Devins Nasenflüssigkeit abbekommen. Lecker! Des Weiteren sei noch erwähnt, dass Gene Hoglan und Byron Stroud nicht nur Soundmäßig den Sound zusammenhielten, sondern auch Gewichtstechnisch in einer Klasse spielten. Apropos Hoglan: Was das Drumviech da geleistet hat war der Wahnsinn! Das, was dabei aus den Boxen kam und sein schon fast langweiliger Gesichtsausdruck; das passte nicht zusammen. Getrommelt wie das Tier aus der Muppetshow, aber das Kopfwackeln ging eher Richtung Teletubbies! Wie hats Rouven ausgedrückt: "Wenn die auf einem Festival gespielt hätten, wäre ich danach so am Arsch!"
Einzig bei 'Aftermath' gab´s Komplikationen, da Byrons Bass ausgefallen war, doch Devin wäre kein Profi, wenn er diesen Umstand locker umgehen würde. Beim Applaus danach sang Devin im selben Takt: "Touch my penis, grab my balls, fuck my dog!" Krank! Das darauffolgende 'Shitstorm' sollte das Konzert beenden. Doch die Live-Arena ließ sich nicht lumpen und forderte noch eine Zugabe. Die gab´s auch in Form von 'Detox'. Das war nochmal die letzte Gelegenheits sich die Schuppen vom Kopf zu schütteln. Mit dem Ausspruch des Abends beendete Devin einen genialen Gig: "We're STRAPPING YOUNG LAD and you are not!"
Nur eine Sache noch: Wer diese beiden Dschörmenie-Gigs verpasst hat, darf sich bis zum nächsten SYL-Besuch hier in den Allerwertesten beißen. Wohl bekomms und ein "All Hail" nach Kanada ... oder doch in Richtung Weltall? Überirdisch ...
(Rouven)
Setlist
Imperial
Skeksis
Veluet/All Hail
God
S.Y.L.
Rainy
Love
Relentless
Shine
Aftermath
Shitstorm
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Detox
- Redakteur:
- Tolga Karabagli