Subway To Sally/Saltatio Mortis - Annweiler

29.11.2004 | 04:49

19.11.2004, Hohenstaufensaal

Nach längerer Abstinenz hatte ich am Freitag, den 19.11. mal wieder die Ehre, für powermetal.de ein Konzert zu besuchen. Freundlicherweise konnte mich der powermetal.de-Workaholic Frank vom Bahnhof Landau nach Annweiler mitnehmen (Vielen Dank noch mal an dieser Stelle!).
Als wir um kurz nach 20 Uhr den Hohenstaufensaal betraten, waren SALTATIO MORTIS schon dabei die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Um durch die proppenvolle und bestimmt ausverkaufte Halle in die vorderen Reihen zu kommen, musste man sich schon ganz hinten durch die dicht stehenden Menschen quetschen und konnte so bemerken, wie lange die schön mit mittelalterlichen Wandgemälden ausgestatte Halle ist.
Da direkt neben der Halle im selben Gebäudekomplex eine Gaststätte einquartiert ist, vermischte sich der stickige Rauch- und Schweißgeruch im Laufe des Abends schön mit dem von frisch zubereitetem Essen.
Schweiß forderten aber nicht nur SUBWAY TO SALLY, die ja schon bekannt sind für ihre schweißtreibende Performance, sondern auch schon das Septett von SALTATIO MORTIS.
Diese gewannen innerhalb kürzester Zeit nicht nur die Aufmerksamkeit des Publikums, sondern hatten dieses auch schon sehr gut in der Hand, so dass es nur weniger Posen bedurfte, das Publikum zum Klatschen oder Springen zu animieren. SALTATIO MORTIS füllen mit ihrer Musik eine Lücke, da sie allein von ihrer Instrumentierung (Dudelsäcke, Drehleier, Schalmei usw.) noch eine stärkere Mittelaltermarkt-Stimmung auf die Rockbühne bringen als es SUBWAY TO SALLY oder IN EXTREMO machen. Natürlich sind die Grundrockelemente wie E-Gitarre, Bass und Schlagzeug für die großen Bühnen auch mit von der Partie. Da die Musik größtenteils tanzbar ist, dürfte sich diese Tournee für SALTATIO MORTIS wie ein Siegeszug anfühlen. Dazu kommen noch die perfekten Rahmenbedingungen, die ihnen der Headliner zugesteht: Es ist nämlich nicht selbstverständlich, dass eine Vorband 90 Minuten inkl. Zugabe spielen, eine tolle Lightshow bieten und zudem noch ein Feuerwerk abbrennen darf, welches an manchen Stellen sogar das der Hauptband übertrifft. So war von der Bühnendecke bis zur gegenüberliegenden Backstagetribüne auf jeder Seite je eine Zündschnur gespannt, die dann beim Höhepunkt der SALTATIO-Show über den Köpfen in Sekundeschnelle von der Bühne bis hinten abgefackelt worden ist.
An dieser Stelle merkt man, dass SUBWAY TO SALLY sich ihrer bis jetzt jedes Mal unter Beweis gestellten Live-Qualitäten so sicher sind, dass sie es sich erlauben können, SALTATIO auf diesem Weg unterstützen zu können. Lediglich der Gesangssound hätte noch ein wenig mehr Höhen, Klarheit bzw. Präsenz vertragen können. Im Gesamten war der Sound sehr gut erträglich und konnte fast ohne Gehörschutz ausgehalten werden.
Natürlich wurde beim Headliner der Regler noch etwas nach oben bewegt und der Sound war danach, wie ich das bisher von jedem SUBWAY-Konzert her kenne, glasklar und extrem druckvoll. Diese Band hat einfach ein sehr fähiges Mischerteam, was in der heutigen Zeit für Rockbands überlebensnötig ist.
Aber zurück zu SALTATIO MORTIS. Ich war die ganze Zeit der Auffassung, dass die Jungens aus Kaiserslautern und Umgebung kommen. Nach deren Ansagen aber zu urteilen, scheint wohl bloß der Hauptsänger Jörg alias Alea ein Lautrer zu sein. Witzigerweise habe ich diesen vor ein paar Jahren mal auf einem Mittelaltermarkt getroffen, als er nach Jahren des Rock-Coverns etwas in Richtung Mittelalter machen wollte. Als er in dem Gespräch dann auch noch den 'Traum vom Tod II' voller Inbrunst überzeugend und fast wie das Original angestimmt hat, war ich damals schon gespannt, was aus seiner Mittelalterband wohl wird. Na ja …, nur wenige Monate später konnten SALTATIO MORTIS dann auch schon auf hiesigen Mittelaltermärkten bewundert werden. Seitdem liegt in schöner Regelmäßigkeit ein neuer Output der Band vor, so dass der jetzige Erfolg von SALTATIO MORTIS hart erarbeitet und somit durchaus berechtigt ist.
Den Ansagen von SALTATIO MORTIS zufolge, geht fast jedes zweite Lied über Frauen, Liebe, Wein usw. So wurden des Öfteren die anwesenden Frauen aufgefordert, sich bei den Musikanten für die Nacht zu bewerben bzw. speziell bei Mümmelstein, für den wohl auch manchmal Schafe herhalten sollen (eine Kommentierung erübrigt sich).
Musikalisch bekamen die Anwesenden einen Querschnitt ihrer vier bisherigen Outputs zu hören, u. a. 'Falsche Freunde', einer der Titel, die gleich gut reingehen.
Interessant an SALATIO ist, dass sie sowohl die reinen Mittelalterfans mit ihren Mittelalter Unplugged-Platten und die Rock-Fans mit ihren Mittelalter-Rock-Platten bedienen. Marketingtechnisch haben sich die Jungs das schon gut durchgedacht. Die Sicherheit und Routine, mit der sie das Publikum in der Hand hatten, erinnerte teilweise etwas an die von SUBWAY TO SALLY, die darin wahre Meister sind. Natürlich bestehen aber trotzdem noch große Unterschiede zwischen beiden Bands, was zum einen die eben angesprochenen Zielgruppen und zum anderen die Musikalität und das Textniveau angeht. Aber nicht jeder anspruchsvolle Text muss deshalb gleich besser sein und livehaftig muss es in erster Linie mal gut klingen und das tut es bei beiden Bands. Einen Ingo Hampf an der Klampfe haben auch nur SUBWAY TO SALLY und stechen, was u. a. groovende Brachial-Riffs gepaart mit timingsicheren, atemberaubenden Soli angeht, aus sämtlichen deutschen Bands absolut hervor.
Was beim Großteil des Publikums – außer bei mir und noch ein paar anderen – gut ankam, war die letzte Zugabe von SALTATIO MORTIS. Mit 'God Gave Rock'n'Roll To You' im Umpa-Rhythmus im Refrain und das ganze gar nicht mal so besonders gut gespielt, haben sie bei mir – obwohl ich das Lied im Original eigentlich mag – nicht unbedingt Pluspunkte gesammelt. Der Stimmung im Saal war es aber zuträglich und von daher geht das dann auch voll in Ordnung und der Auftritt kann als voller Erfolg gewertet werden.

