Such A Surge - Ulm
29.10.2000 | 05:0407.10.2000, Roxy
Manchmal haben Konzerte irgendwie etwas von einem Lottospiel ..... wieso? Man geht hin, ohne eigentlich groß daran interessiert zu sein bzw. macht mit, denkt aber nie im Leben daran auch nur 3 Richtige auf seinem Lottoschein zu haben. So ähnlich ging’s mir jedenfalls als ich mich an diesem Samstag Abend Richtung Ulm in Marsch setzte. Such A Surge gut und nett, aber seit der doch mehr wie sperrigen und teils langweiligen “Agoraphobic Notes” Scheibe, hab ich die Braunschweiger Crossover-Helden mehr oder minder aus dem Blickfeld verloren. Gut, wenn sie dann doch schon mal in der Gegend sind ..... naja, nach so langer Zeit rück ich sie mir halt dann doch mal wieder für ein paar “Minuten” ins Blickfeld.
Was soll ich sagen, wie erwartet keine 3 Richtigen und erst recht kein Sechser mit Zusatzzahl, aber Wunder gibt’s bekanntlich immer wieder - ganze 4 mit `ner starken Tendenz zu 5!!!!!! Heißt im Klartext - das 3er Package war der Hit!!!
Aber jetzt mal der Reihe nach und ohne verwirrende Exkurse ins Lotteriebiz: gegen 20 Uhr ging‘s los mit den sympathischen Neo-Groove-Metalern Emil Bulls aus München. Hab schon von ein einigen Leuten im Vorfeld gehört, daß die Jungs live mächtig abgehen würden. Davon konnte ich mich an dem Abend dann auch 110%ig livehaftig selbst überzeugen. Die Bayern mögen wohl im Schnitt noch keine 20 Lenze zählen, geben sich aber auf der Bühne als ob sie mindestens schon eben so lange auf solchen ihr Unwesen treiben würden. Absolut souverän zog das Sextett seinen 30 minütigen Set durch, gekrönt von dem genial umgestrickten A-HA Cover “Take on Me”. Die Jungs wußten wirklich zu gefallen, allen voran der Knabe am Mikro, der mich gesanglich zeitweise an Chino Moreno erinnerte, allerdings mit wesentlich mehr Konstanz und Variabelität in den Stimmbändern. Noch `ne Prise mehr Eigenständigkeit für die Zukunft und die Emil Bulls sind auf dem Weg nach oben ...... die Zuschauer in Ulm sahen es ähnlich und waren gleichfalls begeistert!
Dover standen als nächstes auf meinem “Lottozettel zum Glück”!
Sollte man die kennen ..... ich jedenfalls nicht. Links und rechts sollte man mir dafür eine runterhauen! Ich nehm’s gleich vorweg ... DAS HIGHLIGHT des Abends! Müßte ich den Sound des Vierers beschreiben würde ich wohl sagen, “man nehme die Lemonbabies und würze das ganze mit `nem kräftigen Schluck Rock’n`Roll und `ner MSP (“Messerspitzte” für alle Nicht-Köche”) Punk”. Die Lemonbabies deshalb, weil die Frau am Mic organmäßig ziemlich ähnlich klingt wie Diane von den Berlinerinnen mit einer kleinen Ausnahme allerdings - hab die Lemonbabies-Fronterin noch nie wie ein Lama rumrotzen sehen, wie es “Frau Dover” gebracht hat. Ohne Rücksicht auf Verluste wurde alles vollgekotzt - besonders spaßig, “treffe ich den Kollegen am Bass oder nicht”, der natürlich mit `ner Salve zurückfeuerte - kult! Ach ja, Musik wurde auch gemacht - das volle Rock’n’Roll-Brett halt. Festhalten und anschnallen, ganz einfach! Übrigens, hat jemand `ne Ahnung wer zur Zeit die Weltmeisterin im “Kaugummiblasen blasen” ist? Wenn nicht, dann bin ich mir ziemlich sicher, sie spielt bei Dover die Leadklampfe ..... selten einen kurzweiligeren Gig gesehen wie diesen. Einfach Klasse, auch wenn’s das Publikum wohl nicht ganz so sah oder wie soll ich die eher verhaltenen Reaktionen deuten?
Ein Vierer war mir jedenfalls bis dato sicher!
Punkt 22 Uhr hieß es dann für Such A Surge zum vorletzten Mal auf dieser Tour (und wohl auch für die nächsten 15 Monate) - “Lights out, Spot on!”. Mit sparsamer, aber effiktiver Lightshow, Diaprojektionen und einem schweine druckvollen Sound (Anmerkung: der Sound war bei allen Bands ausgesprochen gut und vorallem nicht zu laut und nicht zu leise; RESPEKT) ließen die Mannen um die Fronter Oli und Michel ihre Hits auf die ca. 700 - 800 mehr wie begeisterten Anwesenden los. Es ist schon beeindruckend zu sehen, wie die Zwei an ihren Mikros eine Meute zu dirigieren wissen, während der Rest ein absolut solides Fundament unter die Songs zimmert. Zwischen den etatmäßigen Surch Song kamen auch vereinzelt Tracks ihres Nebenprojekts Pain in The Ass zum Einsatz, bei denen Oli durchaus als stimmlicher Zwillingsbruder von Lou Koller durchgehen würde. Nach mehreren Zugaben und einer Songauswahl durch alle Alben endete der ca. 80 Minuten dauernde Set der Braunschweiger mit “Gegen den Strom” vom Erstling “Under Pressure”. Allerdings doch wesentlich schneller als auf Konserve, was aber nun wirklich niemanden unter dem mehr als bunten Publikum zu stören schien (vom Black Metaler, Hip-Hopern, Bravo-Girls über wirklich ältere Semster war alles vertreten). Einziger Negaiv-Punkt beim Headliner war wohl die unfreiwillige Unterbrechung, die eingelegt werden mußte, nachdem Stagediver Fronter Michel äußerst unsanft ins Publikum mitzogen. Dieser war im Anschluß dann auch äußerst angeschlagen, konnte aber weitermachen. Verständlicherweise reagierte er dann hinterher auch ziemlich gereizt, als auf der Bühne wenig später immer wieder von Divern angerempelt wurde. Diven gut und recht, aber ohne Band geht’s halt nicht ... think about it!!!!!!
Fazit: Wäre schön gewesen, ich hätte hinterher doch die Kohle für 5 Richtige bekommen, aber der Abend hat sich mehr als gelohnt und hat mir dann doch die Augen geöffnet - gute Konzerte, auch wenn man’s nicht unbedingt erwartet sind wohl doch häufiger, als ein satter Lottogewinn ..... geb die Hoffnung den Jackpot irgendwann zu knacken trotzdem nicht auf!
- Redakteur:
- Oliver Kast