SETLISTE SALTATIO MORTIS
1. Trommeln
2. Tanz der Tänze
3. Heuchler
4. Mea Culpa
5. Junges Blut
6. Dessous
7. Cantiga Alhambra
8. Palästinalied
9. Sehnsucht
10. Falsche Freunde
11. Dunkler Engel
12. Insel
13. Kenavo

14. God Gave Rock'N'Roll To You
15. Licht und Schatten


SUBWAY TO SALLY habe ich mittlerweile zum sechsten Mal gesehen und wusste daher was mich erwartete: nämlich nichts anderes als eine der besten Live-Bands auf diesem Globus. Diese Band hat jeden Zentimeter ihres Erfolgs gnadenlos verdient. Wer schon seit Jahren sich nicht zu schade war, in den kleinsten Löchern in Deutschland zu spielen, verdient Respekt. So traten sie z. B. meines Wissens damals zum ersten Mal zu "Foppt den Dämon"-Zeiten in Kaiserslautern in einer kleinen Kneipe namens "Abwärts" (jetzt "Underground") auf und konnten dort mit einem über zweistündigen Set alle eher etwas verhaltenen Anwesenden in einem glasklaren und druckvollen Sound derart überzeugen, dass diese tanzten und Ringelrein tanzten. In der Folgezeit war der Erwartungsdruck für SUBWAY TO SALLY-Konzerte um ein Vielfaches höher. Doch diese Erwartungen konnten sie bis jetzt immer voll und ganz erfüllen; so auch an diesem Abend. Auch wenn sich die Musik geändert hat und das Ringelrein-Tanzen dem Hüpfen und Pogen gewichen ist, so ist diese Band live einfach unschlagbar.
Gestartet wurde das Konzert ohne Introfirlefanz lediglich mit dem mehrstimmigen Satzgesang von 'Hexe' und im Folgenden dürfte wohl jeder der Anwesenden auf seine Kosten gekommen sein, auch wenn vielleicht das ein oder andere Lied noch gefehlt hat. Ich jedenfalls war irgendwann nach der ersten Zugabe am Ende und musste mir die Show von hinten anschauen. Stilistisch hat sich an der Bühnenpräsentation seit der "Herzblut"-Tour nicht allzu viel geändert – warum auch. Die harten Groovenummern des letzten Albums gingen durch Mark und Bein und Fischs Gesang war wie immer präsent und ausdrucksstark. Feuerspuckattacken durften ebenso wenig fehlen wie das akustisch dargebotene geniale 'Kleid aus Rosen', was eine willkommene Einladung zum Verschnaufen war. Genug der Worte! Schaut Euch SUBWAY TO SALLY an, wenn sie das nächste Mal wieder kommen!

SETLISTE SUBWAY TO SALLY
1. Hexe
2. Unsterblich
3. Knochenschiff
4. Rose im Wasser
5. Kruzifix
6. Traum vom Tod
7. 2000 Meilen unterm Meer
8. Die Schlacht
9. Veitstanz
10. Kleid aus Rosen (akustisch)
11. Haughs of Cromedale
12. Herbstzeit
13. Sabbat
14. Alle psallite
15. Mephisto
16. Henkersbraut
17. Herrin des Feuers
18. Sag dem Teufel
19. Ohne Liebe
20. Falscher Heiland

21. Wenn Engel hassen
22. Kleine Schwester

23. Horo
24. Grabrede
25. Die Räuber

26. Abendland

27. Arche (akustisch)

Tilmann

Redakteur:
Tilmann Ruby

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